Brevet 300er Brevet Köln 2015

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Moinsen,

am Maifeiertag stand der 300er bei Rainer an, von Spich/Troisdorf aus erst in die Eifel und später über den Westerwald zurück. Die von HaraldH ausgearbeitete Strecke wurde in den letzten Jahren etwas verfeinert und bietet sowohl einige Höhenmeter als auch landschaftlich schöne Abschnitte.

Für mich war dieser 300er wieder Mal lehrreich.

Obwohl ausgebucht und trotz Rainers Ansage, dass jeder auf der Warteliste mitfahren könnte, fanden sich bei vorrausgesagter trockener Witterung nur rund 40 Randonneure zusammen, 2 Milane (PeterF und ich ) bildeten die liegende Fraktion.
Am Start stellte RogerK leider fest, dass seine Schaltung hinten tot war. Zug war neu, aber irgendetwas klemmte im Schaltbremshebel oder der direkten Zuführung. Wir haben es dann hinten aufs 21er eingestellt und Roger ist dann mit den verbleibenden 2 Gängen vorne gestartet, bei rund 3500 angesagten Höhenmetern, Chapeau!

Peter vorne weg und ich hinter dem Feld. Zum Rhein hin wurde es eklig neblig und nass die Brille. Noch vor der Rheinbrücke in Bonn bin ich dann auch vorgefahren - habe aber Peter nicht mehr gesehen - hatte wohl einen Platten und wir müssen uns entweder auf verschiedenen Seiten der Rheinbrücke oder auf dem anschließenden Stück nach Hersel verpasst habe, wo ich die Hauptstraße dem Radweg oder der verdrempelten Nebenstraße vorgezogen habe.

Als es dann Richtung Ville das erste Mal rauf ging - und wir den Nebel hinter uns ließen, lief die Kette nicht richtig auf dem kleinen Blatt. Meine selbst geschraubte Steighilfe schliff und mit mehr Druck knackte es doch ernsthafter, vor der Steinbachtalsperre dann noch Mal versucht und die Umlenkrolle von Hand etwas nach links geschoben - brachte keine Besserung bzw. Optimierungsversuche mit anderem Seilzug den ersten Kettenabwurf. Aussteigen - Kiste rumdrehen und leicht runterrollen und dabei die Kette wieder aufs Blatt manövrieren, umdrehen und dann halt wieder knackend hoch.
Am langen und steilen Anstieg der Steinbachtalsperre - dann wieder Abwurf. Dann halt zu Fuß hoch - Abwechslung ist auch nicht ungesund.
Oben dann auf einem flachen Stück noch Mal Schaltversuche gemacht und beim Kette wieder aufs Blatt holen einen Kettensalat produziert, bei dem ich nicht mehr vor- noch zurück kam und noch nichtmal aus den Speedplaypedalen kam. Mühsam mit händischer Unterstzützung gings dann und dann erstmals den Velomobiltaucher gemacht, um die Kette wieder zu entwirren und mir einen nächtlichen Tarnanstrich zu verpassen.
Das erste Duo (Tom und Michael) sowie dann die nächste Gruppe mir Roger und ein paar Einzelfahrer flitzten vorbei.

Aber ich hab's geschafft und bin dann auch zur 2. Kontrolle, Radioteleskop Effelsberg, wo ich mich etwas säubern konnte. Ab jetzt galt die Losung: Alles mit dem 61er Blatt oder Schieben!

Durch die Eifel zu Ahr und auf der anderen Seite wieder Richtung Ramersbach und Vulkaneifel ging es dann auch. Steigungen bis max. 8% waren nicht lang, gingen aber auf die Muskulatur. Schön die blühenden Obstbäume und gelben Rapsfelder - und sehr viele Rauchsäulen von noch glimmende Maifeuern in den Dörfern nebst übernächtigten und leicht alkoholisierten Feuerwachen.
Beim Anblick des Milans glauben einige, diesmal doch zu viel getrunken zu haben ;-)

Ich überhole 2 Einzelfahrer und laufe dann ganz langsam auf Roger auf. Er beschließt, es gut sein zu lassen und vor MariaLaach nach Ahrweiler abzubiegen.

In Andernach dann scheppernd durch ein paar hundert Meter bucklige Schotterpiste, über die Rheinbrücke. Hinter Neuwied überhole ich dann 2 Jungs und ein Mädel auf Rennrädern und überlege, ob sie wohl zu den Randonneuren gehören - haben allerdings kaum Gepäck? Ich grüße und nähere mich schnell dem langen und steilen Anstieg hinter Schloss Sayn hinauf nach Stromberg. Da geht's hinter einer Rechtskurve hart am Fels steil mit 10% rauf. Ich will möglichst 100 oder 150 m hinter die Kurve schaffen, um nicht zur stehenden Überraschung für den spärlichen Autoverkehr zu werden.
Ich drücke nicht gerade flüssig aber rhythmisch mit knap 10 km/h weiter. Ich erinnere mich an CAS Beschreibung, wie er im SL mit einem 70er Blatt im Harz "treppensteigend" ähnliche Steigungen bewältigt hat. So richtig kann ich mich nicht mit den Schultern abstützen - aber so was muss er wohl gemeint haben. Der Leistungsmesser zeigt 350 bis 370 W, komm' noch bis zur nächsten Kurve - dann zur Serpentine, letzte Kurve und jetzt noch das lange steile Stück. Im Rückspiegel kommt das Trio langsam näher. Die Jungs holen mich dann kurz bevor es etwas flacher wird ein und nehmen dann aber raus - später im Ziel kommen sie ein Pärchen aus Berlin und ein Fahrer aus dem Umland gemeinsam an.

Oben geht es jetzt wellig auf kleinen und wie auf vielen Teilabschnitten der Runde etwas holprigem Asphalt zur Kontrolle 3 in Montabaur. Noch habe ich nicht viel getrunken und schleppe noch mehr als 1,5 von 2l Wasser&Cola mit.
Die Beladung sorgt dann auch für gute Straßenlage und lockeren 90 km/h in der abschüssigen geraden Schneise Richtung Hachenburg. Die Anstiege in der Folge kommen mir zunehmend steiler vor, aber es geht.
Ich freue mich schon auf die kurvige km-lange Fahrt im Wiedtal. Und richtig, es ist wieder geil, hier entlang zu rauschen - kein Verkehr - bloß ein paar schlechte Wegdecken.

Dann die Zangenkontrolle am Eingang des Radwegs nach St. Katharinen. Ich finde sie nicht direkt. Aber schließlich entdecke ich sie an der Rückseite eines Schildes. Ein älterer E-Biker erkundigt sich nach der Motorstärke des milans und zweifelt dann, dass ich da jetzt bis ganz oben fahren könne ;-) Aber die 5 km sind moderat - nur etwas viel rutschiger Matsch.

Oben in St. Katharinen dann ein steiler Stich rechts ab. Den schiebe ich dann doch und von da angehts in Wellen 30 km mehr oder weniger bergab in die Abendsonne. Alles prima - bis kurz vor Schluss in St. Augustin ein Schlagloch meinen linken Vorderreifen schlagartig entlüftet, neuer Schlauch rein - aber das im Fuß der Pumpe transportsicherungsmäßig eingeschraubte Ventil ist festkorrodiert. Mühsam bekomme ich es gelöst - und dann nachdem der Reifen voll ist, schraube ich mir das Schlauchventil mit dem Pumpenkopf ab ;-( vergessen es vorher mit einem Tropfen Loctide richtig anzuziehen. Aber ich habe ja ein passendes Ventilschraubzeug mit und muss dann halt noch Mal pumpen.

Als ich dann nach gut 11,5 h im Ziel eintreffe, ist Tom noch da. Sie sind lt. Harald 15 Minuten vorher aufgeschlagen. Ohne den Platten hätten wir vielleicht noch zusammen ankommen können.

2 Weizen und eine Frikadelle sowie eine nette Unterhaltung mit Harald, Tom und Haralds Tochter später, trolle ich mich kurz vor 20:00 Richtung heimischer Dusche. Das Trio ist mittlerweile auch locker eingerollt.

Am Tag danach stelle ich keine Knieschmerzen und keine knirschende Achillesehne fest. Das ist gut so und macht die Tour für mich zu einem richtigen Erfolg. Dann habe ich noch das schon länger im Keller lagernde 61er Blatt mit Kettenschutzring montiert. Da wirft's die Kette nicht rechts rüber und sie kommt auch ohne Schalthilfe gut vom 38er hoch. Demnächst noch Mal an einem richtigen Anstieg im Bergischen testen.
Mein Schalthilfeschräubchen hatte ich auch etwas gelockert, vielleicht deswegen auch das Hakeln.
Der Schlauch zeigte neben dem geflickten Snakebite dann noch einen kleinen Durchstich, der wahrscheinlich für einen langsamen Druckabfall gesorgt hatte - bis zum plötlichen dann in St. Augustin.

Also zu den Lessons Learnt aus den Vorjahren bei diesem 300er (beim Flicken den Mantel genauer untersuchen und auch bei angesagtem Regenwetter IMMER Sonnencreme mitnehmen) kommt hinzu:
- Pumpenkopf leicht einfetten
- Ventile in Ersatzschläuchen festziehen
- nach Veränderungen an der Kurbel die Umwerferfunktion an richtigen Anstiegen mit Druck aufm Pedal testen
- und von Rogers Malheur lernen, bei einem weitgehend aufgedröselten und gerissenen Seilzug dann auch die Außenhülle tauschen und ggfs die Schalteinheit penibel auf verbliebene Drahtbrösel untersuchen.

Bis denne - Hajo
 
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Toller Bericht, wie Deine anderen super Lesestoff. Ich frag mich nur gerade, wie Du mit den Speedplay den Milan den Berg hoch schieben kannst? Ich bin froh wenn ich gerade mal nur vor die Tuer laufen kann ;-)
 
wie Du mit den Speedplay den Milan den Berg hoch schieben kannst?

Moin,
stimmt, oft habe ich noch ein paar Schlappen (billige leichte Crocsimitate) im VM liegen. Am Freitag taten es auch ein paar Gummikappen, die über die Cleats kommen - ansonsten "geht" es mir da genauso wie Dir.
 
Hallo Hajo @jostein ,
na 11,5h, das ist für dich ja fast ein Desaster!;)

Es ist aber gut zu hören, das ich nicht der Einzige bin, der mit Schaltproblemen am SL hadert.
Ich sach nur LEL!
Es gibt übrigens 61er Blätter mit Schalthilfen zu kaufen, hab sowas mal bei Pedalkraft bekommen!
 
na 11,5h, das ist für dich ja fast ein Desaster!;)

naja, ohne anschließende Sehnenreizung ist jede gefahrene Stunde mehr für mich ein Grund zum Feiern!!

Es ist aber gut zu hören, das ich nicht der Einzige bin, der mit Schaltproblemen am SL hadert.
Ich sach nur LEL!
Es gibt übrigens 61er Blätter mit Schalthilfen zu kaufen, hab sowas mal bei Pedalkraft bekommen!

Einspruch, bislang ließ sich die Kombi 61/38 gut schalten. Bei der 10-fach Kette musste ich beim Hochschalten bloß aufpassen, sie nicht rechts übers Große rüber zu schmeißen. Und da es seit fast 2 Jahren keine 61er mit Schalthilfe mehr zu kaufen gibt (auch nicht bei Pedalkraft), habe ich da ein kleines Schräubchen reingedreht und davor das Blatt innen etwas abgefeilt. Damit wurde die Kette dann schon bei leichtem Schub mit dem Umwerfer aufs große Blatt und nicht drüber gehoben.
Am Freitag hatte sich die Schraube wohl gelockert und die Kette auch bei Umwerferposition "kleines Blatt" angehoben und versenkt. Und weil ich schon länger ein 61er mit Kettschutzring im Keller habe, hatte ich den Anlass nun genommen, das jetzt dranzuschrauben. Aufgebockt funktioniert das Schalten jetzt wunnebar. Der Praxistest steht noch aus.
 
Und da es seit fast 2 Jahren keine 61er mit Schalthilfe mehr zu kaufen gibt (auch nicht bei Pedalkraft), habe ich da ein kleines Schräubchen reingedreht und davor das Blatt innen etwas abgefeilt. Damit wurde die Kette dann schon bei leichtem Schub mit dem Umwerfer aufs große Blatt und nicht drüber gehoben.
Am Freitag hatte sich die Schraube wohl gelockert .

Grmpf:confused: nicht gut, dann muss ich mein Blatt schön pflegen..
Ich habe die Kleinen Schräubchen ( 4 Stück) an meinem 65er mit Loctite geklebt.
Wenn aber die Karosse etwas nach Rechts gekippt liegt(Straßen, gerade die kleinen Bergstraßen, fallen ja zur Seite ab), dann bleibt da die Kette schon mal ungewollt hängen...
 
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