Letzte Woche, mit meinem Fateba L1 auf dem Weg zum schweizerischen Zwischenlager für alte Ledertaschen (Velomobilforum.de berichtete vor wenigen Tagen
hier) machte ich in einer übersichtlichen Kurve einen Foto-Stopp, um das schöne Wetter und den schönen Langlieger zu dokumentieren. Durch einen glücklichen Zufall schlich sich noch ein Fahrer eines Rennrades ins Bild:
Ich dachte noch bei mir: "oha, ein Geniesser, keiner der sich die Seele aus dem Leib strampelt um sich selbst etwas zu beweisen", packte in Ruhe mein Fotozeugs wieder ein und kurbelte weiter der Passhöhe entgegen. In der Tat schien es der Fahrer des Rennnrades im Bild, ein älterer Herr, sehr gemütlich zu nehmen, denn trotzdem ich mit dem mit archaischem Gepäck beladenen 17.5+ kg Oldtimer keinen Sprint hinlegte, holte ich ihn ein paar hundert Meter vor der Passhöhe ein. Da packte ihn aber offensichtlich der Ehrgeiz, stand auf und versuchte offensichtlich mir zu "entkommen" - vergeblich. Flott zog ich an ihm vorbei, und ich vermute mit dem Flux wäre mir das nicht gelungen. Egal.
Mit gestärktem Ego ob der zweifelhaften Heldentat liess ich es jetzt auf der recht steilen anderen Seite des
Benkerjochs hinunterrollen, denn ich wollte den beim Fateba durch die aufrechte Sitzhaltung grosszügig bemessenen Luftwiderstand nutzen, um die nigelnagelneuen, für mein Verständnis nicht unbedingt billigen Magura-Bremsklötze zu schonen, und rechnete damit, dass mich der "Gümmeler" umgehend überholen und auf nimmerwiedersehen entschwinden würde. Aber nichts geschah. Auch im Rückspiegel konnte ich ihn nicht mehr sehen, auch nicht in den Haarnadelkurven. Naja, sei's drum, wahrscheinlich gönnte er sich oben eine wohlverdiente Pause. Dachte ich.
Unten in Aarau, an einer Baustellen-Ampel hatte ich ihn jedoch plötzlich neben mir. Offensichtlich hatte er sich während der ganzen Talfahrt knapp hinter mir befunden! Innerlich schüttelte ich darob den Kopf, er jedoch meinte ich sei "auch nicht von schlechten Eltern", ihn mit diesem Gefährt bergauf einzuholen und gar noch zu überholen. Hmmm, wie sag' ich's meinem "Opa" ohne ihn zu kränken? Ein Teil der Wahrheit lag ja nun mal zweifellos im Altersunterschied. Also erklärte ich ihm nur den zweiten Teil der Wahrheit, nämlich dass so ein Liegevelo halt unendlich bequem sei, und man dadurch soviel Kraft einspare dass man diese dann bergauf zusätzlich zur Verfügung habe. Vielleicht denkt er dann in ein paar Jahren an meine Worte, wenn buckeln immer mühsamer wird...
Auf der Rückfahrt dann (sorry, ohne Bilder), um die Ledertasche erleichtert, hatte ich mich in der momentan mit Baustellen verseuchten Altstadt von Aarau trotz (oder wegen?) dem Navi verfranzt. Da ich am Fateba noch keinen Navi-Halter habe, hielt ich es in der Hand, was eigentlich ganz gut geht solange man nicht von der Route abkommt.
Also kurz angehalten um auf dem Navi zu schauen, ob die kurze (60 Meter) aber heftige (ca. 15% ?) Steigung mindestens annähernd weiter führt. Da ertönt schräg hinter mir die Stimme eines freundlichen Fussgängers: "schon recht streng da hinauf, mit dieser Art Velo, oder?" Ich: "ach ja, es geht so". Schalte in den ersten Gang und kurble da hoch, in der linken Hand das Navi, in der rechten Hand der Lenker. Eben, geht doch. Ich musste einfach höllisch aufpassen dass das Vorderrad nicht abhebt - rund treten ohne Klickies war also angesagt...
Mit dem guten Gefühl an diesem Tag mindestens zwei Leute von den Vorzügen des Liegevelos überzeugt zu haben, strampelte ich freudig wieder übers Benkerjoch zurück, diesmal steile Seite hoch (geht wirklich mit weniger Anstrengung als mit dem Flux, aber nicht wirklich wesentlich schneller, glaube ich), und die flachere Seite runter (trotz angestrengtem mittreten deutlich langsamer als mit dem Flux).