- Beiträge
- 765
Hallo Allerseits,
auf Wunsch von Velotroll hier kurz die "Bauanleitung" für die Umrüstung der SA-Trommelbremsen am Quest.
Zuerst der Nachteil: Kostenpunkt ca. 300 Euro, einige Fummelarbeit und Wartezeit (während der Umrüstung kann man nicht fahren)
Vorteil: Aus meiner Sicht lohnt sich (jedenfall für die letzten 900km) der Aufwand. Die Bremsen sprechen deutlich sanfter an, lassen sich fein dosieren und entwickeln die maximal im System möglichen Bremskräfte (ich kann die Bremshebel bis zum Lenker durchdrücken ohne Luft im System, dann "wandern aber die 2,5mm Stahlarme der Ansteuerung an der Trommel nach außen und verwinden sich, für mich ein Zeichen der hohen Kräfte im hydraulischen System.)
Vorab sollte man noch klären, ob man mit den Beinen genug Platz hat, um die Bremshebel klassisch (siehe Bild) zu montieren. Ich habe mich in der Kombination für Lenkerendschalthebel entschieden und bin mit dem Schalten wie auch mit der Möglichkeit der sauberen Zugverlegung sehr zufrieden.
Schritte bei der Umrüstung:
1. Bei der Firma Lohmeyer Hydrauliknehmerkolben kaufen (ca. 150 Euro). An diesen ist ein Winkelabgangsset montiert, dass ich auf die Bremsgriffe ummontiert habe, weil ich es dort habe wollte und die Zugverlegung an den Trommeln mit einer geraden Ansteuerung besser funktioniert.
2. Magura HS33 Bremsgriffe kaufen, dazu Leitung als Meterware und Hydrauliköl sowie das Befüll-/Entlüftungsset von Magura. Wichtig schien mir auch ein Winkelabgansset, damit ich von den Hebeln "schneller" ans Lenkrohr komme. In diesem Fall benötigt man unbedingt noch die M8-Feingewindestopfen, weil die Winkelabgangsschrauben im Bremshebel dorthin gesetzt werden müssen, wo normalerweise (ab Lieferung) die M6-Stopfen drin sind. Ich habe länger gesucht, die einzeln zu bekommen, der am besten sortierte Fahrradhändler war Movimento hier in Angelmodde bei Münster (danke Helmut, Jörg und Co nicht nur für Eure gute Beratung). Zusätzlich braucht man noch zwei "gerade M6-Leitungsenden für die Nehmer, an denen ja die Winkelabgänge fehlen und nach Ersatz rufen.
3. Räder ausbauen wie folgt: Spurstagen losschrauben, Federbeinbefestigung abschrauben und (achtung, Tachokabel nicht vergessen) Räder herausnehmen. Alte Kabel rausnehmen, ich habe zur Sicherheit die Teile behalten, falls ich wieder zurückrüsten möchte.
4. Abdeckkappe abnehmen, zentrale Schraube lösen und Rad vom Federbein ziehen.
5. Federbein samt Trommel in einen Schraubstock locker einlegen und Trommelgehäuse von der Achse schlagen. Macht nicht den Fehler wie ich und versucht, das Federbein auseinanderzunehmen bzw. den großen 6´er Inbus zu lösen, diese Schraube muss man nicht lösen (geht auch nur unter Hitze) und man braucht speziellen Loctite Kleber, um sie wieder fest zu machen.
6. Bei mir war das Auffeilen des Widerlagers der Bremse notwendig, um Platz für die Bohrung und das M6-Gewinde zu schaffen, das für den Nehmerkolben notwendig ist. Es blieb aber noch genug Material übrig, damit das vertrauenserweckend hält.
7. Löcher für M6-Gewinde bohren in die Stahlplatte, die am Trommelgehäuse dran ist. Wichtig ist hier, wie auch bei den anderen Bremsbefestigungsschrauben, Schraubensicherungskleber mittelfest zu verwenden, damit die sich nicht lösen.
8. Alte Hebel entfernen, neue leicht auffeilen (Anleitung dafür liegt bei Nehmerkolben dabei) und montieren (Schraubensicherungskleber!).
9. Anschlüsse und Leitung an die Nehmerkolben dranmachen nach Anleitung von Magura.
9. Nehmerkolben montieren und justieren (so, dass bei kleinster Auslenkung Bremswirkung eintritt).
10. Leitung im Spurgestängekanal verlegen bis zum Lenker. Dabei hilft eine alte Speiche, die von innen durchs Loch gehalten die Leitung aufnimmt. Die Gummidichtungen dabei nicht zu beschädigen und wieder mit einzubauen ist etwas Fummelarbeit, lohnt sich aber.
11. "Richtige" Leitungslänge feststellen. Die Leitung ist weniger flexibel als die von Seilzugbremsen und rieb bei mir an der Innenseite des Radkastens. Eine Vorbiegung (ohne Wärme!) sowie der Einsatz von Klettband zwischen Leitung und Spurstangenhalterung schafft da Abhilfe.
11. System befüllen (von unten am Nehmer bis oben zum Bremshebel). Achtung, für den Austritt oben am M8Feingewindestopfen gibt es im Befüllkit keinen Anschluss. Ich habe einfach in einen sauberen Eimer laufen lassen.
12. Leitungen ans Lenkrohr legen, ich habe zusätzlich ein Stück Schaumstoff um das Lenkgelenk gelegt, damit sich die Leitungen an den harten Alukanten nicht aufschubbern.
So, ich denke, das wär´s. Mich hat das ganze einige Tage gekostet, war im Januar bei Temperaturen um 0 Grad auch nicht immer nur Spaß. Dafür jetzt umso mehr.
Ich hoffe, ich habe Velotroll und den anderen Interessierten damit ein wenig Entscheidungshilfe gegeben für oder gegen die Umrüstung.
Euch allen einen guten Start in den Frühling
Karsten
- Quest fahren im Winter bringt noch mehr als Carbonfelgen im Sommer -
auf Wunsch von Velotroll hier kurz die "Bauanleitung" für die Umrüstung der SA-Trommelbremsen am Quest.
Zuerst der Nachteil: Kostenpunkt ca. 300 Euro, einige Fummelarbeit und Wartezeit (während der Umrüstung kann man nicht fahren)
Vorteil: Aus meiner Sicht lohnt sich (jedenfall für die letzten 900km) der Aufwand. Die Bremsen sprechen deutlich sanfter an, lassen sich fein dosieren und entwickeln die maximal im System möglichen Bremskräfte (ich kann die Bremshebel bis zum Lenker durchdrücken ohne Luft im System, dann "wandern aber die 2,5mm Stahlarme der Ansteuerung an der Trommel nach außen und verwinden sich, für mich ein Zeichen der hohen Kräfte im hydraulischen System.)
Vorab sollte man noch klären, ob man mit den Beinen genug Platz hat, um die Bremshebel klassisch (siehe Bild) zu montieren. Ich habe mich in der Kombination für Lenkerendschalthebel entschieden und bin mit dem Schalten wie auch mit der Möglichkeit der sauberen Zugverlegung sehr zufrieden.
Schritte bei der Umrüstung:
1. Bei der Firma Lohmeyer Hydrauliknehmerkolben kaufen (ca. 150 Euro). An diesen ist ein Winkelabgangsset montiert, dass ich auf die Bremsgriffe ummontiert habe, weil ich es dort habe wollte und die Zugverlegung an den Trommeln mit einer geraden Ansteuerung besser funktioniert.
2. Magura HS33 Bremsgriffe kaufen, dazu Leitung als Meterware und Hydrauliköl sowie das Befüll-/Entlüftungsset von Magura. Wichtig schien mir auch ein Winkelabgansset, damit ich von den Hebeln "schneller" ans Lenkrohr komme. In diesem Fall benötigt man unbedingt noch die M8-Feingewindestopfen, weil die Winkelabgangsschrauben im Bremshebel dorthin gesetzt werden müssen, wo normalerweise (ab Lieferung) die M6-Stopfen drin sind. Ich habe länger gesucht, die einzeln zu bekommen, der am besten sortierte Fahrradhändler war Movimento hier in Angelmodde bei Münster (danke Helmut, Jörg und Co nicht nur für Eure gute Beratung). Zusätzlich braucht man noch zwei "gerade M6-Leitungsenden für die Nehmer, an denen ja die Winkelabgänge fehlen und nach Ersatz rufen.
3. Räder ausbauen wie folgt: Spurstagen losschrauben, Federbeinbefestigung abschrauben und (achtung, Tachokabel nicht vergessen) Räder herausnehmen. Alte Kabel rausnehmen, ich habe zur Sicherheit die Teile behalten, falls ich wieder zurückrüsten möchte.
4. Abdeckkappe abnehmen, zentrale Schraube lösen und Rad vom Federbein ziehen.
5. Federbein samt Trommel in einen Schraubstock locker einlegen und Trommelgehäuse von der Achse schlagen. Macht nicht den Fehler wie ich und versucht, das Federbein auseinanderzunehmen bzw. den großen 6´er Inbus zu lösen, diese Schraube muss man nicht lösen (geht auch nur unter Hitze) und man braucht speziellen Loctite Kleber, um sie wieder fest zu machen.
6. Bei mir war das Auffeilen des Widerlagers der Bremse notwendig, um Platz für die Bohrung und das M6-Gewinde zu schaffen, das für den Nehmerkolben notwendig ist. Es blieb aber noch genug Material übrig, damit das vertrauenserweckend hält.
7. Löcher für M6-Gewinde bohren in die Stahlplatte, die am Trommelgehäuse dran ist. Wichtig ist hier, wie auch bei den anderen Bremsbefestigungsschrauben, Schraubensicherungskleber mittelfest zu verwenden, damit die sich nicht lösen.
8. Alte Hebel entfernen, neue leicht auffeilen (Anleitung dafür liegt bei Nehmerkolben dabei) und montieren (Schraubensicherungskleber!).
9. Anschlüsse und Leitung an die Nehmerkolben dranmachen nach Anleitung von Magura.
9. Nehmerkolben montieren und justieren (so, dass bei kleinster Auslenkung Bremswirkung eintritt).
10. Leitung im Spurgestängekanal verlegen bis zum Lenker. Dabei hilft eine alte Speiche, die von innen durchs Loch gehalten die Leitung aufnimmt. Die Gummidichtungen dabei nicht zu beschädigen und wieder mit einzubauen ist etwas Fummelarbeit, lohnt sich aber.
11. "Richtige" Leitungslänge feststellen. Die Leitung ist weniger flexibel als die von Seilzugbremsen und rieb bei mir an der Innenseite des Radkastens. Eine Vorbiegung (ohne Wärme!) sowie der Einsatz von Klettband zwischen Leitung und Spurstangenhalterung schafft da Abhilfe.
11. System befüllen (von unten am Nehmer bis oben zum Bremshebel). Achtung, für den Austritt oben am M8Feingewindestopfen gibt es im Befüllkit keinen Anschluss. Ich habe einfach in einen sauberen Eimer laufen lassen.
12. Leitungen ans Lenkrohr legen, ich habe zusätzlich ein Stück Schaumstoff um das Lenkgelenk gelegt, damit sich die Leitungen an den harten Alukanten nicht aufschubbern.
So, ich denke, das wär´s. Mich hat das ganze einige Tage gekostet, war im Januar bei Temperaturen um 0 Grad auch nicht immer nur Spaß. Dafür jetzt umso mehr.
Ich hoffe, ich habe Velotroll und den anderen Interessierten damit ein wenig Entscheidungshilfe gegeben für oder gegen die Umrüstung.
Euch allen einen guten Start in den Frühling
Karsten
- Quest fahren im Winter bringt noch mehr als Carbonfelgen im Sommer -