Das ist der Fluch der "kleinen Bude" mit zwei Mann (mittlerweile drei, aber ohne mich). Da wird sich aufs Produkt konzentriert und die Webseite gammelt seit 2 Jahren vor sich hin.
Und hey, ich hab 10 Jahre meines Lebens da rein gesteckt, da darf man doch dafür brennen, oder?
Zu den Fragen:
Lenkplatte : Diese scheint aus Stahl zu sein und garnicht mal so filigran. Die Verformung kann nicht wirklich durch "normale Nutzung" herrühren. Auch die Abstandshülse ist da nicht schuld, da die Verdrehung dafür zu gering wäre. Es sieht eher aus wie ein "Gewaltschaden". Das muss nicht zwangsläufig ein Unfall sein. Man kann mit einem Untenlenker extreme Kräfte auf die Lenkung bringen, wenn man z.B. mit einem Rad in der Straßenbahnschiene steckt und mit Kraft versucht das Rad da "raus zu würgen". Ohne gegenhalten vom Lenker, kann dieser Schaden kaum entstanden sein.
Zerbröselter Schnellspanner: Wahrscheinlich zu geringe Vorspannung. Dadurch wird der Spanner auf Biegung/Scherung belastet, obwohl er nur für Zug ausgelegt ist. So ähnlich wie eine leicht lose Schraube die dann abgeschert wird, obwohl sie angezogen gehalten hätte (Da Scherbelastungen über den Kraftschluss des umgebenden Materials übertragen wird)
Aufnahme zu schmal: Gut, Velomo nutzt da 120mm breite Versionen. Hat aber andere Probleme (Kettenlinie ohne Kollision zu verlegen ist konstruktiv aufwendiger). Aber auch schmalere Versionen um die 50-60mm funktionieren, besonders mit drei Aufnahmepunkten, da die über den Winkel den der Sitz bildet diesen auf einer Ebene über drei Punkte definiert. Da kommen keine wirklichen Biegelasten mehr rein, sondern nur Scherung durch die Auflast. Bei nur zwei Punkten kann es um dessen Verbindungsachse kippen und die Aufnahmen sind erheblich stärker belastet. Da hat es z.B. bei Performer schon M8 Schrauben entschärft.
Gleitlager am Achsträger: Passung fehlerhaft. Die Hülse muss fest in der Alunabe stecken und die Bewegung darf nur zwischen Lager und harter Welle stattfinden, ansonsten hat man einen SChaden wie da zu sehen.. Kunststoff arbeitet sich, in Beisein von Dreck, sehr fix durch Alu. Notfalls sollte man das Kunststofflager mit Lagerkleber sichern. Bei Velomo ist die Achsaufhängung über korrossionsbeständige, wartungsfreie Gelenklager gelöst. Ist haltbarer, weniger komplex, bedingt aber andere Achsschenkelkonstruktion. Habe meine ersten Trikes aber auch mit einer ähnlichen Lösung konstruiert.
Lager an der Hinterachse: Rillenkugellager mögen zwei Sachen garnicht : Querbelastung und Stöße. Beides kommt an der Hinterradschwinge zu Hauf vor. Wenn dann noch Korrossion hinzu kommt, sind die Lager schnell hinüber. Rillenkugellager müssen in diesem Fall beidseitig abgedichtet sein und extrem überdimensioniert. Hab mich damals deshalb zu sehr groß dimensionierten Gleitlagern auf anodisierter Aluminiumhohlwelle entschieden. Ausfälle bisher (Im Einsatz seit 2016) : 0
Ausschlagendes Faltgelenk : So ein Gelenk dauerstabil hin zu bekommen ist eine Kunst für sich. Das alles komplett spielfrei zu bekommen (denn sonst entwickelt sich zwangsläufig immer mehr Spiel) ist eine Herausforderung. Hatte da mal was auf Basis einer V-Bandschellenverbindung, aber kam nie zum Einsatz, da Nachfrage zu gering. Das Faltgelenk dürfte wohl Rahmenseitig der häufigste Ausfallgrund quer über alle Hersteller gewesen sein.
Gruß,
Patrick
PS. das ich so oft "meine" Räder erwähne, liegt halt vorallem daran, das ich mich mit diesen extrem gut auskenne, da ich diese entworfen, konstruiert, gefertigt und gefahren habe. Inkl. hunderter Kundenkontakte.