Fast 1000km reichen bei weitem nicht für den
Hansemarathon
Der Plan war, zünftig mit dem VM nach Berlin zu reisen, den ARA BB 1000km Brevet alias Hansemarathon zu fahren und am folgenden Tag die Familie zum Urlaub auf Rügen zu treffen, wo meine Mutter lebt.
Also Brouter befragt und einen Track von Nordhorn über Hannover nach Berlin berechnen lassen.
Am Wochenende den Milan gecheckt, vorne rechts einen neuen Schlauch aufgezogen und beladen.
Zu meiner großen Freude signalisierten @knightrider und @meetoo, dass sie auch teilnehmen wollten. Da sie mit dem Bully nach Berlin Reisen wollten, bekam ich noch eine nette Einladung zum Kaffee in Halen, das war fast kein Umweg . Die von Thomas sogenannte VM Autobahn bis Petershagen fuhr sich, wie versprochen super (bis auf den Abschnitt, der gerade frisch und überreichlich mit Splitt gestreut war, das haben die Reifen aber überlebt.
Um 16:00 Uhr in Hannovererreicht, das bot die Gelegenheit mit meinem Sohn ein Eis zu essen und noch beim Räderwerk vorbei zu schauen. (Das famose kleine leichte autarke Rücklicht war irgendwo auf der Strecke geblieben und es schaltete sich auch etwas komisch). Das mit dem Rücklicht ging schnell, aber den neuen Schaltzug zu montieren dauerte etwas länger. Drei Drähtchen waren noch intakt. Da glaubte ich noch Glück gehabt zu haben.
Ich bin dann noch abends ohne Verkehr aus Hannover raus bis hinter Lehrte gefahren um die unbekanntere Etappe nicht auch noch viel länger zu haben. Die Route über Lehrte, Gifhorn und Stendal fuhr sich ziemlich gut, sie war wohl besser, als
@knightrider's Erfahrung, dass östlich von Hannover das Belgien Deutschlands sei.
Früh morgens wieder einen Schlauch rechts vorne montiert, das Schützenfest in Hannover hatte mir noch einen Schleicher durch Glassplitter beschert.
Nur 10 km später platzte der Reifen, ja klar vorne rechts, und diesmal hatte ich Schwierigkeiten mit Ventil, Pumpe...
Aber das Wetter war gut, es fuhr sich gut, ich kam gut voran. Bald merkte ich jedoch, dass an diesem Tag meine rechte Achillessehne Ärger machen wollte. Als sich das nicht mehr wegdiskutieren ließ, die Reiseapotheke ausgepackt- Diclo nicht dabei
.
Die nächste Stadt war Stendal, da kam ich aber so merkwürdig durch, dass ich keine Apotheke sah, und umkehren? Nee nee.
Tangermünde ist auch noch am Weg -und sehr hübsch. Der Umweg zur Apotheke am Markt und zurück durch malerische Kopfsteinpflastersträßchen bis zur Elbbrücke kostete sicher ein Stunde. Immerhin wurde bald die Sehne gefühlt besser.
Brandenburg zog an mir vorbei, es gab vor und durch Nauen ein heftiges Gewitter. Und viele Polizeifahrzeuge, ein ganzer Konvoi von Kleinbussen kam mir zunächst entgegen.
Es hörte auf zu regnen, ein solche P-bus überholt, Kelle...
"ist ja ganz schön schnell" "ja" "ist das elektrisch?" "nein" " haben sie dafür Papiere? "" nein" "wie ist das mit der Beleuchtungsanlage?"
Uups, der Akku schwächelt, Lichtkanone und Scheinwerfer wollen nicht mehr gemeinsam. Und das autarke Rücklicht hatte ich im Regen natürlich noch nicht eingeschaltet. Also Akku gewechselt und dann war alles klar."Gute Fahrt- und achten Sie darauf, dass das Licht auch funktioniert!"
Na klar, in meinem ureigensten Interesse (sonst kann mich ja keiner sehen
)
Kurz danach Einlaufen in
Berlin, gegen 18:00.
Hotel finden, duschen, Bruder zum Essen treffen, schlafen, ein schöner Abend!
Am nächsten Morgen Start. Schon im Hinterhof des Hotels machten zwei Randonneure ihre Fietsen klar, die beiden sollte ich noch häufiger sehen.
"bist du der mit dem VM? Ich hab auch eins, ein EvoK, aber ich will es wieder verkaufen, ich passe mit den Schultern nicht rein." ??? Sitzprobe in meinem Milan GT: tatsächlich dieser Kerl hat so breite Schultern, dass er auch im Sturmvogel auf Press sitzt
.
Wir rollen zusammen die paar hundert m zum Start und im Hostel ist der Bär los: Massen von Schülern drängen mit ihrem Gepäck auf die Straße und Horden von Randonneuren laben sich vor dem Start.
Die drei Velonauten stellen sich zur ersten Startgruppe auf.
Und dann geht's los, in Audax- Modus durch die Stadt war angesagt, ich lasse es also gemächlich hinterherrumpeln. An der ersten richtigen Kreuzung schiebt sich auf einmal ein LKW dazwischen, bremsen, verschalten, alles eins.
Die Gruppe war weg, ich steige aus und schiebe über den Bürgersteig "ich bin sofort weg" Steige wieder ein - Kettensalat
.
Auspacken, auf die Seite legen, Handschuhe anziehen und losfriemeln.
Das Orgaauto hält und hilft (hält
die Kette) und mit ein paar hässlichen Geräuschen ist die Kette wieder drauf. "da ist was gerissen, der Schaltzug ist kaputt" war der Kommentar von meinem freundlichen Helfer.
Fand ich erst mal nicht, schließlich blieb die Kette hinten auf dem großen Ritzel, aber irgend etwas war schon oberfaul.
Während ich mir am Vortag mir dem neuen Zug am Drehgriff trotz Handschuh fast eine Blase beim Runterschalten geholt hatte, drehte der Griff jetzt locker leicht nach unten und wieder zurück, hinten schaltete bloß nix mehr. In dieser Zeit rauschte auch Startgruppe 2 vorbei.
Also ein Gang (#1) zur Not auch auf dem kleien Kettenblatt fahrbar, mit Zappelkadenz an 30km/h heran möglich zum ausrollen lassen
. So erst einmal aus Berlin heraus. Natürlich wiedermal als allerletzter, wie bei PBP letztes Jahr.
Dan kam schönes wechselndes, etwas wellig Gelände mit viel Seitenwind.
Ich übte mich.
In Geduld.
Im Ausrollen lassen.
Im Genießen, wie verteufelt effizient diese Milankarosse ist, wenn der Seitenwind in der Ebene über mehrere km reicht, deutlich über 30 zu rollen.
Im Verdrängen der Vorstellung, wie saugeil das mit allen Gänge zu fahren sein müsste.
Und verabschiede mich von der Vorstellung, dass schnelles Pedalieren fast ohne jede Kraft der Achillessehne gut tun müsste - die muckte munter weiter und musste durch regelmäßige Diclogabe ruhiggestellt werden.
Zwischenzeitlich hörte der Regen auch wieder auf, der Wind, mein Freund und Helfer blies mich aber treu weiter voran.
Bald nach Berlin traf ich meinen beiden Randonneure wieder, einem war ein Pedal abgebrochen, sodass auch sie einen pannenverzögerten Start hatten. So trafen wir uns bis zur zweiten Kontrolle immer einmal wieder.
Ich muss sagen, die Uckermark und die ganze Veranstaltung hatte ich unterschätzt: wellig, holperpisten über Kilometer, Baustellenumfahrumgen durch das Nirgendwo, Windbrüche durch Überschlagen des vom Wind wieder aufgerissenen Lukendeckels...
zwischendurch dachte ich tatsächlich, bis Rügen zu Muttern und Schluss.
Bis zur ersten Kontrolle fast die gesamte Zeit gebraucht, aber langsam wurde es wieder etwas besser. Und hübsch immer wieder.
Die Sonne ging langsam unter
In Ankam wieder von der Rennleitung angehalten, dieses Mal von hinten mit Blaulicht, rechts ran, sie hielten auch, steigen aus standen vor mir - und sagten nichts. Was kann ich für Sie tun? " Wir interessieren uns für Ihr Fahrzeug." Sehr nett
.
Und dann kam tatsächlich Usedom, man hatte sich das alles gezogen.
Fortsetzung folgt