Betreiben wir ein Altherrenhobby?

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Huhu,

nachdem ich quasi die Geburt der Deltatrikes als Student miterleben durfte (ohne selbst eins zu haben oder haben zu wollen) und in den ersten aerodynamischen Kisten junge, verwegene Wagemutige saßen, die Liegeräder noch mit dicken unschönen Schweißwürsten aus Baumarktrohr plus Altfahrradteilen in Wohnheimkellern entstanden und alle über 30 darüber ihre wackeligen Köpfe schüttelten, habe ich immer mehr den Eindruck, dass alles mit drei Rädern inzwischen zu so einer Art Altherrenhobby geworden ist wie Eisenbahnmodellbau, Löten, Kegeln oder Skat.

Ich will mich darüber ja auch gar nicht beschweren (selber graue Haare gehabt als ich umgesattelt habe), aber wie kommt das, daß die "Generation Verkehrswende" anscheinend gar nicht so viel Interesse daran zeigt wie diese Fahrzeuggattung eigentlich verdient hat? Uncool? Abschreck-Effekt durch so Leute wie mich? Zu teuer? Oder täusche ich mich und es ist gar nicht so?
 
Wenn ich den Faden hier richtig im Kopf habe, dann täuscht dich zumindest dein Gefühl zum Alter der Velomobilfahrer nicht...
 
dass alles mit drei Rädern inzwischen zu so einer Art Altherrenhobby geworden ist

[...]

Uncool? Abschreck-Effekt durch so Leute wie mich? Zu teuer? Oder täusche ich mich und es ist gar nicht so?

Nein, ist schon so. Hihi.

Ein gebrauchtes Dreirad (als unterste Einstiegshürde) kostet größenordnungsmäßig einen Tausender, und man braucht am besten einen Platz in der Garage (die Frage "wo parkt euer Trike/VM?" wäre mal interessant...).
Außerdem darf es einem nicht peinlich sein, damit gesehen zu werden.
Und zumindest was mein Anthrotech angeht - sportliche Leistungen, gemessen an Zahlenwerten, lassen sich damit nicht erzielen.

Damit fallen viele Leute raus. Es bleiben im Leben gut etablierte (Immobilie?) Typen mit definierten, d.h. nicht grenzenlosen gesellschaftlichen der karrieristischen Ambitionen übrig. Das sind deine alten Herren.

bergauf
 
Uncool? Abschreck-Effekt durch so Leute wie mich? Zu teuer?

Ja, ich glaube alles davon ein bisschen. Das Image schwankt zwischen Behindertenrad und Hippie-Kutsche. Die Preise sind hoch (manche Bekannte/Kollegen mit Überdurchschnittlichen Gehältern fahren täglich mit Rädern zur Arbeit, die ich nicht vom Sperrmüll mitnehmen würde, einfach weil es ihnen nicht mehr wert ist). Und wenn man sich anschaut, wie aggresiv und fundamentalistisch manche Diskussionen hier geführt werden, läd das neulinge auch nicht gerade ein. Und die Prakmatiker haben mit Pedelecs und E-bikes mitlerweile eine Alternative die in Marketing, Design und Infrstruktur (Hersteller, Händler) besser aufgestellt ist.
Ich glaube, das Äquivalent heute sind die Cargobikes. Die sind zwar auch groß und teuer, aber sie sind hip und modern. Vielleicht irgendwie das SUV der Fahrräder.
 
Es ist leider eine Mischung aus Allem. Mein Geselle (22) fährt Dirtbike und BMX mit Hüpfen und Springen und Kunststücke vollführen. Er teilt nicht wirklich mein Interesse für Randonneure, klassische Rennräder mit Stahlrahmen und Liegeradklassiker. Uns Beiden gemeinsam ist, das wir Fahrrad Nerds sind. Und da wundert man sich wenn am hochpreisigen PKW Schrott auf dem Fahrradträger hängt und der Fahrradträger teurer ist als beide Räder zusammen. Und wenn montags die Reparaturen reinkommen und von 5 Fahrrädern 4 Stück Baumarkt-, Kaufhaus- oder Schrott-Räder sind ist der Montagsblues nicht mehr aufzuhalten. Wenn derartige Kunden dann hören was unsere Räder so kosten oder Mal gekostet haben oder ein Kollege vom Liegeradstammtisch mit seinem Gefährt vorbeikommt, heißt es immer: Dafür krieg ich ja ein Auto
 
Und da wundert man sich wenn am hochpreisigen PKW Schrott auf dem Fahrradträger hängt und der Fahrradträger teurer ist als beide Räder zusammen. Und wenn montags die Reparaturen reinkommen und von 5 Fahrrädern 4 Stück Baumarkt-, Kaufhaus- oder Schrott-Räder sind ist der Montagsblues nicht mehr aufzuhalten. Wenn derartige Kunden dann hören was unsere Räder so kosten oder Mal gekostet haben oder ein Kollege vom Liegeradstammtisch mit seinem Gefährt vorbeikommt, heißt es immer: Dafür krieg ich ja ein Auto

Für den normalen Autofahrer, der nur als Schönwetterfahrer für gemütliche Spazierfahrten sein Rad nutzt, sind billige Baumarkträder auch völlig ausreichend. Das Wetter war jetzt im Januar und Februar ziemlich eklig. Es nervt, sich jedes mal wetterfest anziehen zu müssen, wenn man mit dem Rad fahren möchte. Ich selbst fahre täglich ein bis zweimal mit meinem Vierrad auf Feldwegen, um dem Hund Auslauf zu bieten. In solcher wetterfesten Kleidung dann noch im Supermarkt einkaufen ist auch ziemlich blöd. Den einzigen Ausweg sehe ich in einem voll verkleideten Vierrad mit Elektromotor, in das man sich mit Straßenkleidung setzen kann. Dann kann man vielleicht auch die junge Mutter animieren, mit solch einem Quad ihr Kind in den Kindergarten zu bringen und noch einzukaufen, soweit sie nicht berufstätig ist und dann doch mit dem Auto zur Arbeit fahren muß. Für alte Herren wäre ein voll verkleidetes Quad natürlich auch ganz toll.
 
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Some of us are older and concerned about the environment. My trike is a car replacement, it needs some weather protection but I now have a trailer that can hold a whole supermarket caddy of shopping. Decathlon sells 8 bicycles that are more expensive than my trike. One of those is a pedelec, brand name pedelecs cost about the same as the trike. So I can't say it is an expensive hobby. A € 3000 second hand car would cost me much more per month to run.
 
Vollverkleidetes Quad mit Motor ist für mich ein kleines Auto. Die Menschheit verweichlicht immer mehr. Ich muß nicht von einem Dach über dem Kopf (Wohnung) mit dem überdachten Fahrzeug ins nächste überdachte Gebäude (Arbeitsstelle, Supermarkt usw.) Leute, lasst doch Mal die frische Luft an Euch ran. Das man sich entsprechend der Witterung kleidet ist jetzt nichts Neues. Und wenn ich Transporte machen muß die das Auto nötig machen nehm ich's auch. Das Wetter ist kein Grund das Auto zu nehmen.
 
Hallo,

Fahradfahren ist für mich kein Hobby, sondern meine liebste Art, mich fortzubewegen. Ich nutze das Fahrrad, um zur Arbeit zu kommen und einzukaufen und um Freizeitbeschäftigungen nachzugehen.


Gerade habe ich in einer Zeitung eine Schülerin gesehen, die lötete im Rahmen von "Jugend forscht" etwas unter Anleitung eines Lehrers zusammen. Und "Jugend forscht" ist sicher nicht out.

Viele Jugendliche hängen sehr an ihrem Smartfon und dessen Nutzung ist kompatibel zum ÖPNV und nicht zum Radfahren. Und wenn man eh Schoko- oder Semesterticket hat, hat man auch keine weitere Kosten.

Gruß, Klaus
 
Ich glaube: Uncool, vergleichsweise mit anderen Rädern teuer, verschwitzter Rücken, besondere Schuhe nötig (Klickies), nur in Spezialgeschäften erhältlich, Reha-Image, abratende, weil besorgte Eltern, Handynutzung beim Fahren verboten, und meistens Männer Ü 40 (?), die drauf strampeln ... selbst in Radclubs kaum einer, der auch so etwas fährt, wenig geländetauglich .... viele Gründe.
 
Mein Handy wurde ich auch auf dem Upwrong nicht benutzen. Ein Trike oder VM hat wenigstens den Vorteil, dass es auch mit einer Hand leidlich stabil fährt, weil das Gleichgewicht nicht zu halten ist. Die Ablenkung bleibt trotzdem.
 
Vollverkleidetes Quad mit Motor ist für mich ein kleines Auto. Die Menschheit verweichlicht immer mehr. Ich muß nicht von einem Dach über dem Kopf (Wohnung) mit dem überdachten Fahrzeug ins nächste überdachte Gebäude (Arbeitsstelle, Supermarkt usw.) Leute, lasst doch Mal die frische Luft an Euch ran. Das man sich entsprechend der Witterung kleidet ist jetzt nichts Neues. Und wenn ich Transporte machen muß die das Auto nötig machen nehm ich's auch. Das Wetter ist kein Grund das Auto zu nehmen.
Um frische Luft zu schöpfen, kann ich, 77 Jahre alt, auch zu Fuß gehen. Da benötige ich noch nicht einmal ein Fahrrad. Mir hat aber das leichte Pedalieren mit Motorunterstützung auf dem Anthrotech Trike und auf meinen selbst gebauten Vierrädern dazu verholfen, dass ich trotz Kniearthrose und Hüftgelenksarthrose wieder ohne Schmerzen längere Strecken laufen kann.
 
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@Knarf , die besorgten (verweichlichten, alle Hindernisse aus dem Weg räumenden) Eltern sind leider ein großes Problem und die Ursache für viele Probleme die Kinder und Jugendliche heute haben um ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen oder zu behaupten. Da wird z.B. im Supermarkt ewig diskutiert, warum es jetzt gerade keine Süßigkeiten gibt, oder es heißt in der Schule immer, mein Kind macht sowas nicht oder der Vater hat seinem fast erwachsenen Sohn aufgetragen das Rad zur Reparatur abzugeben und kommt dann doch selbst um nur einige Beispiele zu nennen. Meine Eltern kannten ihre Pappenheimer und konnten einschätzen bei welchem Blödsinn wir dabei waren oder nicht. Ich bin z.B. in den Pausen immer mit den Rauchern mit. Auf Ansage von der Schule konnte Vaddern sicher sein, das ich zwar mit den Rauchern mit war aber nicht geraucht habe. Das hatte damit zu tun, das sich unsere Eltern mit uns unterhalten haben, z.B. beim gemeinsamen Frühstück oder Abendessen ohne Fernseher an.
 
Mein Sohn (15) fährt seit ich mein Alpha7 habe und er genauso groß ist wie ich, hin und wieder mein altes DF. Die größte Einstiegshürde für ein VM ist natürlich schon der Preis. Außer den Sijbrandis kenne ich niemandem in seinem Alter, der ein VM fahren kann. Ohne gleichaltrige Freunde ist die Motivation aber auch eher begrenzt. Sind dann immer Vater-Sohn-Events.
Meine Frau und Töchter finden Liegeräder und VMs irgendwas zwischen uninteressant und hochnotpeinlich. Für deren Wege reichen aber auch gewöhnliche Aufrechträder (für meine Wege würden die auch reichen, aber VM fahren ist halt so Alt-Herren-mäßig bequem).
 
aber VM fahren ist halt so Alt-Herren-mäßig bequem

Ich habe mir mit Ende 20 mein erstes Liege- bzw. Sesselrad gekauft, weil es so saubequem war. War ich da schon ein alter Herr? Zumindest hatte ich noch deutlich mehr Haare auf dem Kopf und die waren auch noch nicht grau.

PS: Aber ich hatte als Kind auch mit meinen Brüdern eine Modelleisenbahn, habe gelötet, Skat, Doppelkopf und Rommee gespielt. Auf der Geburtstagsfeier meines Freundes ging es zum Kegeln.
 
Ich denke es liegt in erster Linie am Preis. Der durchschnittliche Kaufpreis für ein normales Rad liegt ja bei unter EUR 1.000, für ein Liegerad, Trike oder VM zahlt man ein Vielfaches.

Das soll man dann jemanden vermitteln der gerade 35.000 EUR für sein SUV ausgegeben hat

Auf Interesse stößt mein Flux bei Freunden schon, kaufen würden sie sich aber zumindest kein Neues. Man muss schon ausgesprochen gerne Rad fahren, um die Vorzüge eines Liegerades so zu schätzen, das man den Preis zahlt.

Bei mir verhält es sich mit einem VM entsprechend . Nice to have, aber absolut nicht erforderlich. Dafür sind mir dann 10.000+ EUR zu viel. Selbst EUR 5.000 für ein gebrauchtes VM bin ich zzt. nicht bereit auf den Tisch zu legen.

Wenn ich nicht mehr täglich zur Arbeit fahren muss, kann das Auto weg ( sehe ich schon lange als Ballast an) und dann kommt eventuell ein VM in den Schuppen.
 
Für ein VM muss viel zusammenkommen:
  • Das Interesse muss da sein,
  • Man muss das Geld aufbringen können,
  • Man muss das Selbstbewusstsein haben, deutlich sichtbar aus der Reihe zu tanzen
  • Man braucht einen passenden Abstellplatz
  • Und, nicht zuletzt, man muss das ok von der Ehefrau kriegen.
 
Mein Milan SL ist eines der günstigsten Räder im Rennradverein. Und fast keiner dort fährt auch nur einen Meter Fahrrad im Alltag. Da wird 8km mit dem Auto auf arbeit gegurkt um dann vier mal die Woche 3h nach der Arbeit auf dem 12000€ Carbon RR zu trainieren.
allein diese "Logik" zeigt mir, daß es wenig Sinn macht über das Thema zu reden... Solange es ein Hobby ohne nutzen ist, ist der Preis egal (hier fahren auch junge Leute mit 4000€ pedelcs rum), sobald es einen Nutzen hat, ist jeder Cent zu viel. Ausnahme Auto. Da kauft man ja Prestige dazu.
 
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