Langstrecke für Jedermann

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Ich habe das einmal hier her geholt, weil dieser Zweig doch den Themenbereich des Treffpunkts verlassen hatte.

Lassen wir es uns so zusammenfassen. Wenn ich offizielle Brevets halb im Winter mitfahre, können 200km schon sehr eklig sein, wenn man aber im Sommer unter stabilen Bedingungen fährt sollte mMn jeder Alltagsradfahrer die 400km schaffen können. Der Rest ist die Psyche.
[...]
Ich mag es auch nicht wenn man langstrecken so hochstilisiert und heroenhaft überhöht.

Nun, Langstrecken sind halt einfach das gleiche wie immer, nur halt etwas länger, klar. Ich denke aber nicht, dass man das so weit herunterspielen sollte, und Brevets sind noch einmal etwas ganz anderes.

Wenn jemand, dessen Körper an die spezifische Belastung hinreichend gewöhnt ist, gut ausgerüstet in der Zivilisation an einem warmen Tag und in einer lauen Nacht mal schauen will, was geht: Nur zu.

Aber da fängt es doch schon an: Was ist eine hinreichende Gewöhnung und eine gute Ausrüstung (und was genau verstehst Du unter einem Alltagsfahrer)? Wie sieht das Ganze zu einem festgesetzem Zeitpunkt, bei fiesem Wetter, in teils schwierigem, teils unbekannten Terrain und unter Zeit- und Erfolgsdruck aus?

Meinst Du nicht, ein "jeder Alltagsfahrer sollte 400 km am Stück fahren können" könnte Dir denen einen oder anderen fassungslosen bis beleidigten Blick von Menschen eintragen, die seit Jahr und Tag zuverlässig ins Büro radeln und sich ansonsten über die 40 km Tour freuen möchten, die sie für das Wochenende geplant haben?

Hey, und wenn die Anciens sich z.B. über den "300er in den Ardennen, weißt schon, damals im Dauerregen und bei maximal 3°, im Tal der Lienne hatte es noch Schnee..." unterhalten, kommt ein "kann ja jeder" vielleicht auch nicht wirklich gut.
 
AW: Langstrecke für Jedermann

Bin auf meinem Aufrechtradl "schon" nach 130km recht fertig gewesen.. 400 am Stück halte ich für nen "ottonormalo" auf nem "ottonormlorad" für sehr sehr herrausfordernd.
 
AW: Langstrecke für Jedermann

Hallo!
Ging es nicht um schaffen im Sommer ( soll wohl heißen: optimales Radwetter).
Die Zeit war auch nicht eingegrenzt. Ich glaub auch dass das machbar ist, nur, will das jemand?
Ich hätte eher Zweifel ob ein nur leidlich Vorbereiteter irgendwelche Motivation verspürt so ein Projekt anzugehen.
Tschüss
Jörg Basler
 
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Bin auf meinem Aufrechtradl "schon" nach 130km recht fertig gewesen.. 400 am Stück halte ich für nen "ottonormalo" auf nem "ottonormlorad" für sehr sehr herrausfordernd.

Ich weiß jetzt zwar nicht was du unter einem „ottonormalrad“ verstehst. City-Rad, Treckingrad, etc..

Wenn ein Rad auf die Ergonomie des Fahrers angepasst ist, dann denke ich, kann man mit jedem Rad 400 km und mehr am Stück fahren.
Im letzten Sommer bin ich mit einem MTB von Berlin nach Schönberg bei Kiel gefahren. Das waren etwas über 400 km am Stück. Ich hatte keine körperlichen Probleme.

http://www.rennrad-sabrinagrun.de.tl/Berlin-_-Sch.oe.nberg-in-Holstein-non_stop-am-14-.-07-.-09.htm
 
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Hallo Sabrina,

nun ja, da beachtest du aber nicht, dass du Leistungssportlerin bist und nicht "nur" Alltagsradler. Und selbst für dich war die Strecke ein besonderes Ereignis, oder?

Ich bin Alltagsradlerin und meine maimal Tagesstrecke war bisher 142 km. Keinesfalls könnte ich einfach so mal 200, 300 oder 400 km radeln. Wenn Ingmar oder sonstwer diesen Anspruch an mich stellen würde, fände ich das etwas unverschämt. Meine Belastungsgrenze wünsche ich selbst zu definieren.

Grüße, Christiane
 
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Hallo!
Ging es nicht um schaffen im Sommer ( soll wohl heißen: optimales Radwetter).
Die Zeit war auch nicht eingegrenzt.
Doch Brevet-Zeitlimits.

Aber ich denke halt jeder Alltagsfahrer (jeden Tag mindestens ne halbe Stunde) kann auf einem ergonomisch passenden leichtlaufenden Rad mit seiner Dauerleistungsfähigkeit 20km/h Durchschnitt während der Fahrt schaffen, solange das Wetter mitspielt. Dafür brauchts auf vielen Rädern keine 100W, und das schaffen Alltagsradfahrer als Dauerleistung.
Das erschöpft dann eben auch nicht, heisst ja auch Dauerleistung, und man hat noch genug Zeit für Pausen.
 
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Aber ich denke halt jeder Alltagsfahrer (jeden Tag mindestens ne halbe Stunde) kann auf einem ergonomisch passenden leichtlaufenden Rad mit seiner Dauerleistungsfähigkeit 20km/h Durchschnitt während der Fahrt schaffen, solange das Wetter mitspielt. Dafür brauchts auf vielen Rädern keine 100W, und das schaffen Alltagsradfahrer als Dauerleistung.
Das erschöpft dann eben auch nicht, heisst ja auch Dauerleistung, und man hat noch genug Zeit für Pausen.

Nein, um 200km oder gar 400km zu schaffen gehört noch mehr dazu - und einiges würde ich unter "Erfahrung" verbuchen. Zum einen sind 20 km/h netto und brutto schon ein gewaltiger Unterschied. Zum anderen: Nur wer seinen Körper für solch eine lange Distanz genügend einschätzen kann, der kommt auch an. Man kann sich bei solchen Distanzen als Alltagsradler relativ problemlos übernehmen, indem man am Anfang zu viel reintritt. Man kann sich in einen Hungerast fahren. Und man kann einfach komplett die Motivation verlieren, wenn man irgendwann allein durchs Dunkel radelt.

Bloß weil man von den reinen körperlichen Leistungsdaten in der Lage ist über x Stunden y Watt zu treten heißt das noch lange nicht, daß man unter realen Bedingungen 400km weit fahren kann. Da gehört Erfahrung dazu. Wenn man die nicht hat, dann ist es Glückssache, ob man ankommt.

Ja, ich stimme Dir zu, daß das keine Magie und für viele Menschen auch ohne Super Trainingsplan, Coach und Begleitfahrzeug machbar ist. Aber es ist eine Leistung, der ich definitiv mehr Respekt zolle, als Du es offenbar gerade tust. Und ich finde es gelind egesagt unfair, eine solche Leistung kleinzureden.

Wieviele erfolgreiche 400er Brevets hattest Du noch gleich hinter Dir? Und ich meine jetzt nicht Geschichten von "ich hab das mal privat für mich gefahren".

- Olli
 
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Nein, um 200km oder gar 400km zu schaffen gehört noch mehr dazu - und einiges würde ich unter "Erfahrung" verbuchen. Zum einen sind 20 km/h netto und brutto schon ein gewaltiger Unterschied.
Du kannst 15km/h schnitt über alles haben, das sind bei 300km z.B. 15h-Fahrt mit gemütlichen 20km/h und 5h-Pause.

Zum anderen: Nur wer seinen Körper für solch eine lange Distanz genügend einschätzen kann, der kommt auch an. Man kann sich bei solchen Distanzen als Alltagsradler relativ problemlos übernehmen, indem man am Anfang zu viel reintritt.
Ich schreibe nicht von Leistung, sondern von einer Person die es schafft immer im GA1 zu fahren, und bei den meisten Alltagsradfahrern wird der GA1 auf nem schnellen Rad sogar noch etwas höher gehen als nur 20km/h ohne Pausen.

Man kann sich in einen Hungerast fahren.
Das ist bei GA1 nicht so einfach möglich. Hungerast bedeutet hauptsächlich Zuckerspeicher leergefahren, das merkt man daran dass sehr niedriges Tempo noch möglich ist, aber Leistungsspitzen nicht mehr gehen (schwere Beine). Sich die Beine leer zu fahren, passiert nur wenn man den GA1 verlässt.
Bloß weil man von den reinen körperlichen Leistungsdaten in der Lage ist über x Stunden y Watt zu treten heißt das noch lange nicht, daß man unter realen Bedingungen 400km weit fahren kann. Da gehört Erfahrung dazu. Wenn man die nicht hat, dann ist es Glückssache, ob man ankommt.
Ich würde behaupten die allermeisten schaffen ihren ersten 400er wenn das Wetter gut ist, auch völlig ohne Erfahrung. Das hat nichts mit Glück zu tun, sondern damit dass es doch nicht so schwer ist. Soll ich mal ne Umfrage machen wieviele ihren ersten 400er bei gutem Wetter abbrachen?
Ja, ich stimme Dir zu, daß das keine Magie und für viele Menschen auch ohne Super Trainingsplan, Coach und Begleitfahrzeug machbar ist. Aber es ist eine Leistung, der ich definitiv mehr Respekt zolle, als Du es offenbar gerade tust. Und ich finde es gelind egesagt unfair, eine solche Leistung kleinzureden.

Wieviele erfolgreiche 400er Brevets hattest Du noch gleich hinter Dir? Und ich meine jetzt nicht Geschichten von "ich hab das mal privat für mich gefahren".
Es ist mir schlicht egal ob du mir jetzt glaubst dass ich bei meinen Langsstrecken stundenlang im Restaurant saß und Spiegel-lesend auf der Wiese lag oder nicht. Mann, überleg doch mal 15km/h incl. Pausen, 20km/h ohne, das geht bei gutem Wetter immer. Das ist mit nem Leichtlaufenden Rad wie 10km/h mit nem Hollandrad. Sowas strengt in keinster Weise an, solange man den GA1 nicht verlässt und sich an Steigungen die Beine weich fährt. Willst du das jetzt wirklich anzweifeln? Dann frag ich mich ja wieviele Langstrecken du schon gefahren bist.

Ich glaube hier fahren zuviele Langsstreckler auf Zeit und merken gar nicht, dass es ne ziemlich gemütliche Angelegenheit ist, wenn man wirklich die Maximalzeit ausnutzt.
 
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dass es ne ziemlich gemütliche Angelegenheit ist, wenn man wirklich die Maximalzeit ausnutzt.

Jup, das ist meine Ansicht, wende sie an und rede nicht nur drüber ;)

Gruß Joachim

PS: das mit dem schneller werden kommt ganz automatisch, weil sich der Körper an die Umstände anpasst. Das ist nicht gewollt(vom Geiste), das ist Natur.
 
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Hi all,

für mich eine recht interessante Fragestellung!

Mir fehlt hier immer noch eine Definition (zumindest annähernd) des "Alltagsradlers.
Bislang sehe ich nur eine (von Ingmar):

"..jeder Alltagsfahrer (jeden Tag mindestens ne halbe Stunde) kann auf einem ergonomisch passenden leichtlaufenden Rad mit seiner Dauerleistungsfähigkeit 20km/h Durchschnitt während der Fahrt schaffen..."

Die halte ich für nicht zutreffend, weil
ich mich hier mal an mir orientiere:
Fahre pro Jahr gut 5000km - so in etwa 100/Woche -
im Sommer eher 120, im Winter eher 80 -
meist an 4 bis 6 Tagen.
Dabei springen - wenns gut läuft - an Sams- oder Sonntagen mal Touren von bis zu 70km heraus.
Mit dieser Leistung halte ich mich bereits für einen Alltagsfahrer über dem Schnitt -
meine Räder sind an mich angepasst und keine Billigversionen.
400km am Stück halte ich für mich für eine Utopie, die ich nichtmal versuchen würde, jemals anzugehen! Die bisher genannten Durchschnittsgeschwindigkeiten - selbst mit Pausen - halte ich für mich auch für utopisch.

Bleibt zweierlei:
Falls meine Einschätzung des Alltagsfahrers einigermaßen richtig liegt, ist das Ganze hier ziemlich irrelevant - sowas wie ein "Ignore-fred" ;-)
oder
Die hier diskutierenden Stellen bereits die Elite der Alltagsfahrer da, sowas wie die Top-5% aller Alltagsfahrer, die genau diese 5% als Alltagsfahrer definieren.
Da mag das dann alles zutreffen.

Das würde mich auch nicht kränken - in einem Rennradforum erwarte ich auch andere Durchscnittssaussagen über allgemeine Leistungsfähigkeit als in einem Alltagsradforum.

Wie ist das denn hier, im VM, 3rad und Liegeradforum -
ist hier der Durchschnitt auch so viel höher...?

Das ist das für mich interessante - was kann ich hier unter "Alltagsradeln" verstehen...?

Es grüßt,
heppo
 
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Hallo Heppo,

ich bin in den letzten 4 Jahren 48.000 km geradelt, zwischen 8.000 und 14.000 im Jahr und daher sehe ich mich eigentlich auch als "überdurchschnittlichen Alltagsradler". Nun sind meine Räder vileleicht nicht die besten und nicht die leichtlaufensten, aber jedenfalls brauchbare Qualität. Trotz flacher Topographie liegen meine Schnitte meist bei 16-18kommairgendwas (Tachoschnitt, also der schaltet sich in der Pause und an der roten Ampel ab). Gaaanz selten mal hab ich einen 20er Schnitt. Nun bin ich eine mittelalte und übergwichtige Frau, also vielleicht nicht vergleichbar mit einem normalgewichtigen Mann, aber 400 km/h mit einem 15er Bruttoschnitt sind für mich auch absolut utopisch.

Grüße, Christiane
 
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Dabei springen - wenns gut läuft - an Sams- oder Sonntagen mal Touren von bis zu 70km heraus.

Die Oldenburger und Umzu veranstalten Im Mai immer eine Tour, die Tagestouren sind meist so um die 80 km lang, aber auch 100km waren kein Problem(inkl SideSeeing). Doch dieses waren geführte Touren, da mußte sich keiner außer der Führer und der Schlußmann keine Gedanken darum machen wo es hingeht. Dann sind für Alltags und ab und zu Reiseradler die 150 km kein Problem.
IMHO ist das wichtigste die geistige Ausdauer/Disziplin, die Strecke zu fahren.
2008 haben auch einige Nichtsportler an einem Brevet teilgenommen und das in einer respektabel Zeit und Führung von "Erfahrenen" ;)
Brevet 200km Lohne/Emsland

Gruß Joachim
 
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Ich bin bis jetzt immer noch kein Alltagsfahrer und meine Frau schon gar nicht. Trotzdem haben wir 2008 versucht, an einem Tag von ROW nach KI zu kommen (ca. 200km). Hier ein kleiner Beitrag von damals.
Das Problem war nicht der Wille. Folgende Ursachen führten dazu, dass wir unser Ziel nicht erreichten:
Mitten durch HH kostete zuviel Zeit. Wir waren knapp 13h unterwegs (157km), was andere Probleme mit sich brachte (Ernährung, Müdigkeit, Füße schliefen immer schneller ein, es wurde langsam dunkel).
Ich halte 200km durchaus für möglich, weshalb ich auch im März meinen ersten 200er Brevet mitfahren werde. Kilometer in diesem Jahr bislang: annähernd Null!
300 oder 400km halte ich für unmöglich, wenn man nicht gut trainiert ist.

Gruß
Heiko
 
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Hallo zusammen,
ich fahre im Jahr so knapp 10000 km, das meiste auf meiner Arbeitsstrecke (20 km einfach, 4mal die Woche). Und da versuche ich schon immer, schnell unterwegs zu sein. D.h. im Sommer einen Schnitt von knapp 30. Mit der Vorbereitung fahre ich jetzt meinen ersten 200er Brevet. Das ist zwar mehr als mein normales Wochenpensum, aber ich denke in der Tat, dass das ohne Probleme klappen wird.
Letztes Jahr hab' ich mal 'ne Ausfahrt mit 10 RRlern gemacht. Das waren knapp 100 km in 3 Stunden und danach hatte ich nicht den Eindruck, ich muss jetzt sofort anhalten sonst falle ich um. Wenn ich das hochrechne, dan sollte ein 20er Schnitt auf Dauer problemlos machbar sein.
Naja, am 7. März weiss ich mehr...

Gruß, kga
 
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Ich kann ja spätestens im Frühling nochmal berichten. Da möchte ich eine "kleine" Runde nach Nürnberg und zurück. Das sind gut 500km und einige höhenmeter (da Mittelgebirge).
Ich bin aber positiv eingestellt das zu schaffen. Wenn ich im GA1 fahre kann ich wirklich 8h und mehr schaffen ohne kaputt zu sein. Bei der Rundtour in Leipzig (130km) habe ich mich zeitweise übernommen indem ich teils mit 30km/h und mehr Berge rauf bin und sehr oft von vorn nach hinten und andersrum in der Kolonne gefahren. Wäre ich liegend ruhig ohne Geschwindigkeitsänderungen gefahren, wären die 130km total problemlos. Bin ja auch so durchgekommen ;) Bei ca ab 70km bis 90km habe ich nen kleinen Hänger gehabt. Sonst recht Problemlos.

Also ich gehe von aus das man 400km in 2 Tagen schaffen kann, dafür brauchts aber n bisl Biss ;)
 
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Du kannst 15km/h schnitt über alles haben, das sind bei 300km z.B. 15h-Fahrt mit gemütlichen 20km/h und 5h-Pause.
Im Flachen vielleicht, bei nicht allzu viel Gegenwind. Hier im Hügelland musst du für einen 20er Fahrtschnitt über längere Zeit in der Ebene ständig so zwischen 25 -30 km/h fahren, und das schaffen nicht soo viele ganz locker mal nebenbei über einen ganzen Tag und dann noch in die Nacht hinein.

Ich schreibe nicht von Leistung, sondern von einer Person die es schafft immer im GA1 zu fahren, und bei den meisten Alltagsradfahrern wird der GA1 auf nem schnellen Rad sogar noch etwas höher gehen als nur 20km/h ohne Pausen.
Zu "Alltagsradfahrer": im Grunde ein hier irrelevanter Begriff, da er nichts über die antrainierte Ausdauer aussagt. Wer täglich so zwischen einer halben bis zu einer Stunde auf dem Rad fährt, und das womöglich noch eher im Sprint, der passt seinen Körper auf genau diese Anforderung an. Über seine Langstreckentauglichkeit sagt das wenig aus. Und ja, da sind auch sehr stark psychische Faktoren angesprochen, z. B. der "Biss", sich überhaupt an eine - (aus der Sicht von "Normalmenschen") - außerordentlich lange Strecke heranzuwagen.

Zu GA1: Auch das ist kein absoluter Wert, sondern hängt von mehreren Faktoren ab. Theoretisch hast du recht, wer auf der gesamten Strecke in diesem Rahmen bleibt, kann auch vergleichsweise lange Strecken relativ mühelos bewältigen. Nur braucht es eben einiges an Erfahrung und zum Teil auch Selbstdisziplin, innerhalb dieser nicht genau definierten Grenze zu bleiben: Kennt doch jeder, da rollt es mal ganz gut, man trifft andere Radfahrer, die einen herausfordern und strengt sich stärker an, als es dem eigentlichen Plan entspricht, ohne dass es einem unbedingt bewusst werden muss. Auf jemanden, der seinen Körper und dessen Reaktionen noch nicht so gut kennt, trifft das erst recht zu.

Das ist bei GA1 nicht so einfach möglich. Hungerast bedeutet hauptsächlich Zuckerspeicher leergefahren, das merkt man daran dass sehr niedriges Tempo noch möglich ist, aber Leistungsspitzen nicht mehr gehen (schwere Beine). Sich die Beine leer zu fahren, passiert nur wenn man den GA1 verlässt.
Siehe oben. Dafür kann es etliche, auch total unvorhersehbare Gründe geben, die Unerfahreren natürlich eher drohen als den alten Hasen.

Im übrigen ist da gerade der Sommer mit seinen heißen Tagen keineswegs zwangsläufig die optimale Jahreszeit für Langstrecken: Überhitzung, zu viel Flüssigkeitsverlust durch zu wenig Trinken, Kälteeinbruch durch Gewitter, die zusätzliche Auskühlung durch Fahren in nasser Kleidung, etc...
Bitte tu also nicht so, als müsste man auf so einer Marathondistanz nur darauf achten, im GA1-Bereich zu bleiben, dass es quasi von selbst rollt.

Dazu kommt noch die ungewohnte Belastung durch die einseitige Haltung auf dem Rad. Ich selbst bin auf dem Rennrad früher auch Strecken von deutlich über 200 km gefahren, fühlte mich danach aber z.T. wie gerädert, einfach durch die Sitzposition, nicht durch die Anstrengung. Ich habe mein ganzes Rennradleben versucht, die für mich optimale Position und den bestmöglichen Sattel zu finden, mit äußerst mäßigem Erfolg. Ich bin offenbar kein Rennrad-Typ.

Die Entdeckung des Liegerades war für mich wie Heimkommen und heute würde ich mit einem Rennrad keine nennenswerten Strecken mehr fahren, egal mit welcher Intensität.

Bitte also auch den Willen nicht unter den Tisch fallen lassen. Mit innerem Widerstand gegen das Gerät auf dem er sitzt, wird kaum einer längere Strecken schaffen (wollen).

Ich würde behaupten die allermeisten schaffen ihren ersten 400er wenn das Wetter gut ist,
Einschränkung: Die "allermeisten, die sich bewusst zur Teilnahme entscheiden und in etwa wissen, was auf sie zukommt".
Bei dir klingt das so, als könnte ich x-beliebige Menschen von der Straße zusammenfangen, sie auf leichtlaufende Räder setzen und der Rest wäre dann kein Problem, falls sich alles im GA1-Bereich abspielt.
Glaub mir, die Probleme begännen schon damit, die Menschen auch nur dazu zu bringen, sich überhaupt auf den Gedanken einer Teilnahme einzulassen, vom tatsächlichen Tun mal ganz zu schweigen. :D

Du scheinst das aus irgendeinen Grund zwar herunterspielen zu wollen, aber 400 km auf einem Rad - egal welchem - aus eigener Kraft und an einem Stück, sind durchaus eine Leistung, zu denen keineswegs jeder fähig ist, auch nicht jeder, der rein körperlich dazu in der Lage ist. Schon klar, das sind de facto mehr als die Willigen, aber dennoch: es kommt eben nicht nur auf die reine körperliche Leistungsfähigkeit an.

Nebenbei bemerkt: Sehr viele Menschen halten schon eine Strecke von 40 km für eine unvorstellbare Langstrecke, wenn sie sie aus eigener Kraft bewältigen sollen. Auch in einem Forum wie diesem sollten wir doch die allgemeinen Relationen im Auge behalten.


auch völlig ohne Erfahrung.
Tja, da wird es dann schon etwas kritisch, besonders wenn zur mangelnden Erfahrung auch noch Selbstüberschätzung und falscher Ehrgeiz dazukommen. Da kann dann unter schlimmen Umständen auch eine Tour, die deutlich kürzer als 400 km ist, zur Bedrohung der Gesundheit werden. Nicht zuletzt deshalb, weil in unserer Gesellschaft viele Menschen mangels Erfahrung kaum noch eine Beziehung zu ihrem Körper und seinen Reaktionen haben. Natürlich sagt er einem grundsätzlich, wann es ihm zuviel wird und was er nicht verträgt, das bringt aber wenig, wenn die Betreffenden nicht darauf hören (wollen) bzw. seine Signale einfach nicht verstehen.

Ich glaube hier fahren zuviele Langsstreckler auf Zeit und merken gar nicht, dass es ne ziemlich gemütliche Angelegenheit ist, wenn man wirklich die Maximalzeit ausnutzt.
Prinzipiell hast du da schon recht, auch Langstrecken können unter optimalen Bedingungen ganz gemütlich bewältigt werden, der Teufel steckt aber im "wenn", denn das ist eben nicht immer ganz so einfach einzuhalten.


Deshalb meine zwei Hauptpunkte:

Wer lange Strecken >100km fährt, hat durchaus das Recht, das als Leistung zu sehen und stolz darauf zu sein, auch wenn er dabei keinen Rekord aufstellt. Meistens ist dazu doch einiges an Selbstüberwindung erforderlich, denn wann hat man denn wirklich schon mal in jeder Hinsicht optimale Bedingungen?

Zweitens: Wer längere Strecken wie etwa Brevets plant, sollte sich langsam und allmählich daran annähern und sich nicht am Anfang zuviel zumuten. So locker, wie Ingmar das in der Theorie darstellt, dürfte die Praxis für die wenigsten aussehen, da so gut wie immer irgend etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Deshalb kann ich auch nur den Rat geben, sich immer etwas Reserve für solche Fälle aufzubewahren.

Und zu meiner Person, damit ihr auch wisst, von wem der Rat kommt: Ich bin Vielfahrer mit ca. einer halben Million km in den letzten 25 Jahren. also ca. 20000km/a. Sind auch schon mal fast 30000 km geworden. Ich fahre allerdings nur Strecken,die ich innerhalb eines Tages auf eine Weise bewältigen kann, dass ich am nächsten Tag ohne Einschränkungen normal weiterleben und -arbeiten kann, und da liegt die Grenze bei mir etwa bei 250-300 km.

Ist bei mir jetzt hypothetisch, aber sobald ich merken sollte, dass mein Immunsystem geschwächt wird und ich anfälliger für Infektionen, Entzündungen und dgl. werde, würde ich mein Pensum sofort etwas zurückschrauben.

Genau dort sehe ich nämlich die möglichen Gefahren von (zu) langen Strecken: der Körper kann dabei durchaus ausgelaugt und überanstrengt werden, und genau das ist der Effekt, den ich durch Radfahren nicht erreichen will, im Gegenteil. :D
 
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ich bin in den letzten 4 Jahren 48.000 km geradelt, zwischen 8.000 und 14.000 im Jahr und daher sehe ich mich eigentlich auch als "überdurchschnittlichen Alltagsradler".

Hm, das ist recht deutlich mehr als das, was ich fahre... meine Jahreshöchstleistung lag bei rd. 9tkm, letztes Jahr warens nichtmal 7tkm. "Regelmäßig" fahre ich leider nur meine nichtmal 100km pro Woche zur Arbeit und zurück, gelegentlich mal Touren am WE oder alle zwei Jahre mal ein Fahrradurlaub, das war's.
Okay, ich fahre deutlich schneller als du, selbst jetzt im Winter war mein niedrigster Schnitt (netto) zur Arbeit über 25 km/h auf 12km mit 5 Ampeln, 2 Brücken und 4x Vorfahrt achten. Ich kann einfach nicht langsam fahren mit nem Fahrrad, das konnte ich noch nie... zumindest nicht wenn ich alleine fahre. Wenn ich eine langsamere Begleitung habe, an der ich mich orientieren kann, geht es, ansonsten lande ich immer wieder bei über 30 km/h (Ebene, ohne Wind, Asphalt), bzw. bei ca. 27-28 km/h mit dem Sinus. Ist einfach meine Wohlfühlgeschwindigkeit.

Trotzdem würde ich mir nen 400er durchaus zutrauen (ob gleich jetzt im März lasse ich mal dahingestellt, denke aber ich bin halbwegs passabel über den Winter gekommen...). Das Problem ist: ich WILL nicht im Dunkeln fahren, also kommen für mich keine Strecken mit weit mehr als 300km in Frage, oder ich müsste wirklich noch viel schneller werden ^^

Meine längste Tour habe ich letzten Juni gefahren, 312km in 14,5 Stunden inkl. aller Pausen (Bruttoschnitt 21,4 km/h, netto 26,7 km/h), mit dem Fuego.

Das schwierigste an langen Strecken (250km +) ist es meiner Meinung nach, von Anfang an die Kräfte einzuteilen (das hieß für mich, egal wie gut es lief, in der Ebene nicht über 28-30 km/h zu fahren... hat oft gestört weil "hier könnte man gut schneller fahren") und sich richtig zu ernähren...

Von daher teile ich schon ein bisschen Ingmars Meinung, dass jeder "Alltagsfahrer" (der auch mal längere Touren (>100km) fährt, und eine "Wohlfühlgeschwindigkeit von >25 km/h hat) zumindest einen 300er Brevet problemlos schaffen kann. Selbstbeherrschung (= Krafteinteilung) und richtige Ernährung vorausgesetzt...
 
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@ Kurt: Ich hab selten ein so ehrliches, unaufgeregtes und erfahrenes Post gelesen wie dieses. Vielen Dank.

Meine Meinung zum Thema Langstrecke: Ich bin "Alltagsradler" mit mittlerweile deutlich niedrigerer km-Leistung als die Meisten meiner Vorredner. 2009 hab ich eine Tour mit ca. 12kg Gepäck von Innsbruck über Gerlos, Schladming, Gesäuse, Wildalpen, Mariazell, St. Pölten gefahren. Tagesschnitte zwischen 19 und 24 km/h, km-Leistungen pro Tag 140-165. Alles andere als flach. Ich war mit mir zufrieden, jedoch hab ich aus Unerfahrenheit und wegen mangelnder Streckenkenntnisse (Steigungen!) zu schnell begonnen. Gleich nach dem Gerlos war ich am Ende. Hab mich wohl rasch erholt, dennoch am nächsten Tag zu viele km, heißes Wetter. Ab Mittag nur mehr gequält, am Abend wieder auf 0%.

Heute denke ich, dass ich die gesamte Strecke in der selben Zeit zurücklegen hätte können (wenn man wie ich eben auch auf "Zeit" fährt, ich kann nicht anders), wäre ich langsamer gestartet und den Gerlos im Schneckentempo mit vielen Pausen hoch. Ich hätte mir locker 40% für den nächsten Tag aufgespart. Ich war jeden Tag mittags fertig und hab mich nur noch gequält.

Ok, das war irgendwie off topic.

Ich halte es schon (für mich) machbar, 400km am Stück zu fahren, natürlich nur mit Liegerad. Entsprechende Vorkenntnisse (auch seines Körpers) und die mentale Stärke vorausgesetzt, ebenso den eisernen Willen, nie zuviel Gas zu geben. Genug Pausen, und den Tacho bzw. die Uhr irgendwo außerhalb des Blickfeldes verstauen. Und ev. kleinere Ziele zu setzen als gleich die Ziellinie mit einem km-Countdown im Hinterkopf.

lg Richard
 
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Meine Meinung, Beobachtung und Erfahrung ist das der Otto normal Mensch schon bei 30-40km die Flügel streicht. Der Otto normal Radler bringt es auf 70-90km am stück.
Alles was über 100km am Stück geht hat nichts mehr mit Otto normal Radler zu tun sondern mit einem normal Sportler.
Alles was unter 15km/h schnitt liegt hat für mich nichts mit Radeln zu tun.
Alles über 200km am Stück ist ne Hausnummer.
400km am Stück in mindestens unter 24h halte ich für den Durchschnittradler unmöglich oder besser gesagt für völlig unmöglich. Wer das schafft darf sich mit ruhigen Gewissen zu den guten Sportlern zählen.

400km/Tag finde ich eine Herausragende Leistung dabei natürlich auch ein paar Höhenmeter
 
AW: Langstrecke für Jedermann

Nun sind meine Räder vileleicht nicht die besten und nicht die leichtlaufensten, aber jedenfalls brauchbare Qualität. Trotz flacher Topographie liegen meine Schnitte meist bei 16-18kommairgendwas (Tachoschnitt, also der schaltet sich in der Pause und an der roten Ampel ab).
Wenn ich dich auf nen richtig leichtlaufendes Rad setze, schaffste auch die 20km/h Durchschnitt, jede Wette. Schon allein wenn du breite Reifen mit Profil fährst, würde der Umstieg auf schmale Slicks dich sofort 2-3km/h schneller machen.

Wenn ich beim Kreuzotter-Rechner das "Kurzliegerad mit Untenlenker-Alltagsausstattung" nehme, auf mittelbreite Hochdruckslicks wechsle, dann reichen schon 90W für 25km/h, also sollten 20km/h Durchschnitt selbst in hügeligen Gelände locker drin sein. Rennradler sagen ja oft dass 1000hm auf 100km ca. 1km/h Durchschnittsgeschwindigkeit kostet. Rennreifen bringen nochmal nen Tick mehr. Ich denke die meisten Alltagsfahrer können 100-120W Dauerleistung treten. Ich denke die Elite, die oberen 5%, der Alltagsfahrer liegen weit drüber. 120W als GA1 ist für jemanden der etwas trainierter ist, schon sehr wenig. 80W sollte jeder gesunde Mensch schaffen, und das reicht mit dieser Konfiguration immer noch für 24km/h.

@Daniel: Ich sträube mich gegen die Bezeichnung Sportler. Ich streng mich doch nicht an, zum Sport gehört doch Training, also Verbesserung der Leistungsfähigkeit. Was ich mache ist einfach Teilnahme am Strassenverkehr. Wie kann etwas Sport sein, wenn man dabei nichtmal ins Schwitzen kommt?

Warum ich das so relativiere:
1. weil es übertrieben heroisch dargestellt wird, und weil ich das bei mir selbst keine hervorhebenswerte Leistung dabei sehe. Ich setz mich aufs Rad, rolle los so wie immer, schön gemütlich, und bleibt halt länger sitzen. Kein Grund sich selbst irgendwie toll zu finden, nur weil man 15h und nicht nur 7h sitzen kann.

Auf nem Rennrad ist aber mMn schon 250km ziemlich heroisch, bzw. mit (noch nicht perfekt eingerittenen) Brooks-Sattel spätestens 400km. Brooks-Sattel (preiswerter B17, butchered&tied, beschnitten und gebunden, so dass er zu nem RR-Sattel wird), ist trotzdem ne Offenbarung aufm Rennrad gewesen. Ich ärger mich jetzt immer noch, dass ich so lange mit dem Versuch gewartet hab.

2.übertriebene Darstellung der nötigen Leistung, schreckt ab. Es geht mir darum, mal klarzustellen dass es bei weitem nicht so dramatisch ist, wie man sich das als unerfahrener vorstellt. Wenn sich jetzt nur einer sagt: "ok, klingt ja nicht ganz so dramatisch, wenn es wieder warm ist, fahr ich einfach mal los und schau wie weit ich komme", ist das doch schon genug.
Paar Grundregeln muss man einhalten, aber diese Regeln gelten auch schon für Strecken 150-200km (nicht zu häufig über GA1 hinausgehen), bzw. auch schon für 80-120km (regelmäßig was kleines essen und trinken).
 
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