Nachdem es am letzten WE für meine Verhältnisse schon wieder ganz gut lief, wollte ich zur "Erholung" noch eine nahezu autofreie Tour fahren. Da bietet sich der Oderradweg zwischen Frankfurt (Oder) und Schwedt an, da beide Orte von Berlin aus mit nur ca. 1 h Fahrzeit via RE erreichbar sind. Wenn man möglichst "störungsfrei" durchkommen will, fährt man am besten unter der Woche, am WE ist meist relativ viel "Touristenverkehr".
Start war in FFO, entgegen der Windrichtung! Zum einen wird die Landschaft meiner Meinung nach immer schöner, je näher man Schwedt kommt. Zum anderen wollte ich vermeiden, dass sich jemand denkt "siehste, der CHR ist gar nicht soo schnell, das liegt alles nur am Rückenwind".
Eingeplant hatte ich so 4-5 Stunden Gesamtzeit für die 120 km, wegen des Gegenwindes vermutete ich eher in Richtung 5 h. Als kleine "Challenge" wollte ich versuchen, so lange wie möglich am Stück durchzufahren und nur die nötigsten (Bio-)Pausen zu machen.
Der Anfang war etwas hakelig. In FFO gleich mal den Abzweig nach Lebus verpasst, was zu einer kurzen Gravel-Einlage führte. So kam es dass ich bis Lebus erst einen 25er Schnitt auf dem Tacho zu stehen hatte. Für Lebus wäre auch eine kopfsteinpflasterfreie Durchfahrt wünschenswert, es gibt also noch deutliches Optimierungspotential.
Ab Lebus lief es dann wie geschmiert und ich konnte trotz des Gegenwindes bei um die 150 Watt gute 30-32 km/h halten. Die Wattanzeige hat wieder mal sehr gut funktioniert, damit ich nicht wie früher nach Tacho fahre, sondern in dem Bereich wo ich mich bei moderater Anstrengung noch wohlfühle. Ich habe allerdings ein kleines bisschen mehr Druck als bei den Touren am WE aufs Pedal gegeben, weil ich das Gefühl hatte, da geht noch was.
Trotz des etwas holperigen Starts hatte ich nach gut 2 h die Hälfte geschafft und ich fühlte mich gut genug, um nach kurzer Biopause gleich weiterzufahren. Der Schnitt stieg auch langsam an, was mich zugegebenermaßen auch dann motiviert, wenn ich eigentlich nicht "auf Schnitt" fahre. So langsam keimte die Hoffnung auf, dass vielleicht sogar ein Bruttoschnitt in Richtung 30er drin sein könnte. Trotzdem habe ich mich weiter auf die Wattanzeige konzentriert, um nicht zu überdrehen.
Nach der dritten Biopause bei 90 km war ich mir ziemlich sicher, dass ich den 30er Brutto packen könnte, wenn ich zum Ende hin noch etwas mehr Druck aufs Pedal gebe.
Leider kam dann doch noch eine unerwartete "Pause" hinzu. Eine Querfurche im Asphalt kurz nach dem Abzweig nach Lunow schätzte ich falsch ein und es riss mir bei ca. 35 km/h den Lenker weg. Kontrollverlust, Ablegen inkl. "Ellbogenbremsung" auf rauhem Asphalt. Wunderschöne Schürfwunde. Man sollte "Straßenschäden" Schilder manchmal doch ernst nehmen.
Am Rad keine Schäden außer einem kleinen Riss und ein paar Kratzern am Heckkoffer (super Crashdämpfer!), sowie Schleifspuren am vorderen Schnellspanner.
Kurz die Wunden geleckt und gleich wieder auf's Rad, um nicht zu lange drüber nachzudenken (Motto: es sieht meist schlimmer aus, als es ist).
Dank des Fahrtwindes wurde der Ellbogen gut gekühlt, richtig weh getan hat es dann erst beim Sitzen im Zug.
Abgesehen davon kann ich den Lunow-Abzweig generell nicht empfehlen, wenn man eher sportlich unterwegs ist. Teilweise sehr schmaler Deichweg und ziemlich langer Betonplattenabschnitt. Besser erst den Abzweig bei Stützkow nehmen.
Der Schnitt war nun leider auf unter 29 km/h eingebrochen. Wahrscheinlich lag es am Adrenalin durch den Crash, dass ich es dennoch schaffte, auf den ca. 20 km bis zum Schöpfwerk Schwedt den Schnitt noch auf 29,6 km/h zu retten.
Ich denke ohne den Crash und ohne mein Verfranzen in FFO wäre ein 30er Brutto dringewesen. Das hatte ich bei meinem relativ niedrigem Trainingsstand und dem Gegenwind echt nicht erwartet, umso mehr freut es mich natürlich. Es macht natürlich auch viel aus, dass die Strecke bis auf die paar Hügel in FFO nahezu topfeben ist und kaum wegen Kurven, Querungen und Ampeln runtergebremst und neu beschleunigt zu werden braucht, was viel Körner spart.
app.velohero.com
(Velohero gibt den Nettoschnitt, also nur auf die reine Fahrzeit bezogen, an)