Langstreckenfahrt Alpha 9
Gestern die
erste Langfahrt mit dem Alpha 9. Nach Lösen meiner
Sitz-Themen war das längst überfällig.
Das Alpha 9 ist damit mein präferiertes Langstreckenfahrzeug nach dem DF geworden.
Bequemer Reisen geht nicht mehr. Doch im Detail:
Platz!
Das Einsteigen ist schon eine Wohltat. Rein und raus geht ohne Verdrehen und Verrenken. Lebensmittel, Zubehör hat auf den weitläufigen Flächen neben mir so viel Platz, dass ich langsam über ein Ordnungssystem nachdenke.
Im DF war da eine Getränkeflasche und Ende. Dahinter noch eine Brotdose. Hier im A9 passt einfach beides und noch mehr.
Und das beste ist: Man kommt auch noch ran und kann sich ein wenig umdrehen, um hinter sich zu greifen.
Fahrstabilität
Das Fahwerk ist der Hammer. Auf gerader Strecke die Lenkung loslassen? Gar kein Problem.
Bei böigem Seitenwind auf einem schmalen Deichradweg einhändig lenken und essen? Entspannt!
Einmal bin ich beim Daddeln am Navi sogar rechts vom Asphalt in den Grünstreifen gerutscht und konnte mit einem Zucken am Lenkhebel (einhändig) das Ding wieder auf die Straße wuppen.
Tiller war gestern! Panzer rules. Dabei geht nicht mal groß Raum verloren. Die Panzersockel sind kurze Anbauten am Radkasten und wären sogar vorhanden, wenn man Tiller hätte. Aber mindestens 2/3 des Platzes zur Außenwand daneben sind immer noch frei. Genügend, um da eine Trinkflasche oder dergleichen abzustellen.
Übersicht
Als großer Fahrer hatte ich im DF natürlich den Leuchtturm-Blick.
Im A9 sitze ich so tief, dass 50 % meines Gesichtsfeldes der Cockpit-Rand mit dem Navi einnehmen und erst darüber die Welt dort draußen beginnt.
Das verleitet zum Abgelenkt sein. Aber man kann sich wunderbar um Navigation kümmern, ohne den Blick zu weit von der Straße zu nehmen.
Die fehlende Sichtrinne ist anfangs ungewohnt und wenn man dicht hinter jemandem her fährt, muss man aufpassen, nicht doch den Stein oder das Schlagloch da zwischen den Fahrzeugen zu übersehen.
Ansonsten ist es einfach der selbe Blick, den die meisten PKW-Fahrer auch beim Blick über ihre Haube gewohnt sind.
Kurven
Das Ding geht um Kurven wie die Sau. Ich habe es - obwohl darauf angelegt - gestern zu keinem Punkt geschafft, ein Bein auch nur ansatzweise zu lupfen. Eher untersteuert die Kiste und das Rad radiert. Ob das an den Getränkevorräten lag oder am Fahrwerk? Keine Ahnung.
Jedenfalls fühlt sich die Kurvenfahrt deutlich sicherer als im DF an, obwohl ich noch etwas Schiss davor habe, den Grenzbereich irgendwann dann doch mal zu erfahren.
Nach dem Wechsel von den 40er G Ones zurück auf die 28er Ones ist der Wendekreis nur noch knapp über DF Niveau.
Ich schätze irgendwo 11-12 m, muss aber noch mal genauer messen. Jedenfalls gab es gestern beim Brevet nur ganz wenige Momente, wo Rangieren notwendig war (meist zum Wenden nach falsch Abbiegen) und die meisten Kehren und Kurven ließen sich im ersten Anlauf nehmen.
Wartung
Panne am Vorderrad? Ausbau ist schnell erledigt. Das wichtigste ist (wie immer), dass man die Bremse vorher beim zu wechselnden Rad löst.
Das Lösen der Achsschraube und das Ausfädeln aus dem Radkasten geht schnell von der Hand. Komplettes Umlegen des Fahrzeuges ist nicht nötig. Alle Vorräte können am Platz bleiben. Leichtes Lupfen mit dem Bein genügt.
Selbst ein komplettes Ersatzrad kann mitgeführt und im Notfall bei Mantel-, Speichen- oder Felgenschäden binnen Minuten montiert werden.
Gepäck
Durch die vordere Wartungsklappe lässt sich der Fußraum hervorragend mit nutzen. Sei es durch die
großen VeMoBags oder die bald erhältlichen Gepäckfächer von Daniel.
Neben dem Sitz ist unglaublich viel Platz (siehe oben), so dass man viel mehr von dem Kleinkram während der Fahrt in direktem Zugriff hat.
Unter und hinter dem Sitz ist ebenfalls viel Platz. Eine wirkliche Gepäckfahrt mit Campingkram steht aber noch aus.
Klima
Auch hier im Vergleich zum DF XL Fortschritte: Die Zugluft über dem Fahrzeug zieht mehr über das Fahrzeug weg, so dass bei kühlerem Wetter die Schultern kaum auskühlen und ein dünnes Trikot meist völlig reicht.
Gleichzeitig sorgt der dicke 50er Mast (bei zu kaltem Wetter leicht verschließbar) unten für genügend Kühlung und Frischluft.
Weil meine Schultern und Arme seitlich nicht mehr an der Außenwand anliegen, ist das Raum- und Klimagefühl deutlich angenehmer geworden.
Wenn ich nach einer A9-Phase mal wieder ins DF umgestiegen bin, habe ich mich gefragt, wie man sich das so lange antun konnte.
Ergonomie
Der begrenzte Fußraum in vielen Velomobilen lässt für größere Fahrer nur Kinderkurbeln im Bereich 140-155 mm zu.
In meinem DF XL hatte ich 155er Rotor drin.
Jetzt im A9 sind bei mir 175er möglich - bei 45er Alltags-Schuhgröße (47-48 in Shimano).
Das gibt viel mehr Optionen für Langhuber, wobei kurze Kurbeln natürlich immer noch gehen. Man hat jetzt die Wahl.
Sollte man sich aber erst eingewöhnen und testen: Der Umstieg auf 175er war schon krass, Muskelkater vorprogrammiert. Wenn ich jetzt im DF wieder mit kurzen Kurbeln fahre (der Wechsel zu kurz ist leichter), muss ich immer lachen, wie sich die Kinderkurbeln so anfühlen und man seine Beine fast kaum bzw. wie beim Schwimmen mit einem schnellen Kraul-Beinschlag bewegt.
Fazit
Das Alpha 9 ist für mich vom DF XL kommend ein Meilenstein an Ergonomie, Fahrkomfort und Fahrgefühl.
Italien kann kommen!
