Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

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Also ich mach mal hier einen neuen Thread auf, um die Schutzblechdiskussion nicht weiter zu zerreißen.
Es ging in einigen Beiträgen des Schutzblechthreads um Geschwindigkeitsvorteile RR (oder sportliches Up) zu Liegerad am Berg bzw. an bergigen Strecken.

Ich (45J, 83kg, regelmäßiger Fahrradkonsument und dem Liegerad durchaus zugetan) stelle hier mal ein paar Behauptungen auf, die auf 35 Jahre Erfahrung mit dem Normalrad (10-15kg, alte RR und MTB mit Stahlrahmen) und (leider) erst 1 Jahr und 4000km Erfahrung auf dem recht sportlichen, aber nicht leichten ZOX 26 low (ca.17kg) gründen. Zur Zeit fahre ich ungefähr gleiche Kilometer mit dem Liegerad und verschiedenen Aufrechträdern.

Meine Erfahrung: Ich fahre auf hügeliger Strecke ungefähr gleiche Gesamtschnitte mit beiden Radtypen (ca. 24-28 km/h bei Strecken von 30 bis 70km, Räder sind bei mir eher Verkehrsmittel als Sportgeräte, ich betreibe kein ausgesprochenes Training). Dabei ist der Geschwindigkeitsvorteil mit dem RR am Berg ca. 15-20%, was im Flachen und bergab durch die Liege wieder ausgeglichen wird. Dabei habe ich aber sehr deutlich das Gefühl, mich bergauf mit der Liege mehr anstrengen zu müssen. Ich habe sogar etwas die Befürchtung, dass sich das bei längeren Strecken über 100km irgendwann deutlich zum Nachteil für die Liege entwickeln würde (kann ich aber noch nicht sicher sagen, da ich mit der Liege noch kaum so weit gefahren bin).
Auch meine Erfahrung (mit dem Aufrechtrad in der seit einigen Jahren bestehenden Radlertruppe mit verschiedenen Aufrechträdern):
Es gibt einige Leute, die ich im Flachen gar nicht packe, aber am Berg relativ leicht. Dabei fahre ich übrigens sehr viel im Wiegetritt und fast lieber bergauf als bergab (wenn ich das so sagen darf).

Für mich sind diese Erfahrungen schon ein deutliches Indiz, dass es nicht so einfach ist mit Watt und Gesamtgewicht und dass der aerodynamische Vorteil des Liegerades auch mit Nachteilen erkauft wird, die ihrerseits für einen bestimmten Fahrertypus mehr oder weniger zutreffen.

Meine Behauptungen:
1. Die Verteilung des Gewichts auf Fahrer und Fahrrad ist sehr wohl wichtig. (siehe auch das „Gewichtsparadoxon“ auf http://www.smolik-velotech.de/).
2. Fahrer, die eher schnelle Tretfrequenzen bevorzugen und auch mit dem RR sitzend einen Berg hochfahren, haben es am Berg mit dem Liegerad relativ leichter als Langsamtreter wie ich. Auf das Normalrad bezogen ist dieser Unterschied viel weniger ausgeprägt.
3. Der Wiegetritt ist gerade beim Langsamtreter ein hervorragendes Mittel zur Entspannung der Muskulatur und damit besserer Gesamtleistung. Ich vermisse ihn sehr an der Liege. Wenn er so ineffizient wäre, hätte ich meine Stärken bestimmt nicht am Berg. Mit den Übersetzungen, die ich am Normalrad relativ locker trete, käme ich mit der Liege einfach zum Stehen.
4. Die Krafteinleitung und damit die biomechanische Effizienz scheint mir am Normalrad einfach besser zu sein. Zumindest wenn ich davon ausgehe, dass meine Wattleistung mit beiden Radtypen ungefähr die gleiche ist (was ich nach einem Jahr Liegerad vermute), heißt das für mich, dass sie bei niedrigen Geschwindigkeiten, wo der aerodynamische Unterschied egal ist, am Normalrad besser umgesetzt wird.

Schlussendlich komme ich für mich vorerst noch zum Standpunkt: Das Liegerad hat sicher Geschwindigkeitsvorteile im flachen und abschüssigen Gelände. Das Aufrechtrad hat aber Vorteile in hügeliger bis bergiger Umgebung. Diese werden tendenziell größer bei Fahrern, die eher langsame Trittfrequenzen und/oder Wiegetritt bevorzugen.

Dieter
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Moin,
Dann bleibt doch nur die Frage wie gut bin ich trainiert, um diese Leistung auch am Berg treten zu können. Ich glaube, der Trainingsansatz ist oft falsch. Da man sich vielleicht denkt "Mensch, bin ich schnell unterwegs", weil man mit dem Liegerad in einem ähnlichen Geschwindigkeitsbereich wie mit dem RR ist, aber nicht die gleiche Leistung bringt und somit einen ganz anderen Trainingseffekt hat.
Jup, das ist der springende Punkt, die meisten Bergziegen(RRler), die ich kenne sind super trainiert(25000 km/y). Im Liegeradbereich gibt es nur wenige gut trainierte Fahrer(im Verhältnis zu den RRler).
IMHO ist bei gleichen Material,Training und Leistung der LRler überlegen.
Bergab ohne Ausnahme, In der Ebene kann nur eine gute Gruppe RRler mithalten und bergauf gleichwertig.
Beim Material ist es natürlich für den LRler schwieriger, denn 7 kg-Räder kann man als RR leicht kaufen, als LR kostet's meist 30% mehr und es gibt nur wenige, die das halten was der Prospekt verspricht. 9-10 kg LR bekommt man heute schon von der "Stange" aber 2-3 kg mach am Berg viel aus(bei sonst gleichen Parametern).

Gruß Joachim, der immer noch 17 kg(netto) über die Berge bewegt :)
 
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AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Das Thema wurde doch schon in mehreren Threads bis zur Erschöpfung durchgenudelt. Ich kann mich nach Erfahrung auf beidem auf jeden Fall der Meinung von Joachim anschließen, nur wenns wikrlich über 10 % geht, bin ich mit meinem Rennrad noch schneller, obwohl meine Liege ca. 4 kg mehr wiegt. Und je länger die Strecke, desto größer der Vorteil der Liege. Wie gesagt, ist nur meine persönliche und subjektive Meinung.
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hallo Dieter,

Also tendenziell hast du mit 1. bis 4. recht, allerdings gehst du ein bisserl zu weit in deinen Schlußfolgerungen:

zu 1. klar, der Bergnachteil der Liege liegt tatsächlich im Gewicht begründet, nicht im Liegerad an sich. Mit anderen Worten: hast du eine Liege mit 10 kg, gilt das nicht mehr

zu 2. das kann man klar so sagen. Allerdings kenn ich wenige Langsamtreter. Sie mögen unter den RR-Fans weiter vertreitet sein als unter den Alltagstretern

zu 3. Wiegetritt ist ineffizient. Durch Training desselben mag sich die Ineffizienz verringern lassen. Warum er so beliebt ist, ist tatsächlich die Entspannung durch veränderte Belastung und Einsatz weiterer Muskelgruppen. Das hebt die Ineffizienz bei starken Steigungen und stark wechselnden Steigungen wieder auf.

zu 4. das wird immer wieder behauptet. Es gibt LR, da ist der Körperöffnungswinkel und die Körperposition genau der Rennradhaltung vergleichbar, das gilt also wieder nicht prinzipiell. Steile Rückenlehne steigert die Vorspannung der Beinmuskulatur und ermöglicht höhere Maximalkräfte, sonst nix. Trittst du hohe Frequenzen, gilt es nicht mehr

Alles das läßt sich durch verändertes Trainining, höhere Trittfrequenzen sehr weit ausgleichen, die Vorteile vom LR bleiben, insbesondere die völlige Schmerzfreiheit bei Langstrecken. Ich werde nie wieder 200 km Tagesetappen mit dem Aufrechtrad zurücklegen, Masochismus...
Mein Fazit: ich habe seit einem Jahr keine Aufrechträder mehr

Grüße aus dem hügeligen bayerischen Oberland

Michael
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hallo Dieter,

erstmal vorweg, ich warte noch auf mein LR, daher ist der Liegeradpart bei mir wirklich nur graue Theorie. Der Rennradteil reicht bei mir 12 Jahre zurück, nachdem ich von meinem MTB, mit dem ich ohnehin fast nur Ausdauer auf der Straße gemacht habe, umgesteigen bin. Am Ende der Kette standen dann Amateurrennen (die übrigens im Prinzip jeder fahren kann, ist also erstmal nichts besonderes, aber gut trainiert sollte man sein) und irgendwann litt ich unter Knieproblemen, die ich allerdings durch das Fahren in höheren Trittfrequenzen sehr gut in den Griff bekommen habe.

Die letzten Jahre, das gebe ich zu, bin ich aber sehr trainingsfaul geworden und zum Schönwetterradler mutiert. Im Winter ab und zu Spinning und das war's. Spannend wird es für mich, wenn das Training mit dem LR wieder richtig losgehen wird. Ich glaube, es wird mir am Anfang helfen, dass der direkte Vergleich erstmal nicht mehr vorhanden ist.

1. Die Verteilung des Gewichts auf Fahrer und Fahrrad ist sehr wohl wichtig. (siehe auch das „Gewichtsparadoxon“ auf http://www.smolik-velotech.de/).
Dazu hat sich Michael ja schon geäußert.

2. Fahrer, die eher schnelle Tretfrequenzen bevorzugen und auch mit dem RR sitzend einen Berg hochfahren, haben es am Berg mit dem Liegerad relativ leichter als Langsamtreter wie ich. Auf das Normalrad bezogen ist dieser Unterschied viel weniger ausgeprägt.
Sicherlich spielt auch hier die Trittfrequenz eine Rolle, da hast Du Recht. Allerdings ist es anders herum wieder eine Trainingssache. Ich behaupte einfach mal, dass Du einfach nicht in der Lage bist in einer langsamen Frequenz ausreichend Druck auf die Pedale des LR zu bringen. Da der Rest des Körpers einfach statischer ist - also, Du persönlich im Vergleich zum Rennrad, das ist jetzt keine Veralgemeinerung. Ich denke sogar, dass selbst auf langen Bergstrecken ein Liegerad mit 3-fach-Blatt gegenüber vielen RRlern einen wesentlichen Vorteil hat. Ein 3-fach-Blatt kommt für viele RRler einfach nicht in Frage, da sie ja keine Memmen sind und dann quälen sie sich lieber in mörderischen Übersetzungen über den Berg. Ich kenne das selbst, meine kleinste Übersetzung beim Rennrad ist 39/23, das ging zu Amateurzeiten mit über 15.000 km im Jahr relativ gut die Berge hoch. Inzwischen kann ich das RR nur noch im Flachen gut bewegen, wenn ich Wert auf meine Knie lege. Da ich sehr schnell mal unter 60 rpm angelangt bin. Das macht dann auch keinen Spaß mehr.

Übrigens lassen sich hohe Trittfrequenzen ebenfalls trainieren. Sicherlich geht dann Dein Puls erstmal hoch, aber der Mensch gewöhnt sich an alles.

Außerdem hängt auch viel davon ab, wie sauber Dein Fahrstil ist. Nur den trainiert ein Hobbyradler ohenhin nicht (Meinung: "Radfahren kann doch ohnehin jeder"). Ich glaube, wenn Du einen ordentlichen Fahrstil mit rundem Tritt verinnerlicht hast, kannst Du das auch auf dem Lieger wesentlich schneller umsetzen. Außerdem habe ich auf meinen paar Liegerrunden das Gefühlt gehabt, dass gerade auf der Liege ein sauberer, runder Tritt viel effektiver ist als auf dem RR, schon alleine deshalb, weil er von der Schwerkraft unterstützt wird und Du nicht dagegeben arbeiten musst. Außerdem solltest Du den kürzesten Weg zum Pedal suchen. Eigentlich hat jeder Hobbyradler die Eigenschaft leicht O-Beinig zu treten, auch das ist nicht sehr effektiv. Auch das könnte auf dem Liegerad helfen, da es hier m. E. viel wichtiger ist, die Kraft ordentlich aus den Beinen zu holen. Auf dem RR fällt das nicht so auf.

3. Der Wiegetritt ist gerade beim Langsamtreter ein hervorragendes Mittel zur Entspannung der Muskulatur und damit besserer Gesamtleistung. Ich vermisse ihn sehr an der Liege. Wenn er so ineffizient wäre, hätte ich meine Stärken bestimmt nicht am Berg. Mit den Übersetzungen, die ich am Normalrad relativ locker trete, käme ich mit der Liege einfach zum Stehen.
Dann glaube ich nicht, dass Du wirklich locker trittst. :D Du glaubst, dass Du locker trittst, vielleicht aus der Gewohnheit heraus, aber so lange Du einen lockeren Tritt hast, sollte das auch mit dem LR kein Problem sein (Training vorausgesetzt). Außerdem bleibe ich fest dabei, dass der Wiegetritt kein effizientes Mittel zur Entspannung ist. Er ist Verzweiflung, weil es sich anders nicht mehr treten lässt. Die Gesamtleistung wird sich dadurch nicht steigern lassen, wie auch? Der ganze Körper muss auf einmal versorgt werden und nicht nur die Beine. Gefühlt geht es vielleicht einen moment etwas leichter oder flüssiger und die maximale Kraft, die Du aufs Pedal bringen kannst wird auch zunehmen, aber im Normalfall lässt die Trittfrequenz im Wiegetritt meistens auch nach.

4. Die Krafteinleitung und damit die biomechanische Effizienz scheint mir am Normalrad einfach besser zu sein. Zumindest wenn ich davon ausgehe, dass meine Wattleistung mit beiden Radtypen ungefähr die gleiche ist (was ich nach einem Jahr Liegerad vermute), heißt das für mich, dass sie bei niedrigen Geschwindigkeiten, wo der aerodynamische Unterschied egal ist, am Normalrad besser umgesetzt wird.
Ja, habe ich als ich mich erstmals mit dem LR beschäftigt habe auch gedacht, inzwischen glaube ich das nicht mehr. Was ich mir vielleicht noch vorstellen könnte ist, dass man beim RR mit dem Körper nach vorne arbeitet, also den Körper durch Druck auf die Pedale nach vorne zum Berg hinauf stößt. Beim LR geht der Druck in die entgegen gesetzte Richtung, man drückt sich im Prinzip den Berg hinunter und muss das dann mit dem Rad wieder auffangen. Da der Körper einen nicht kleinen Teil des Gewichts ausmacht, kann das sicherlich auch zu einem erschwerten Fahrgefühl führen. In der Summe bleibt es aber das gleiche Gewicht.

Bei meiner Recherche zum kauf des LR bin ich übrigens noch über die folgende Seite gestolpert, da geht es um das - mir inzwischen auch schon leidige Thema ;) - welches Gefährt denn schneller ist:

http://www.liegeradmagazin.de/conte...geId=72&id=12&file=schrenker.xml&view=bericht


Und für den Runden Tritt ist der nachfolgende kritische Beitrag interessant:

http://bildung.freepage.de/cgi-bin/...30A/rewrite/doc-hilli/VEROEFF/RUNDERTRITT.HTM

Grüße

Kai
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Und für den Runden Tritt ist der nachfolgende kritische Beitrag interessant:

http://bildung.freepage.de/cgi-bin/...30A/rewrite/doc-hilli/VEROEFF/RUNDERTRITT.HTM

Ja, das ist schon Klassiker, aber ein guter?

Zum Bergfahren:
Ich habe hier dein Eindruck, das je mehr die Leute sportlich fahren, desto weniger haben sie das Problem 'Berg'.
Siehe Alain, der letztes Jahr Superfit war. Oder ein HansP der bei der EM2004 gewonnen hat und über ich glaube 700hm den Rekord des verantstalten RR-Vereins geknackt hat.

Zu dir Kai: Lass es am Anfang ruhig angehen, damit du dir die Knie nicht mit der ungewohnten Belastung kaputt machst....

Tschö
René
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hi

Zum Bergfahren:
Ich habe hier dein Eindruck, das je mehr die Leute sportlich fahren, desto weniger haben sie das Problem 'Berg'.
Siehe Alain, der letztes Jahr Superfit war. Oder ein HansP der bei der EM2004 gewonnen hat und über ich glaube 700hm den Rekord des verantstalten RR-Vereins geknackt hat.

Ob ich den Rekord des Vereines geknackt habe weiß ich nicht mehr, meine Einschätzung fällt aber trotzdem zuungunsten der Liege am Berg aus.
Ich fahre seit 2002 einen Großteil meiner Jahreskilometer liegend, meine Rennliege ist gleich schwer wie mein Rennrad (knapp über 9kg) und trotzdem bin ich liegend deutlich langsamer bergauf und es ist für mich im Kopf auch viel mühsamer.
Früher bin ich noch öfter mit meinem Velokraft mit dem örtlichen Radrennklub mitgefahren, tue ich nicht mehr. Bergauf fahren mir Leute davon die wenn ich selbst mit RR unterwegs bin weit hinter mir sind.
Meine Einschätzung: Ab 1000 Hm auf 100 km (Anstiege nicht mit Schwung zu fahren und im Schnitt steiler als 10%) ist ein RR-fahrer mit gleicher Tretleistung schneller (auch als Solofahrer!).

Zu dir Kai: Lass es am Anfang ruhig angehen, damit du dir die Knie nicht mit der ungewohnten Belastung kaputt machst....

Das ist auch ein Problem das ich vom Upright nie gekannt habe und jetzt auch nach fast 100000 Liegekilometern bei längerer Fahrt mit wirklichem Druck am Pedal immer wieder kehrt.

Fahre aber trotzdem gerne und viel liegend.

LieGe Grüße
Hans
www.vulkanlandbiker.at
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Zu dir Kai: Lass es am Anfang ruhig angehen, damit du dir die Knie nicht mit der ungewohnten Belastung kaputt machst....

Klar, der Einstieg ist schon langsam geplant. Auch wenn es - vor allem wenn sich schnell der Spaß einstellt - schwer für mich sein wird, mich selbst zu bremsen. :)
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Was ich mir vielleicht noch vorstellen könnte ist, dass man beim RR mit dem Körper nach vorne arbeitet, also den Körper durch Druck auf die Pedale nach vorne zum Berg hinauf stößt. Beim LR geht der Druck in die entgegen gesetzte Richtung, man drückt sich im Prinzip den Berg hinunter und muss das dann mit dem Rad wieder auffangen. Da der Körper einen nicht kleinen Teil des Gewichts ausmacht, kann das sicherlich auch zu einem erschwerten Fahrgefühl führen. In der Summe bleibt es aber das gleiche Gewicht.

kurz als disclaimer: ich fahre ja nicht (rad-)sportlich, sondern nutze die liege, abgesehen von tour und alltag, zum ausdauer-aufbautraining.

was mir aber auffällt, ist folgendes: ich kann am upright eine steigung "agressiver" attackieren als auf der liege. vielleicht ist das, wie von kai beschrieben, eine mentale sache, da das gefühl irgendwie fehlt, sich den berg "hinaufzustemmen". de facto machen mir steigungen mit dem up mehr spaß als mit der liege - ich hab mich immer gefragt, warum eigentlich, und das könnte wohl ein grund sein.

ben-"beim körper spielt sich immer so viel im kopf ab"-jie
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Stell Dir einfach eine Zahnradbahn vor, und dann kurbel' Dich rauf! ;)
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Ich fahre seit 2002 einen Großteil meiner Jahreskilometer liegend, meine Rennliege ist gleich schwer wie mein Rennrad (knapp über 9kg) und trotzdem bin ich liegend deutlich langsamer bergauf und es ist für mich im Kopf auch viel mühsamer.

Hallo Hans,
wodurch erklärst du dir diesen Unterschied?
Kannst du evtl Zahlen nennen wie weit Liege und RR auseinander liegen.
Tschö
René
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hallo Hans,
wodurch erklärst du dir diesen Unterschied?
Kannst du evtl Zahlen nennen wie weit Liege und RR auseinander liegen.

Darf ich mal? Ich bin nun in den letzten 3 Jahren reichlich Berg gefahren, dieses Jahr vermehrt auch wieder Upright. Zusammen waren das ca. 100.000Hm, davon vielleicht 50% Liege, 50% aufrecht, 4 verschiedene Fahrräder, mit Steigungen von 0 bis 16%.

Nach meiner Einschätzung ist der Unterschied, selbst wenn man das Gewicht ausgleicht, muskulär bedingt. Und zwar arbeiten beim Aufrechtrad mehr Muskeln, leisten Arbeit, werden warm und nehmen Sauerstoff auf. Nun entsteht die Milchsäure bei starker Beanspruchung nur in den Beinen (beim Lieger) und nur etwas dazu beim Aufrechtrad, weil Arme und Rücken nicht am Anschlag arbeiten.

Meine Vermutung ist, dass der lokale Milchsäurepegel (und vermutlich der globale auch) in den Beinen dadurch höher ist, weil nur dort aktiv Milchsäure in größeren Mengen abgebaut wird. Beim Aufrechtrad wird diese Arbeit auf mehr Muskeln verteilt. Dadurch machen die Beine "dicht", was sich mit meiner Beobachtung deckt, dass ich beim Liegeradfahren selten von der Lunge her am Limit fahre, sondern eher von den Beinen her. Beim Uprightfahren komme ich hier eher an den Anschlag, genauso bei anderen Sportarten, bei denen ich mehr Muskeln nutze, wie Schwimmen und Laufen.

Ich kann das sportmedizinisch nicht nachweisen, aber es macht für mich Sinn... Eine systematische Studie wäre vielleicht mal angemessen. Pulsuhr, VO2 und Laktatmessungen müssten es schon sein.

Knud
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Ich habe (noch) kein Liegerad, aber gerade dieser Thread ist sehr interessant für mich. Ich bekomme nämlich anfallsweise so ungefahr zwei mal im Jahr den Wunsch, mir eines zu kaufen und der Gedanke wird jedesmal verworfen, weil ich befürchte, dann überhaupt nicht mehr die Hügel der Gegend hoch zu kommen. Ich würde mit dem Lieger nämlich furchtbar gern einigermaßen sportliche Touren mit leichtem mit mittlerem Gepäck durch die Eifel, Belgien und Luxembourg machen und vielleicht auch mal das eine oder andere Brevet fahren, vorzugsweise nicht in den flachen Niederlanden. Einfach mal probefahren ist nicht, ich gehöre zu den kürzer Abgepflückten. Ein Flux S600 mit Untersteuerung war so gerade so eben passend zu bekommen und ich konnte auf ein paar hundert unfallfreien Metern durch eine Siedlung feststellen, dass es schon was hat, aber sowohl zu groß, als auch zu träge (wenn man mal von der Anfänger-Kippeligkeit absieht) für meinen Geschmack ist.

Mein Gedanke zum Wiegetritt: Ich fahre den viel und gern. Meinem Gefühl nach entlastet Wiegetritt die Beinmuskeln (und auch die Knie sowie den unteren Rückenbereich) und verlagert den Hauptstress für das System schlicht und ergreifend auf den Kreislauf. Ich könnte natürlich in einem kleineren Gang schneller kurbeln, aber das kriege ich vom Kopf her nicht hin, ich bin dann sofort aus der Puste. Wiegetritt dagegen ist wie Treppensteigen - das kann ich ganz gelassen angehen. Disqualifiziert mich das für ein Liegerad oder kann man daran (und an der Fähigkeit zum Hügelfahren) arbeiten?
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hallo Igel,

Ich habe (noch) kein Liegerad, aber gerade dieser Thread ist sehr interessant für mich. Ich bekomme nämlich anfallsweise so ungefahr zwei mal im Jahr den Wunsch, mir eines zu kaufen und der Gedanke wird jedesmal verworfen, weil ich befürchte, dann überhaupt nicht mehr die Hügel der Gegend hoch zu kommen. Ich würde mit dem Lieger nämlich furchtbar gern einigermaßen sportliche Touren mit leichtem mit mittlerem Gepäck durch die Eifel, Belgien und Luxembourg machen und vielleicht auch mal das eine oder andere Brevet fahren, vorzugsweise nicht in den flachen Niederlanden.

grins, definiere "Hügel".
Bei mir nebenan ist das Eberfinger Drumlinfeld, welches aus lauter kleinen, vorzugsweise steilen Hügeln dicht nebeneinander besteht.
Die kleinen Nebenstrasserl schlängeln sich mit abrupten 10% Steigung oder kurzzeitig mehr 20-50 Hm da durch.
Unter diesem Profil bin ich da mit der Liege definitiv schneller durch als mit dem Upright, bergab laufe ich mit der aerodynamisch günstigeren Liege schnell bis auf 50-70 km/h auf und nehme den Schwung den unmittelbar folgenden nächsten Hügel wieder mit rauf.
Allerdings machen auch Hügel wie der Albulapaß (700 Hm, 12% Steigung) mit der Liege viel Spaß, auch wenn man öfters mal auf 7 km/h zurückfällt.
Ich fahr ja nicht mit der Stoppuhr und kann es auch verwinden, wenn ein RR mit Systemgewicht 90 kg an meinem 110 kg-System locker vorbeizieht...


Mein Gedanke zum Wiegetritt: Ich fahre den viel und gern. Meinem Gefühl nach entlastet Wiegetritt die Beinmuskeln (und auch die Knie sowie den unteren Rückenbereich) und verlagert den Hauptstress für das System schlicht und ergreifend auf den Kreislauf.
Rückenbereich mußt du mit der Liege nicht mehr entlasten, der ist definitiv entlastet.
Das Argument mit dem Kreislauf ist interessant, denn schnelles Kurbeln verlagert ebenfalls den Stress in den Kreislauf. Scheint mir viel Gewöhnung (Kopf!) dabei zu sein...

Ich könnte natürlich in einem kleineren Gang schneller kurbeln, aber das kriege ich vom Kopf her nicht hin, ich bin dann sofort aus der Puste. Wiegetritt dagegen ist wie Treppensteigen - das kann ich ganz gelassen angehen. Disqualifiziert mich das für ein Liegerad oder kann man daran (und an der Fähigkeit zum Hügelfahren) arbeiten?
Also wenn du jetzt Bergrennen fahren willst und gewinnen willst, würde ich sagen, stelle dich mit deinem Gerät auf das ein, was dein Organismus besser kann, zumal Bergrennen nach UCI-Reglement (RR) wohl häufiger sind als andere.
Wenn du jetzt nicht nach jeder Sekunde lechzt, dann bau an dein Gefährt eine kleinere minimale Entfaltung und fahr ein bisserl langsamer. Der Rest kommt mit dem Training.

Sagt Michael, der vor 3 Wochen Weilheim - Graz hin und zurück jeweils 470 km (ca. 2000-3000 Hm) in zwei Tagen mit der Liege fuhr und das nie mit dem Aufrechtrad machen würde....

viele Grüße
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hallo

Meine Vermutung ist, dass der lokale Milchsäurepegel (und vermutlich der globale auch) in den Beinen dadurch höher ist, weil nur dort aktiv Milchsäure in größeren Mengen abgebaut wird. Beim Aufrechtrad wird diese Arbeit auf mehr Muskeln verteilt. Dadurch machen die Beine "dicht"

Knud


Diese Erklärung scheint auch sehr schlüssig für mich, zumal ich durch mein relativ hohes Trainingsalter (20 Jahre, ca. 700-1000h/Jahr, 160000-200000Hm/Jahr, die Masse mit Radfahren, aber auch Laufen, Wandern und Schitouren) auch fast immer muskulär zuerst am Ende bin (ich hasse Maximalkrafttraining und mache auch keines;-)).
Wie groß der Unterschied ist kann ich mit Zahlen nicht belegen. Vielleicht als Hinweis: fahre am VK2 (622er Hinterrad) als kleinste Übersetzung 28/26, am Rennrad 30/23 und trotzdem kämpfe ich bei steilen Anstiegen (mehr als 15% und mehr als 50Hm) mit der Liege weit mehr um eine vernünftige Trittfrequenz zu halten.

Wenn man meist alleine oder mit anderen Liegeradfahrern unterwegs ist spielt das ja keine Rolle, wenn man aber mit einer RR-Gruppe fahren möchte sollte man eine Klasse stärker sein damit man den Berg gleich schnell hochkommt (dafür ist man dann in der Ebene im regenerativen Pulsbereich unterwegs....).

Lg

Hans
www.vulkanlandbiker.at
 
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AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

grins, definiere "Hügel".
Also, das wo man mit Schwung drüber kommt, sind Wellen, dort, wo man anfangen muss, sich die Kraft einzuteilen, sind es Hügel und wenn Schnee drauf ist, sind es Berge. Oder so ungefähr. :D

Allerdings machen auch Hügel wie der Albulapaß (700 Hm, 12% Steigung) mit der Liege viel Spaß, auch wenn man öfters mal auf 7 km/h zurückfällt.
Ich fahr ja nicht mit der Stoppuhr und kann es auch verwinden, wenn ein RR mit Systemgewicht 90 kg an meinem 110 kg-System locker vorbeizieht...
Den Albulapaß würde ich wohl schon als Berg bezeichnen. ;)
Ich fahre ja auch nicht mit der Stoppuhr, aber so ein Brevet hat schon ein Zeitlimit. Aktuell fahre ich mit einem Systemgewicht von ca 70 kg schon mal mit nur noch 8 km/h bergauf - wenn ich noch langsamer werden würde, würde ich wohl einfach umfallen und schieben müssen, aber ich kann es mir ja auch nicht direkt leisten, mein Systemgewicht mit einem Trike auf 80 kg zu boosten, dann erreiche ich mit meinen paar lächerlichen Watt gar nichts mehr. :(

Sagt Michael, der vor 3 Wochen Weilheim - Graz hin und zurück jeweils 470 km (ca. 2000-3000 Hm) in zwei Tagen mit der Liege fuhr und das nie mit dem Aufrechtrad machen würde....
940 km mit bis zu 6000 hm in vier Tagen, wenn ich das richtig verstanden habe. Och ja, so die Größenordnung ist so ungefähr das, was ich jetzt auf dem Aufrechtrad noch ziemlich locker hinkriege. Ohne nennenswertes Aua hier oder da, das wäre jetzt nicht der Grund, auf ein Liegerad zu wechseln.
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Hi Leute
nach 10000 liegerad-KM in den letzten 1.5 Jahren und 25 jahren Rennrad,glaube ich auch nicht mehr an das Märchen vom schnellen Liegeradler am Berg....

Ich habe für mich folgende Erklärung zurechtgelegt:
Der Mensch ist ein aufrechtgänger!Die Sauerstoff-und Blutversorgung der
Beine ist 100 prozentig beim aufrechtrad besser,als in der Liege.
Damit erkläre ich mir auch ,dass es meine Schenkel beinahe zerreisst und
ich trotzdem nicht so sehr ausser Atem bin wie bei Vollgas auf dem Rennrad...

Stellt euch doch mal eine Tretkurbel ganz weit oben vor....da ginge wohl gar nix mehr!
Gruss
Michel
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Ich würde mit dem Lieger nämlich furchtbar gern einigermaßen sportliche Touren mit leichtem mit mittlerem Gepäck durch die Eifel, Belgien und Luxembourg machen und vielleicht auch mal das eine oder andere Brevet fahren, vorzugsweise nicht in den flachen Niederlanden.

Hi,
also wenn du dich in BE aus kennst:
Ich bin mit dem Lieger schon Stockeu hochgefahren.
Allerdings dann mit der Schwächlingkurbel. ;-)

Die Eifel geht meiner Ansicht nach Problemlos mit dem Lieger, man muss nur wollen.

Wenn dir aber der Wiegetritt wichtig ist, würde ich dir eher vom Lieger abraten. Versuch einfach mal alles im Sitzen zu fahren, das ist dann fast das gleiche wie auf dem Liegerad.

Tschö
René
 
AW: Liegerad und Aufrechtrad am Hügel, Berg

Stellt euch doch mal eine Tretkurbel ganz weit oben vor....da ginge wohl gar nix mehr!
Würde im Umkehrschluss bedeuten, dass es für den Berg so wenig Tretlagerüberhöhung wie möglich sein sollte oder?
 
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