2. ULTRA-Radmarathon in Mörbisch

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liebe flachland-lieger (v.a. in ost/österreich),

nachdem sich ja im letzten jahr noch mehrere lieger zum ultra-RM (2 mal rund um den neusiedlersee) eingefunden haben, kommt hier mein teilnehmerbericht zur heurigen veranstaltung:

um zum start (um 7:30) in mörbisch rechtzeitig auf meinem fujin einzutreffen, radle ich bereits um 6:00 uhr früh bei ca. 9 grad von zu hause weg - in der früh ist es noch fast windstill, ein zustand, der sich jedoch schon bald ändern soll ...

ankunft um 7:25 in mörbisch (gerade noch rechtzeitig geschafft), wo ich mich hinter ca. 100 anderen ultra-RM-teilnehmern einreihe; ich schaue mich um und entdecke genau EIN tiefergelegtes rad, nämlich einen hand-biker; die liegeradler-zunft wird also dieses jahr beim ultra (leider) nur von mir vertreten; bei genauerer begutachtung des konkurrenz-materials "schlakeln mir die ohrwascheln": soviel geballtes carbon, soviele hochprofil-aero-felgen (gar nicht wenige "lightweight"-laufradsätze!) und offensichtlich sau-teure zeitfahr-maschinen auf einem haufen habe ich noch selten gesehen ...

nach dem start springen die roadies sofort auf den ersten kilometern (auf denen in den weinberghügeln rund um mörbisch noch relativ viele höhenmeter gemacht werden) auf und davon; ich lass' mich jedoch nicht mit-reissen und fahre bergauf mein eigenes tempo - wohl-wissend, dass die kommenden 256km noch lange genug sein werden.

bereits vom start weg also als solo-fahrer unterwegs, fahre ich ca. 80prozent der gesamt-distanz auf mich allein gestellt, nur hin und wieder hole ich "abgerissene" einzelfahrer und klein-gruppen ein, hinter denen ich mich ein wenig erhole, bevor ich wieder mein tempo weiterfahre. wie gewohnt, versuchen die roadies dabei, sich hinter mich zu hängen, müssen aber schon bald zur kenntnis nehmen, dass mein windschatten eben nicht besonders viel hergibt ...

nach km 70 überholt mich plötzlich ein junger rennradler mit ausgeprägten wadln und es gelingt mir, mich an ihn zu hängen; nach seinen aussagen hatte er nach 20km einen patschen und versucht nun, wieder anschluss an die spitze zu erlangen - gesagt getan: mit gutem (inzwischen auffrischendem) SO-wind wechseln wir uns die nächsten 20km bei geschwindigkeiten zw. 45-50km/h ab und erreichen tatsächlich eine 10köpfige verfolgergruppe, in der ich mich wieder gut erholen kann. nach wenigen minuten bricht der patschengeplagte verfolger zur weiteren aufholjagd auf, zu der er mich jedoch nicht (mehr) überreden kann.

bis zur nächsten labestation geht es (für mich) in der gruppe relativ gemächlich dahin; danach muss ich jedoch wieder allein weiter, da sich's die gruppe bei der raststation gemütlich macht ...

auf der gegen-gerade von neusiedl nach mörbisch schlägt der inzwischen starke SO-fön dann endgültig erbarmunglos zu und ich quäle mich km um km allein gegen den wind - in mörbisch (nach 128km) angekommen, bereitet mir der gedanke, die 2. runde wieder völlig allein fahren zu müssen, keine besondere freude (erst später erfahre ich dann, dass ein großteil des feldes wegen des ungewöhnlich starken windes die 2. runde überhaupt nicht mehr in angriff genommen hat!)

ich kämpfe mich erneut allein über die weinberge (wo ich übrigens auch den patschengeplagten rennradler wieder treffe, der nach der ersten runde ebenfalls das handtuch geworfen hat!) bis zur ungarischen grenze, wo sich zum gnadenlosen gegenwind auch noch der miserable asphalt der ungarischen straßen gesellt und meine leidensfähigkeit immer stärker auf die probe stellt. nachdem mir die mitgeführten bananen, müsliriegel und carbo-getränke nur noch zu den ohren rauszukommen scheinen, stellt sich bei mir heißhunger auf etwas "handfestes" ein. während der folgenden 30km bis zur nächsten labe wandere ich durch mein "mentales tief", welches ich erst wieder mit einer "handfesten" rast (3 wurstsemmeln mit einem halben liter cola) bei km195 beenden kann.

danach geht es frisch gestärkt - und wieder mit rückenwind - weiter. meine beine fühlen sich wie ausgewechselt an und ich mache ordentlich druck auf die pedale, hole vor neusiedl wieder eine 5köpfige-tria-gruppe ein, die ich nach einigen minuten des mit-rollens wieder hinter mir lasse. wie schon bei meinen brevets kann ich auch diesmal wieder feststellen, dass mich ab einer distanz von 200km aufwärts eher der kopf, als die beine ins ziel bringt - es ist immer wieder erstaunlich, welche reserven der körper freisetzen kann, wenn er mental richtig "programmiert"/eingestellt wird!

endspurt - die letzten 40 km am westufer zurück nach mörbisch - der (gegen!)wind hat sich im vergleich zur ersten runde scheinbar noch weiter verstärkt; egal, jetzt kommt das ziel immer mehr in reichweite, was mich immer entschlossener vorantreibt. auf den letzten km überhole ich noch einmal 5 einzel-fahrer, die vermutlich von den vorderen gruppen abgerissen sind, und sich jetzt - allein fahrend - nur noch in richtung ziel schleppen können. ein roadie fragt mich - während ich an ihm vorbeifahre - noch, ob ich denn "da unten überhaupt etwas vom wind spüre?" ...

zieleinlauf nach 256km; von den (geschätzten) fast hundert startern erreichen gerade einmal 34 regulär das ziel ... !!!
ich bin mit meinem resultat hoch-zufrieden und freue mich, gemeinsam mit den 75km an- und rück-reise heute meinen ersten 300er im jahr geknackt zu haben; mit einem renn-radl hätte ich das wahrscheinlich nicht gepackt.

let-it-roll

wernHer
 
AW: 2. ULTRA-Radmarathon in Mörbisch

Danke für den auführlichen Bericht! Der Ultra-RM führt übrigens direkt an unserem Haus vorbei. Für nächstes Jahr hab ich mir die "kleine"Variante vorgenommen.

Mit Windschattenfahren hab ich allerdings keinerlei Erfahrungen ...
 
AW: 2. ULTRA-Radmarathon in Mörbisch

Danke für den auführlichen Bericht! Der Ultra-RM führt übrigens direkt an unserem Haus vorbei.

hallo Otto,

in Illmitz war auch die erste labestation, die ich in der ersten runde noch links (bzw. rechts) liegen gelassen habe aber in runde 2 dann umso mehr schätzen lernte ...
dort habe ich übrigens auch noch einige nachzügler der EINfachen seen-umrundung getroffen, die beim jausnen noch überlegten, ob sie nicht doch besser mit der (fahrrad-)fähre zurück nach mörbisch übersetzen sollen ...

Für nächstes Jahr hab ich mir die "kleine"Variante vorgenommen.

für den einstieg ist hinsichtlich der streckenlänge die einfache runde sicher empfehlenswerter, sofern es dir nix ausmacht, mit ca. 1000 (!) anderen radlern gleichzeitig aufzubrechen ...

Mit Windschattenfahren hab ich allerdings keinerlei Erfahrungen ...

das fahren in (tw. dichten) gruppen zu beherrschen, ist bei einer derartigen massen-veranstaltung noch entscheidender - hinsichtlich windschattenfahren klappt das mit einem liegerad auf dauer ohnehin nur in (gruppen)letzter- oder in (gruppen-)führender position. sobald du auf dauer INNERHALB einer kette fährst, unterbrichst/störst du für deine hintermänner die durchgehende sog-wirkung ...

übrigens:
kennt jemand diesen liegeradler, der auf dem foto scheinbar die einfache seen-umrundung gerade mit einem baron(?) beendet ... ???

let-it-roll

wernHer
 
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