Brevet Brevet-Berichte 2014 [Sammelthread]

@Leonardi: warst Du der Questfahrer, der ziemlich zu Beginn wieder kehrt machte und uns auf Gegenkurs fahrend noch viel Spaß wünschtest?
Ja das war ich, ich bin den 300er nur 10% angefahren. musste dann wieder zurück, hatte keine Zeit mehr - war so geplant. Es waren drei VM (zwei Quest´s und ein Mango) gefahren.

Gruß Leonardi
 
400er Brevet ARA Kiel 10.05.2014

- um kurz nach 07 Uhr morgens schickt Stefan (der Organisator) uns knapp 30 Starter/-innen auf seinen Rundkurs durch Schleswig-Holstein. Es ist zwar bedeckt, aber trocken und viele haben ob der noch kühlen Temperatur lange Handschuhe, Überschuhe und Mützen an. Wir schlängeln uns auf kleinen und grösseren Strassen Richtung Süden aus der Stadt. Zuerst langsam, dann immer schneller nimmt der Zug von Radfahrern Fahrt auf und die ersten Vorausfahrenden fangen an, sich abzusetzen. Ich gondele hinter der grössten Gruppe im Mittelfeld hinterdrein, mal näher, dann wieder weiter weg. Den Weg kenne ich, bin ich ihn doch bereits viele Male gefahren und brauche noch nicht so auf die Orientierung zu achten. Ab Flintbek geht es nach Westen auf Rendsburg zu, wo wir über den Kanal sollen. Bisher sind die Hügel klein und flach und wir rollen so mit 28 bis 33 Km/h dahin. Die Leute unserer Gruppe wechseln vorne häufig, herrscht doch mäßiger bis böeiger Wind aus südlichen bis südwestlichen Richtungen.
Ich unterhalte mich mit einem RR über die Unterschiede zwischen seinem und meinem Radtyp und wir sind uns einig, daß beide jeweils Vor- und Nachteile haben. Wenn die Leute hinten einscheren wollen, gehe ich meist weiter raus, damit die RR das unter sich ausmachen können. So kann ich zwischendurch auch mal einen Nachzügler wieder an die Gruppe heranfahren. In Rendsburg angekommen steht die Fähre am gegenüberliegenden Ufer, sodaß viele erstmals einem menschlichen Bedürfnis nachkommen können . Just als diese endlich von unserer Seite abfährt, kommt eine weitere kleine Gruppe von Randonneuren an, welche nun das nachsehen hat. Auf der Fähre fällt einer Mitradlerin auf, das ihr HR platt ist. Schnell wechseln wir zu dritt den Schlauch, sodaß sie bei erreichen des nördlichen Ufers bereits wieder auf ihrem Rad sitzt und mit der Gruppe mitfahren kann. An der 1. Kontrolle in Breiholz stempeln wir, da diese frei zu wählen ist, in einer Bäckerei. Leider war ich hier der letzte, sodaß ich nun der Gruppe hinterher eile. In Bokelholm bzw. Oldenbüttel geht es wieder über den NOK auf die Südseite.
In Hanerau-Hademarschen bin ich fast wieder an der Gruppe dran, doch steht hier an einer roten Ampel ein Auto hinter der Gruppe und macht "dicht". So komme ich bei grün nicht hinterher und muss diese wieder davonziehen lassen. Ich versuche zwar erneut aufzuholen, komme auch noch bis auf etwa einen halben Kilometer heran, doch werden die Hügel auf unserem Weg Richtung Elbe nun höher und länger. Im Metal-Nirvana Wacken wird mir klar, daß das keinen Sinn mehr hat und ich meine Kräfte besser für die künftige Alleinfahrt schonen sollte. Dennoch gebe ich bis Nutteln, d.h. 2 Dörfer weiter, noch "Gas". Die Einsicht braucht manchmal halt seine Zeit, um zu obsiegen. In der ab Heiligenstedten folgenden offenen Marsch entlang der Stör muss ich darum kräftig leiden, der teils heftige Gegenwind tut ein übriges. Ich esse Obst und Riegel und kann das Tempo irgendwann wieder auf über 20 Km/h steigern.

In und vor Glückstadt habe ich kurze Orientierungsprobleme, schlage mich jedoch erfolgreich Richtung Hafen durch und genehmige mir im dortigen Bistro erstmal ein Matjesbrötchen und ein kleines Alsterwasser zur Stärkung. Dabei sehe ich einen Teil der Gruppe aus dem Mittelfeld vorbeirauschen und ich entsinne mich wieder dem Zweck meiner Reise, bzw. der Notwendigkeit, die Kontrolle im Ort aufzusuchen.
Dort angekommen sehe ich gerade die zwei mit mir an der Ampel zurückgeblieben RR aufbrechen und fahre dann meinerseits kurze Zeit später weiter. Da ich nach Roadbook fahre, nehme ich hier mal die Beschreibung wörtlich und fahre daher einen kleinen Umweg. Durch die Marsch geht es in nördlichen und westlichen Schlägen weiter, an Elmshorn vorbei zur nächsten Kontrolle in Henstedt-Ulzburg. Wieder fahren die 2 RR vor mir gerade wieder los, als ich dort eintreffe. Naja, egal, ich muss nach 180 Km sowieso erstmal meine 2 Trinkflaschen auffüllen und mache mir keinen Stress. Dann kommt doch tatsächlich schon die kleine Gruppe RR an, und ich erkenne Bärbel, eine beeindruckende Kilometersammlerin, unter diesen. Am Ortseingang fing es an zu tröpfeln, nun regnet es und es wird eindeutig Zeit, sich in Regenklamotten zu hüllen. Ich lasse die Gruppe hinter mir zurück und fahre via Grabau weiter nach Bad Oldesloe. Zum Glück lässt der Regen irgendwann nach, ich traue dem Frieden jedoch nicht und lasse die "Regenpelle" an. In Reinfeld muss ich, ob einer Baustelle im Stadtzentrum, wieder nach dem Weg suchen. Mit Hilfe eines von der letzten Gruppe aufschliessenden Randonneurs finden wir die 4. Kontrolle endlich gemeinsam und trennen uns dann wieder, da er in Reinfeld etwas Essen gehen will.

Über Zarpen, Ahrensbök und Bockholt geht es in nordöstlicher Richtung zur Ostseeküste wo in Grömitz die nächste Kontrolle auf uns wartet. Die Strecke ist schön, viele Hügel sind mit blühendem Raps überdeckt und man meint, in Butter zu schwimmen. Auch Dank des an der Kontrolle zuvor verdrückten Brötchens läuft es bei mir rund. Diesmal sehe ich allerdings in Grömitz keine 2 RR mehr vor mir, dafür holt mich kurze Zeit später wieder der zuvor erwähnte Randonneur erneut ein. Ich bereite mich auf die Nachtfahrt vor, d.h. ich ziehe Reflexweste und -Bänder sowie lange Handschuhe an. In der einsetzenden Dämmerung, es ist nach 21 Uhr, geht es auf einem Wirrwarr von kleinen Sträßchen über die Dörfer. Ich verpasse darum den Abzweig nach Rüting und muss ein paar Km wieder zurück. Parallel zur Küste geht es nach Norden und ich werfe ab und zu einen kurzen Blick auf die dunkel daliegende Ostsee. Vieles kommt mir nun von meiner Tour auf dem Mönchsradweg bekannt vor.
In Heiligenhafen folgt die nächste Kontrolle, wo ich kurz nach Mitternacht eintreffe. Stefan erwähnte hier was von einem "Rundumsorglos-Paket", und es stimmt. Der Pächter hat sein Café noch für uns geöffnet gehalten und ich lasse mir einen heissen Kakao und ein paar Brötchen geben. Wärme, Essen, Ausruhen - herrlich! Wir halten einen Schnack darüber, wie man die bisher gefahrenen 330 Km übersteht. Der nach etwa einer halben Stunde auftauchende Randonneurskollege bedeutet für mich das Zeichen zur Weiterfahrt, und ich lasse diese Oase der Glückseligkeit in der Nacht zurück.

Es geht nach Süden, gegen den Wind, rein nach Oldenburg in Holstein. Hier verfahre ich mich jedesmal, finde jedoch irgendwann den richtigen Abzweig und damit den Weg nach Lütjenburg. Unterwegs sehe ich einen der zwei direkt vor mir fahrenden RR in einem Scheckkartenhotel liegen und pennen. Weiter in westlicher Richtung geht es am Selenter See entlang. Wieder verfahre ich mich, beim 2. Mal kommt mir der nachfolgende Randonneur entgegen, der auch zu weit gefahren war. Erneut setzte ich mich von Ihm ab, da er einfach ein anderes Tempo als ich fährt. Langsam taste ich mich zur letzten Kontrolle nach Schönkirchen. Bei einem kurzen Wortwechsel dort
erreicht uns mein Kamerad wieder. Nun aber los - Endspurt, denke ich, und mache mich auf die letzten drei Kilometer zurück zum Start beim Kanuheim. Es fängt leicht an zu regnen. Dank meines Kiel-Stadtplans gibt es keine weiteren Probleme mit der Orientierung mehr. Um 04 Uhr morgens bin ich nach rund 430 Km wieder "drin". Netto-Fahrzeit sind 17 Stunden, aber ich habe den Brevet "im Sack", und das reicht mir. So muss ich zudem nur etwa 1 h am Bahnhof auf den 1. Zug nach hause warten, was mir sehr entgegenkommt.

Man sieht sich auf der "langen Meile"!

Grüsse,
Morten
 
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400er in Hamburg am 17.05.
Guzzi und ich sind zusammen mit den Rennradlern recht verhalten losgefahren. Bis Kilometer 170 blieb ich bei Guzzi. Davor wurden wir mit Martinshorn und Blaulicht zum Halten aufgefordert. Guzzi hat das recht professionell gelöst und die Verwaltungsvorschrift den beiden Herren von der Polizei gezeigt, wonach wir nicht auf Radwegen fahren müssen. So nach 5 Min ging es dann auch weiter.
An der dritten Kontrolle bei km 158 lagen wir 40 Minuten über Minimalzeit. Ich wollte ja das Pokalfinale noch im TV sehen und bin dann weggefahren. Bei Kontrolle 5 lag ich 23 Minuten über Mindestzeit. Dann hat mich ein Lokalreporter angehalten und gefragt, ob er ein Bild von meinem Fahrzeug und mir machen dürfe. Das hat dann über 10 Minuten gedauert. Fraglich, ob da was in der Zeitung stehen wird.
Die letzten Kilometer konnte ich dann auch richtig geniessen und hab etwas Tempo rausgenommen.
Meine Stempelkarte habe ich um 19:50 beim Restaurant nach 410 km und 1500 Höhenmeter abgegeben. Gesamtzeit 12 Std. 50 Minuten bei reiner Fahrtzeit von 11:15 Std.
Tolle Strecke auf sehr ruhigen Nebenstraßen. Die einzige Ausnahme sind die miesen Straßenverhältnisse um Mölln.
Komisch finde ich nur die Minimalzeiten (wie auch beim 300er). Bei der sechsten Kontrolle nach 318 km darf ich mit einem Schnitt von 33,2 km/h ankommen, nicht schneller. Für die letzten 100 km müsste ich dann einen 40er Schnitt fahren, um die Mindestzeit zu erreichen.
 
Niederrhein 400er Brevet, Zitadellen-Ritt über Ravel-Routen nach Namur

Am Samstag fanden sich ca. 100 Ranndoneure in Twisteden am Niederrhein ein, um den 400er zu bestreiten.

Die liegende Beteiligung war diesmal diesmal nicht sehr hoch, große Teile der geplanten Strecke über die Ravel-Routen sind extrem velomobilunfreundlich.
So war mit Achim auch nur ein Velomobilist am Start, da er wohl zahlreiche Umgehungsstrecken dabei hatte, haben wir (leider) nicht viel von ihm gesehen.
Ausser mir habe ich dann noch René, Andreas (@bike_slow), den Liegeradfahrer aus dem Kölner Raum (heisst glaube ich auch Thomas) auf seiner Speedmachine und Manfred Tinebor 'gezählt'.

Am Startplatz um kurz vor 8 schien erst noch die Sonne, leider zog es Punkt 8 zum Start komplett zu. Später am Vormittag wurde es aber sonnig und sehr schönes und warmes kurz-kurz-Wetter.
Gestartet wurde wie immer in 25-30er Gruppen mit fünf Minuten Abstand, Andreas, René, Achim und ich wählten die vierte und letzte Gruppe, Abfahrt Punkt 8:15h. Andreas und ich fuhren wie geplant die ganze Tour zusammen.

Das erste Stück bis Thorn geht über die bekannte 200er Strecke, leider führt die diesjährige neue Einfahrt nach Thorn nicht mehr an der Bäckerei vorbei, so dass ich da nicht wie gewohnt die beliebte holländische Brevetverpflegung (Krentenbollen) einkaufen konnte.
Erste (freie) Kontrolle war dann in Belgien in Maaseik, wir haben in einer Bäckerei gestempelt, leider gabs keine Krentenbollen mehr...die Milchbrötchen (witte zachte broodjes) waren aber auch gut(y)
An der zweiten Kontrolle in St. Truiden galt es eine Kontrollfage zu beantworten.

Die Ravel-Routen in Belgien führen meist über stillgelegte Bahntrassen, man kann dort wunderschön drauf fahren, schnurgeradeaus, nur sanfte Steigungen/Gefälle, der Asphalt ist meist sehr gut, wenn auch oft altes Laub und Äste darauf herumliegen.
Der gravierende Nachteil sind die Kreuzungen...
Jeder Treckerpfad hat Vorrang, die querenden Strassen sind meist per Bordsteinkante und/oder Drängelgitter 'gesichert', ein Grauen für Velomobile und moderne Renn-Liegeräder wie Troytecs. Mit dem ZOX wars nervig, aber es ging.

In Genk und dahinter fahren wir an grausligen vielbefahren Schnellstraßen lang, irgendwie geraten wir auf die in Fahrtrichtung linke Seite der N76 auf den gefühlt nur ca. 1,5m breiten Seitenstreifen. Seite wechseln unmöglich, zu viel und zu schneller Autoverkehr, also Augen zu und durch, die Belgier finden das anscheinend nicht ungewöhnlich...:eek:

Hinter Kortessern wird es wieder ruhig und schön, das wird bis zum Schluss so bleiben. Nach 180km kommt uns schon kurz nach der 'Heizergruppe' René wieder entgegen, mannomann, der hat uns mal so eben über 40km abgenommen, Respekt!

Der starke Autoverkehr in Namur fordert unsere Aufmerksamkeit, bis wir die Serpentinen zur Zitadelle erreichen. Irgendwie fährt in Belgien ausser einigen Rennradfahrern keine Sau Fahrrad.

Das piekfeine Chateau an der Zitadelle ist tatsächlich auf uns vorbereitet, die Stempelvergabe an der Rezeption ist super-freundlich. Wir treffen u.a. auf Achim und Organisator Michael. Achim ist schlau gewesen, und hat in Thorn 'die besten Krentenbollen der Welt' im Riesenpaket eingekauft, ich bekomme eins geschenkt, DANKE Achim!
Rasant geht es dann den asphaltierte Weg zur Zitadelle wieder zur Maas runter (Anfahrt war über die Kopfsteinpflaster-Serpentinen), nur um die Höhenmeter beim Verlassen des Maastales wieder gewinnen zu müssen. Erst identisch zum Hinweg, dann etwas nördlicher über weitere wunderschöne Bahntrassenwege.

In einer Bushaltestelle machen wir uns 'nachtfein' und verspeisen den Großteil der restlichen Vorräte für die bevorstehend Nachtfahrt. Natürlich musste es auch wieder die obligatorische Baustelle auf dem GPS-Track zum Umfahren geben. In Neerpelt finden wir zwar den Track wieder, aber nicht die dazugehörige Strecke. Wir brauchen 5 Minuten um zu kapieren, dass die Strecke OBEN auf der Eisenbahnbrücke liegt. Nach etwas hin-und-her finden wir auch da einen Weg hin, Brevet live und in Farbe:ROFLMAO:

Die Nacht und die Streckenlänge fordern allmählich ihren Tribut, Andreas fällt das Beschleunigen nach den Ravel-Kreuzungen schwer. Mir geht es noch prima, beim Durchqueren eines Naturschutzgebietes/Moores geht irgendwann weit nach Mitternacht der orangerote Mond auf, der Wahnsinn! Wir legen mit zwei aufgeschlossenen Fahrern einen kleinen Endspurt hin, irgendwann haben wir sie unfreiwillig abgehängt. Auch für uns war das wohl zu viel, ca. 6km vor dem Ziel wird es immer kälter (oder mir kommt es nur so vor) und ich muss mich arg zusammenreissen, nicht in den Graben zu fahren...

Naja, alles wird gut, Monis Gulaschsuppe um vier Uhr im Ziel hat meine Lebensgeister jedenfalls wieder geweckt.

Track: KLICK
Gesamtzeit: 19:45h
Fahrtzeit: 17:15h

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Moin!

Hier mein Bericht zum 400er des ARA Hamburg.

03:00 Aufstehen, Frühstücken, 03:30 Abfahrt (am Vorabend fast alles gepackt), nach 4km merken, daß meine Getränke noch zu Hause im Kühlschrank stehen (geht ja gut los…) und nach 230km pünktlich um 06:00 am Löwenhaus angekommen.

Am Start waren (geschätzt) 40 Teilnehmer, davon nur 3.5 Lieger: @juergen0708 (Milan SL), @MEX (Martin, ZOX 26LL), @EnnoBS (auf RR, da sein Alleweder nicht in den Zug paßt und er sich noch nicht für ein bestimmtes Mid-/High-Racer-Modell entschieden hat) und ich mit dem Mango. Das Wetter war bestens, morgens noch knapp unter 10°, im Verlaufe des Tages bis 20°; Sonne und ganz leichter Nordwind. Start nach der Ansprache 7:05Uhr.

Die ersten 30km durch die Vier- und Marschlande haben Jürgen und ich uns am Ende des Feldes aufgehalten. Die Straßen waren zu schmal und kurvig, um sicher vorbei zu kommen. Am Altengammer Hauptdeich sind wir dann zügig am Feld vorbei gefahren und auch Martin hat sich von den RR abgesetzt. Am Anstieg hinter Geesthacht konnte sich Martin wieder etwas an uns heranarbeiten, sobald es danach flach wurde, sind wir aber wieder weggefahren. Darum waren wir auch etwas überrascht, daß er uns in Mölln entgegen kam. Man kann wohl in Büchen den offiziellen Track verlassen und ca. 1km sparen (wie ich später zu Hause gesehen habe). Kurz nach uns ist dann auch schon die erste RR-Gruppe eingetroffen und es wurde eng im Verkaufsraum der Tanke. Jürgen hatte sich ja schon über die „miesen Straßenverhältnisse um Mölln“ ausgelassen. Es ist aber schon besser geworden im Vergleich zu den letzten Jahren, der Weg nach Mölln rein war nagelneu! Nur raus war es noch die typische Landstraße, für die das Herzogtum Lauenburg berühmt (oder besser berüchtigt) ist, gesäumt von Schildern mit „Straßenschäden 30km/h“.

Dann weiter zur nächsten Kontrolle in Zarrentin (nur ein Katzensprung von 23km, kaum eingestiegen, mußte man schon wieder raus…) und schnell weiter Richtung Fähre Bleckede. In Boitzenburg sind wir dann von der Hauptstraße recht flott links abgebogen, ich vorweg und schön die Kurve geschnitten. Das erste Auto, das mir entgegenkam war ja noch 50m weg. Es war aber die Rennleitung, mein erster Gedanke: „Ups“. Als ich dann aber im Spiegel gesehen habe, daß Jürgen in der gleichen Weise um die Kurve ist (die Rennleitung war inzwischen ja schon fast an der Einmündung), war mein zweiter Gedanke: „Oh, Oh…“. Und richtig, keine 5 Sekunden später habe ich dann auch schon das Blaulicht im Rückspiegel gesehen und das Martinhorn gehört. Noch bevor die Herren etwas sagen konnten, bin ich ihnen mit „das ist ein Fahrrad“ zuvorgekommen. Dann die typischen 2 Sätze: „Sowas haben wir aber noch nicht gesehen. Warum fahren sie dann nicht auf dem Radweg?“ Da ich mich nicht auf eine längere Diskussion einlassen wollte, gleich den Zettel mit der Verwaltungsvorschrift (die entscheidenden Sätze schön benutzerfreundlich rot markiert) rausgeholt. Nach seinem ok („Wenn das hier so steht, wird es wohl stimmen, dann einen schönen Tag noch“) weiter, 4 Minuten Standzeit. Die Fähre nach Bleckede hatte gerade abgelegt, also 10 Minuten Pause. Kurz nach uns ist dann auch schon die erste RR-Gruppe 7 Mann und eine Frau eingetroffen. Mit denen sind wir dann auch in Neu Darchau an der Kontrolle eingetroffen.

Beim nächsten und längsten Teilstück mit 74km durch die Göhrde nach Hankensbüttel machte sich inzwischen bei mir der erste Kräfteverschleiß bemerkbar. Gefahren bis hier waren ca. 170km. Hinter der Ortschaft Göhrde ging es ca. 5km mit durchschnittlich 0.7% und einigen kleineren Wellen leicht aber stetig bergauf. Hier habe ich rauf teilweise nur noch knapp die 30km/h erreicht (da machen sich die 38kg Leergewicht meines Mangos dann doch bemerkbar). Zwischen der RR Gruppe (jetzt nur noch 6 Mann, die wirklich gut zusammengearbeitet haben) und mir gab es einen ständigen Führungswechsel. Nach einigen Hügeln habe ich eingesehen, daß ich dabei zu viel Energie verplemmpere und habe die RR ziehen lassen. Jürgen war mein Tempo dann wohl auch zu langsam und mit den Worten „ich geb jetzt mal ein bißchen Gas“ (bis zur Fähre ist er mir mit einem durchschnittlichen Puls von 110 hinterhergezockelt, ich lag bei geschätzt 135-140) war er dann recht schnell weg und ward nicht mehr gesehen. An der Kontrolle in Hankensbüttel war er schon weg, die RR-Gruppe aber noch da und beim Essen. Hier habe ich mir auch eine längere Pause von 20 Minuten gegönnt und mit Cola, Bockwurst und Brötchen meine Tanks wieder etwas gefüllt. Kurz bevor die 6er-RR-Gruppe abfuhr kamen noch die restlichen 2 RR aus der Fähren-Gruppe. Die sind dann aber gleich weiter zum Bäcker im Ort, um da Pause zu machen. 10 Minuten nach der 6er-RR Gruppe bin ich dann los.

Trotz wieder gefüllter Energiespeicher bin ich ab Hankensbüttel für die restlichen knapp 190km bewußt langsamer gefahren. Die 50km bis Bergen und die 33km bis Bispingen waren ohne besondere Vorkommnisse. An der Kontrolle in Bispingen wartete ein RR aus der (ex)6er-RR-Gruppe auf die beiden folgende RR, denen er sich anschließen wollte. Leider konnte ich ihm nur sagen, daß sie bei meiner Abfahrt in Hankensbüttel noch beim Bäcker saßen. In Radbruch (der Ort heißt wirklich so! Wie kann man den als Kontrollpunkt für einen Brevet aussuchen???!!!) gab es eine Kontrollfrage zu beantworten und die Karte mußte abgestempelt werden. Der Name der letzten Kontrollstelle sollte sich als böses Omen erweisen. Nach 5km hatte ich den ersten Platten in diesem Jahr. Ein Schleicher, hatte mich gewundert, warum das Mango plötzlich leicht nach rechts zog, 8 Minuten Standzeit. Die letzen 25km wieder durch das Vier- und Marschenlande, diesmal zum Glück noch im Hellen. Letztes Jahr beim 400er bin ich da erst im Dunkeln durch, ist nicht wirklich spaßig: schmal, kurvig mit Schlaglöchern. Noch eine Kontrollfrage 15km vor dem Ziel und dann bin ich nach 14:31h brutto um 21:36Uhr im Ziel, dem Restaurant „Chaplin“ angekommen. Jürgen war bereits um 19:50 da, er hat mir auf den letzten 235km fast 1:45h abgenommen. Sein Ziel war ja, daß Pokal-Endspiel live zu sehen zu können. In Darchau hätte ich noch gesagt, daß schafft er nicht, denkste, mein Respekt!!! Die 5er-RR-Gruppe war 30 Minuten vor mir da. Kurz vor der RR-Gruppe war Martin eingetroffen, alleine auf dem ZOX auch eine super Leistung. Nachdem ich mir noch eine Cola und ein Kaffee gegönnt habe und die Eingeborenen etwas über Brevets und Velomobile (inkl. Probesitzen) aufgeklärt habe dann zurück zum Startort und das Mango in’s Auto verladen. Um 01:00Uhr war ich dann zu Hause.

Als ich die RR und Jürgen hinter Darchau habe ziehen lassen müssen, habe ich schon mit mir geschimpft, daß ich mal wieder zu schnell angegangen bin. Plan war bis Darchau ein Netto-Schnitt von 31.7km/h, gefahren bin ich aber 33.8km/h. Bei der nachträglichen Auswertung habe ich dann aber festgestellt, daß es nur ein gefühlter (weil ich ja nicht hinter den anderen hergekommen bin) Einbruch war. Plan auf dem Teilstück Darchau-Hankensbüttel war 28.8km/h, gefahren war ich aber 29.6km/h, also gar kein Einbruch, im Gegenteil immer noch zu schnell unterwegs! Die letzten 176km ab Hankensbüttel, die ich bewußt langsam gefahren bin, bin ich mit 30.0km/h netto gefahren, Plan war 30.9km/h. Dafür hatte ich weniger Standzeiten, so daß ich mit den Brutto-Zeiten trotzdem eine Puntklandung hingelegt habe: ist 06:14h, soll 06:15h. Insgesamt war ich brutto 24 Minuten schneller als Plan, damit bin sehr zufrieden. Ich glaube mein Brevet-Planungsprogramm (ich hasse Überraschungen) ist inzwischen schon ziemlich ausgereift und ich kann mich nach 3 Jahren intensiveren Radfahrens auch schon recht gut auf mein Körpergefühl verlassen (ich fahre ohne Puls- oder Leistungsmessung):
Soll-Ist.png

Was habe ich gelernt: Immer nach der Marschtabelle die eigene Geschwindigkeit fahren. Niemals versuchen an anderen dranzubleiben, nach dem Motto: „Ich fahre ein überlegenes VM/LR oder sonstwas, wie können da die RR schneller sein“! Man weiß ja nie, wie stark die sind. Hat man starke Mitfahrer und erkennt das zu spät, läuft man Gefahr sein Körnen zu früh zu verschießen. Ich hatte noch mal Glück und habe das Tempo rechtzeitig rausgenommen, um meinen Brevet alleine zu Ende zu fahren, obwohl es natürlich sehr verlockend ist, in einer Gruppe bzw. mit Begleitung zu fahren.

Hier noch die nackten Daten:
  • Rad: Mango mit Rennhaube
  • 408km mit ca. 1600Hm
  • Zeit insgesamt 14:31h, Zeit in Bewegung 13:02h
  • Verbrauch:
    • 4l Maltodextrin-Hagebuttentee
    • 1l Cola
    • 6 Graubrot-Scheiben mit Speck
    • 1 Bockwurst mit Brötchen
    • 1 Packung TUCs und eine handvoll

Gruß Hartmut
 
Schöner Bericht Hartmut.
Den 600er fahre ich ohne Haube, das kostet dann bestimmt 2-3 km/h. Mache ich auch, weil ich Nachts mal mit Licht auf dem Helm fahren will. Mal sehen, ob man (ich) dann mehr sehe.
 
Hallo zusammen,
mit Dampf durch die Nacht. Dies war wohl das Motto der RR beim 400 ter des Ara Emsland.
Rund 35 Teilnehmer fanden sich am Freitag Abend in Lohne ein, um 400 km unter die Reifen zu nehmen. Start in Lohne ist um 21 Uhr. Ich war mit meinem Fujin der einzige liegende Teilnehmer. Ein wenig Enttäuschung stellte sich ein. Meine Strategie war also, möglichst lange dem Feld zu folgen.
Vom Start weg wurde mächtig Dampf gemacht. Ich hatte aber ein gutes Gefühl und ließ mich mitziehen. Ich müsse aber am Ende immer etwas Abstand zum Feld halten, da ich sonst fast blind am Hinterrad der RR gefahren wäre. Ich der Dunkelheit ist dies nicht meine Welt.
Von Lohne ging es in SO Richtung. Nach km 60 kamen die ersten Hügel des Teuto. Mir war klar, dass ich das Tempo an den Anstiegen nicht halten werde können. Also habe ich mich mental darauf vorbereitet bald allein zu fahren. Ich war nicht allein. Es gab einige der RR, die auch abreißen lassen mussten. Somit hatte ich immer Blickkontakt zu einem Rücklicht. Mit diesem mentalen Trick gelang es mir immer wieder an die Gruppe heranzufahren. Bei den Abfahrten bin ich wohl auch ein etwas höheres Risiko eingegangen. Mein Fujin zeigte sich von seiner besten Seiten und lief wie auf Schienen. Die neue IQ Speed Premium verwandelte den nebeligen Teuto in eine Art Fotostudio. Leider konnte ich die Szene nicht richtig genießen. Aber man kann nicht alles haben.
Von Lengerich ging die wilde Hatz weiter über Versmold nach Oelde zur 1. Kontrolle (ca. 2.15 Uhr). Hier waren wir bei der Jugend von Oelde Gegenstand von Diskussionen. Durch aus positiv. Viele fragten sich, wie man auf so einem Ding -sie meinten mein Fujin- fahren kann. Ich konnte nur antworten: genial.
Von Oelde ging es dann S in Richtung Möhnesee. Für stellte sich wieder die Frage, wie lange ich noch folgen kann. Der Schnitt von 28,9 km wird wohl nicht zu halten sein. Nach Benninghausen gab der Zeitpunkt, die Meute ziehen zu lassen. Das Schöne an dem Fahren am Ende des Feldes war, ich hatte mich nicht mit der Navigation beschäftigen müssen. Einfach nur Kurbeln, Folgen und Abstand halten. Das Fujin lief wie ein Uhrwerk. Ich wurde häufiger gefragt, warum ich nicht kurbele; wo ist denn dein Motor. Ich hatte fast immer einen Überschuss an Geschwindigkeit in der Ebene und bei den Abfahrten. Eine schöne Erfahrung. Die plötzlich notwendige Beschäftigung mit der Navigation brachte dann auch gleich eine verpasste Abfahrt. Die geplante Fahr zur nächsten Kontrolle war Möhnesee, Arnsberg und dann Oeventrop. Ich bin den Rückweg also entgegengesetzt gefahren. Dies war aber kein Problem, da es sich um einen Rundkurs durch den Arnsbergwald handelte. Mittlerweile hatte ich einen RR Partner aufgegabelt, der mich, wenn schon nicht als Windschatten dann doch als mentale Begleitung gern angenommen hat. Wir sind dann den weiteren Weg gemeinsam gefahren. Es begann der schönste Teil des Brevet. In der Morgendämmerung einsam durch den Wald zu kurbeln, die Geräusche des Morgen wahrnehmen, die Umgebung wahrnehmen und einfach Ruhe. Ein besonderes Erlebnis.
km 213, 5.30 Einfahrt in Oeventrop; Kontrolle mit frischen Kaffee und Schnittchen. Aber es war kalt in Oeventrop. Nach 30 min ging es weiter. Die Frage an den Körper, wie gehts dir, wurde mit positiven Signalen beantwortet. Nun ginge Richtung Arnsberg, was die anderen Fahrer schon gesehen hatten. Aber nun folgten noch ein paar ordentliche Anstiege, aber auch entsprechende Abfahrten. Genus pur, bei wenig Verkehr.
Mein Navigationsfehler hatte aber auch eine positive Seite. Ich habe den Möhnesee im Dunst eines frühen Morgens gesehen. Auch dies ein ganz besonderes Bild. Schnell waren die letzten Anstiege geschafft. Von nun an ginge nur noch bergab. Ein Blick auf die Soesterbörde und mit Dampf Richtung Oelde.
Ankunft Kontrolle Oelde: 9.46 km 282. Hier trafen wir noch weitere drei Fahrer und bildeten fortan eine fünfer Gruppe.
Mit entspanntem Brevet-Tempo ging es wieder Richtung Teuto. Diesen ließen wir aber nun nördlich liegen und fuhren an südlichen Fuß entlang nach W.
Bei km 360 um 13.50 haben wir eine Sonderkontrolle im Café Seerose bei Ibbenbüren eingelegt. Mit Kaffee und Kuchen haben schon mal das Brevet ausklingen lassen.
Das Ziel Lohne haben wir um 16.15 km 412 erreicht.
Zum ersten Mal bin ich ausschließlich mit RR unterwegs gewesen. Rundum war es ein sehr gelungenes Brevet.
Irgendwann habe ich dann noch gemerkt, dass mir im Vorderrad eine Speiche gebrochen ist. Dieses Problem scheint mich zu verfolgen. Das ist schon die 5 Speiche in diesem Jahr. Ich war schon bei Jörg Basler mit dem Problem. Er meint, dass Rad sei einfach schlecht.
Reisedaten gemäß Navi: 412 km, 16 Std. Fahrzeit, 18.15 Gesamtzeit, 1841 hm

Norbert
 
Zuletzt bearbeitet:
Mensch Norbert, so kurz vor Himmelfahrt noch einen 400er rauszuhauen in dem Tempo...
Jetzt ruh dich aber mal schön aus, nicht dass wir dich Donnerstag abschleppen müssen:D

Start in Lohne ist um 21 Uhr.
Das Ziel Lohne haben wir um 16.15 km 412 erreicht.
16 Std. Fahrzeit, 18.15 Gesamtzeit,
Da haste dich aber verrechnet, müssten das nicht 19:15h sein? 3:15h Standzeit fände ich aber üppig:p

Bis Donnerstag,
Thomas, Pausenkönig
 
400er Weserbergland
Um die Latte beim Flèche etwas höher zu hängen habe ich mir am WE noch ein Brevet angetan. 3:30 Uhr klingelte der Wecker, dann frühstücken und 40 km warmfahren nach Großenwieden. Wie gewohnt bin ich der Einzige der liegenden Fraktion als es pünktlich um 7 Uhr losgehen soll. Während die Anderen schon rollen, halte ich noch einen kurzen Plausch mit Mäxx über die Fahrt nach Eisenach. Die ersten 30 km sind flach und ich kann erst mal an den RRs vorbeirollen, bis ein Knall, verbunden mit einem Rumpeln vorne rechts, mich ausbremst - Reifen geplatzt. Das fängt ja gut an! Reservereifen und ersten Reserveschlauch montiert und weiter.
An der ersten Kontrollzange in Vlotho bin ich zumindest vor der Nachhut, auch weil einige noch nicht wissen, wo man diese Lochzangen findet und suchend die Straße auf und ab fuhren. Die zweite Kontrolle in Silixen ist ein kleiner Laden, in dem ich hoffte, den vergessenen Sonnenschutz erwerben zu können. Pustekuchen! Weder hier noch gegenüber beim Kiosk, noch sonst wo auf der wirklich erlesenen, aber einsamen Strecke. Als es dann möglich wurde, hatte meine Gesichtsfarbe schon gewechselt. "Sonnenmilch ins Rad" steht auf der ToDo-Liste.
In ständigem Auf und Ab geht es an der Burg Sternberg vorbei, durch Barntrup, Glashütte und entlang des Schiedersees nach Borgentreich, der Stadt der Orgelbauer. Kurz vor Muddenhagen mit 80 km/h durch die Senke um Sekunden später im ersten Gang den Gegenanstieg hochzukurbeln. Bevor einem ob der Höhe von 330 Metern jedoch schwindelig wird, geht`s erstmal soweit wie möglich runter nach Trendelburg, damit man sich auch wieder zur Kontrolle Sababurg hocharbeiten kann. Am Kiosk des dortigen Tierparks gibt es den nächsten Stempel. Ich wär lieber weitergefahren, denn die Wolken, die vorher schon zu beobachten waren, hatten genau diesen Augenblick abgewartet, um sich für fünf Minuten eines Teils ihrer feuchten Fracht zu entledigen. Also aussteigen, nass werden und wieder einsteigen. Schlechtes Timing. Der Urwald Sababurg und Friedwald sind der schönste Teil der Tour, etwas eingetrübt durch große Wassertropfen, von denen einer mir genau ins Auge fiel nach dem ich auf Grund schlechter Sicht , Wasser auf beiden Seiten der Gläser, die Brille abgesetzt hatte. Im Reinhardswald, kurz vor Holzhausen befindet sich mit der mit 450 Metern höchste Punkt der Ausfahrt.
Ich spürte Hunger, hatte aber noch eine Viertelstunde bis nach Wahnhausen, wo es warmes Essen geben sollte. Hier machte ich einen kapitalen Fehler. Anstatt ein Käsebrot zu essen, nahm ich noch ein paar zuckerhaltige Kekse zu mir. Das führte dazu, dass der Magen im Laufe des Abends übersäuerte und ich nichts mehr runterbekam. In der kleinen Gaststätte "Fuldablick" treffe ich noch auf zwei andere Teilnehmer. Man kennt uns schon und bewirtet uns sehr zuvorkommend. Nach 40 Minuten Erholung geht`s weiter die Fulda runter. In Hann.-Münden führt der Plan durch den Ort über die Alte Werrabrücke. Dort ist leider Baustelle und für das VM unpassierbar. Also zurück auf die Bundesstraße. Nachdem sich Fulda und Werra geküsst und die Weser gezeugt haben, rollt es sich gut auf der rechten Flussseite. Es gibt noch einen kurzen Abstecher in den Solling nach Amelith und kurz vor Reileifzen ist ein zwar nur 100 Meter hoher, aber 13% steiler Hügel zu überwinden.
Es wird dunkel und zum ersten Mal zeigt sich, ob der Umbau auf 12V Cyo Premium sich gelohnt hat. Ich habe einen 40 Lux für die Dauerbeleuchtung und einen 80 Lux für die breite Ausleuchtung installiert und bin begeistert. Trotz der niedrigen Einbauhöhe ein mehr als ausreichendes Licht.
Kurz hinter Dölme vernehme ich ein Laufgeräusch in Linkskurven. Kein Wunder. Der rechte Reifen ist so gut wie platt. Da es um mich herum ziemlich finster ist, pumpe ich erstmal nur Luft nach. Bis Bodenwerder läuft es dann wieder recht gut, nur dass es jetzt heftig zu regnen beginnt. Die Steigung zum Ith hoch scheint jedes Jahr länger zu werden. Es hat aufgehört zu regnen, dafür läuft der Milan nicht mehr richtig. Der Schlauch den ich morgens montiert hatte, war ein geflickter und natürlich war die Flickstelle nicht ganz dicht. So langsam bekomme ich Übung darin, nachts im Düstern an den Rädern zu hantieren.
Der Ernährungsfehler rächt sich jetzt. Ich bekomme den Puls kaum noch auf über 70%, der Mager rebelliert und ich kann nur noch auf Sparflamme fahren. Nach der Kontrolle Lauenau, im Anstieg nach Antendorf kommt noch die Müdigkeit dazu und ich muss ein Schläfchen von 15 Minuten einlegen. Nach einer kurzen Abfahrt ist nur noch einmal das Wesergebirge zu Überwinden und 4:20 Uhr bin ich endlich in Großenwieden, wo Frau Krohne die Stempelkarte entgegennimmt und sogar noch Brötchen anbietet. Da mein Magen sich jedoch noch nicht beruhigt hat, lehne ich dankend ab und mach mich auf den Heimweg.
Am Sonntag muss mich meine sonst dem Radfahren nicht so zugeneigte Tochter zur Ordnung rufen, da ich sonst wohl mit dem Auto und nicht mit dem Rad zur Wahl gefahren wäre.

Uwe, der heute schon wieder mehr Hoffnung hat, den Flèche fahren zu können.
 
nach Oelde zur 1. Kontrolle (ca. 2.15 Uhr)
Moin Norbert! Hast Du wirklich eine Viertelstunde länger gebraucht? Nach der Hatz durch den Teuto, wo mir am ersten Anstieg an dem ich echt aufs kleine Blatt musste, die Kette überraschend abgeflogen war - das tut sie sonst eigentlich fast nie -, war doch am Kreisel in Iburg eine üppige :whistle: 5-minütige Pause. Ich bin mit einer mittelgroßen Gruppe dann bis Oelde weitergesaust, wo wir um Punkt 2 Uhr einliefen.
Ich hätte in Oelde die dickeren Socken anziehen sollen. Wurde nachher im Sauerland echt saukalt an den unteren Extremitäten.

Alles in allem war es ne prima Erfahrung, wobei ich auch gestern noch sowas von neben mir stand, es war heftig. ABER! Keine Krämpfe in den Beinen, ich habe wohl genug Milch und Kakao eingefüllt und Samstag Abend noch ne Flasche Trinkjoghurt.

Danke nochmal fürs Mitnehmen nach Münster. Ich bin dann zuerst über Amelsbüren nach Rinkerode getorkelt, wo ich gerne den Zug genommen hätte, wenn da nicht 40 Minuten Wartezeit angestanden hätten. Also bin ich doch komplett bis Hamm durch. In Drensteinfurt einmal nen paar Minuten ins Gras gesetzt, aufrecht und schlecht angelehnt um nicht einzuschlafen. :)
Massiver Schlafentzug ist so eine Sache.

Ich bin nun mal wieder um eine Reihe von Erfahrungen reicher und hoffe ich werde sie bis zu den nächsten Langstrecken auch sinnvoll nutzen können, um verschiedenes zu verbessern.

PS: Auf meinem Tacho standen um 20.40 dann 455km und der Schnitt lag immer noch knapp über 26km/h. :eek:
 
600er Weserbergland
Um drei Uhr klingelte der Wecker. Anziehen, Waschen, Frühstücken im Halbschlaf. Das Rad hatte ich vorbereitet. Ich musste nur einsteigen und die vierzig Kilometer zum Start abspulen. Dort traf ich die üblichen Verdächtigen, denn mit steigender Kilometerzahl fällt die Anzahl der Teilnehmer und man kennt sich. In der Ansprache kurz vor sechs erfuhren wir, dass dies das letzte Brevet in Großenwieden sein soll, da der Organisator von seiner Arbeit stark gefordert wird. Sehr Schade, denn die Weserberglandbrevets gehörten zu den Schönsten und die Nähe zu meinem Wohnort machte die Teilnahme immer unkompliziert.
Bis zur ersten Kontrolle war es flach und ich konnte den Milan rollen lassen. An der Steigung nach Bentorf zogen die Rennradler erwartungsgemäß an mir vorbei, nicht ohne die üblichen Nettigkeiten auszutauschen. Weiter ging‘s über bekannte, hügelige Straßen, in Oerlinghausen über den Teuto und dann kam erst mal Velomobil-Land bis Soest, wo ich auf der BAB-Raststätte die erste Gruppe gerade noch wieder abfahren sah. Am Anstieg zum Möhnesee kam mir Hajo als erster der Kölner Starter entgegen. Dort wurde zeitgleich gestartet und die Teilnehmer begegnen sich auf Hin- und Rückfahrt. Ab Neheim ging dann der anstrengende Teil los. Die Neigungsanzeige des Edge war oft im zweistelligen Bereich, dafür fanden die Nachkommastellen der Geschwindigkeit mehr Beachtung. Vor der Kontrolle Meinerzhagen achtete ich nicht auf den Track, folgte ich den Wegweisern und wurde mit einer Fahrt über die Nordhelle „belohnt“, die eigentlich erst für den Rückweg vorgesehen war. Aber auf die paar Extrahöhenmeter kam es diesmal auch nicht an.
Um zwanzig Uhr traf ich in Siegburg wieder ein paar Rennradler. Hajo teilte mir über das Forum mit, dass er wegen technischer Probleme ausgerechnet am weitest entfernten Punkt der Tour liegengeblieben sei und sich hat nach Hause bringen lassen. Um die verbleibende Helligkeit zu nutzen, machte ich mich nach einem Käsebrötchen und warmem Kakao auf den Weg. Mein Magen machte sich wieder bemerkbar, obwohl ich diesmal auf Süßkram völlig verzichtet hatte. Eine Mit-Ursache könnte vielleicht auch Salzmangel gewesen sein, denn ich hatte zwar reichlich getrunken, musste aber ungewöhnlich oft anhalten, um Ballast abzulassen. Die Flüssigkeit lief sozusagen nur durch, ohne aufgenommen zu werden. Salzige Kekse brachten das später langsam wieder ins Lot. In Drolshagen um halb eins hatte ich Probleme mich zu konzentrieren, packte den Schlafsack aus und legte mich für zwei Stunden schlafen. Sonst kam diese Phase immer erst mit der Dämmerung. Wohl auch eine Folge der einsetzenden Dehydrierung.
Nach weiteren zwei Stunden Nachtfahrt ging es wieder auf die 630 Meter hohe Nordhelle und es begann die Dämmerung. Vor meinem geistigen Auge erschien immer wieder die Steigung hinter Plettenberg, von der ich annahm, dass es eine echte Quälerei werden würde. Mit Geduld und kleinstem Gang brachte ich auch die hinter mich mit der Erkenntnis, dass man sich mehr mit der Vorstellung abquält als mit der Realität.
Die Bremse hatte in den Bergen kräftig arbeiten müssen und der Leerweg an den Hebeln war deutlich länger geworden, aber immer noch im grünen Bereich. Die Entscheidung für die 90er Trommeln war goldrichtig. Ab Neheim wurde es wieder flacher und an der Soester Börde hielten sich noch einige andere Randonneure auf, die auf Grund der durchfahrenen Nacht sehr wortkarg waren. Die Müdigkeit lies mich auch nicht los und ich machte noch mehrere Pausen, die sich im Velomobil gut zu einem Kurz-Nickerchen nutzen ließen. Im Weserbergland reihte sich wieder Hügel an Hügel und obwohl nur noch 60 km zu fahren waren, verließ mich, trotz der wunderschönen Landschaft, langsam der Mut. Ich wollte einfach nur noch ins Ziel rollen. Netterweise lag die letzte Kontrolle oben bei Goldberg, einem beliebten Ziel der Kletterer unter den Rennradlern, und als Sahnehäubchen führte der Track über Rott auf einem immer steiler werdenden Weg hinauf. Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes wäre es bestimmt sinnvoller gewesen zu schieben, aber mir fehlten der Wille und die Kraft auszusteigen.
Die mühsam erkämpfte Höhe konnte man nicht mal in Kilometer umsetzen, weil es einfach zu steil wieder runter ging und die Bremsen noch einmal gefordert wurden. Wenigstens war ich früh genug an der Weser, um die Fähre nutzen zu können. Alle die später als 19:00 Uhr kamen mussten den Umweg über Hessisch-Oldendorf in Kauf nehmen, weil der Fährmann auch mal Feierabend haben wollte. Am Ziel gab es einen aufbauenden Kaffee und noch ein kurzes Gespräch um das Thema Autofahren nach einem Brevet. Da die Anderen weit zu fahren hatten, entschieden sie sich dazu, noch eine Nacht im Zelt oder Hotelzimmer zuzubringen. Nur mein Bett stand noch anderthalb Stunden entfernt. Mit dem Rad ist jedoch die Gefahr im Verkehr einzuschlafen gering, da man körperlich aktiv ist.
Wenn mich am Sonntagabend in Großenwieden jemand gefragt hätte, ob ich 2015 nach Frankreich will um an Paris-Brest-Paris teilzunehmen, ich hätte mit „Niemals“ geantwortet. Aber schon auf dem Weg nach Hause, als der Pass rüber nach Kleinenbremen wie immer auf dem 61er Blatt zu fahren war, ging mir durch den Sinn, dass das Gelingen größerer Strecken nicht von der Leistungsfähigkeit der Beine abhängt. Brevets werden mit dem Kopf gefahren.

Gruß, Uwe
 
..., dass dies das letzte Brevet in Großenwieden sein soll,...Sehr Schade, denn die Weserberglandbrevets gehörten zu den Schönsten und die Nähe zu meinem Wohnort machte die Teilnahme immer unkompliziert.....

Oh, und ich war erst einmal dabei.:(
Mal schauen, ob von den Rennradlern jemand in dieser Region nachrückt ? ...
OT: ... oder/und wir Liegende greifen unsere diversen Ideen bezüglich eigenen Langstreckentouren wieder auf ?...
 
OT: ... oder/und wir Liegende greifen unsere diversen Ideen bezüglich eigenen Langstreckentouren wieder auf ?
Oh, du möchtest dich als neuer Weserbergland Brevet-Standort bewerben?:D

Spaß bei Seite, ich halte das immer noch für eine prima Idee, würde das aber organisatorisch gerne auf kleiner Flamme kochen. So eine Art Streckensammlung ala Velomobiles Streckennetz nur mit etwas anderem Fokus. Meine Langstreckentouren sammle ich z.B. in einem Streckenordner bei gpsies. Die Touren könnte man dann abfahren, erkunden, erweitern, ob alleine, spontan gemeinsam oder wie auch immer.
Hatten wir da nicht mal einen eigenen Faden für angefangen, hier ist es dann doch leicht OT?
 
OT:
...Hatten wir da nicht mal einen eigenen Faden für angefangen, hier ist es dann doch leicht OT?
Div. Terminabsprachen der Region: https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/Überregionale-touren-in-um-und-durch-südniedersachsen.35423/
Vorüberlegung, Anregung: https://www.velomobilforum.de/forum...stäler-runde-ca-300-km-weser-leine-usw.37303/
Allgemeine Diskussion im anderen Faden (dort auch OT::oops:) https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/5-große-weserrunde-06-09-2014.37263/#post-533080
Und einige uralte PNs
 
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So einfach ein Brevet-Standort werden ist es leider nicht. Da müssen die anderen Brevetveranstalter nämlich erst mal zusagen. Könnte ja mal Guzzi fragen, der da am "Bitteln und Betteln" ist.
 
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