LR Bau eines Kurzliegers ...and another one ;-)

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Ort
Lüneburg/Wendland
Nach mehrjährigen (oft sehr Erkenntnisreich!!) mitlesen (und nachdem ich auch schon heimlich 2 Posts getan hab) folgt hier nun die Vorstellung meines eigenen Projektes:


Wie der Title sagt, ein Kurzlieger,
DSC04748.JPG
Radstand circa 1100 mm,

Vorn und Hinten 406er Felgen (Ziel - noch nicht da ich noch keine zweite 20" Felge hab)

vorn + hinten gefedert

Sitzhöhe ist irgendwo bei 600 - 700 mm, Tretlager ist mit 720mm über Boden gezeichnet

Direkte Lenkung von Unten (auch wenn ich bisher noch keinen vernünftigen Lenker habe)

Gepäckträger ist Rahmenfest

Eine Umlenkrolle ober dem Schwingenlager ist geplant, auch wenn ich mir viel (zeichnerische) Mühe gegeben habe das diese nur bei stärkeren Einfedern benutzt wird

Der Tretlagerausleger ist ausziehbar, somit ist Verstellung gewährleistet


Wie ihr seht vieles ist an bewährte Konzepte angelehnt, aber auch viele Dinge sind natürlich einfach ausprobieren ;-)




Ich selbst bin z.Z. in der 12.Klasse, also Schüler.

An meiner Schule gibt es etwas das nennt sich 'Zwölftklassarbeit' (die die's kennen wissen jetzt sicher: Aha, ein Waldorfschüler... ;-) )

Das heißt das man sich mit einem frei gewählten Projekt/Thema über den Laufe eines Jahres beschäftigt.

Da ich seit fast 4 Jahren an einem hier sicherlich bekannten Hobby 'leide', war schnell klar wohin die Reise geht..., ich hab dann zwar leider[das stimmt so nicht] zunächst 'zufälligerweise' ein Flevo gekauft (..bin großer Fan, hatte mir auch schon vor 3 (?) Jahren mal aus einem(mehreren) 28" Rad eins selbst gebaut), musste aber Feststellen das das auf den 2/3 Waldweg meiner 15 Km Schulweg nicht so ohne weiteres Funktioniert (..Berge). So hat ich dann erst Anfang des Sommers wirklich angefangen.

Seit dem ist natürlich schon ganz viel passiert, und mittlerweile bin ich sogar schon ein bisschen damit herumgefahren ;-), ist also gerade mitten in der heißen Phase!
Ich werd probieren hier in den folgenden Tagen (so wie's die Vorweihnachtszeit zulässt) dann ein bisschen über den bisherigen Prozess zu schreiben und hoffe dann auch ganz bald am jetzigen Stand der Dinge anzulangen!

LG Rabo
 
Hallo Rabo, schön, dass Du uns an Deinem Projekt teilhaben lässt.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass das genau das richtige Alter ist, mit dem Liegeradbau anzufangen. ;o)
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Projekt und freue mich auf weitere Berichte und Bilder!
Viele Grüße
Basti
 
Moin moin Rabo,

herzlich willkommen hier! Bist Du an der wendländischen oder der Lüneburger Waldorfschule?
Wenn ich es richtig verstehe, bist Du schon recht weit mit deinem Zwölftklassprojekt, da du schon damit herumgefahren bist.
Dann ist es sicherlich zu spät, dich auf die Wolf&Wolf-Brüder aus der Schweiz aufmerksam zu machen, deren Alpentourer aus einem Projekt an einer Freien Mittelschule entstanden sind. Deren Rad-Konzept ist aber ein anderes als dein Kurzlieger. Aus eigener Erfahrung mit meinem AT-1 kann ich sagen, dass es eines der bequemsten schnellen Reiseräder ist. Nur etwas niedrig für meinen Geschmack im Alltag.

Hier im Forum wirst Du sicher viele Antworten auf Fragen finden.
am besten vernetzen mit dem anderen großen jungen Bastler aus glaube östlicheren Gefilden, wie hies er noch gleich ?...
@HFKLR meint @bienebello , der in der Nähe von Rostock seinen Bastelstützpunkt hat und aus alten Teilen Neues schafft.

Im analogen Bereich sind die Hefte von Christian Kuhtz zu Lastenrädern, Chopperrädern und allgemein Fahrradreparatur immer eine Fundgrube, wenn es darum geht, Lösungen für den Hausgebrauch zu finden ohne sich in Unkosten zu stürzen.

Viel Spaß bei Deiner Arbeit und ich bin gespannt auf weitere Bilder und Berichte.

Schöne Grüße

Frithjof
 
Danke Frithjof für die Arbeit, die ich hätte machen sollen (Bienebello)
und noch passend zur Weihnachtszeit: have yourself a merry little Liegerad...
 
Ich wünsch Dir auch viel Erfolg!
Wenn ich die Federgabel mit geschobener Schwinge sehe dann google mal nach dem ATL Alltagslieger. Der ist ja käuflich zu erwerben und hat so eine Gabel, da kann man sich bestimmt Anregung holen oder vielleicht die Gabel benutzen. Ich glaube @jensNBG hat das auch mal probiert und war sehr zufrieden.
Preiswerte Teile bekommst du sicher hier in der Gemeinschaft. Wir alten weißen Männer haben da sicher so einiges aus vergangenen Projekten und Wunschtraum liegen.
Erfahrung mit verschiedenen Luegerädern (außer dem Flevo) hast du wohl noch nicht? Aber egal, die Jugend hat ja das Glück im Tatendrang nicht so leicht gestoppt zu werden!
Grüße aus Leipzig
 
Zur Sitzhöhe hab ich eine Frage: die scheint mit für ein auf Waldwegen zu fahrendes Rad recht hoch, oder bist du einfach ziemlich groß? Die Sitzhöhen im alltagstauglichen Massenbereich (HP und Co) liegen so bei 500 bis 600.
Willst du sicher Untenlenkung? Die fährt sich zwar entspannt, Obenlenkung hat aber im Handling schon Vorteile.
 
Sitzhöhe ist irgendwo bei 600 - 700 mm, Tretlager ist mit 720mm über Boden gezeichnet
Hast du vorher schonmal ein Liegerad mit dieser Rahmen-Geometrie ausprobiert? Das ist in etwa das was man mit einer HP Streetmachine GT bekommt. Mein Fazit nach 2 Jahren war, schlechte Ergonomie (Kraftumsetzung) aufgrund geringer Tretlagerüberhöhung. Ich habe diese Sitzhöhe auch immer beim Anfahren als sehr unangenehm empfunden da man das Bein am Boden stark überstrecken muß (trotzdem ich relativ groß bin). Dieses Kurzlieger-Konzept ist ca. 25-30 Jahre alt die Entwicklung seitdem geht eher in eine andere Richtung.
 
Da sein gehobener Daumen hier auftaucht:
@Nemberch wollte ich auch schon empfehlen. Er ist ein Meister der kreativen Ideen und deren tatsächlicher Umsetzung. Da gibt es einige interessante Fäden (z.B. zur Rostbraunen), ist natürlich eher Knicklenker-Bereich.
Und lenkt hoffentlich nicht zu sehr von deinem Projekt ab. Man neigt dann dazu nur zu lesen, sich zu freuen und selbst nicht mehr voran zu kommen ;)
 
Ich habe mir gerade die Zeichnung angesehen.

Ich würde das Steuerrohr steiler machen, 68-70 Grad. Der Nachlauf kann ruhig 4cm betragen. Sitz und Gepäckträger können noch tiefer. Das Rohr für den Ständer würde ich weglassen, geht auch mit Ständer am Hinterbau.

Ich stelle mal meine alte Bauanleitung für einen ungefederten Kurzlieger ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke sehr für all die Antworten!
@der Frithjof in Hitzacker: FSH,
die Bücher von Christian Kuhtz kenne ich und haben auch teils bereits sehr desolate Zustände angenommen ;-) --damit fing das ganze Liegerad-Thema für mich mal an....,
das Wolf&Wolf kenne ich von Bildern, und hab auch schon mal gedacht warum bei uns an der Schule nicht auch ein Lehrer so etwas machen kann, mir persönlich ist allerdings die Höhe relativ wichtig um gut gesehen zu werden (und selber zu sehen -- ich war mal ein Jahr in Irland und da ist man Wortwörtlich über jede Höhe die man hat froh da durch Steinmauern und Erdwälle auch der Geschickteste nicht durchsehen kann im Gegensatz zu Hecken), abgesehen davon kann ich durch den großen Platz zwischen Oberkante des Hauptrohres vom Rahmen und dem Sitz auch noch um einiges Tiefer kommen (~10 cm) bei gleichzeitiger Erhöhung der Tretlagerüberhöhung.
Ernsthaft viel Liegerad gefahren bin ich tatsächlich noch nicht, lediglich Pino (was ja dem ganzen so ein bisschen auch nahe kommt) und Flevo. Ich hatte allerdings bereits die Chance mal bei einem anderen Liegerad-und-alles-Mögliche-Bauer hier im Wendland dessen Sammlung probe zu fahren, bin also auch schon Tieflieger und auch schon mal ein Alleweder gefahren (ein Klassenkamerade restauriert ein verunfalltes das er übernommen hat als seine Zwölftklassarbeit). Ich persönlich hab mit meinem kleinen bisschen Erfahrung bisher immer die Untenlenkung vorgezogen, --schon vom Aussehen gehört sie für mich irgendwie dazu ;-)
LG Rabo
 
so, Planung:
nach einem kurzen versuch mit den Freien CAD Programmen hatte ich mich Entschieden von Hand zu Zeichnen da mir das Erlernen von denen zu kompliziert für den Moment erschien ;-)
Gezeichnet habe ich im Maßstab 1:5, was sich aber eher als Zufall so ergeben hat.
Ich hab erst mit Schablonen für verschiedene Laufraddurchmesser und einen Ergonomie-Hampelmann (Hätte ich da den hier schon gefunden gehabt, sähe der auch bestimmt besser aus ) experimentiert und dann richtig gezeichnet.
DSC04126.JPGBildschirmfoto vom 2024-12-23 11-55-18.png
Wichtig war mir: ein recht hoher Sitz wegen überblicke, direkte Lenkung weil's mir einfacher und leichter/stabiler vorkam, Kurzlieger weil's nicht sperriger als mein Aufrechtrad werden sollte, Federung weil wir hier durchaus viele Schlaglöcher auf den Wegen haben die ich so nutze und ich das bei unserem Pino vermisst habe (außerdem ist es noch eine Herrausforderung mit den ganzen extra Kräften (-; ), ...
Vom 26" Hinterrad bin ich wieder abgekommen da mir die Punkte das man zwei verschiedene Größen für Ersatzteile hat, und das an 'ner Federung je weniger Gewicht Ungefedert dest besser, nahe gelegt wurden.

Insgesammt hab ich dann 3. Verschiedene Zeichnungen angefertigt bis ich relativ zufrieden war und angefangen hab zu bauen (die 3. ist die).
Diese waren alle im Maßstab 1:5, was sich dann auch teilweise gerächt hat als ich dann später noch schnell zwischendurch eine Zeichnung 1:1 für große Teile des Rahmens angefertigt habe weil halt auf 1:5 doch leider nicht alles so klar war (das wäre dann ein Vorteil von CAD gewesen).
 
Bau:
Zunächst hatte ich im September (?) ziemlich günstig eine Rohloff-Nabe auf Ebay erwerben können, was sozusagen der Punkt 'jetzt bin ich gezwungen ein Fahrrad für die Nabe zu bauen' war (oder 'a point of no return'). :)

Das Rohrmaterial hab ich auch auf Ebay bestellt (...aber als Neuware) soweit es ich nicht von ausgeschlachteten Fahrradrahmen stammte.
Insgesammt war das Rohrmaterial:
Bestelltes:
16 mm x 1,0 mm, Länge: 3500 mm (Gepäckträger)
18 mm x 1,0 mm, Länge: 1000 mm (Schwinge und Unterrohr)
16 mm x 2,0 mm, Länge: 500 mm (für Schwingenlager, wobei das Lager selbst nur 140mm breit ist)
10 mm x 1,0 mm, Länge: 1000 mm
50 mm x 1,0 mm, Länge: 1000 mm (Hauptrohr)
Bereits gehabt:
13 mm x 1,2 mm, Länge: 900 mm (Schwinge)
29 mm x 1,2 mm, Länge: 1100 mm ('Sattelrohr)
~34 mm x 2,0 mm, Länge: 90 mm (Lenkungslagerrohr, aus Ki.-Radrahmen ausgeschlachtet)
Der Tretlager-Ausleger stammt von einem Rahmen den ich geschenkt bekommen hab und der von W. Stiffel selbst mal gemacht worden sein soll
Anhang anzeigen 388590Das Material

Mitte Oktober waren dann Herbstferien und ich konnte so richtig viel Zeit reininvestieren! Am Ende waren die meisten verbindungen angepasst und nach 2 weiteren Wochenenden konnte ich mit den ersten Teilen zu meinem Schweißer fahren das er mir die zusammenschweißt, eine Woche später folgte dann der Rest (ich selbst kann nicht wirklich Schweißen, erst ab 3-4 mm und für 'ne Naht noch 1 bis 2 mm mehr..., das wär mir zu schwer geworden ;), außerdem hab ich bisher kein Schweißgerät [Zuhause] oder dergleichen um zu üben).

Ich habe dankenswerterweise zugang zu einer Matallwerkstatt, was mir ermöglicht z.B. die Kreissäge dort, Ständerbohrmaschiene oder die ganzen Meßinstrumente zu nutzen usw...
Anhang anzeigen 388591Schonmal die Rohre alle Hingelegt wie's mal werden soll.

DSC04776.JPGIch hab auf den Rohren immer von allen 4 Seiten eine Linie gezogen damit ich sozuagen 4 Ecken habe obwohl sie ja rund sind (mit vierkantrohr wär vieles leichter gewesen ;-) )

DSC04791.JPG1:1 Zeichnung Anfertigen...
Die Ausfallenenden für Hinten hatte ich auch selbstgeschnitten aus 6,5mm Stahl mit der Flex (Rohloff stellt ja dankenswerterweise alle Maße die man braucht zu verfügung), ich hatte die Mit von der Seite gezeichnet und dann Einfach mit dem Körner durchs Papier auf den Stahl durchgehauen.

Bildschirmfoto vom 2024-12-23 14-01-34.pngDie heikelste Phase: Bohren des Loches das Steuerrohr, Ich hatte erst auf einen Verschnitt-Stück geübt, hier ist allerdings schon die richtige Bohrung im gange. Das ist auf der Ständerbohrmaschine festgespannt mit richtigen Winkel (so 'ne Ständerbohrmaschine ist schon Luxus!) dann kleines Loch gebort, Rundherum die Endgröße angezeichnet (dazu hab ich 'ne Schiebelehre missbraucht, fand die bestimmt nicht Witzig..), dann mit Schälbohrern langsam auf größe gearbeitet und zum Schluß gefeilt.
Da sind dann auch wieder die Linien praktisch da wenn man das Steuerkopfrohr durchsteckt und alle Linen passen dann weiß man es ist ganz exakt!!




gleicht geht's weiter!
 
ok,
DSC04823.JPGAngepasst hab ich die Rohre ganz klassisch einmal mit der Flex V-Schnitt und den Rest mit einem Geradschleifer bzw mit Feilen von Hand

Bildschirmfoto vom 2024-12-23 14-38-45.pngFür den Gepäckträger war auch der gute alte Dreisatz mal sehr nützlich ;-) (die Rohre liegen nicht parallel von oben gesehen sondern in einer art Trapez)

Bildschirmfoto vom 2024-12-23 14-37-05.png...Und ein Fahrradbausatz!!! 27.Oktober diesen Jahres

Bildschirmfoto vom 2024-12-23 15-28-11.png Zum schweißen war alles schön Festgeschraubt mit Lochband und Entsprechend mit Klötzchen unterlegt das alles später passt


DSC04900.JPG Und der Rahmen ist (relativ) Fertig! (17.November)
 
Bald darauf war das Rad dann auch provisorisch fahrbar gemacht:
DSC04912.JPG

DSC04910.JPGBildschirmfoto vom 2024-12-23 15-54-26.png Und gleich auch mal 'ne Probefahrt zusammen mit Papa durchs Dorf (endlich ein Rad das er auch Fahren kann, ich auf Flevo)


Hier auf den Bildern ist das Vorderrad noch etwas kleiner weil ich kein weiteres 406er Rad hatte.

Fahren tut es gut und angenehm reagiert allerdings sehr schnell auf Lenkbewegungen, wobei ich da gespannt bin sie sich das verändert sobald die richtige Gabel fertig ist und beide Räder 406er sind.

Der Sitz hat leider nur gut 10 Km gehalten bis er sich ein Holm über der oberen Abstützung verbogen hatte, war halt 0,7er Rohr das ich nichtsahnend von einem alten Bügelbrettgestell genommen hatte (erst mein Schweißer hatte angemerkt das das unmöglich 1mm sein kann...), jetzt ist es erstmal mit einem Holz oben auf Abstand gehalten und nach Hinten hin abgestützt.

Nach einem Platten ist es jetzt erstmal wieder in der Werkstatt und wird weitergearbeitet.
-Es soll ein Schalensitz ausprobiert werden (und Befestigung gebaut werden)
-an der Gabel wird gearbeitet, die soll ja auch gefedert sein (aus 2 alten Gabeln, Geschobene Schwinge mit 90 mm Arm)
-An der Hi.-Rad Schwinge sollen richtige Cantisockel ran damit da mehr als so eine Eingelenk-Seitenzug-Fehlgenbremse arbeitet
-außerdem muss die Anlenkung von den Gummiringen an der Schwinge nochmal an einen anderen Platz da sie so mit der geplanten Kettenlinie in Konflikt kommt
-Es soll ein Knotenblech zwischen dem Hauptrohr und dem 'Sattelrohr' kommen um die Verbindung zu Entlasten und gleichzeitig die Umlenkrolle zu halten
usw.

Das war's erstmal für Heute, das ist jetzt so ungefähr der aktuelle Stand, ich geh jetzt noch ein bisschen raus um noch was anderes zu machen außer am Computer zu sitzen... ;-)
Viele Grüße an alle zurück,
Rabo
 
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