Brevet Brevet-Berichte 2014 [Sammelthread]

Hallo Andreas,
schade, dass Du nicht ins Ziel gekommen bist. Aber Du hast meinen großen Respekt, dass Du es versucht hast, die hm zu bewältigen.
Gruß Norbert
 
Ne Andreas,
was suchst du dir auch für Harte Strecken aus...;)

Ein paar Kilos runter würden mit Sicherheit helfen.
Ich finde es übrigens nicht schlimm durch die Nacht zu fahren, 36h wach sein geht eigentlich ganz gut.

Mit Schlaf wäre bei mir der 600er letztes Jahr bei Rainer in Spich auch eng geworden.

Mit leerem Magen fährt es sich nicht gut...
Ich habe bei langen Brevets Essen für ca 400km bei. Ist aber auch noch verbesserungswürdig.

Tschö
René
 
Merselo 600km Brevet 'Mooi Nederland'

Ein 600er Brevet stand dieses Jahr eigentlich von Anfang an auf dem Plan. Irgendwie hatte ich aber nur die ARA Brevets in meiner Umgebung auf dem Schirm, also Niederrhein, Weserbergland und Emsland. Viel weiter wollte ich dafür nicht fahren, die Termine lagen mir aber zu nah am Flèche bzw. der Emsland 600er lag auf dem Burning-Roads Termin, wo ich mich bereits lange angemeldet hatte.
Gaby hat mich dann ja freundlicherweise an die Holländer erinnert, der Termin bei Jan van Osch in Merselo passte dann kurzfristig perfekt in den Familienterminplan.

Nun gab es kein zurück mehr, der erste Superrandonneur nach erfolgreichen 200, 300 und 400km am Niederrhein musste her.
Also ging es Samstag in der Früh um 5:00 Uhr los, ich musste noch Jörg in Münster abholen und auf der Cyclevision absetzen, die praktischerweise wenige Kilometer von Merselo stattfand. Das hat auch alles prima funktioniert.

Der Start in Merselo findet an der alten Windmühle dort statt, da ich mich vorher angemeldet hatte, lag auch schon ein Kontrollheftchen für mich bereit. Ich schätze mal, dass so etwa 25 Teilnehmer am Start waren, ich habe nicht alle auf einem Haufen gesehen, da ich etwas zu lange für den Radzusammenbau auf dem Parkplatz benötigt habe. So habe ich auch verpasst, dass Jan Geburtstag hatte, nur das Ständchen habe ich gehört.
Die liegende Beteiligung war wohl wegen der Cyclevision nicht sehr hoch, aber Hajo hat kurz vorbeigeschaut, ist aber nicht mitgefahren. Ausser Gaby im Quest XS und Achim im Strada waren liegend noch Jaap (Mitte 70?, Respekt!) aus Zeeland auf ich glaube M5 Shockproof 559 und Manfred Tinnebor auf seinem Carbon Highracer am Start.

Zum Start um 8 hatte ich wie gesagt leichte Verspätung, dann schliff noch das hintere Schutzblech und der Tacho funktionierte nicht. Das fing ja gut an! Nachdem das gerichtet war, musste ich erstmal den entstandenen Rückstand wieder aufkurbeln, eigentlich wollte ich nicht so schnell anfangen.
Die Strecke lief auf den ersten ca. 200km nach Westen, immer die niederländisch-belgische Grenze entlang, teilweise sind wir also auch durch Belgien gefahren.
Nachdem ich den Rückstand aufgeholt hatte, bin ich wie geplant die ganze Runde mit Gaby und Achim zusammen gefahren.
Gen Westen ging es auf schönen ruhigen Sträßchen und Wegen, oft auch an Kanälen entlang, wir hattem zwar Gegenwind, der hielt sich aber in Grenzen.
Noch vor der ersten Kontrolle standen auf einmal Jan und seine Frau am Straßenrand, die zweite Geheimkontrolle meiner noch kurzen Randonneurskarriere. Eigentlich wäre eine Geheimkontrolle gar nicht nötig gewesen, abzukürzen gabs da nichts. Ich glaube, Jan wollte einfach mit allen noch ein Schwätzchen halten;)
Die erste Kontrolle war dann nach 100km in Zundert an einer vielbefahrenen und bevölkerten Einkaufsstraße, das war etwas blöd. Die Velomobile wurden ziemlich beglotzt. Nach dem Stempeln war Achim auf einmal verschwunden, tauchte aber nach einiger Zeit wieder auf mit zwei Riesentüten Krentenbollen:rolleyes:, eine davon musste ich in meine eh schon vollen Taschen stopfen:D

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Der zweite Abschnitt führte uns dann weiter gen Westen, bis wir Zeeland erreichten. Die Fahrt an der Westerschelde entlang fühlte sich wie Urlaub an. Die Sonne schien zeitweise, was die Schafe auf dem Deich gedacht haben möchte ich lieber nicht wissen, sie schauten die beiden weissen Velomobile jedenfalls komisch an und blökten dazu...
An der zweiten Kontrolle in einem Cafe hatte die Bedienung trotz geringem Gästeaufkommen so gar keine Lust uns zu bedienen, so sind wir dann trotz wachsendem Kaffedurst schnell weiter.
In Goes kamen wir direkt an Jaaps Zuhause vorbei, so ist dann wohl auch erklärt, warum er nachdem wir ihn überholt hatten, auf einmal wieder vor uns auftauchte. Zu Hause kennt man alle Abkürzungen:whistle:
Bisher war es schön flach, jetzt galt es die Zeelandbrücke über die Oosterschelde nach Schouwen-Duiveland zu erklimmen. Die ist ganz schön hoch (für Holland:p)
Nach der langen Überfahrt konnten wir in Zierikzee endlich unseren Kaffedurst stillen, dazu gabs wie sich das an der See gehört eine Portion kibbeling met frietjes.
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Frisch gestärkt ging es weiter mit dem Zeeländischen Inselhopping. Der Brouwersdam schliesst das Grevelingenmeer von der Nordsee ab und verbindet Schouwen-Duiveland mit Goeree-Overflakkee. Da auf dem Brouwersdam Ende Juni immer ein großes Festival stattfindet, konnten wir nicht den direktesten Weg nehmen, sondern mussten einmal die Dammseite wechseln, was aber tatsächlich kein Problem war. Auf Goeree-Overflakkee konnten wir Achim überreden, die Originalstrecke durch die Dünen zu nehmen, er wollte da eigentlich wegen des Sandes und des ständigen auf- und ab nicht lang. Dass in den Dünen ein willkommenes Toilettenhäuschen (wir hatten alle je zwei große Tassen koffie verkeerd intus:ROFLMAO:) zu finden war, hat ihn etwas besänftigt... War auch gar nicht so schlimm. Das Toilettenhäuschen auch nicht:eek:

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Mit dem Verlassen von Zeeland kamen wir nun in dichter besiedeltes und industrialisiertes Gebiet, Rotterdam liegt in der Nähe. In Rozenburg wartete die erste Fähre leider nicht auf uns, sie war gerade weg, als wir ankamen um den Maasmündungsarm 'Scheur' nach Maassluis zu überqueren.
Naja, ich habe die Zeit dann halt genutzt, den Beutel Krentenbollen etwas zu erleichtern. Gerade als die Fähre den Rückweg fast hinter sich hatte, kam ein Grüppchen Ranndoneure heran, die hatten das irgendwie (sie wollten es uns nicht verraten) besser getimed. Naja, auf der Fähre wurden dann natürlich wieder die üblichen Witzeleien untereinander ausgetauscht:ROFLMAO: Sind schon ein spezielles Völkchen, diese Ranndoneure...

Teil2 folgt.
 
Ein schöner Bericht :):)
ich kann mich richtig in die Tour durch die Niederlande versetzen, da ich Teile davon schon selbst gefahren bin.
Achim - mit seinem "Kühlschrank" - hat wohl seine "Liebelingsbrücke" in Zierkzee gemieden :whistle::whistle::whistle::whistle:

Bin gespannt auf den 2. Teil.

Gruß Klaus
 
Merselo 600km Brevet 'Mooi Nederland' Fortsetzung

Jetzt hatten wir also nach der ersten von zwei Fähren erstmal Begleitung, die uns hartnäckig verfolgte.

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Die Provinz Zuid-Holland ist doch sehr dicht besiedelt, es wurde jetzt immer städtischer. In Delft erreichten wir bei Kilometerstand 268 in einem Wohngebiet eine unheimlich geheime Geheimkontrolle. Unheimlich geheim, weil, sie war im offiziellen Track als Geheimkontrolle eingezeichnet. Hier wurden wir von zwei sehr netten Menschen (die Namen sind mir komplett entfallen, und wer war eigentlich der Hausherr?) bewirtet. Es gab eine weitere niederländische Spezialität, Nasi mit kipsaté, frisch aus der Mikrowelle:D, selbstgemacht war das glaube ich nicht, ich hoffe, ich tue da keinem Unrecht. Aber egal, es schmeckte jedenfalls. Da wir unserer Fährenbekanntschaft ein paar entscheidende Minuten abgenommen hatten, konnten wir uns die besten Plätze auf dem Outdoorsofa im kleinen Garten sichern. So musste der Kreislauf sich nicht groß umstellen:LOL:.
Es war schon fast 22 Uhr, als wir wieder aufbrachen, die Dämmerung setzte nun schon so langsam ein. Zur nächsten Kontrolle waren es noch 20km, auf dem Weg dorthin färbte der Himmel sich schön kitschig rosa.
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Die Kontrolle bei Kilometer 288 fand in einer Kneipe statt, bevor es wieder einmal in die Dünen gehen sollte. Das haben wir uns geschenkt, und sind parallel dazu gefahren. Angeblich hausen in diesen Dünen gefährliche Kamikazekarnickel, die des Nachts gerne Velomobil-Rammspiele veranstalten. Hab ich mir jedenfalls aus glaubwürdiger Quelle so sagen lassen:ROFLMAO:
Die 90 km zur nächsten Kontrolle bei km 378 in Berkhout fanden in fortschreitender Dunkelheit statt, es war wohl doch gut, die Dünen auszulassen. Irgendwo fand ein Feuerwerk statt, welches wir allerdings nur hören konnten. Zum Glück kein Gewitter! Bis jetzt hatten wir ja Glück mit dem Wetter.
Auf dem Weg galt es, die zweite Fähre über den Noordzeekanaal zu nehmen, die natürlich gerade abgelegt hatte, als wir ankamen:cry:. Zum Glück fährt die Fähre 24h jeden Tag, so dass wir nicht allzulange warten mussten. Die Fähre war im Begriff anzulegen, als ein paar bekannte Gestalten auftauchten und überhaupt nicht warten mussten:mad:
Kurz haben wir überlegt, den Jungs mal eine echte Aufgabe zu stellen und ihre Räder von der Fähre zu schmeissen. Irgendwie muss man sich ja nachts wachhalten, dumme Gedanken und Frotzeleien untereinander können da durchaus helfen.
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Weiter ging es in der Gruppe durch die Nacht, durch einen kleinen Navigationsfehler meinereinerseits habe ich sie dann verloren. Manfred hat mich zum Glück auf meinen Fehler aufmerksam gemacht. Zum Dank habe ich ihn dann bei der Aufholjagd erstmal abgehängt und dann das ganze Restbrevet nicht mehr gesehen, sorry, Manfred.
Die Autobahntankstelle in Berkhout zur 4. Kontrolle erreichten wir um 3:50 in der Frühe auf abenteuerlichen Pfaden, letztes Jahr sollen sich hier Leute mächtig langgemacht haben, da Steine in der Pflasterung fehlten. Wir haben es jedenfalls geschafft und hatten die Wahl zwischen McDonalds und Tankstelle, wir wählten die Tanke.

Zwischen uns herrschte irgendwie die stille Übereinkunft, ohne Schlafpause durchzufahren. Die einsetzende Morgendämmerung machte es wieder etwas leichter, noch 20km bis zum Houtribdijk Enkhuizen-Lelystad, der Deich trennt Ijsselmeer und Markermeer.
Auf das Stück habe ich mich besonders gefreut, leider brauten sich im Norden dunkle Wolken zusammen, der Wind wurde nun stärker und drehte auf nördlichere Richtung.
Wir haben es dann noch so gerade eben mit halbem Rückenwind vor dem Gewitter nach Lelystad geschafft, als der Himmel seine Schleusen aber sowas von öffnete, dass selbst meine beiden Velomobilisten Schutz unter einer Brücke suchen wollten.
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Trotzdem war ich schon klitschdurchnass, trotz leichter Regenjacke, schön, wenn einem das Wasser in Strömen von der Jacke in den Schritt läuft(n).
Zum Glück ließ der Regen bald etwas nach, um nicht auszukühlen, habe ich mir eine Regenhose über die nasse Radhose gezogen. Das war auch gut so, die ganze Fahrt durch Flevoland hat es nur geregnet.
Der Kilometerzähler lief nun schon geraume Zeit rückwärts, nach der 6. Kontrolle in Harderwijk waren 'nur' noch 140km übrig, das Ganze entwickelte sich nun immer mehr zu einer Willenssache. Der Shop in der Tanke in Harderwijk hatte um kurz nach acht noch nicht so recht geöffnet, so dass wir uns ein Frühstück aus dem Kühlregal zusammengesucht haben.
Halbwegs wieder fahrbereit kamen wir nun in die wald- und hügelreiche Veluwe, hier ist es immer wieder schön, mein Navi fand das nicht und ist erstmal am Waldrand abgestürzt. Nach dem Neustart fand es während der Fahrt im Wald nicht genügend Satelliten zur Positionsbestimmung. Mistding. Anhalten wollte ich auch nicht, zum Glück hatte ich ja zwei erfahrene Navigatoren dabei.
In der Veluwe wachsen nicht nur viele Bäume, auch die Verkehrsschilder wachsen hier wie sie wollen:
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Kurz bevor wie den Waal überqueren wollten, erwischte uns eine fiese Regenfront vom selben Kaliber wie in Lelystad, Gaby flüchtete blitzartig in eine Bushaltestelle, Achim schaffte dies nicht, kippte vom Bordstein und musste leider draussen bleiben. Dafür hatte wenigstens ich noch Platz im Trockenen, zum Ausgleich bekam Achim meinen Regenhut.
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Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi, bei Kilometer 566 hatte Gaby den einzigen Platten der ganzen Fahrt. Da sie mit Abstand noch am fittesten wirkte, hat sie uns erstmal fahren lassen, uns einzuholen war dann kein Problem:rolleyes:
Den Rest der Strecke haben wir uns möglichst einfach gemacht, die Fahrt über Berg en Dal haben wir uns gespart, man kann sich denken, warum der Ort so heisst.

Um 16:10 Uhr haben wir dann nach 32:10 Stunden endlich wieder die Windmühle in Merselo erreicht, ganz schnell wollte ich mich dann doch nicht verabschieden, so dass ich Jörg erst um 17:00 Uhr wieder von der Cyclevision abgeholt habe.

Fazit:
Meinen ersten 600er hatte ich mir schwerer vorgestellt, einfach war es natürlich trotzdem nicht.
Man kann einen 600er ohne Schlaf fahren, aber nicht ohne Kaffee.
Brevetfahren macht mit zunehmender Streckenlänge süchtiger nach noch mehr.

Ein ganz dickes Dankeschön von mir geht an Gaby und Achim, die ich die ganze Zeit begleiten durfte. Das hat mir enorme Sicherheit gegeben, Danke dafür!

Den Track habe ich bei gpsies abgelegt: KLICK
Gesamtfahrzeit in Bewegung: 26:20h, also 5:50h Standzeit, davon entfallen etwa 1:30h auf die Fährzeiten incl. Wartezeit.
Schnitt in Bewegung somit 22,8km/h

Wer noch mehr Fotos sehen möchte, ich habe ein Album erstellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klasse Bericht!

Wie sind eigentlich Geheimkontrollen damit vereinbar, dass man die Strecke zwischen den Kontrollstellen frei wählen darf?

Grüße
Andreas
 

Schließe mich Deinem Lob an. Die Bilder sind auch verdammt gut.

Wie sind eigentlich Geheimkontrollen damit vereinbar, dass man die Strecke zwischen den Kontrollstellen frei wählen darf?

Naja, "Geheimkontrollen"... Wie viel Sinn machen die auf einem nicht ausgeschilderten Kurs der von Selbstversorgern gefahren wird? Es ist doch davon auszugehen, dass dabei z.B. in den Städten auch mal nach einem Supermarkt oder Frittenbude gesucht wird. Viele der Organisatoren wissen ziemlich genau, dass sich nicht jeder Weg für Velomobile eignet, manche bieten sogar selbst alternative Strecken an wo nötig. Wir fragen auch schon mal im Vorfeld an, ob das alles so in Ordnung geht.

Ist eine Kontrolle nötig um Abkürzen zu vermeiden, muss es doch eigentlich so oder so eine offizielle sein, richtig? Da das auch den Veranstaltern klar ist, werden die Geheimkontrollen zumindest von den Niederländern mehr zur Gesellschaft oder zur Versorgung der Fahrer genutzt. Die sind dann an Stellen, an denen die Fahrer vorbeikommen müssen, weil es gar nicht anders geht. Kontrolliert wird also nur, ob die Fahrer auf dem Rad und nicht im Zug oder so unterwegs sind. Wo man sich leicht verirren und an der Geheimkontrolle vorbeifahren könnte (eventuell z.B. auf Nahrungssuche) wie oben beschrieben in Delft, wird die "Geheimkontrolle" im Track markiert, damit die Fahrer sie auch finden. (y)

Ich habe aber schon gehört, dass andere Veranstalter das anders halten, aber ich bin bei denen noch nie gefahren und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es jemals tun werde, geht gegen Null.

Übrigens, der Hausherr war nicht da, der Hauptkontrolleur, also der Mann mit der Zange, war Leo Förster ("Mr. PBP"), den Namen des anderen habe ich leider vergessen. Der Mann an der Mikrowelle hat übrigens berichtet, dass er gefragt wurde, ob er ein Pfadfindercamp versorgen will, als er Reis und Satéspieße eingekauft hat. :LOL:

Ganz besonderen Dank an Tomacino für die Gesellschaft auf dem Brevet, die Bilder und den tollen Bericht.
 
=PBP ??? Oder wie darf ich das jetzt verstehen? Hab ich da nicht mal irgendwo ein NIEMALS gelesen?
Nene, kein PBP nächstes Jahr, bestimmt nicht. Eins nach dem anderen, da bin ich bisher gut mit gefahren, einen 1000er kann ich mir jetzt evtl. vorstellen (jetzt komme mir bitte keiner mit BoB um die Ecke). Für dieses Jahr ist es gut gewesen, jetzt mache ich erstmal Urlaub.
 
Nene, kein PBP nächstes Jahr, bestimmt nicht.

Warum nicht? Durch bemannte Kontrollen mit Versorgung, Mechanikern und Schlafgelegenheit, Ausschilderung, "Motos", die auf der Strecke helfen falls nötig, und vor allem durch die Beteiligung der Anwohner wird das Ganze viel leichter als ein normaler 1000er je sein könnte. Ernsthaft.
 
Meine 3 sind mitgekommen und haben Paris unsicher gemacht. Haben sich wohl dabei genauso verausgabt wie ich. Jedenfalls fiel ihnen das Laufen nachher ähnlich schwer.
Hajo
 
1000er Brevet ARA Sachsen 24.07. - 27.07.2014

Nachdem das 1000er Debüt letztes Jahr in Kiel bei mir ein ziemliches Debakel geworden ist, hatte ich eigentlich gehofft, diesen in 2014 endlich regulär zu Ende fahren zu können. Leider fiel der Termin aus und ich musste mich nach Alternativen umsehen. Da es dieses Jahr somit nur die Wahl zwischen dem Start in Bayern und dem in Sachsen gab, habe ich mich dann für letzteren entschieden. Irgendwie hatte ich im Hinterkopf reichlich Respekt vor den Hm in Bayern. Netterweise gewährte mir ein Leipziger Liegeradkollege Obdach (hier nochmals vielen Dank!!), sodaß ich mich voll auf (naja, fast) die Vorbereitungen zu diesem Event konzentrieren konnte. Dazu wurde der Lieger vorher auf Herz und Nieren geprüft und die Verschleissteile erneuert, denn die Strecke versprach doch recht anspruchsvoll zu werden. Los ging es am Donnerstag morgen um 10 Uhr in Bennewitz, einem kleinem Dorf östlich von Leipzig in einem gemeinsamen Pulk von gut 15 RRn. Ich war mal wieder der einzige Vertreter der liegenden Art, fand mich jedoch allgemein akzeptiert und sortierte mich am Ende der Gruppe ein. Ab Wurzen ging es auf einer ehemaligen Bahntrasse entlang, welche parallel zum Tal der Mulde verlief und die wir sporadisch auch zu sehen bekamen.
So fiel das einrollen allen leicht, stellte die Strecke doch keine besonderen Ansprüche an das Orientierungsvermögen oder das Leistungsvermögen des einzelnen. Bei etwa Km 18 hieß es dann diese Route zu verlassen, denn es ging links den Hang nach Döbern hoch. Das Steigungsschild dort wies 8% aus, was Olaf wohl zum warm werden gedacht hatte.
Auf jeden Fall riss es hier den Pulk auseinander und mir gelang es mit Mühe, den Anschluss an den letzten Pulk RR zu halten. Na das kann ja heiter werden dachte ich. Ob mir da klar wurde, worauf ich mich eingelassen hatte?
Eher nicht. Zumindest zeigte sich bereits hier, wer mit der richtigen Übersetzung bzw. mit der nötigen Aufmerksamkeit auf das Material an den Start gegangen war, und wer nicht. Heldenkurbel-Fahrer mit Kriteriumsübersetzung hatten fortan einen sehr schweren Stand, bzw. durften zu Fuß hügelan gehen.
Aber selbst ich mit meiner Trekkingradübersetzung wunderte mich, wo auf einmal die vielen sonst nie benötigten Gänge nach unten geblieben waren. Wie sich an den nun anschliessenden Schlägen durch die Lande zeigen sollte, legt Olaf seinen Kurs mit Vorliebe in Schleifen über die Höhenrücken. D.h. es geht runter bis auf Flußniveau, kurz über die Brücke, und denn alles wieder rauf. Häufig biegt man um die Ecke und steht vor einer "Wand", sprich man muss die Schaltung bis zum Anschlag ausreizen, um den Anstieg fahrend bewältigen zu können.
Anfangs waren wir in der Gruppe noch zu acht. Bei Km 32 verloren wir jedoch 2 Mitstreiter, da einer der beiden nicht so flott über die Hügel kam und sein Vereinskamerad sich entschied, auf ihn zu warten. Die ersten drei Kontrollen in Zschirla, Lastau u. Ceeesewitz waren nur an Schilderpfosten montierte Zangen, welche von uns relativ schnell "abgefrühstückt" wurden. Die 1. richtige Kontrolle in Mittweida bei Km 70 nahmen wir, da diese frei wählbar gewesen ist, bei einem Bäcker wahr. Weiter ging es via Flöha auf das Erzgebirge zu, dessen Überquerung wir östlich von Marienberg in Angriff nahmen. Die Strecke war eine gut ausgebaute Bundesstrasse (B174), für mein Verständnis eher schon als Kraftfahrstrasse einzustufen. Doch das Verkehrsaufkommen in Richtung tschechischer Grenze war moderat und der Rand- bzw. Standstreifen ausreichend breit, um darauf sicher voran zu kommen. Der Abstieg in Richtung der 1. grösseren Stadt in CZ auf unserer Route (Chomutov/Komotau) war echt ein tolles Erlebnis, da man hier wirklich voll laufen lassen konnte. Bei Km/h 70 fing ich dann doch das bremsen an, da ich die RR nicht allzuweit hinter mir lassen wollte. Am dortigen Autobahnkreuz angekommen mussten wir die Trasse leider verlassen, da ab dort das Radfahren explizit verboten ist. Ein paar Kreuzungen, Kreisverkehre und Abzweigungen später hatten wir die Stadt hinter uns gelassen. Auch der hier m.W. nach einzige fehlende Abbiegehinweis im Roadbook nach Udlice wurde rechtzeitig erkannt, worauf der Pulk auf den Weg zur nächsten Kontrolle in Zatec/Saaz einschwenkte.

Diese erreichten wir nach fast 190 Km ab frühen Abend. Es war eine tschechische Tankstelle, bei der die Kommunikation auf englisch, auch Dank der bereits passierenden Fahrer, schnell zum gewünschten Stempel in der Kontrollkarte führte. Ein bereits etwas erfahrener Randonneur in unserer Gruppe wies uns darauf hin, daß wir auf der weiteren Route nur noch kleine Ortschaften passieren würden, und wir doch gut beraten wären, in Zatec ein warmes Abendessen zu uns zu nehmen. Also fuhren wir in die Altstadt und kehrten in eine kleine Pizzeria ein. Mein kleiner Sprachführer half uns weiter, die junge Bedienung ergänzte die Konversation auf englisch, und nach kurzer Zeit gab es Gnocci für die fleischlosen bzw. Salamipizza + Kotelett für die Fleischfresser unter uns. Als ich am Ende die Rechnung in Kronen beglich staunte ich nicht schlecht, waren wir zu 6t doch mit insgesamt nur EUR 70 für Essen und Trinken dabei. Dieser Betrag wurde dann geteilt und ich erhielt von den Mitfahrern den Gegenwert in EUR zurück. Weiter ging es Richtung südost über Rakovnik in das Naturschutzgebiet von Krivoklat und zurück in die Hügel. Unterwegs wurde sich gegen 22 Uhr "nachtfein" gemacht, wo auch die letzten von uns Arm- u. Beinlinge, Reflexwesten u. -bänder, etc. anlegten um sichtbar zu sein und um warm zu bleiben. Kurz zuvor schlossen auch die zuvor verlorenen 2 Mitstreiter auf, sodaß wir in einem ansehnlichen Grüppchen durch die Nacht fuhren. Gegen 2 Uhr machte sich allgemeine Müdigkeit breit, sodaß wir uns am Rande eines Ortes(?) entschieden, auf einer Wiese unter ein paar Bäumchen zu biwakieren.
Die Schlafpause währte 2 Stunden und wir wachten durchfeuchtet und entsprechend ausgekühlt wieder auf.
Zdice und Pribram waren die nächsten Orte auf unserer Route, die nun Richtung Osten abknickte. Kurz nach Querung der Moldau (tschech. Vlatava) bei Kamyk Nad Vitavou folgte in einem Anstieg eine Geheimkontrolle durch Olaf. Hierzu hatte er seinen Pappkameraden, daß Randonneursmännchen", aufgestellt, welches wir zuerst als Kontrollpunkt definierten. Die eigentliche Kontrolle war jedoch 50 m weiter den Hang hoch in einer Kurve, wo Olaf mit seinem Pkw in einem Forstweg geparkt hatte. Die dort kredenzte Cola, die Schoki und die Bananen erfreuten sich regen Zuspruchs. Doch waren wir um 6 Uhr morgens nicht wirklich gesprächig und zogen alsbald von dannen.

In Pisek gönnten wir uns ein ausgiebiges Frühstück, wobei die Herausforderung darin bestand, dieses selbst aus dem Angebot einer gemeinsamen Konditorei und Bäckerei in 2 Ladenlokalen zusammenzustellen und dann noch um das gewünschte Getränk zu ergänzen. Leider waren belegte Brötchen fehlanzeige, dafür haben wir uns an Kuchen, Krapfen, Hörnchen und kalter Pizza gütlich tun können. In Cesky Krumlov trafen wir die Moldau wieder. Diese Stadt mit Ihrer imposanten Burg durchquerten wir in starkem Verkehr, konnten jedoch von einer Aussichtsterasse einen tollen Blick auf Fluss und Burg werfen, was uns diese Unbill ertragbarer machte.
Die nun parallel zur Strasse verlaufende Moldau war dicht mit Gummibooten befahren, auf der ganze Reisegruppen, Familien mit Kindern und Pärchen sich verlustierten und von einem der häufigen Campingplätzen zum nächsten schipperten. Via Rozmberk ging es über die Grenze nach Österreich, wo in Bad Leonfelden bei Km 488 die 4. Kontrolle unser harrte. Hier entschieden wir uns gegen 16 Uhr, ein weiteres mal warm zu essen, einfach um die hiesigen Spezialitäten und das lokale (alkoholfreie) Bier zu testen. Hügelig ging es weiter u. in Haslach a.d. Mühl ergänzten wir kurz vor Ladenschluss nochmals die Getränke. Überhaupt war die Empfehlung von Olaf, ob des häufig ländlichen Charakters der Gegend und damit schwacher Infrastruktur, eigene Reserven an Wasser und Nahrung mitzunehmen, gold wert. Hinter Schwarzenberg a. Böhmerwald wechselten wir nach D, nur um kurze Zeit später bei Philippsreut auf der B12 wieder in die CZ zurückzukehren. Der gute Mann im 24 h Duty-Free Shop an der Grenze machte ein gutes Geschäft, hatten viele von uns doch wieder Ihre Getränkevorräte aufzufüllen. Selbst ein Verbandskasten ging ob der darin enthaltenen Rettungsdecke über die Ladentheke.
Unser nächstes Nachtquartier war dann ein Bushäusschen, welches die Grundmaße eines Gartengeräteschuppens hatte, und welches wir, nachdem einer der RR vorausgefahren war, zu fünft in Beschlag nahmen. Es wurde eine kuschelige Angelegenheit, bei der man sich wie die Ölsardine in der Dose vorkam, aber zumindest war es diesmal warm.

Auf dem Kamm des Böhmerwaldes mit seinen gut 1200 Metern Höhe erreichten wir den höchsten Punkt unserer Tour. Auf der Abfahrt durch den dunklen Wald war gutes Licht unerlässlich. Wie sich am nächsten Tag zeigte, war meine Höchstgeschwindigkeit dabei sogar geringfügig höher gewesen, als die tagsüber bei der Einfahrt in die CZ erreichte. Man gut, daß ich das nicht mitbekommen habe!

Susice/Schüttenhofen, Klatovy/Klattau, Stankov wären die nächsten Orte auf unserer Strecke, welche uns nach über 700 Km auch am Kloster Kladruby/Kladrau vorbeiführte. Auf dem Weg nach Plana/Plan kämpften wir uns
auch über mit kleinen Pflastersteinen ausgelegte Serpentinen, eine Methode der Oberflächenbefestigung, bevor das asphaltieren von Spitzkehren gemeistert wurde. Zwischen Broumov und Mähring ging es wieder über die Grenze nach D.

Unterwegs musste ich einmal dem Ruf der Natur folgen und die Gruppe in einem Waldstück verlassen.
Die anschliessende Aufholjagd hat jedoch Spaß gemacht, da ich endlich mal wieder die Hügel fast ohne bremsen runterflitzen konnte und die Gruppe ein paar Dörfer weiter wieder einholen konnte.
Vor der 7. Kontrolle in Selb trafen wir auch unseren "Ausreisser"-RR wieder, dieser zog es jedoch vor, sein eigenes Tempo zu fahren und so war diese Begegnung nur von kurzer Dauer. Als Kontrolle entschieden wir uns für einen grossen Supermarkt, um wieder mal Getränke zu fassen und um gemeinsam eine Wassermelone zu vertilgen.
Da uns langsam das Zeitlimit (78 h)im Nacken zu sitzen begann, entschieden wir uns die Nacht durchzufahren.
Die unterwegs passierte Göltzschtal-Hochbrücke aus Backsteinen(!) bekam ich nur durch den Hinweis eines sächsischen Randonneurskameraden mit, der uns beizeiten den Blick nach oben zu werfen empfahl.
Hier war auch die einzige Schiebestrecke, da der Weg am Fluss entlang einen neuen Entwässerungskanal bekam und dieser nur noch aus zwar feuchtem aber tiefem Sand bestand. In Greiz waren wir alle müde, die zur Durchfahrtskontrolle erkorene Tanke dicht und guter Rat teuer. Zufällig entdeckte jm. von uns auf dem Weg durch die Stadt eine noch offene Bar, den "Holzwurm". Die junge Wirtin hatte Mitleid mit uns, und nachdem wir alle einen Kaffee intus hatten, erlaubte sie uns den Rückzug in eine "stille Ecke", wo wir in den unmöglichsten Posen für etwa ein Stündchen eine Mütze voll Schlaf nahmen.

Doch es half alles nichts, wir mussten weiter durch die Nacht und über den nächsten Höhenzug, um die 8. Kontrolle in Werdau anzusteuern. Unser nächstes Etappenziel war Meerane, wo die Strasse "An der Steilen Wand" uns unsere letzten Körner abverlangte. Dies ist eine Kreuzung aus Waseberg und Muur van Gerardsbergen, real eine fiese Kopfsteingepflasterte Steigung mit 12%. Zum Glück kam keiner aus einem der vielen Hauseingänge,
sodaß auch ich diese fahrend bewältigen konnte.

In Kleinseupahn bei Km 1005 kam noch eine Kontrollzange und hier und auf den letzten 40 Km ereilte einen unserer Mitfahrer gleich 2x der Pannenteufel.

Es war brütend heiß und die Strecke zog sich; mit der bleiernden Müdigkeit, die einige von uns plagte, ein letzter Härtetest für den Durchhaltewillen. Schließlich waren wir gegen 12:30 Uhr am Sonntag im Ziel, wo Olaf uns mit Essen, gekühlten Getränken und einem schattigen Gartenpavillion schon erwartete. Ein kurzer Plausch, ein Happen vom Büffet, die lange vermisste Dusche und bald darauf musste ich mich schon wieder auf den Weg machen, um meinen Zug in die Heimat zu erwischen.

Fahrtzeit: 74,5 h
Schnitt netto: 21 Km/h
Hm: ca. 13.000
Konsumierte Flüssigkeitsmenge : > 10 l

Fazit: -wen das Weserbergland oder der Harz hügeltechnisch angefixt hat, der wird in Sachsen voll auf seine Kosten kommen.
 
Danke für den schönen Bericht, tolle Leistung Morten, waren ja 'ne Menge Hm!

Nachdem das 1000er Debüt letztes Jahr in Kiel bei mir ein ziemliches Debakel geworden ist, hatte ich eigentlich gehofft, diesen in 2014 endlich regulär zu Ende fahren zu können. Leider fiel der Termin aus und ich musste mich nach Alternativen umsehen.
Ich fahre nächsten Freitag einen 1000er bei den dänischen Kollegen von Sønderborg aus. Wie der 1000er aus Kiel einmal rund um Jütland, aber zu 90% eine andere Streckenführung. Den Sachsen 1000er hatte ich zunächst auch in der Auswahl, durch ältere Berichte aber schnell gemerkt, daß das nichts für ein Mango sein würde.
kleinen Pflastersteinen ausgelegte Serpentinen ... und dieser nur noch aus zwar feuchtem aber tiefem Sand bestand ... real eine fiese Kopfsteingepflasterte Steigung mit 12%
:eek: Dein Bericht bestätigt mich nochmal in meiner Entscheidung.

Viel Spaß dann ab Samstag bei HHBK.

Gruß Hartmut
 
Der Wahnsinn, tolle Fahrt und klasse Bericht Morten!
Jetzt muss ich auch mal wieder Hügel üben, mein erster 600er war ja eher flach...
 
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