Da die Alte Hexe leider ausgefallen ist, musste für das Pfingstwochenende ein Alternativprogramm her. Nach dem Abwägen verschiedener Möglichkeiten, entschied ich mich für eine kleine Rundtour durch Süddeutschland.
Am Freitag standen nach einem frühen Feierabend 250 Kilometer zu meinen Eltern ins Hohenlohische auf dem Programm. Zu Beginn wollte gleich der Thüringer Wald überquert werden. Dafür hatte ich eine Strecke mit moderater Steigung und Gefälle gewählt. Nach entspanntem Bergankurbeln folgte die rasante Abfahrt. Über zwei kleine Gegenanstiege und ein paar Wellen ging es dann an die Thüringisch-Bayerische Grenze.
Die Abfahrt durchs Lautertal nach Coburg war zwar schön, aber mit dem VM leider nicht ganz so schön wie mit dem Rennrad. Da muss man doch ein paarmal den schönen Schwung wegbremsen, da die kurvigen Ortsdurchfahrten natürlich immer genau in den Senken liegen müssen. Coburg ließ sich trotz Feierabendverkehr und einiger Ampeln gut durchqueren. Und dann kam auch schon die B4 durch den Itzgrund in Bamberg. Im Forum hatte ich schon an der einen oder anderen Stelle gelesen, was für eine gute VM-Strecke das sein sollte. Und das ist sie wahrhaftig. Eine breite Straße mit glattem Asphalt und wenig Verkehr; dazu nur wenige Wellen, die sich mit etwas Einsatz wegdelfinieren ließen. Bei Temperaturen von über 20°C liefen auch die CCU endlich gut und auch der Wind unterstützte von schräg hinten. Dadurch war fast dauerhaft mindestens die Fünf vorne am Tacho zu sehen und immer wieder auch die Sechs.
Bamberg war so schnell erreicht. Die Durchquerung von Bamberg zog sich durch zahllose Ampelstopps etwas, aber danach war wieder freie Fahrt auf feinster Straße angesagt. Das Aischtal hinauf ließ sich ähnlich gut fahren wie der Itzgrund. Nur an der leicht verringerten Geschwindigkeit merkte man, dass es ganz allmählich nach oben ging.
Nach 170 Kilometern gab es zur Erfrischung an einem Supermarkt eine Nektarine, ein Eis und ein Cola. Zurück auf der Straße hing ich dann in einer Autokolonne fest, die sich hinter einem Traktor mit angehängtem Anhänger gebildet hatte. Der fuhr mit nur knapp 40 km/h und Überholen war nur selten für ein oder zwei Autos auf einmal möglich. Ich freute mich darüber, weil ein paar Autofahrer dadurch mitbekommen haben, dass Velomobile doch gar keine so unangenehmen „Hindernisse“ auf der Straße sind.
Irgendwann bog der Traktor ab und die Straße war wieder frei. Der Anstieg am Ende des Aischtals entpuppte sich als deutlich flacher als erwartet. Ich wunderte mich gerade, dass ich schon dessen Ende erreicht hatte, bevor er richtig zu merken war, als das DF anfing vorne links zu holpern. Ab und zu machen mir die Flanken des tubeless montierten CCU durch kleine Lecks Probleme. Der Reifen ließ sich problemlos wieder aufpumpen, hielt auch bis zum Ziel die Luft, wurde dabei aber langsam weicher. Da war wohl die Dichtmilch langsam zu Ende. In schönster Abendsonne ging über die Frankenhöhe dem Ziel entgegen. Eine Baustelle hatte ich glücklicherweise vor der Abfahrt noch im bayerischen Baustellenportal entdeckt und mir eine Umfahrung gesucht. Die rumpeligeren und hügeligen Straßen auf den letzten 50 Kilometern drückten zwar den Schnitt etwas. Aber am Ziel angekommen erspähte ich nach den 250 Kilometern und 1600 Höhenmetern glücklich eine glatte 40 auf dem Tacho.
Am Samstag bewegte ich das VM nur kurz um in einem Fahrradladen neue Dichtmilch zu kaufen und meine Oma im Pflegeheim zu besuchen. Der Reifen machte über die ganze Tour keine Probleme mehr und die Heimbewohner waren hellauf begeistert vom VM.
Die nächste Station war bei
@Simmiwerkel in Heilbronn. Durch meine alte Heimat, die Hohenloher Ebene, führte mich der Weg in Richtung Kochertal. Entsprechend ihrem Höhenprofil sollte die Gegend eher Hohenloher Unebene oder Dauerwelle heißen. Fahren ließ es sich dort trotzdem recht gut. Eine baustellenbedingte Straßensperrung drohte mit einer weiten Umleitung. Ich wagte es aber und fand hinter der Absperrung eine frisch asphaltierte autofreie Straße – perfekt um bergab zu sausen.
Die Abfahrt ins Kochertal versprach mit 5% Gefälle auf vier Kilometern High-Speed-Vergnügen. Leider war sie recht bald auf 70 km/h beschränkt und ein Autofahrer meinte kurz vor mir auf die Straße einbiegen und bergab schleichen zu müssen. Keine Ahnung, warum er gehupt hat, als ich ihn überholte. Das Kochertal abwärts lief es unspektakulär. Zum Neckar hin hatte ich dann über Radwege geplant. Das sorgte zwar für wenige Höhenmeter aber auch für häufiges Abbremsen, weil auf den schmalen Wegen nicht immer ein Überholen der zahlreichen Fahrradanhänger möglich war.
In Heilbronn angekommen bastelten wir noch etwas an Simons neuem M9 und stärkten uns dann beim Perser für den folgenden Tag.
Für den Pfingstmontag hatten wir uns gemeinsam die Rückfahrt nach Ilmenau vorgenommen. Die Strecke an sich war keine große Sache für uns. Für Simon als frischgebackenen Velonauten war es aber die erste längere Tour im VM. Am Abend wusste seine Beine dann, was es mit den von mir erwähnten „Anpassungsvorgängen an die liegende Position" auf sich hat.
Nach einem entspanntem Frühstück beluden wir die VMs und radelten los, zunächst den Neckar abwärts. Eine kurze, steile Rampe brachte uns an die Jagst, deren Windungen wir talaufwärts folgten. Dabei zogen wir an einem Radfahrer nach dem anderen vorbei. Im Gegensatz zu ihnen genossen wir den kräftigen Gegenwind, der uns kühlend durch die geöffneten Visiere blies.
Der Anstieg hinüber ins Taubertal war sehr moderat und reduzierte unser Reisetempo kaum. Nach einer schönen Abfahrt mit langezogenen Kurven folgte auch schon der nächste Höhenzug, über welchen wir ins Maintal gelangten. Dort legten wir direkt am Mainufer eine kleine Pause ein und beantworteten wir die zahlreichen Fragen der vorbeikommenden Radfahrer und Spaziergängerzu den VMs und namen die bewundernden Kommentare genußvoll auf.Auf gut ausgebauten und wenig befahrenen Straßen gelangten wir nach Haßfurt, wo wir uns mit gigantischen Eisbechern und kühlen Getränken belohnten. Die letzten 100 Kilometer ging es dann eigentlich nur noch auf und ab - mit tendenziell zunehmender Amplitude. Nach den Haßbergen folgte das Werratal und zu guter letzt der Thüringer Wald. Dieser zeigte sich schon von weitem am Horizont und kam Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung näher.
Jeweils ein Kettenabwurf bei beiden von uns brachte etwas Abwechslung. In Schleußingen am Fuß des letzten Anstieges hielten wir an einer Tankstelle um unsere geleerten Flüssigkeitsvorräte wieder aufzustocken. Die Tankwärterin war gerade dabei Feierabend zu machen, ließ sich dann aber doch schnell überreden, uns ein paar Getränke zu verkaufen. Neben dem höflichen Fragen halfen dabei bestimmt auch unsere Eindruck schindenden Gefährte.
In der einsetzenden Dämmerung kurbelten wir viele Kilometer bergan. Oben auf der Passhöhe wurden wir von einem auf der Straße stehenden Reh begrüßt, welches uns recht nahe herankommen lies, bevor es dann doch noch das Weite suchte. Dann sausten wir noch die fünfzehn Kilometer hinab nach Ilmenau und stiegen zuhause nach 290 Kilometern mit müden Beinen aber glücklich aus unseren Kisten.