Da ich momentan nach einer Mini-OP (Leberfleck auf dem Rücken entfernt) nicht mit dem Liegerad fahren soll, aber auch nicht aufrecht fahren möchte, habe ich vorgestern zum Sesselrad gegriffen.
Mittags um 1 ging's los - gegen den Wind nach Nordosten zur schwarzen Elster, die ich bei Bärhaus überquerte.
Der Wind (schräg von vorn) hatte mir schon einen Strich durch die Rechnung für meinen Temposchnitt gemacht und mir den Schneid abgekauft. Nach etwa 45 km hatte ich resigniert und auf "Radwandertempo" umgestellt. Also guckenundtretenundgucken...bloß nicht auf den Tacho!
Auf dieser Route kommt man direkt ans Vestas-Betriebsgelände, wo auch immer Flügel für Windräder herumliegen - schon beeindruckend.
Dann ging's weiter durch Lauchhammer Ost und auf einer teilweise nagelneuen "Radautobahn" nach Lauchhammer Nord. Von da dann nordwärts nach Lichterfelde.
In Lauchhammer selbst ist die alte Industrie in Form von technischen Ausstellungsstücken und Gebäuden, die echte "Industrieromantik" aufkommen lassen quasi omnipräsent.
An der Kreuzung zur Lichterfelder Straße steht z.B. eine ausrangierte Gleisrückmaschine - nach der Aufschrift aus dem ehemaligen Tagebau Klettwitz-Nord. So ein Gerät kann man auch im Rahmen einer Führung an meinem nächsten Etappenziel, der Förderbrücke F60 in Lichterfeld besichtigen, hier schon im Hintergrund zu sehen...
Etwas nördlich davon wollte ich bei dem herrlichen Wetter irgendwo im Wald mein Abendbrot zu mir nehmen.
Eine geeignete einsame Ecke hatte ich schließlich gefunden - zwischen Windrädern von...natürlich: Vestas!
Da sich aber gerade der Wind änderte und die Windräder sich teilweise abschalteten, war es ziemlich laut dort, weshalb ich wieder zur F60 zurückfuhr und dort nach über 90km Tagesstrecke mein frugales Mahl zu mir nahm.
In der Verlängerung des Weges kann man ein kleines Stück F60 sehen...
Der Rest ist schnell erzählt. Der Wind hatte gedreht und kam nun statt von rechts, von links vorn. Ich habe prophylaktisch schon Mal Zuhause angerufen und gesagt, dass es "später" wird... Es wurde viel später. Und kalt. Wenn ich nicht mit dem transportunfreundlichen Langlieger unterwegs gewesen wäre, hätte ich gefragt, ob mich jemand abholt. So aber musste ich mich durchbeissen. Ich hatte dann nach 163 km Schwierigkeiten, mein Garagentor aufzuschließen, so klamm waren meine Finger. Die Zehen waren auch "weg" - es fühlte sich eigentlich mehr nach Ski-Urlaub ohne passende Kleidung als nach Radtour Ende Mai an!
Aber nach einer Viertelstunde in der heißen Badewanne war die Welt wieder in Ordnung. Geschlafen habe ich wie tot...und morgen werde ich wieder fahren. Aber dann mit einem "richtigen" Liegerad!
LG Holger