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Vor knapp 6 Jahren wurde meine Leitra Avanceé geliefert (https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/neue-leitra-avancee-in-dresden.27604/). Das wollte ich zum Anlass nehmen, mal wieder hier etwas zu schreiben. Nun fehlen zwar noch ein paar Tage bis zum Geburtstag, aber da grad im Forum die Leitra totgeschrieben wird (https://www.velomobilforum.de/forum...gestellt-widerspruch-von-c-g-rasmussen.48679/), ist das ein guter Anlass für mich.
Ich bin nämlich mit der Leitra sehr zufrieden und würde mir auch wieder eine kaufen - sie passt perfekt zu meinen Anforderungen.
Ich nutze die Leitra als "Dienstwagen", d.h. ich fahre damit zu Kunden im Umkreis von 50km um Dresden. Die Leitra passt ganz gut zu meinem "Freak-Image" als IT-Berater, Schwerpunkt IT-Sicherheit. Ich kann also mit 'nem Tretauto beim Kunden erscheinen. Unsere Vertriebler könnten das nicht.
Trotzdem muss ich noch einigermaßen kultiviert aussehen. Ich brauche Platz für Wechselsachen (kurze Hose und verschwitztes T-Shirt geht auch bei mir nicht) und für meine Technik (1 oder 2 große Notebooks incl. Zubehör). Der Kofferraum der Leitra ist so groß, dass ich auch noch Werkzeug, Ersatzschläuche und -reifen, Handschuhe (gegen Kettenschmiere an den Fingern) und eine Ersatzjacke spazieren fahre (falls ich mal draußen in der Kälte was reparieren muss).
Das Umziehen von Fahrrad- zu Dienstkleidung muss ich irgendwo in einem Wäldchen erledigen, bevor der Kunde in Sichtweite kommt. Für das letzte Stück nutze ich die Pedelec-Unterstützung maximal und bin froh, dass die Kühlung der Leitra sehr gut ist. Außerdem kann ich aus der Leitra bequem aussteigen. Wenn der Kunde sieht, wie ich ankomme, hab ich gleich ein schönes Gesprächsthema zum Einstieg. Wenn nicht, dann spätestens bei der Mittagspause. Ich parke möglichst auffällig als Diebstahlsschutz und damit die aufgeklebte Werbung gesehen wird. Mitunter höre ich auch wenige Minuten nach dem Abstellen die Alarmanlage quietschen, wenn der Pförtner oder die Raucher mal mit den Händen gucken wollten, was das für ein Fahrzeug ist.
Dresden liegt im Talkessel. Wenn ich da 'raus fahre, sind das mindestens 200 Höhenmeter. Dabei hilft ein eZee-Pedelec-Antrieb in der Hinterradnabe. Im 10Ah-Akku stecken ca. 500 Höhenmeter. Ich muss überlegen, ob ich die für schnelle Starts an Ampeln, unverschwitztes Ankommen beim Kunden oder den Heimweg einsetze. Eine Steigung von über 6% ist bei jeder Außentemperatur schweißtreibend, wenn der Akku leer ist. Für weitere Strecken packe ich deshalb meist einen zweiten Akku ein.
Ja, ich weiß, das ist unsportlich. Aber ich habe eine Ausrede: Knie-Arthrose. Der Arzt hat mir Bewegung ohne hohen Krafteinsatz empfohlen. Ich könnte zwar langsamer fahren und schneller treten (die Schaltung kann das inzwischen, weil ich vorn auf 3 Zahnkränze umgebaut habe), aber dann fehlt die Lüftung. Die Leitra hat bei > 15km/h eine sehr effektive Lüftung. Für Ampel-Stopps hab ich einen PC-Prozessor-Lüfter in den Lüftungskanal gebaut, damit die Scheiben nicht beschlagen - für eine Fahrer-Kühlung reicht der aber nicht.
Und damit wären wir bei den Umbauten. Die Leitra Avanceé ist zwar nach Aussage von Thomas Seide komplett fahrfertig, aber das heißt nicht, dass alles perfekt ist. Als erstes hab ich Motorrad-Blinker angebaut. Die österreichische Leitra hat nämlich keine LKW-Planen zum "Hand 'raushalten". Darüber bin ich sehr froh, denn sie sieht so wesentlich schöner aus. Dann musste ich die Lüftungsschlitze so ausschneiden, wie ich sie haben will.
Das nächste Bastelprojekt war die Verlängerung um 2 cm. Ich bin mit meinen 186cm schon fast zu groß. Thomas könnte das obere Teil der Vorderverkleidung und den Ausleger 5 cm länger fertigen, dann wäre die Leitra auch für Riesen geeignet. Leider hat er das nicht gemacht, so dass ich den Kofferraum etwas nach vorn verlagern musste. Passt.
Den bei Nacht sehr geringen Überholabstand hab ich mit ein paar Seitenlichtern auf den Aero-Schutzblechen erheblich vergrößern können. Nun sieht man auch im Dunkeln, dass da etwas ungewöhnliches fährt.
In den 6 Jahren bin ich ungefähr 25000 km gefahren. Eigentlich wollte ich pro Jahr mindesten 5000 km schaffen, aber da kam eine Knie-OP mit Komplikationen dazwischen. Außerdem war ich zu oft außerhalb von Dresden im Einsatz und da wollen die Kunden die Reisezeit nicht bezahlen. Dresden-Berlin bin ich einmal gefahren, das dauert 9 Stunden (200 km, 25km/h Durchschnitt, 1 Stunde Mittagspause).
Am liebsten fahre ich an Sonn- und Feiertagen auf schönen glatten Bundesstraßen durchs Flachland. Dafür sind Velomobile gebaut und dann brauche ich auch keine Pedelec-Unterstützung. Im Dresdner Umland hätte ich ohne Motor schon längst die Lust am VM-Fahren verloren.
Wie bei jedem Fahrrad geht natürlich auch bei einer Leitra viel öfter etwas kaputt als bei einem Auto (an der Kilometerleistung gemessen). Ich hatte besonderes Pech, denn schon die Spedition hat angefangen, die Leitra kaputt zu machen. Dringende Empfehlung: Unbedingt genau prüfen, bevor der Lieferschein unterschrieben wird. Dann waren die Aero-Schutzbleche zu dünn laminiert und die Carbonfedern nicht für meine Gewichtsklasse geeignet. Thomas hat sehr kulant kostenlos die defekten Teile ersetzt.
Unfälle hatte ich bis jetzt zwei. Einmal sprang ein Grundschüler hinter einem geparkten Auto hervor und hat die Elastizität der Haube getestet. Ein anderes Mal habe ich mich auf die Seite gelegt, weil jemand ein Stahlseil 10cm über dem Elbradweg gespannt hatte, um sein Boot ins Wasser zu lassen. Das hatte ich zu spät gesehen und mich verbremst. Nun weiß ich auch, wie man laminiert und lackiert, außerdem hab ich neue Seitenscheiben einbauen dürfen.
Irgendwer brauchte meine LED-Blinker, die hab ich nun zum zweiten Mal angebaut.
Die üblichen Verschleißteile musste ich auch wechseln. Bremsbeläge sind 2mal im Jahr fällig, Reifen aller 2 Jahre, Kette und Block sowie Scheibenwischer aller 3 Jahre. Dank Marathon Plus sind Pannen sehr selten (aller 2 Jahre). Der Pedelec-Akku hält 2 Jahre. Die Hall-Sensoren des eZee-Motors haben nach 4 Jahren keine Lust mehr gehabt, der Controller ist gerade eben zum ersten Mal kaputt gegangen. Den Schaltgriff habe ich einmal, den Gasgriff für den Elektroantrieb zweimal gewechselt. Die Carbon-Federn muss ich demnächst mal tauschen, die hängen schon sehr durch. Vielleicht sollte ich doch weniger essen, damit die nächsten länger halten. Die Meuffl-Matte, die den Dreck vom Hinterrad auffängt, habe ich auch schon getauscht. Die neue Matte war etwas dicker, deshalb ist nun das hintere Schutzblech zerbrochen - wieder etwas zu reparieren.
Ein großer Vorteil der Leitra ist die gute Zugänglichkeit aller Teile. Ich muss mich nicht verrenken, um etwas zu reparieren.
Ich halte das Konzept eines sehr soliden Stahlrahmens als Trike mit einer dünnen Hülle für sehr praktisch. Die Höhe verhindert zwar Geschwindigkeitsrekorde, aber ich bin auf Augenhöhe mit dem Kraftverkehr (außer SUV und Van).
Die Leitra oder ähnliche Konzepte werden sicher auch künftig ihre Abnehmer finden, auch wenn die lautstarke Schnellfahrer-Leichtbau-Sport-Fraktion im Velomobilforum das anders sieht.
Ich bin nämlich mit der Leitra sehr zufrieden und würde mir auch wieder eine kaufen - sie passt perfekt zu meinen Anforderungen.
Ich nutze die Leitra als "Dienstwagen", d.h. ich fahre damit zu Kunden im Umkreis von 50km um Dresden. Die Leitra passt ganz gut zu meinem "Freak-Image" als IT-Berater, Schwerpunkt IT-Sicherheit. Ich kann also mit 'nem Tretauto beim Kunden erscheinen. Unsere Vertriebler könnten das nicht.
Trotzdem muss ich noch einigermaßen kultiviert aussehen. Ich brauche Platz für Wechselsachen (kurze Hose und verschwitztes T-Shirt geht auch bei mir nicht) und für meine Technik (1 oder 2 große Notebooks incl. Zubehör). Der Kofferraum der Leitra ist so groß, dass ich auch noch Werkzeug, Ersatzschläuche und -reifen, Handschuhe (gegen Kettenschmiere an den Fingern) und eine Ersatzjacke spazieren fahre (falls ich mal draußen in der Kälte was reparieren muss).
Das Umziehen von Fahrrad- zu Dienstkleidung muss ich irgendwo in einem Wäldchen erledigen, bevor der Kunde in Sichtweite kommt. Für das letzte Stück nutze ich die Pedelec-Unterstützung maximal und bin froh, dass die Kühlung der Leitra sehr gut ist. Außerdem kann ich aus der Leitra bequem aussteigen. Wenn der Kunde sieht, wie ich ankomme, hab ich gleich ein schönes Gesprächsthema zum Einstieg. Wenn nicht, dann spätestens bei der Mittagspause. Ich parke möglichst auffällig als Diebstahlsschutz und damit die aufgeklebte Werbung gesehen wird. Mitunter höre ich auch wenige Minuten nach dem Abstellen die Alarmanlage quietschen, wenn der Pförtner oder die Raucher mal mit den Händen gucken wollten, was das für ein Fahrzeug ist.
Dresden liegt im Talkessel. Wenn ich da 'raus fahre, sind das mindestens 200 Höhenmeter. Dabei hilft ein eZee-Pedelec-Antrieb in der Hinterradnabe. Im 10Ah-Akku stecken ca. 500 Höhenmeter. Ich muss überlegen, ob ich die für schnelle Starts an Ampeln, unverschwitztes Ankommen beim Kunden oder den Heimweg einsetze. Eine Steigung von über 6% ist bei jeder Außentemperatur schweißtreibend, wenn der Akku leer ist. Für weitere Strecken packe ich deshalb meist einen zweiten Akku ein.
Ja, ich weiß, das ist unsportlich. Aber ich habe eine Ausrede: Knie-Arthrose. Der Arzt hat mir Bewegung ohne hohen Krafteinsatz empfohlen. Ich könnte zwar langsamer fahren und schneller treten (die Schaltung kann das inzwischen, weil ich vorn auf 3 Zahnkränze umgebaut habe), aber dann fehlt die Lüftung. Die Leitra hat bei > 15km/h eine sehr effektive Lüftung. Für Ampel-Stopps hab ich einen PC-Prozessor-Lüfter in den Lüftungskanal gebaut, damit die Scheiben nicht beschlagen - für eine Fahrer-Kühlung reicht der aber nicht.
Und damit wären wir bei den Umbauten. Die Leitra Avanceé ist zwar nach Aussage von Thomas Seide komplett fahrfertig, aber das heißt nicht, dass alles perfekt ist. Als erstes hab ich Motorrad-Blinker angebaut. Die österreichische Leitra hat nämlich keine LKW-Planen zum "Hand 'raushalten". Darüber bin ich sehr froh, denn sie sieht so wesentlich schöner aus. Dann musste ich die Lüftungsschlitze so ausschneiden, wie ich sie haben will.
Das nächste Bastelprojekt war die Verlängerung um 2 cm. Ich bin mit meinen 186cm schon fast zu groß. Thomas könnte das obere Teil der Vorderverkleidung und den Ausleger 5 cm länger fertigen, dann wäre die Leitra auch für Riesen geeignet. Leider hat er das nicht gemacht, so dass ich den Kofferraum etwas nach vorn verlagern musste. Passt.
Den bei Nacht sehr geringen Überholabstand hab ich mit ein paar Seitenlichtern auf den Aero-Schutzblechen erheblich vergrößern können. Nun sieht man auch im Dunkeln, dass da etwas ungewöhnliches fährt.
In den 6 Jahren bin ich ungefähr 25000 km gefahren. Eigentlich wollte ich pro Jahr mindesten 5000 km schaffen, aber da kam eine Knie-OP mit Komplikationen dazwischen. Außerdem war ich zu oft außerhalb von Dresden im Einsatz und da wollen die Kunden die Reisezeit nicht bezahlen. Dresden-Berlin bin ich einmal gefahren, das dauert 9 Stunden (200 km, 25km/h Durchschnitt, 1 Stunde Mittagspause).
Am liebsten fahre ich an Sonn- und Feiertagen auf schönen glatten Bundesstraßen durchs Flachland. Dafür sind Velomobile gebaut und dann brauche ich auch keine Pedelec-Unterstützung. Im Dresdner Umland hätte ich ohne Motor schon längst die Lust am VM-Fahren verloren.
Wie bei jedem Fahrrad geht natürlich auch bei einer Leitra viel öfter etwas kaputt als bei einem Auto (an der Kilometerleistung gemessen). Ich hatte besonderes Pech, denn schon die Spedition hat angefangen, die Leitra kaputt zu machen. Dringende Empfehlung: Unbedingt genau prüfen, bevor der Lieferschein unterschrieben wird. Dann waren die Aero-Schutzbleche zu dünn laminiert und die Carbonfedern nicht für meine Gewichtsklasse geeignet. Thomas hat sehr kulant kostenlos die defekten Teile ersetzt.
Unfälle hatte ich bis jetzt zwei. Einmal sprang ein Grundschüler hinter einem geparkten Auto hervor und hat die Elastizität der Haube getestet. Ein anderes Mal habe ich mich auf die Seite gelegt, weil jemand ein Stahlseil 10cm über dem Elbradweg gespannt hatte, um sein Boot ins Wasser zu lassen. Das hatte ich zu spät gesehen und mich verbremst. Nun weiß ich auch, wie man laminiert und lackiert, außerdem hab ich neue Seitenscheiben einbauen dürfen.
Irgendwer brauchte meine LED-Blinker, die hab ich nun zum zweiten Mal angebaut.
Die üblichen Verschleißteile musste ich auch wechseln. Bremsbeläge sind 2mal im Jahr fällig, Reifen aller 2 Jahre, Kette und Block sowie Scheibenwischer aller 3 Jahre. Dank Marathon Plus sind Pannen sehr selten (aller 2 Jahre). Der Pedelec-Akku hält 2 Jahre. Die Hall-Sensoren des eZee-Motors haben nach 4 Jahren keine Lust mehr gehabt, der Controller ist gerade eben zum ersten Mal kaputt gegangen. Den Schaltgriff habe ich einmal, den Gasgriff für den Elektroantrieb zweimal gewechselt. Die Carbon-Federn muss ich demnächst mal tauschen, die hängen schon sehr durch. Vielleicht sollte ich doch weniger essen, damit die nächsten länger halten. Die Meuffl-Matte, die den Dreck vom Hinterrad auffängt, habe ich auch schon getauscht. Die neue Matte war etwas dicker, deshalb ist nun das hintere Schutzblech zerbrochen - wieder etwas zu reparieren.
Ein großer Vorteil der Leitra ist die gute Zugänglichkeit aller Teile. Ich muss mich nicht verrenken, um etwas zu reparieren.
Ich halte das Konzept eines sehr soliden Stahlrahmens als Trike mit einer dünnen Hülle für sehr praktisch. Die Höhe verhindert zwar Geschwindigkeitsrekorde, aber ich bin auf Augenhöhe mit dem Kraftverkehr (außer SUV und Van).
Die Leitra oder ähnliche Konzepte werden sicher auch künftig ihre Abnehmer finden, auch wenn die lautstarke Schnellfahrer-Leichtbau-Sport-Fraktion im Velomobilforum das anders sieht.