Aluminium löten

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Bisher war ich der Meinung gewesen, Aluminium könne man nur durch Schrauben oder Schweißen verbinden. Wobei Schweißen bei Alu natürlich nicht ganz einfach ist, weil man Schutzgas braucht.

Jetzt habe ich diese Woche durch Zufall im Netz entdeckt, daß man Aluminium auch löten kann.
Zum einen gibt es Hartlote, die recht hohe Temperaturen erfordern. Dort muss man aufpassen, daß man nicht versehentlich das Aluminium komplett aufschmelzt, was das Werkstück verformen würde.

Aber man kann sogar mit ganz einfachen Mitteln Aluminium weichlöten!
Man nehme eine Lötlampe, wie man sie im Baumarkt für Installationsarbeiten kaufen kann.
Als Lot kommt ein bleifreies (!) Zinn zum Einsatz, wie es der Installateur für Kupferrohre verwendet.
Flußmittel kann man sich sogar komplett sparen.

Es wird das Aluminium angeschliffen bis auf das blanke Alu. Jegliche Eloxalschichten müssen weg!
Dann erhitzt man das Aluminium mit der Lötlampe und schmilzt ein wenig Zinn auf das Alu, indem man mit dem Zinn das Alu berüht. Es empfiehlt sich, das Zinn nicht mit der Brennerflamme zu schmelzen, denn wenn es am Alu schmilzt, ist das Alu auch auf der erforderlichen Temperatur.
Dann nimmt man einen Schraubendreher, erwärmt ihn kurz in der Flamme und reibt mit dem Schraubendreher den Zinntropfen auf dem Alu herum. Schnell wird man sehen, daß das Zinn das Alu schön benetzt.

Diesen Vorgang macht man an beiden zu verbindenden Werkstücken und legt diese dann so aneinander, wie sie verbunden werden sollen. In dieser Postion erhitzt man sie wieder und fügt weiteres Zinn hinzu, welches dann in die Ritzen kriecht, sofern dort die Flächen vorher verzinnt worden waren.

Ich habe das gerade mal probiert und als Erstes mal einen Vierkant geschmolzen. :cool: Er wollte das Zinn einfach nicht annehmen! Erst als er schmolz, gab eine Verbindung.
Also ist das Alu offensichtlich hier eloxiert gewesen.

Zweiter Versuch: Vierkant mit der Feile bearbeitet, bis die silvergraue Eloxalschicht weg ist und das silberfarbene Alu frei liegt.
Erhitzen, einen Tropfen Zinn drauf, mit dem Schraubendreher kratzen und siehe da: Zinn beginnt das Alu zu benetzen!

Nun habe ich einen 10*10*1 Aluvierkant rechtwinklig auf einen 25*25*1,5 Aulvierkant gelötet und nach dem Abkühlen mal versucht, wie fest das ist.
Den 10*10*1 bekommt man da nicht mehr ab! Der verformt sich eher, als daß die Lötstelle sich lösen würde!

Sehr interessant!

Sicher kann man damit keinen Fahrzeugrahmen herstellen, aber für kleine Sachen, wie Lampenhalter oder Halter für ein Navi könnte die Technik funktionieren, denke ich.

Wen es näher interessiert: Auf Youtube gibt es eine Menge Videos zu dem Thema.
Stichwort: Aluminium Reiblöten
 
Spannend, ist das Material des Teibegerätes von Bedeutung?
Reinigen und verzinnen der Weichlötstellen ist für eine gute Lötverbindung unverzichtbar, durch das Reiben schiebt man möglicherweise die gant frisch entstehende Oxidschicht vom Alu.
Warum soll man so keine ganzen Rahmen bauen können? Oder Alublechheckkoffer?
Könntest Du Deine Lieblingslinks/ Videos plus Selbstversuchsfotos hier einstellen?
Gruß Krischan
 
Bilder habe ich nur nach dem Festigkeitstest gemacht:
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Einfaches "dummes" Installationslot für Kupferrohre..
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Die Lötnaht selber sieht schlimm aus. Ich hatte die Verbindung nicht fixiert und dann schwimmt des Teil beim Berühren mit dem Lötzinndraht immer hin und her.
Der Festigkeitstest ist sicher sehr präzise ausgefallen! :ROFLMAO: Ich habe halt mal kräftig mit dem Hammer draufgeschwartet!

Beim Reibwerkzeug geht es darum, daß es härter sein muss, als das Alu und ruhig auch gut kantig. Es soll, wie Du ganz richtig erkannt das, das Oxid, das sich nach dem Schleifen oder Feilen gleich wieder bildet, aufzubrechen, damit das Zinn eindringen kann.

Video:
Dort wird genau das gezeigt, was ich gemacht habe.

Einen Rahmen für ein Fahrzeug würde ich hier mit Vorsicht genießen wollen. Zinn ist nicht so besonders fest.
Ich plane im Moment einen Platformanhänger mit einer gefederten Achse, die ich von einem Chariot-Kinderanhänger nehmen will. Dort werde ich versuchen, den Alurahmen zu löten. Dieser Rahmen wird allerdings vollflächig mit einer Siebdruckplatte belegt werden, die mir die Verbindungen im Zweifelsfalle sichert.
Ob das hält?
Keine Ahnung!
 
Frei aus der Erinnerung ohne Quellenangabe:
So weit ich weiß gibt's Pulver mit Zinn und Flussmittel zum Verzinnen von Aluteilen.
Das soll ganz gut funktionieren, weil die Chemie des Pulvers das aufbauen neuer Oxidschichten beim Warmmachen verhindert und das im Pulver enthaltene Zinn dann gut an's Alu drankommt.

daß man nicht versehentlich das Aluminium komplett aufschmelzt, was das Werkstück verformen würde.
Verformen ist gut! Auch ein Alu Tropfen, der auf den Boden fällt, ist gewissermaßen "verformt". :)
Alu, das zu warm wird kann sehr plötzlich zusammenfallen...
 
Wie wirkt sich die Löttemperatur auf die Struktur des Aluminiums aus? "Kurz vor Aufschmelzen" bedeutet doch auch "kurz vor Schweißen".
 
Moin,

Aluminium löten war der erste Versuch, welchen ich zur robusten Aluminiumverbindung nutzte.. :D Vor .. 7-8 Jahren etwa.

Das taugt wenig. Im Vergleich zum Aluminiumschweißen wird die Festigkeit viel großflächiger durch Wärmeeintrag reduziert, es existiert keine Argon-Schutzgasglocke und somit erfolgt leider rasche Neuoxidierung des Aluschmelzbads (Oxid, welches die ganze Arbeit ziemlich versaut.. durch die Verbrennungsrückstände des Gases noch angefeuert), die Temperaturbandbreite zwischen "Lot schmilzt und verbindet sich gut, dauerhaft, belastbar" und "Alu schmilzt Dir weg / wird weich" ist sehr gering für einen leistungsstarken Brenner.. Stoß- oder T-Verbindungen sind damit Unsinn. Eine Stelle fest = andere Stelle erleidet Wärmeverzug und steht 3 mm weit ab.

Habe das nach einer Handvoll Versuchen sein lassen: Resultate waren nie auch nur annähernd so belastbar, wie das Aluminium für sich oder auch eine nur punktgeschweißte Verbindung. Wärmeeintrag dauerte im Vergleich zu den dann tragenden Verbindungen lange. 1 - 2 mm Wandstärke nicht sinnvoll ohne extremen Verzug (ein Brenner trägt die Wärme niemals punktuell ein) zu verlöten. Und ich hatte spezielles Aluminiumlot verwendet, ziemlich teuer, inkl. Flussmittel..

Alles nichts, wenn die Lötstelle am Ende so belastet werden soll, wie es das Aluminium an der Stelle offeriert und zulässt.

Aber gut, jeder hat andere Erfahrungen gemacht und für manche mag der Alu-Lötversuch Erfolg bringen. Ich fand es für Stoßverbindungen und Kantenverbindungen sehr problematisch. Bei passend eingesteckten Komponenten in passende Aussparungen samt Kapillarspalt < 0,5 mm Breite.. mag das deutlich besser funktionieren. Elektroniklot für elektronische Verbindungen funktioniert mit einigen Tricks gut, allerdings wird es mechanisch nicht beansprucht..

Meine Empfehlung, wenn es zwangsläufig verlötetes Alu sein soll: WIG-Brenner nutzen, Argon etwas mehr aufdrehen (15-18 l / Min.) und dann unter der Argonglocke punktuell Wärme eintragen mit geringer Leistung - nicht bis zum Schmelzpunkt - und Alulot auftragen. Oxid wird durch AC-Lichtbogen weggesprengt, Lot verbindet sich besser mit dem Alu..

Fraglich jedoch, wieso sich das jemand antun will, wenn er auch einfach mit Alu-Zusatzmaterial eine Schweißnaht ziehen kann. :whistle:
.. "Kurz vor Aufschmelzen" bedeutet doch auch "kurz vor Schweißen" ..
Leider nicht. Dazu fehlt die Schutzgasglocke. Sobald Oxidschicht gebildet (bei der Temperatur an Luft sehr, sehr schnell), wird das Verbinden von Schmelzbädern unschön, da kaum mehr möglich. Perlen voneinander ab. Alu bei der Temperatur ist flüssig ähnlich Wasser. Also kein träges, zähes Material, welches man mal eben zusammentupfen kann.

Freundliche Grüße sendet
Wolf
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapillarspalt < 0,5 mm Breite
hätte es auch bei der stumpfen Profilverlötung im verlinkten Video gebraucht. Technisch mangelhaft!
Halten tut dort ausschließlich das Lötzinn zwischen den Berührungsstellen, der Test ist Makulatur und verbrämt den Pfusch!
Trotzdem kann Weichlöten interessant sein, gesteckte und überlappende Verbindungen vorausgesetzt.
Meiner Ansicht nach dann, wenn mit Sikaflex kleben + Poppnieten aus irgendeinem Grund nicht geht. (nach erstem Interesse bastele ich mir irgendwann auf diese Weise ein Knicky mit Sitzkofferheck à la Alleweder :) )
Vielleicht geht auch Nieten und Löten?
Viel Erfolg für den Bau Deines Anhängers wünscht
Krischan
 
die Temperaturbandbreite zwischen "Lot schmilzt und verbindet sich gut, dauerhaft, belastbar" und "Alu schmilzt Dir weg / wird weich" ist sehr gering

Das gilt für Hartlöten, wo das Lot erst bei 400 oder mehr Grad schmilzt und Alu bei etwas über 600 Grad.
Mit Weichlöten dürfte das nicht so problematisch sein, weil es bei ca. 230 Grad schmilzt.
Mein "Schmelzversuch" rührte ja nur daher, weil ich den Brenner voll aufgedreht hatte und das Alu eloxiert war und deswegen das Zinn nicht annahm.

Aber sicher ist Schweißen besser, wenn man schon die Ausrüstung hat.

Trotzdem MUSSTE ich das einfach mal probieren! Ich bin begeistert und werde, sobald mein Hängermaterial eintrifft (25*25*2 Reinaluminium, also ohne Eloxalschicht) noch mal eine Verbindung auf Stoß gelötet versuchen und mit dem Hammer zerkloppen. Danach entscheide ich, wie ich den Hänger genau bauen werde. Im Prinzip könnte ich dort auch alles schrauben.
 
Wenn es ernsthaft darum geht Alu Profile per Weichlöten zu verbinden, würde ich auch über eine elektrische Erwärmung nachdenken.
Für erste Versuche ist ein Brenner sicher einfacher.
 
Ich will ja nicht unken, aber nach meinem Restwissen aus Werkstoffkunde hat Alu IMMER eine Oxidschicht bei Raumtemperatur. Die würde sonst spätestens entstehen wenn der Brenner in die Nähe kommt. Man müsste das Alu "unter Formiergas" "walzblank" schälen und sofort Löten, da ist schweißen einfacher!

Lest mal was Jack-Lee da zum elektrisch Schweißen geschrieben hat.

Oh Titanwolf hatte schon, warum hab ich das vorher nicht gesehen?
 
Moin @tritonmole ,
Das gilt für Hartlöten, wo das Lot erst bei 400 oder mehr Grad schmilzt und Alu bei etwas über 600 Grad.
Mit Weichlöten dürfte das nicht so problematisch sein, weil es bei ca. 230 Grad schmilzt.
das von dir oben gezeigte Weichlot für Rohrverbindungen / Fittings schmilzt effektiv erst ab ca. 260-270°C bei Raumtemperatur, da die Wärmeabgabe an umgebende Luft hoch genug ist, um ansonsten ein direktes Erstarren zu bewirken. Kennst du gewiss von Elektroniklot.

Das Aluminium wird, wenn sich dieses Lot auf ihm verflüssigen lässt (durch Reibung) schon 300-330°C+ warm sein. Ist weichlöten, klar. Das Alulot, welches ich nutzte, ist auch nur Weichlot mit Schmelztemperatur von 310°C, so viel höher demnach nicht. :)

Problem beim "Bunsenbrenner" ist leider, dass die Wärme a) größerflächig und b) nicht nach Leistung, sondern nach Formgestaltung eingebracht wird, da je nach Form des Werkstücks die Hitze in Kanten deutlich schneller Wärmeanstieg verursacht, als an glatten (evtl. aufliegenden) Flächen. Daher ist es mir bei 1,5 mm Wandung häufiger passiert, dass - wenn nicht der Hitzeverzug zum Auseinanderbewegen führte - die Kanten anfingen, weich zu werden. Und sich in sich zu verformen (aka: Blobbs - flüssiges Alu wie Wasser). Die sind dann auch direkt oxidiert unter Verbrennungsgasen des Brenners.. also nichts mehr mit Verbindung.
Oh Titanwolf hatte schon, warum hab ich das vorher nicht gesehen?
Hm, gute Frage?
.. hat Alu IMMER eine Oxidschicht bei Raumtemperatur. Die würde sonst spätestens entstehen wenn der Brenner in die Nähe kommt. Man müsste das Alu "unter Formiergas" "walzblank" schälen und sofort Löten, da ist schweißen einfacher!
Jop, das stimmt. Es lässt sich "umgehen", indem bei einem bereits aufgewärmten Alu mechanisch (bspw. Drahtbürste NUR für Alu) die Oxidschicht abgekratzt und etwas Flussmittel (um Neuoxidation zu verhindern) draufgestrichen wird. So lassen sich auch Alustreifen an Elektroniklot löten, allerdings sind die Verbindungen "unter aller Sau", was Belastungstests mir zeigten.. habe das im Elektronikbereich noch häufiger versucht, als bei "Alu massiv löten". Das geht, aber schön und flächig verbunden ist anders.

Unter WIG-Argongasglocke ist das etwas Anderes: Lichtbogen auf AC, Frequenz so einstellen, dass Oxidschicht gesprengt wird, dann Oberfläche aufheizen ohne sie aufzuschmelzen, dann Lot auftragen.. = flächige Verbindung, habe ich mit 3 Ampere an 0,35 mm Alustreifen ausprobiert. Mit Elektroniklot ohne Flussmittel. :) Funktioniert.

Allerdings spätestens dann sinnfrei, wenn eine Schweißnaht nicht stört, der Schweißverzug dito und eine flächige Verbindung mit großer Überlappung nicht möglich ist. Für die von @Krischan genannten gesteckten oder flächig überlappenden Verbindungen ist es hingegen super. Das gilt auch für Stahl, Edelstahlinserts und Silberlot: keine Schwächung vom Material, flächige Verbindung, Oxidationsschutz inklusive.. aber die Nacharbeit ist halt ein X-faches von Schweißnähten.

Freundliche Grüße
Wolf
 
Alu schweißen ist VIEL einfacher. Wenn auch teuerer. Die Lötverbindung kann man sehr schlecht auf Festigkeit kontrollieren, kleine Fehler sorgen schon für komplett untragbare Verbindungen. Ich hab auch das Flammhartlöten bei Stahl schnell wieder sein lassen, als die ersten Querrohre und Messingmuttern wieder aus ihrem Rohr kamen. Eine Schweißverbindung, die korrekt dimensioniert war, ist mir noch nie gebrochen.

Gruß,
Patrick
 
Sandwich-(Edel)Stahlplatten.. nett. (y)

Wird bei diesen dünnwandigen Edelstahlhochkantrohren wohl weniger Festigkeitseinbuße gegenüber Schweißverbindung mit sich bringen.

Freundliche Grüße sendet
Wolf
 
PS:
Runterscrollen im Link lohnt sich. Da sieht man z.B. einen glühenden Plattenstapel, wie er aus dem Ofen kommt.
Wie Plattenwärmetauscher werden auch diese Platten kalt vormontiert und dann als Stapel ins große Backrohr geschoben.

Das unten stehende Musterhaus hat 3 Etagen mit etwas über 80 m² Wohnfläche pro Etage.
Das ganze Ding wiegt ca. 30 to, wenn ich mich richtig erinnere, also 120 kg/m² Bodenfläche...
Ist halt nicht Alu gelötet, sondern Niro gelötet...
(Oben an den Ecken sieht man die Anschlagpunkte für den Kran.)

:)

Unbenannt.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hatte nicht auf Deinen Link gelickt, sondern selbst etwas herausgesucht, das war dann weniger informativ. :D

Deine verlinkte "Werbebroschüre" ist schon informativer. Heißluftofen und 304er Edelstahl, interessant. (y)

Freundliche Grüße sendet
Wolf
 
Ein Gebäude dieser Größe mit 30t... Da will ich sehen was bei einem schweren Orkan mit passiert.
 
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