Ein velomobilfreies Wochenende liegt hinter mir (ja, das kann es geben, aber bitte nicht zu oft), das mit Wanderungen und allerlei Abenteuern gefüllt war ... wer schon einmal ein Schlüsselbund in den Rinnstein-Wassersammlern verloren und dann selbst wieder rausgefischt hat weiß wovon ich schreibe ... spektakuläre Siege im 50 Runden Nachtrennen auf der Carrera-Bahn gegen meine 10jährige Enkelin gehörten ebenso dazu wie demütigende Niederlagen gegen sie in den Kurzrennen, wo mit Tankstopstrategie und Ideallinie nichts mehr zu holen ist, wenn man einmal aus der Kurve geflogen war.
Nun ja, der Vorhang öffnet sich für einen grauen Montag, der mit leichtem Niesel das Gemüt trübt. Doch, oh Wunder, kaum sind die Pendlerströme an ihre Arbeitsplätze verschwunden, öffnet sich der Himmel und lässt einige Strahlen Wintersonne durch. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und breche nach einigen Erledigungen vor 11 auf, denn diese kürzesten der kurzen Tage sind über Mittag am schönsten, wenn überhaupt.
Ich lasse mich treiben, der Augenblick soll entscheiden, nur locker und relaxt soll es sein. Auf den ersten Metern muss ich entscheiden: Bisschen klettern oder am Rhein? Spontan sage ich „Berge“ und steuere den Venusberg an, etwa 100 Höhenmeter. Da wird man schnell gründlich warm. von Vorteil ist, dass die Route schon 3 km von zuhause das Melbtal erreicht, eine Oase in der Stadt. Dort ist das erste Bild entstanden.
Oben geht es im Kottenforst weiter; es rollt gut auf den schnurgeraden geteerten Waldwegen, die früher einmal zur Vereinfachung der kurfürstlichen Parforcejagden angelegten worden waren, und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Von dort stammt das nächste Bild.
im Kottenforst muss ich erneut entscheiden: raus Richtung Nordwest in die Zülpicher Börde bzw. an deren Rand, oder raus Richtung Südwest, Rollercoaster bis an die Ahr. Das zweite hört sich relaxten an, zumal ich mit dem geringer übersetzten DF und Winterreifen unterwegs bin. Wenn man ohnehin nicht so schnell ist, kann man auch klettern. Zur Ahr bedeutet nämlich Echternacher Velomobilprozession: einen Anstieg hoch, danach wieder runter, aber nicht so tief wie zuvor, dafür ist liegt nächste Kuppe wieder ein Stück höher als die vorherige. Das Ganze dreimal und eh man sich versieht, sind 10 km und 300 Höhenmeter mehr auf der Uhr. Hier Bilder von Höhe 2; dahinten liegt im Blick nach schräg links irgendwo der Einschnitt im Ahrgebirge, über den ich runter nach Dernau gelangen werde. Schräg rechts schaut man der Reihe von Hochspannungsmasten entlang, in deren Verlängerung das rheinische Braunkohlebecken mit seinen riesigen Tagebaugruben liegt. nach vorn zeigt sich die typische Landschaft der Grafschaft.
Auf der Abfahrt nach Dernau halte ich oberhalb der Weinberge, wo man den schönsten Blick auf dieses Stück Ahrtal hat, und natürlich Bilder macht. Kein einziger Tourist stört heute die Szenerie; das hat Seltenheitswert. Nur ein Wanderpaar kommt vorbei als ich wieder abfahren möchte. Sie amüsiert sich über das süße Autochen, er erklärt mir, da fehle nur noch ein Motörchen. Fehlt nicht, sage ich, habe ja noch meine Beinchen.
Jetzt wo alle bunten Blätter verschwunden sind, gleicht das Ahrtal einem Meer aus Schiefergrau und Verwitterungsbraun. Mit dem Abzweig in Walporzheim endet auch schon der wildromantische Abschnitt dieser Runde.
Der Rest ist Routine. Ich probiere noch ein paar Stückchen Radweg um den Ampeln in Bad Neuenahr zu entgehen (Radweg dauert dennoch länger), widerstehe der Versuchung in Heppingen wieder in die Berge abzubiegen, und rolle über Kripp und Remagen Richtung Bonn, nicht ohne noch ein Foto vom Leben am Strom bei Bonn-Mehlem nachzureichen.
Den Schlußpunkt der 80 km Runde Bilder schließlich ein Stop am Obst- und Gemüsestand. Das Beste in dieser Tasche voller Köstlichkeiten ist ein Tütchen frisches Sauerkraut vom Fass.