Brelinger Berg - keine 24 h, aber ein flotter 400er
Nachdem mir der Entwurf und der erste Teil eines eher episch angelegten Berichts im Draft-Speicher des Forums verrottet ist, gebe ich Euch nun zumindest einen kleinen, schnellen Bericht.
"Eigentlich" wollte ich freitags auf eigener Achse anreisen, dann um den Berg kreiseln und dann auf eigener Achse wieder heimwärts schleichen. (Das schien mir im Rahmen der LEL-Vorbereitung eine ziemlich gute Idee.) Da aber die Arbeit das beste Hobby immer wieder zu stören vermag, musste ich diesen Plan (steht ja auch irgendwo weiter oben) leider begraben.
Dennoch schlug ich Freitagabend mein Zelt auf, traf erste nette Forumsgesichterinnen und -gesichter, die sich sonst hinter den Nicknames verstecken, und hatte ein nettes Abendbrot in froher Runde beim Griechen gegenüber.
Der Samstagvormittag verging wie Kaugummi (ich hätte einfach länger schlafen sollen), aber irgendwann kam es dann doch noch zur angekündigten Vorbesprechung und zum Gruppenfoto und irgendwann war dann auch (rückblickend erstaunlich pünktlich, das hatte ich dort im Gewusel anders wahrgenommen) Start. Die erste Gruppe machte sich auf den Weg, aber die zweite war irgendwie zögerlich und so verwarf ich mein übliches Verhalten, ganz am Ende zu starten, und schloss mich gemeinsam mit
@DerBildRiese der verhalten losfahrenden Gruppe noch an.
Ich hatte im Vorfeld (auch irgendwo weiter oben im Thread) als Marschplan "was Warmfahren, was flott fahren, im Brevet-Tempo ausfahren" notiert. Da passte es ja gut, die erste Runde zum Kennenlernen der Strecke im Schutz einer Gruppe anzugehen. Diese zweite Startgruppe zuckelte uns aber schon auf dem ersten Weg nach Negenborn gar zu ruhig daher. Wir ließen sie hinter uns und fuhren locker auf die erste Startgruppe auf, von der auch schon einige Leute hatten wieder abreißen lassen. Das war nicht sonderlich schlau, denn der Gegenwind aus West bis WSW war schon mittags ziemlich heftig. Der erste, kleinere Anstieg auf dem Weg nach Abbensen konnte uns nicht schrecken und so fuhren wir ihn (wie DerBildRiese treffend anmerkte) beim ersten Mal denn auch deutlich zu schnell
.
Hinter Abbensen beginnt der Rückenwindteil der Strecke; außerdem geht es leicht bergab. Da hielt uns dann zwangsläufig auch nichts mehr in der ersten Startgruppe; wir flogen voraus und dahin, meisterten die zickige S-Kurve in Rodenbostel (oh, diese Ortsnamen!
), flogen weiter und weiter. In Bennemühlen haut es einen dann förmlich um; die Strecke schwenkt erstens voll in den Wind und zweitens in den zweiten Anstieg, der sich in 3 Abschnitte gliedert. Einen zum Eingewöhnen (hoch zum Park-/Rastplatz), einen zum Abgewöhnen und dann nach einer Zwischensenke zum Schwung holen geht es nochmal ein kleines Stück bis oben auf den Windmühlenberg. Irgendwo in der Gegend war die Rennradgruppe dann wieder bei uns, zog hügelanwärts an uns vorbei ... und musste sich auf der Kuppe wieder von uns passieren lassen. Schade nur, dass man den Abwärtsschung in Brelingen vollständig wegbremsen musste. Dann noch Start-/Zielgerade und die erste Runde ist nach 33 Minuten und 40 Sekunden vorbei. Ooops, das ging aber schnell.
Mein erster Eindruck von der Strecke war: "oh, sehr schön, sehr abwechslungsreich, tolles Rückenwind-/Bergab-Rasen, toller Asphalt fast überall".
So, nun war ich also warm. Also weiter. Die nächsten beiden Runden verliefen im Hase-und-Igel-Spiel mit der Rennradgruppe, die uns am zweiten Anstieg einholte und uns dann in der Abfahrt und auf der folgenden Gegenwindgeraden wieder ziehen lassen musste. Wir fuhren ab und an mit drei Liegen zusammen, aber vermehrt war ich allein im eigenen Rhythmus unterwegs. Der Tacho blieb auf den Anstiegen immerhin in der 20er-Gegend und ansonsten stand eigentlich immer die 3 vorn. Super cool; für die ersten 50 km exakt ein 30er-Schnitt. Ok, ... das ist - für Langstreckenverhältnisse bei mit - schon flott angegangen. Aber zügige erste 100 km hatte ich mir auch vorgenommen; also drückte ich auf den gut laufenden Passagen noch etwas deutlicher aufs Pedal und versuchte auch an den beiden Anstiegen nicht mehr als notwendig rumzutrödeln. Die Rundenzeiten sanken in Richtung 32 Minuten und bei der Zieldurchfahrt der 6 Runde hatte ich 100 km und 3 h 14 Minuten auf der Uhr. Geilomat. 31 km/h über 100 km; ... das kann ich gut trainiert sonst wohl auch, bin danach aber eigentlich ziemlich im Eimer. Naja. Was heißt schon eigentlich.
Erstmal hänge ich noch eine Runde dran, die ich aber etwas entspannter angehe. Der geplante schnelle Part ist ja vorbei und nach der ruhigeren Runde gönne ich mir erstmal ein Päuschen. Die Flaschen wollen aufgefüllt werden und das ein oder andere Kohlenhydrat wollte auch aufgenommen werden. Nach länglichen 20 Minuten oder so mache ich mich wieder auf die Strecke. Sie erweist sich auch auf der 8. Runde immer noch als erstaunlich kurzweilig; ... das hatte ich mir echt schlimmer vorgestellt. Schön.
Auch schön, dass die Beine immer noch gut sind. Der Puls ist zwar höher als sonst auf der Langstrecke, aber das Tempo ja auch. Dennoch fühlt sich alles entspannt an. Naja, ... dann geht ja wohl noch was. Aber der schnelle Part ist ja durch. Ganz locker. Runde. Für. Runde. Der Wind frischt zum späten Nachmittag (und im weiteren Verlauf des Abends) merklich auf. Als der km-Zähler auf 200 km umschlägt, zeigt die Uhr 6:40 h Netto-Fahrzeit. Oookay, 200 km mit 30 km/h. Das fahr ich auch nicht so oft.
Zeit für eine Pause. Ah, die Nudelversorgung! Sehr guter Service. Und dann passiert das, was ich befürchtet hatte, ... ich werde ungeplant undiszipliniert und die Pause fällt doch recht länglich aus. Naja, es bleibt ja noch viel, viel Zeit.
Ab auf die Strecke und weiter im Takt. Und der Takt blieb. Rundenzeiten zwischen 32 und 33 Minuten. Auf der 4. Folgerunde gönnte ich mir auf dem Parkplatz im Anstieg eine kleine Pause und verspeiste eine Banane, um von den Verlockungen einer Pause im Start-/Zielbereich abzulenken.
- Weiter. Weiter. Es lief gut. Immer noch so gut, dass die 300 km zeitgleich mit den 10 h für die Fahrzeit im Display des Navis erschienen. Zeit für die nächste Pause. Und es kam wie es kommen musste, ... die Pause war gemütlich, nette Leute, genug zu essen, ... ein Iso-Getränk vom Griechen gegenüber ..., die Zeit verrann. Naja, ... nach etwas mehr als 1,5 h saß ich dann doch wieder auf dem Rad.
Jetzt wollte ich aber doch endgültig etwas langsamer rollen. Das machte ich auch, die Rundenzeiten trudelten in Richtung 35 bis 38 Minuten; aber Beine und Kopf waren noch gut beisammen. Nach 23 gefahrenen Runden steuerte ich wieder den Pausenhof an. Zur Vollendung von 400 km fehlte somit noch 1 Runde. Das sollte sicherstellen, dass ich auch wirklich nochmal losfahre. Die Verlockungen und so. Und ein Ergebnis mit weniger als 400 km kam keinesfalls in Betracht. Es verging mal wieder einige Zeit, bis ich mich wieder auf den Weg machte.
Im Verlauf der 24. Runde merkte ich dann, dass das hohe Tempo doch irgendwann seinen Tribut fordert. Sehnen und Gelenke fühlten sich - beim Beschleunigen und an den Hügeln - zunehmend belastet an. Da ich mit dem Formtest bis hierhin super zufrieden sein konnte, fuhr ich zum Schluss der Runde doch wieder in den Pausenbereich und schaltete - nochmal kurz überlegend, dann aber doch entschlossen - das Navi aus. Ende im Sinne einer guten und flotten Regeneration. Die Pause vor der Schlussrunde hätte ich mir somit natürlich auch sparen können. Aber was soll's.
Fazit:
- Super Veranstaltung mit super Service & Versorgung auf einer tollen Strecke
- Schön, mal wieder etliche Menschen aus dem Forum auch persönlich kennengelernt zu haben, auch wenn ich (wegen schlechten Namens- und Gesichtsgedächtnisses) das im Bericht ausgeblendet habe
- ah, ja, ... zwischenzeitlich hatte es auch abends / nachts auch mal leicht genieselt, aber nichts, was nach einer Regenjacke gerufen hätte; aber die S-Kurve war recht rutschig in der Zeit
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sportlich gesehen: meine schnellsten 300 km ever, meine schnellsten 400 km (29,7 km/h netto) ever. Brutto-Gesamtzeit: knapp 18 h, in Bewegung 13:33 h
Bis zum nächsten Jahr dann.