Aus dem Leben eines EVO-R

Das Ziel haben wir erreicht aber wir sind noch nicht zurück in der Heimat. Da muss sich Dynamik noch etwas einfallen lassen. Bei seinem Tempo dürfte die Variante Landweg wohl nicht in Frage kommen.

Palermo, 13.11.17

Palermo und seine Kirchen

Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so viele Kirchen angeschaut wie hier in Palermo. Zum Teil hängt das natürlich auch etwas mit dem Wetter zusammen. Gerechterweise muss man aber sagen, dass die Kirchen hier wirklich imposant und wunderschön sind. Es gibt eine unglaublich prachtvolle Kirche der Jesuiten, alles aus weissem Marmor. Es gibt eine Kirche (Chiesa di St. Maria dell' Ammiraglio), die hat eine Mischung von normanischer, byzantinischer und saracenischer Stilrichtung, die ist prachtvoll farbig. Offensichtlich schafften sie es damals, dass diese unterschiedlichen Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander leben konnten. Und so ist nach etwa 10 Kirchen, inklusive Dom und seinem Dach, das man über eine Wendeltreppe mit 100 Stufen erklimmen musste, der Tag in Palermo friedlich und erholsam vergangen.

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Kirche der Jesuiten

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Chiesa di St. Maria dell' Ammiraglio

Natürlich besteht Palermo nicht nur aus Kirchen. Es gibt viele Märkte und auch viele Quartiere, die wohl nicht für Touristen geschaffen sind. Mit der Zeit habe ich Streifzüge durch solche Quartiere vermieden (weil es einfach deprimierend ist) und habe mich eher an die grossen Strassen gehalten.

Gegen 5 Uhr setzte ich mich in mein Velomobil und los gings zur Embarcazione Genova. Dort glaubten sie mir gar nicht, dass man mit so etwas fahren kann und schon gar nicht von der Schweiz nach Palermo. Aber ich bekam schliesslich mein Ticket und das EVO-R darf gratis reisen. Die lange Wartezeit bis zur Einschiffung wurde mir durch ein Velofahrerpärchen aus der Schweiz verkürzt. Sie hatten mit ihren " normalen" Fahrrädern eine dreimonatige Reise durch den Balkan unternommen und waren nun auch auf der Heimreise. Sie waren auch in Taranto gewesen und dort wo ich das EVO-R über die Wasserrinne tragen musste, weil der Fahradweg unmotiviert aufhörte, hatten sie von einem weggeworfenen Kühlschrank die Türe ausgehängt und damit eine Brücke gebaut. Sinnvolles Recycling. Und dort wo ich einen teuren Transport für das EVO-R organisieren musste, hatten sie einen Lastwagen gestoppt und die Räder eingeladen. Gratis und franko. Jung sein hat offensichtlich auch Vorteile.

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Auf dem Schiff nach Genua

Um 22 Uhr bewegte sich schliesslich der grosse Kahn aus dem Hafen von Palermo in Richtung Genua.
 
Endlich haben wir wieder festen Boden unter den Füssen. War ja eine Zumutung das Geschaukel in diesem Schiffbauch. Über meinen Ehrenplatz in der Hotel-Lobby in Genua kann ich mich allerdings nicht beklagen. Hab gehört, dass das Zimmerchen von Dynamik wesentlich kärglicher ausgestattet war. Morgen solls Berge geben, riesige Berge. Wir werden den Appenin überqueren.

Genua, 14.11.17

Zurück in Genua

Genua ist zwar noch nicht zu Hause aber es sind jetzt nur noch 500 km. Gestern waren es über 2000 km und das macht einen Riesenunterschied bei einem Velomobil. Ein Fahrrad kann man notfalls in den Zug oder ins Flugzeug mitnehmen. Für ein Velomobil muss ein Transport organisiert werden. Und das wäre nicht ganz einfach.

Die Fahrt mit der Fähre von Palermo nach Genua dauerte etwa 20 Stunden und war sehr gemütlich. Die Fahrgeschwindigkeit ist durchaus vergleichbar mit der eines Velomobils, etwa 40 kmh. Immer wieder fährt man an kleineren und grösseren Inseln vorbei und so wird es nie langweilig.

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Auf der Fähre Palermo - Genua, im Hintergrund die Insel Elba

Im Hafenviertel von Genua nicht weit vom Schiff von Columbus entfernt, habe ich ein hübsches Hotel gefunden und das EVO-R hat wieder einmal einen Ehrenplatz erhalten.

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Ehrenplatz für das EVO-R in der Hotel-Reception

Leider ist das Hafenviertel nicht besser dran als vor 12 Jahren als ich mit meiner Tochter von Como über Pavia und Bobbio nach Genua geradelt bin. Nachts ist dieses Viertel etwas ungemütlich und tags sieht man wohl erst recht, wie es runtergekommen ist. Dafür kann man hier ausgezeichnet essen.

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Im Hafenviertel von Genua
 
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Wo bzw. wie hast du denn deine Trinkflasche befestigt; mittels der Federbein-Verschraubung ?
Ich konnte sie auf dem Hauptrohr im Anschluss an die Sitzschale zwischen den Beinen befestigen.
 
Richtig schöne Tour! Jetzt bin ich gespannt auf die letzten 500 :sneaky:

Zum Glück habe ich kein VM, sonst würde man mich auch auf Tour jagen - wobei Langlaufskis eher angemessen wären :confused:

Gruss Michi
 
Heute habe ich für emotionale Unterstützung gesorgt. Dank mir und einer netten Dame ist Dynamik zu einer Begleitung bis auf die Passhöhe gekommen. Denn so ein Appenin-Pass fährt sich in guter Gesellschaft doch viel leichter. Dass der Tag dann doch noch problematisch geendet hat, dafür kann ich nichts, da ist Dynamik schuld. Man geht ja schliesslich nicht auf Langfahrt mit nur zwei Ersatzschläuchen.

Mortara, 15.11.17

Auf Velofahrer ist Verlass


Während ich heute Morgen (übrigens bei frostigen 5 Grad Celsius) in Genua mein EVO-R zur Abfahrt bereit machte, fragt mich eine Frau, ob sie ein Foto machen dürfe. Sie müsse dieses Foto unbedingt ihrem Mann schicken, der hätte nämlich auch ein Liegerad. Kein Problem und nach ein paar Fotos von allen Seiten ging's los Richtung Westen. 15 km westlich von Genua gibt es einen Pass nach Allessandria, der scheint nicht einmal so unmenschlich hoch zu sein. Nach kurzer Zeit überholt mich ein Liegeradfahrer und hält etwas später an. Er hätte eben von seiner Frau ein Bild von meinem Velomobil bekommen und das könne er sich nicht entgehen lassen. Er lädt mich zu einem Kaffee ein und als ich ihm erzähle, dass meine Reise über den Pass nach Alessandria gehe, ändert er kurzerhand seine Pläne und begleitet mich bis zur Passhöhe. Zu zweit ist so ein Pass doch viel genussreicher. Man merkt viel weniger, dass es steil bergauf geht.

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Luciano aus Genua mit seinem wunderschönen Tieflieger

Die Weiterfahrt durch die Schlucht nach Ovado und dann weiter nach Alessandria war zumeist leicht abfallend und entsprechend schnell gings vorwärts. (Ohne Schlaglöcher wär's noch etwas schneller gegangen.) In Allessandria war es dann auch schon einigermassen warm und sonnig, dass man glatt vergessen konnte, dass es nördlich der Alpen wohl nicht mehr Sommer sein wird.

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Allessandria mit seinen schönen Säulen-Arkaden

Bald schon kam das Tagesziel, das Städtchen Mortara in Sicht. Da rottelt es vorne rechts und die Luft war weg. Die schrecklichen Strassenbeläge in Italien können den Pneus bzw. den Schläuchen recht zusetzen. Da ich den letzten Ersatzschlauch verbraucht hatte, häte ich flicken müssen. Und dies bei einbrechender Dunkelheit. Da hält ein Kastenwagen an und der Fahrer meint, ich solle mein Velomobil einladen. In seiner Garage könne man das besser flicken. Er sei eben auch Rennradfahrer.

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In der Po-Ebene kurz vor Mortara: hier fährts sich gut

Bald war mein EVO-R wieder flott und ich konnte weiterfahren. Schnell noch ins Stadtzentrum und ein Hotel suchen. Wieder mal Glück gehabt. Allerdings nicht allzulange. Denn eine kurze Kontrolle des Luftdrucks nach dem Abendessen ergab, dass die Luft nicht drinbleibt. Also Rad ins Hotelzimmer nehmen und neue Flicke draufkleben. Auch das hilft nicht viel, denn die Flicke halten auf den dünnen Schläuchen nicht so richtig. Jetzt wird's schwierig, denn solche Schläuche gibt es hier sicher nicht zu kaufen. So kurz vor dem Ziel aufgeben, das gibt es nicht. Da fällt mir ein, dass ich noch einen 26" Schlauch habe. Den könnte man doch etwas falten und im 20" Rad einbauen. Auf dem Trockenen, d.h. im Hotelzimmer funktioniert es tatsächlich. Ob's auch auf der Strasse funktioniert, werden wir morgen sehen.
 
Ich glaube Dynamik hat es gar nicht sonderlich eilig. Ist ja auch begreiflich, denn hier ist es sonnig und 15 Grad warm. Nördlich der Alpen haben die schon Frost. Kein Wunder, dass heute nach 130 km schon Schluss war. Man muss das warme Wetter geniessen, solange man es hat.

Domodossola, 16.11.17

Am Süd-Fuss der Alpen

Heute Morgen war die Spannung recht gross, ob der 26" Schlauch im 20" Pneu sich auch bewähren wird. Am Anfang ging alles gut. Sicherheitshalber suchte ich in Novara einen Veloladen auf, um einen zusätzlichen 26" Schlauch zu kaufen und um alle Räder auf 8 bar aufzupumpen. Die Besitzerin des Ladens war so begeistert vom EVO-R, dass sie jede Menge Fotos machte. EVO alleine, EVO vor dem Laden, EVO mit Mitarbeitern des Ladens, usf. Es war wunderschön.
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Hafeneinfahrt in Stresa am Langensee

Mit vollgepumpten Rädern fährts sich einfach besser. Flott gehts voran Richtung Lago Maggiore bzw. Langensee. Und der gehört ja eigentlich - zum Teil wenigstens - uns. Und das gibt doch schon so etwas wie Heimatgefühle. Kurz vor Stresa musste ich allerdings den zweiten 26" Zoll Schlauch einbauen. Vielleicht Ist diese Doppellage Schlauch doch nicht ganz ideal. Was solls. In Stresa gibts heisse Schokolade mit Sahne und Kuchen. Der Besitzer der Caffeteria konnte sich sogar daran erinnern, dass ich vor drei Wochen schon einmal hier war und ihm erzählt hatte, dass ich nach Palermo will. Nun war ich wieder zurück. Seine Bewunderung war riesengross.

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Dem Lago di Mergozzo entlang, den Bergen entgegen

Sobald man den Langensee verlässt, beginnt es langsam zu steigen. Die langen Geraden, auf denen es sich so leicht mit 35 km/h fahren lässt, sind nun endgültig vorbei. Bis zum Bahnverlad in Iselle wären es noch 60 km und zwar bergauf. Das liegt nicht mehr drin. Ist auch gut so, denn Domodossola mit seiner wunderschönen Altstadt ist wirklich ein Besuch wert.

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Altstadt von Domodossola
 

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Das ist unser letzter Tag in Italien. Dynamik konnte wohl nicht genug bekommen und hat nicht nur die falsche Strasse sondern auch das falsche Tal erwischt. Naja, Geographie war nie seine Stärke. So konnte er die südliche Wärme aber auch die italienischen Schlaglöcher noch etwas länger geniessen.

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Ist schon nicht ganz das Wahre für ein zierliches Wesen, wie ich eins bin

Sion, 17.11.17

Zurück in den Winter


Heute gibts eine Bergetappe. Von Domodossola nach Iselle, wo der Simplon-Autoverlad ist, steigt die Strasse etwa 400 m. Noch ist es angenehm warm. Dem Wegweiser "Sempione SS 33 " darf ich nicht folgen, denn diese Strasse ist für Fahrräder gesperrt. Also weiter die alte Strasse hoch durch farbige Lärchenwälder. Nach einer Stunde kommt mir die Sache doch etwas komisch vor. Jetzt habe ich doch schon 600 m ü M und weit und breit kein Autoverlad. Ein Blick auf mein Tablet verrät mir, dass ich das falsche Tal erwischt habe. Das ist ja das Valle Formazza, das zum Griespass führt. Für Maultiere mag das ja gehen, aber nicht für uns. Also wieder zurück nach Domodossola und diesmal besser aufpassen.

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Auf dem Weg zum Autoverlad in Iselle

Um 12 Uhr erreiche ich Iselle, etwa zur gleichen Zeit, wie der Autozug Iselle verlässt. Naja, in anderthalb Stunden fährt wieder einer. Leider gibts in Iselle überhaupt keine Verpflegungsmöglichkeit. Kalt ist es auch und mein EVO-R hat keine Standheizung. In der Warteschlange sichte ich einen wunderschönen Lancia Sportwagen aus den 70-erJahren, der auch nicht viel grösser ist als mein EVO-R nur ein wenig breiter. Als der Fahrer mich fragt, ob das nicht ein bisschen gefährlich sei, mit so einem niedrigen Fahrzeug, musste ich wirklich lachen. Offensichtlich merkt man gar nicht wie tief man ist, wenn man selbst drin sitzt.

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Kurz vor Sion

Um zwei Uhr nachmittags bin ich mit meinem Velomobil wieder auf der Strasse, aber hier ist Winter. Es ist das erste Mal, dass ich in diesen drei Wochen mit Windjacke fahren muss. 3 Grad über dem Gefrierpunkt soll es sein. Zum Teil hat es noch Reif auf dem Fahrradstreifen. Da muss man höllisch aufpassen und ja nicht hinten bremsen. Kurz vor fünf Uhr erreiche ich Sion mit seinen Schlosshügeln und der hübschen Altstadt. Das ist doch ein lohnenswertes Etappenziel. Die letzten 160 km verspare ich mir für morgen.

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Schlosshügel Tourbillon in Sion
 
Auf mich ist doch Verlass. 2'700 km habe ich Dynamik getreulich durch die Welt geführt, zweimal hab ich ihm das Leben gerettet und sonst durch meinen Charme dafür gesorgt, dass er nie einsam war. An guter Gesellschaft hat es ihm sicher nie gemangelt.

Les Prises, 18.11.17

Wieder zu Hause

Noch oder nur noch 160 km bis nach Hause? Das frostige Wetter beim heutigen Start in Sion hilft das baldige Ende der Reise erträglich zu machen. Die Strecke durch das mittlere und untere Wallis ist aber durchaus ideal für ein Velomobil. Keine grösseren Steigungen, guter Belag und nicht allzuviel Verkehr.

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Genfersee bei Villeneuve

Im Vergleich zu Italien sind die Leute hier in der Schweiz viel reservierter. Irgendwie fehlen die aufmunternden Zurufe. Dafür haben die Strassen weniger Schlaglöcher. Nur eine Aufmunterung habe ich bekommen, aber die kam sicher von Herzen. Ein Porschefahrer hupt, bremst neben mir und beglückwünscht mich zu meinem Gefährt. Velomobilfahren ist doch wunderschön.

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Bei 3 Grad dem Genfersee entlang (kurz vor Lausanne)

Bereits um Mittag erreiche ich Lausanne und nun gibts noch eine kleinere Bergstrecke. Denn zwischen dem Genfersee und dem Neuenburgersee liegt die Europäische Wasserscheide. Und so gehts etwas langsamer über die letzten Hügel bis Yverdon und schliesslich nach St. Aubin. Die letzten 400 Höhenmeter werden mir geschenkt, denn meine liebe Gattin holt mich und mein EVO-R mit dem Auto ab. Nach 2'700 km sind wir wieder zu Hause am trauten Feuer.

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Wieder zu Hause am trauten Feuer
 
Die ist ja echt lieb! Und voller Sehnsucht :cry: (oder ein wenig Neid :sneaky:?) auf Dynamik und das treue Evo-R (y)(y)(y).
Ich (Evo-R) will jetzt nach all den schönen Eindrücken auch meine schlechten "Eindrücke" wieder kuriert bekommen (siehe Bild). Aber da Dynamik mich ja auf Händen trägt, muss ich ihm das bestimmt nicht zweimal sagen!
Lonesome Rider freut sich schon riesig aufs nächste Abenteuer :):):)(y)(y)(y) vom Evo-R und hofft, dass sein Milan im kommenden Jahr auch was zu erzählen hat! Er meint, dass ich ihn ja nicht auf Händen tragen müsse, weil er schliesslich ein Vogel sei :).
 
Ein Reisebericht zum Mitfiebern und Wegträumen...
Danke!
Ich bin gespannt auf Eure Abenteuer im neuen Jahr!
 
Mann, die haben aber viel 'Light Pollution' in Italien, da wird jeder Stein beleuchtet.
Was ist jetzt besser: Schlauchlos oder Schlauch? Verschieden grosse Räder oder 3 gleiche?
 
Wenn man von einer langen Reise zurück ist, dauert es immer eine Weile bis auch die Seele zurück ist. Bei einer Flugreise kann das schon mal einige Tage dauern. Beim Velomobil dauert das zum Glück nicht allzu lange. Trotz unserer "enormen" Geschwindigkeit im Velomobil.

Nach jeder Reise fragt man sich, was habe ich richtig gemacht, was habe ich falsch gemacht? Denn man will ja wieder mal auf Langfahrt gehen und dann wirklich alles richtig machen.

Richtig war sicher die Routenwahl. Es ist sehr angenehm, wenn die ersten paar Tage topfeben sind. Das gibt Zuversicht und wenn nach einer Woche die ersten Berge auftauchen, dann ist man doch schon ein wenig trainiert.

Die Länge der Tagesetappen von 150 km und auch die Länge der Reise waren ideal. Kürzer darf eine Reise auf keinen Fall sein. Hingegen dürfte es ein bisschen weniger Schlaglöcher haben. Und damit sind wir auch schon beim einzigen Negativpunkt, den Reifen.

Vorne hatte ich Conti Grand Prix und hinten Conti Sportcontact. Vielleicht lief es mit diesen Rennreifen besonders leicht aber grosse Schlaglöcher vertragen sie schon nicht. In der Regel bin ich im Slalom um die Schlaglöcher gefahren. In Cosenza habe ich aber in einem Tunnel ein tiefes Schlagloch übersehen. Das genügte, um die Luft sofort rauszulassen. Dabei war der Reifen auf 8 bar aufgepumpt gewesen. Am drittletzten Tag hatte ich eine ganze Serie von Reifenpannen, da ich mit der Notfallpumpe die 8 bar nicht erreicht hatte. Trotzdem bin ich mit den Reifen mit Butylschläuchen gesamthaft besser gefahren als mit den Tubeless-Reifen. 20 Tage hatte ich nicht die geringste Sorge mit dem Luftdruck. Mit den Tubeless auf der Spanienreise war der Luftdruck ein Dauerthema. Auf der nächsten Langfahrt werde ich es mit den Schwalbe Kojak versuchen. Die sind doch etwas breiter.

Da es von 22 Tagen nur an 2 Tagen regnete, war die Panoramasicht durch die Glaskuppel des EVO-R kein ernsthaftes Problem. Die Lösung mit dem kurzen halben Hardtop ist geradezu ideal. Man ist im Freien und hat doch kein Wind im Gesicht. Auch die Aerodynamik dürfte so recht gut sein. Trotzdem, das Scheibenwischerproblem muss noch gelöst werden.

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Kurzes Hardtop und Lederverdeck (fast wie bei den alten englischen Sportwagen)

Eigentlich ist es schon erstaunlich, was diese leichten Konstruktionen aushalten. Einmal seitlich von hinten angefahren und zweimal schon hingeschmissen und alles läuft noch perfekt. Etwas Kosmetik beim Spritzwerk und das Ding ist wieder wie neu. Aber die Gefahr des "Uebersehen werden" ist realer als ich gedacht habe. Uebrigens nicht nur bei Velomobilen. Gestern hab ich gesehen, wie ein Stadtpanzer sich selbst die Stossstange abgerissen hatte. Beim Rückwärtsparkieren hat er die Abschrankung nicht gesehen und deshalb mit der Stosstange eingehängt. Die Abschrankung war eben auch nicht höher als ein Velomobil.

Vor der nächsten Langfahrt werde ich ein Leuchtschwert montieren!
 
Verschiedene Räder
Wegen Ersatzschlauch und -reifen wären 3 gleiche Räder sicher besser. Wegen des Kettenwechslers hinten ist das 20" Rad hinten etwas klein. Ich hab bei meinem Scorpion fs20 extra den kleinsten Wechsler montiert.

Schlauchlos oder Schlauch?
Auf der Spanienfahrt hatte ich Schwalbe Pro One tubeless. Nach vier Tagen war der Druck von 8 bar auf 4 bar gefallen. Dies bedeutet, dass man eigentlich jeden Tag vor dem Start auf 8 bar nachpumpen muss, um den Reifen optimal zu nutzen. Vielleicht ginge es mit einer besseren Dichtmilch etwas besser. Ich hatte die Original-Dichtmilch drin, die Ginko verpasst hatte. Für die Italienreise habe ich dann wieder Butylschläuche genommen. War schon schön, wenn man am Morgen gleich losfahren kann und nicht zuerst nachpumpen muss.
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Er meint, dass ich ihn ja nicht auf Händen tragen müsse, weil er schliesslich ein Vogel sei :).
Aber Falken trägt man auf der Hand (wenn möglich mit Handschuh), bevor man sie fliegen lässt.
 
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