Ich habe mich mit der Nachhaltigkeit von Antrieben mein Leben lang beschäftigt. Ich wurde in der Folge zum Diesel-Anhänger, weil ich direkt einspritzende Dieselmotoren mit Rußfilter gegenwärtig für die nachhaltigste Antriebsform für PKW halte (ohne damit sagen zu wollen, dass dieselbetriebene PKW nachhaltig wären, alles ist relativ). Wen es interessiert, der kann unter folgenden Links mehr lesen:
http://whokilledthe3litercar.de /
http://energiechance.de /
https://heise.de/-3376071 /
https://heise.de/-3772526 /
https://heise.de/-3915206
Ich versuche, bezogen auf das Fahrrad in Kurzform meine Schlussfolgerungen zu ziehen:
Dieselantrieb und auch
Ottomotor sind für das Fahrrad nicht all zu effizient, weil so winzige Motoren mit minimalen Leistungen im Wirkungsgrad jenseits von gut und böse laufen. Die Saxonette, der letzte Versuch, ein Fahrrad mit Hilfsmotor an der Hinterradnabe flott zu machen, ist eine nette Geschichte, aber der Energieverbrauch ist im Vergleich zum E-Bike astronomisch. Er lag wohl so bei 0,7 Litern/100km entsprechend 7 kWh/100km Da wäre eine typische Pedelec-Batterie mit 333 Wh nach ca. fünf Kilometern leer. Man darf den Wert von Strom getrost um den Faktor 3 höher anrechnen, als den von Brennstoffen, aber auch 15 km wären im Vergleich zu typischen Pedelec-Reichwiten ein sehr schlechter Verbrauchswert. Ich hätte keine Ambitionen, den Verbrenner für das Fahrrad noch einmal flott zu machen und dabei Millionen Entwicklungskosten zu verbrennen, ohne ein gutes Resultat zu erwarten. Und ich sage das als ausgesprochener Anhänger der Verbrennungsmotoren!
Brennstoffzellenantriebe sind für mich mit die größte denkbare Sauerei überhaupt. Die gesamte
Wirkungsgrad-Kette, beginnend mit bereits solar oder aus Wind gewonnenem Strom bis zur Antriebswelle ist so grottenschlecht, dass auch Solarstrom ohne Berücksichtigung der ökologischen Desaster auf dem Zwischenweg vermutlich keine bessere Öko-Bilanz hinkriegt, als Verbrennungsmotoren. Der Bedarf an Platin für die Brennstoffzelle, Kohlefasern für die Tanks, Kupfer und seltene Erden für das Fahrzeug gibt der Öko-Bilanz dann den Rest. Wenn mir jemand mit Wasserstoff-Autos droht, werde ich ganz schnell zum vehementen Fan von Elektroautos, denen ich sonst sehr kritisch gegenüber stehe ;-).
Nachwachsende Rohstoffe würden einen Verbrennungsmotor zur Umwandlung in mechanische Energie erfordern und scheiden schon deswegen aus. Das Thema ist für mich bereits seit vielen Jahren aus Gründen der Menschlichkeit von Anfang an tot, weil dadurch mit wenigen Ausnahmen Konflikte Tank/Teller vorprogrammiert sind. Wenn wir rechnerisch auf allen Agrarflächen der Erde Rapsöl anpflanzen würden, dann könnten wir zwar ein Sechstel des gegenwärtigen Weltenergiebedarfs decken, wir hätten aber nichts mehr zum Essen. Muss ich mehr erklären? Da fahre ich lieber mit fossilen Energien weiter, bis diese alle sind oder ich fahre mit Elektro-Autos, aber nur in Ausnahmefällen mit nachwachsenden Rohstoffen!
Maßvoll dimensionierte
Elektroantriebe für das leichte und energieeffiziente Zweiräder sind für mich aus Sicht der Nachhaltigkeit gegenwärtig die mit Abstand beste Lösung, anders als bei Autos, wo ich gegenwärtig noch Verbrenner bevorzuge. Eine Batterie benötigt nach meinen Recherchen ungefähr so viel Energie, wie sie in 700 Vollzyklen tanken und wieder abgeben kann. Alleine die vergleichsweise geringe Größe der Batterie, des Motors und der Elektronik machen für mich das Pedelec absolut vertretbar. So lange das Pedelec dazu führt, dass Menschen auf das Fahrrad umsteigen und möglicherweise etwas weniger Auto fahren, betrachte ich Pedelecs als eine wunderbare Entwicklung. Ich freue mich jedesmal, wenn ich Rentner freudesttrahlend sehe, wie sie mich beim Familienausflug überholen oder wenn ich Schönlinge mit Goldkettchen stolz auf ihrem 7.000-Euro-Nobel-Pedelec sehe, statt in ihrem Muscle-Car.
Eine zwar ernst gemeinte, aber mit einem Augenzwinkern verfasse
"Studie" zur Bewertung des ökologischen Rucksacks von Muskelenergie zeigt, worum es bei Fahrrädern wirklich geht: Wenn man nicht die allerblödesten Antriebsformen wählt, dann ist das Fahrrad so energieeffizient, dass es aus meiner Sicht keine Rolle spielt, ob wir elektrisch oder mit Muskelkraft unterwegs sind. Mit etwas Ironie können wir Liegeradfahrer natürlich die Mountainbiker dafür blöd anmachen, dass sie so sorglos mit den Ressourcen umgehen.