10.000 km oder 1 Jahr mit der LEIBA X-Stream

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Mitte August 2009 hatte ich meine X-Stream abgeholt, nach Lichtbasteleien ging das Fahren dann im September los.
Jetzt, Ende Juli 2010 bin ich fast 10.000 km mit der X-Stream gefahren, eine „runde Sache“: 10.000 km in einem Jahr. Und einen ausführlicheren Bericht wert.

Warum eine LEIBA X-Stream
Hoffnungen und Erfüllungen
Nachteile und Enttäuschungen

Im Einzelnen:
Kette/Antrieb
Reifen/Räder
Scheibenbremsen
Fahrwerk
Lenkung
Sitz
Geräuschniveau
Wetterschutz Kälte/Hitze
Geschwindigkeit
Fazit

Warum eine LEIBA X-Stream

Das Äußere gefiel mir von Anfang an ausgesprochen gut, die Form hat Eigenständigkeit. Mit der Kopfhaube erinnert das Aussehen an einen alten klassischen Rennwagen. Ohne Kopfhaube ist die Verwandtschaft zu Quest/Mango & Co groß, lässt einen ein „typisches Velomobil“ erwarten.
Ohne Einstiegslukendeckel sitzt man sehr luftig, aber mir hat dann das Aussehen weniger gut gefallen.
Der Wetterschutz ist richtig gut gelungen.
Mit meiner Erfahrung zur Dauerhaltbarkeit (m)eines älteren VMs und von den Nachteilen (m)eines Eigenbaus geprägt, sehe ich in der LEIBA ein Fahrzeug, welches weniger Wartung bedarf bzw. welches einfach nur viel langsamer altert.
Mein neues Velomobil sollte mich in erster Linie -wetterunabhängig- so oft wie möglich zur Arbeitsstelle (2x30km) bringen.

Hoffnungen und Erfüllungen

Ich erhoffte mir eine stabile, aber dennoch leichte Karosserie, eine flotte Fahrgeschwindigkeit und einen tauglichen Wetterschutz.

Die Karosserie ist stabil, viel stabiler und steifer, als ich es mir erhofft hatte. Keine einzige Schraube hat sich irgendwo durch die Karosserie gearbeitet, kein Metallteil hat sich verbogen, nichts ist ausgerissen, abgeplatzt, oder hat Risse bekommen.
Und mit unter 30 kg Gewicht ist das Fahren deutlich weniger kräftezehrend als mit anderen, teilweise erheblich schwereren VMs auf dem Markt.
Ich bin mit einem schnelleren, aber schwereren VM auf meinem Arbeitsweg langsamer unterwegs als mit der X-Stream, (allerdings mit einem Rennrad noch schneller im Schnitt).
Die Fahrgeschwindigkeit im Flachen ist (bei entsprechendem Einsatz) deutlich besser als die von guten (!) Rennradfahrern. Im Sprint > 50 km/h oder über einige km > 40 km/h zu fahren funktioniert.
Dem Wetterschutz der Kopfhaube habe ich nicht so recht getraut. Ich dachte: „Gutes Design, aber es wird ordentlich Beschlagen, wenn das Visier geschlossen ist.Und ist es leicht geöffnet, bläst der Regen geradewegs hinein.“
Tatsächlich wurde ich positiv überrascht, ich hatte da mehr Probleme erwartet. Ob die Wirkung der Formgebung zur Anströmung des Visieres ausprobiert war oder Zufall: Bei leicht geöffnetem Visier wird der einströmende Wind nicht ins Gesicht des Fahrers geleitet, sondern (gegen Beschlagen wirkend) nach oben, innen am Visier entlang geführt. Als wäre es so geplant.
Klar, mit nicht ganz geschlossenem Visier lässt sich ein gewisser Feuchtigkeitseintrag nicht verhindern. Das Visier ist bei mir nur sehr selten vollständig geschlossen, und zwar dann, wenn es extrem schüttet oder wenn es sonst bei Minustemperaturen im Gesicht auf Dauer eiskalt würde.
Die X-Stream ist in geschlossener Ausführung zu wenig durchlüftet, ich kühle mein Gesicht sehr oft durch ein offenes Visier ab (auch im Winter), sonst wird es mir zu unangenehm heiß.
Versuchsweise bin ich ein paar mal als harter Kerl im Winter auch komplett mit "Kopf draussen" gefahren, das geht auch. Aber was ist das angenehm, wenn man da doch noch ein Visier vor sich hat, das man zuklappen kann und auf einmal ists schön warm im Gesicht.

Die Kopfhaube wird eingesetzt bei Temperaturen unter 10 Grad oder bei Dauerregen, sonst fahre ich ohne.
Mit einem „Versatile“ Dach, eine Art „Überdach“ ist die ganze Handhabung zusammen mit der Kopfhaube etwas fummelig, aber im tiefsten Winter oder bei ununterbrochenem Regen bei Kälte ist die Kombination „Versatile-Dach UND Kopfhaube“ ungeschlagen.
In idealer Weise kann ich bei tiefsten Außentemperaturen die Temperatur im Gesicht regulieren und trotzdem die Nässe oder den Schnee draußen halten.

Die Hoffnung, mit der X-Stream (zum ersten Mal überhaupt in einem VM) einen Nabendynamo für das Licht mit eingebaut zu bekommen, wurde wahr.
Ich genieße es sehr, mich absolut überhaupt nicht um das Licht und seine Stromversorgung kümmern zu müssen. Verbaut ist ein SON Nabendynamo mit einseitiger Aufhängung und Scheibenbremse. Wie sehr mich der Dynamo nicht bremst, erkennt man daran, dass ich niemals ohne Licht fahre. Auch tagsüber bemerke ich täglich die Wirkung des weißen Lichtes auf entgegenkommende und sonst nicht anhaltende Autofahrer bei engen Straßenabschnitten. Ich werde wegen des Lichtes für schnell und motorisiert gehalten, denke ich.

Nachteile und Enttäuschungen

(M)ein VM hat natürlich nicht nur Vorteile, ich schreibe hier, was mir aufgefallen ist:

MIT Einstiegslukendeckel, erst recht noch mit Kopfhaube, ist die Durchlüftung für meine Begriffe zu schwach. Es müsste schon etwas mehr Fahrtwind um den Körper streichen, um kühlend und schweißmindernd zu wirken.
Die verstellbaren seitlichen Lüftungsklappen von der LEITRA würde ich als großes Vorbild sehen. Auch an den Fußöffnungen könnte ich mir (nach Selbstbau bestätigt) verstellbare Klappen vorstellen, welche den Fahrtwind ins Innere leiten können.
Bei meiner X-Stream kann ich die Frontlampe nicht absenken, serienmäßig ist das aber möglich, und dann sollte (ist das ausreichend?) durch das offene Frontloch Luft hereinkommen können.
Weiterhin kommt die erreichbare Geschwindigkeit bei Weitem nicht an die Klasse Quest/Milan/EVO heran, trotz der „schnellen“ Optik. Schade, aber die Vorteile liegen woanders.
Da der untere Platz an den Seiten des Sitzes leider bald in sanftem Bogen zur Seitenwand hin ansteigt, ist er nicht so gut nutzbar, als wenn er länger waagerecht bliebe. Abgelegte Gegenstände oder verbessernde Taschen haben stets das Bestreben, in Richtung unter den Sitz zu rutschen.
Auch der hintere Kofferraum verschenkt durch den nach vorn abfallenden Boden Stauraum und Nutzbarkeit. Da gehören unbedingt Begrenzungen ran, damit nicht alles nach vorne neben den Sitz wandern kann. Ich glaube so was gibt’s jetzt (serienmäßig?) zum Ankletten.

Durch die hintere Öffnung für den Kettenzug kann etwas Regenwasser am Kettenschutzrohr außen entlang zum Innenraum hereinlaufen, da fehlt es noch an einer serienmäßigen Abdichtung.

Wenn ich den Einstiegslukendeckel geteilt und hinten im Kofferraum verstaut habe, dann kommt es immer wieder einmal vor, dass er langsam vorwandert und ich ihn mit den Schultern zu spüren bekomme. Es nervt, die beiden Teile immer wieder richtig nach hinten zu rücken und zu verkeilen. Die müssten irgendwie etwas besser fixiert werden können.

Das Visier der Kopfhaube ist bei mir recht schwer (es gibt eine dickere und eine dünnere Ausführung), und außerdem habe ich noch eine (absolut wirksame) Anti-Beschlagfolie angebracht. Ich schaffe es nicht, die Scharniere so einzustellen, dass ein geöffnetes Visier auch offen bleibt. Nach mehreren Bodenwellen senkt sich mein Visier immer etwas ab. Eine Art Rasterung wie bei einem Motorradhelm fehlt.

Mein letzter Moserpunkt ist die schlechte Zugänglichkeit bei einem nötigen Hinterradausbau. Die Karosserie ist am Hinterrad sehr enganliegend und erfordert so ziemlich unangenehme Verrenkungen. Erst recht, wenn man so kanaldeckelgroße Hände hat wie ich. Wie schön, wenn man auch hier eine Einarmschwinge hätte oder so gut rankäme wie beim Alleweder.

Ich habe mir eine abnehmbare Revisionsöffnung in die Karosserie gesägt. Sieht gar nicht mal so übel aus und erleichtert das Werken am Hinterrad enorm. Wäre eine gute Idee für die Serie….
 
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Kette/Antrieb

Den vorderen Umwerfer habe ich rausgeworfen und ich lege die Kette immer von Hand um. Das funktioniert mittlerweile recht fix und seitdem habe ich vorne keine Kettenklemmer mehr. Die traten sporadisch auf, aber man (ich) kommt da vorne nur schlecht bei.

Dank meiner Dual-Drive-Hinterradnabe muss ich vorne auch nur selten schalten.

Die Kette und die DD arbeiten bislang problemlos, einen Verschleiß am Ritzelpaket kann ich optisch noch nicht sehen.

Auch die Umlenkrolle und deren Befestigung unter dem Sitz sind unauffällig.

WENN bei mir alles verschlissen sein sollte (habe aber noch eine Ersatz-DD im Regal…), würde ich dann doch zur Rohloffnabe greifen. Besonders, da nun damit ein 100 %iger Kettenschutz realisierbar ist.

Für einige Zeit hatte ich im Hinterrad einen BionX-Motor laufen. Eine angenehme Sache beim Fahren, machte mich im Schnitt tatsächlich schneller auf dem Weg zur Arbeit. Aber die Unterbringung des Akkus, seine Pflege und das Mehrgewicht verkomplizierten die Handhabung des VMs zu sehr und ich verzichte seitdem darauf.
In meinem normalen Fahrrad hingegen muss der Motor mindestens 20 kg weniger den Berg hochtreiben, wirkt enorm agiler, und der Akku belegt keinen Stauraum. An diesem Rad und für die kurzen steilen Strecken an meinem Wohnort macht der BionX Spaß, im VM müsste er deutlich leistungsfähiger und besser integriert (Akkuplatz) sein.



Reifen/Räder

Die Marathon Plus bin ich 5.000 km gefahren und ich kann kaum Schlechtes über sie berichten. Sie geben mir ein gutes Gefühl im Winter und haben mir trotzdem durch einen rasiermesserscharfen Rollsplittstein einen Platten beschert. Davon lasse ich mich aber nicht beeindrucken, im nächsten Winter kommen sie wieder rauf.

Originalbereifung sind die DURANOs, und mit ihnen habe ich in der besseren Jahreszeit ebenfalls 5.000 km zurückgelegt. Einen Platten gleichzeitig rechts und links (Rollsplitt) hatte ich, sonst nichts. Sie *sollen* um die 4 km/h schneller sein als die M+, meine Bestätigung bleibt noch aus.

M+ und Durano sehen so aus, als ob beide noch einmal 5.000 km erleben könnten. Bei den Duranos wird es aber knapp werden, und mir würde wahrscheinlich das Pannenrisiko bei zu dünner Reifendecke zu hoch werden.

Die Duranos müssen bei höherem Druck gefahren werden, aber ab 6 bis 8 bar sind sie deutlich unkomfortabler als die (auch schon recht steifen) M+.
Obwohl die M+ dafür bekannt sind, keine gute Nässehaftung zu bieten, fühle ich mich mit ihnen viel sicherer. Mit hart aufgepumpten Duranos versetzt/springt mir das Heck bei Asphaltschäden zu oft.

Nach 1.000 km hatte ich einen Speichenriss (am Nippel, ungewöhnlich), sonst nichts. (Auch ungewöhnlich).
Leider haben die vielen brutalen Schlaglöcher doch einige leichte Höhenschläge in der Felge hinterlassen, sie sind manchmal gut zu spüren.

Die Scheibenbremsen geben mir ein gutes Sicherheitsgefühl, haben mich noch nie im Stich gelassen, und sind Voraussetzung für den Betrieb eines Nabendynamos.
Neben Luftaufpumpen und Kette ölen steuern sie aber einen weiteren Wartungspunkt hinzu und erschweren einen (nur selten nötigen) Radausbau.
Mit dem Aufkommen der jetzt erhältlichen größeren 90-mm-Trommelbremsen würde ich evt. eine neue X-Stream nicht mehr mit den Scheibenbremsen kaufen. Die Wartungsarmut der Trommelbremsen ist legendär. Aber die hervorragende Funktion des Nabendynamos auch….

Die Originalbremsbeläge der Avid BB7 (Sintermetall) halten bei mir mindestens 5.000 km. Welche von Swiss-Stop waren dagegen nach 1.000 km fertig.
Bremsenquietschen kenne ich nur ansatzweise, lässt sich mit einer Neuausrichtung des Bremssattels beheben.


Fahrwerk

Durch die verwindungssteife Karosserie und den niedrigen Schwerpunkt lässt es sich gut in Kurven hineinstechen. Nur auf der rechten Seite vorne habe ich eine Führungsbuchse im Stoßdämpfer und 2 Kugelgelenkköpfe ersetzen müssen, um ein geringes Spiel wegzubekommen.
Die unteren, großen Kugelgelenke sollten öfters einen Tropfen Öl abbekommen, sonst (typischerweise ein Tag nach heftigem Regen) können sie schwer ortbare Knarzgeräusche verursachen und schneller verschleißen.
Quietsch- und Knarzgeräusche (auch von der Schwinge hinten) sind mir sonst fremd.

Ich könnte mir vorne einen minimal größeren und hinten einen minimal kleineren Federweg wünschen (oder eine bessere Dämpfung hinten), dann wäre das Fahrwerk harmonischer. Zur Zeit „knallt“ es mir vorne bei Schlaglöchern manchmal gar zu heftig, während mir das Heck zu schwammig-komfortabel erscheint.

Lenkung

Bei den ersten Fahrten war die Lenkung sehr ungewohnt, später dann sagte ich mir: Panzerstick oder Zentrallenkung – völlig wurscht. Funktionieren beide prima.
Mittlerweile (habe noch einmal querprobiert) gefällt mir die Panzersticklenkung der LEIBA besser. Leichter, genauer kontrollierbar, spielunanfällig und „aufgeräumt“.
Ich vermisse aber manchmal die Möglichkeit beide Arme auf dem Körper ablegen zu können, oder „freihändig“ zu fahren, indem ich mit den Beinen die Lenkstange kontrollieren kann.

Für eine angenehmere Panzersticklenkung könnten die beiden Hebel etwas niedriger angebracht sein oder es sollte eine Armlehne vorhanden sein.


Sitz

Der Sitz hat in CFK eine tolle Optik. Leider schneiden die angebrachten großen Lüftungslöcher sehr ins Rückenfleisch, wenn man ohne Auflage fährt. Besser fände ich keine Löcher in der Rückenlehne.
Eine Ausbuchtung für die Wirbelsäule fehlt mir auch, die Haut über ihr wird im Laufe der Monate hornhautähnlich (oder wund).
Ich habe diverse Sitzauflagen ausprobiert und meine billigste Lösung ist die angenehmste:
Links und rechts der Wirbelsäule habe ich eine Lage Isomatte aufgeklebt. Sonst nichts.

Ab- und zu habe ich Probleme mit Schmerzen im Sitzfleisch (Recumbent Butt) nach besonders langen Fahrten. Ich experimentiere noch mit Unterstützungselementen an verschieden Stellen am Po oder im Kreuz, bislang ohne Erfolg.

Geräuschniveau

Ganz klar: Es gibt bedeutend lautere VMs . Aber Wunder darf man in einer geschlossenen Kabine nicht erwarten.
Die Kopfhaube führt zu ordentlich hohem Geräuschpegel während der Fahrt. Ohne Kopfhaube wird es bedeutend besser und ohne Einstiegslukendeckel wird es ungewohnt leise.
Aber wenn man dann nur das sehr offene Versatile-Dach auf dem sonst offenen VM installiert, kann man sich schon wundern, wie sehr dadurch die Kommunikation mit Mitradlern gestört wird. Das mag man als in einem Meter Abstand nebenherfahrender Mitradler nicht glauben.
 
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AW: 10.000 km oder 1 Jahr mit der LEIBA X-Stream

Wetterschutz Kälte/Hitze

Nun habe ich mit der X-Stream in jeweils extremer Weise die Jahreszeiten erleben dürfen.
Herauskristallisiert hat sich bei mir:

Ich fahre grundsätzlich mit einem sehr dünnen Trikotunterhemd und kurzer Hose. Eine dünne Laufhose und ein Trikot obendrüber gibt’s im Winter unter 5 Grad bzw. ein Langarmtrikot oder eine dünne Windjacke zum Warmfahren im Winter die ersten 20 Minuten.
Etwas Langärmeliges gibt’s anfangs auch bei bis zu 15 Grad, wenn die X-Stream offen gefahren wird.
Durch den hervorragenden Windschutz war Kälte niemals ein Problem. Und überraschenderweise (aber nur in offener Ausführung und mit Versatile-„Sonnendach“) fahre ich auch bei 34 Grad im Schatten lieber mit dem VM als mit einem Normalrad.
Bei 38 Grad ist bei mir dann definitiv die Spaßgrenze erreicht, aber ein normales Fahrrad oder zu Fuß ist auch nicht besser…

Im Winter kommt das Versatile-Dach über die Leiba-Kopfhaube noch obendrüber, wenn Schnee oder Regen zu erwarten sind. Soll das Wetter trocken bleiben, lasse ich das Versatile-Dach lieber zu Hause. (Ist sonst etwas umständlich). Die Kopfhaube ist (als regulierbarer Kälteschutz) immer an den Einstiegsdeckel angebracht.

Sobald es die Temperaturen erlauben, „Kopf draußen“, also ohne Kopfhaube zu fahren, so ab 10 Grad, bleibt das Versatile-Dach montiert. Aus zwei Gründen: Schutz vor plötzlichem Regen und Sonnenschutz.
So etwa ab 18 Grad fahre ich auch ohne Einstiegslukendeckel. Dieser ist aber nur dann nicht an Bord dabei, wenn garantiert kein Regen möglich ist.
Ob 18 Grad oder 38 Grad: Ohne Kopfhaube ist das Versatile-Dach für mich ein „Muss“. Ein prima Schattenspender und der Fahrtwind wird auf ein erträgliches Niveau abgemildert.

Ich würde mir noch eine gute Verstaumöglichkeit des Versatile-Daches im Innenraum wünschen, fällt mir ein.


Geschwindigkeit

Schon sehr lange suchte ich nach Möglichkeiten, objektiv eine Geschwindigkeitseinschätzung vornehmen zu können. Alle Ausrollversuche brachten in etwa plausible Werte für CWa, waren aber ungeheuer ungenau. Es fehlt an geeigneten Strecken, und die Rechenformeln reagierten sehr sensibel auf kleinste Abweichungen der Messwerte.

Letztendlich sollte mir eine um 5 – 10 km/h höhere oder niedrigere Endgeschwindigkeit auf dem Arbeitsweg im Vergleich zu anderen VMs gleichgültig sein. Ich weiß, dass ich in der Ebene bzw. leicht bergab im Vergleich zu einem Rennrad sehr schnell fahren kann. Da ich mich aber im VM an die Verkehrsregeln halte, da ich viel Masse bei jedem Beschleunigen bewegen muss, da ich viele enge Kurven und steile Anstiege fahren muss, zählt bei mir ein niedriges Gewicht für eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit viel mehr als eine gute Aerodynamik.

Glücklicherweise habe ich inzwischen die Möglichkeit, mit einer SRM-Leistungsmesskurbel (Profiversion) endlich die tatsächliche Leistung beim Fahren abzulesen. Konstante, reproduzierbare Werte für Geschwindigkeit bei einer bestimmten Leistung zu ermitteln, ist dennoch nicht so einfach. Ich suche noch nach besseren Teststrecken und nach verifizierenden Wiederholungen.
Ein Diagramm konnte ich aber jetzt schon erstellen, und es sollte so falsch nicht sein.
Ich frage mich, wie sehr ich vergleichenden Kurven (z.B. von „Kreuzotter“) trauen darf. Z.B. ist dort schon die Gewichtsangabe für ein „Quest“ mit 32 kg nicht so ganz reell.

.


Fazit

Ich schaue mir z.B. gerne einen Milan an, wegen seiner hervorragenden Aerodynamik und gleichzeitig seiner Möglichkeit, ein niedriges Gewicht realisieren zu können.
Wenn ich aber an unangenehme Wetterbedingungen und an andere, bestimmte Alltagstauglichkeitseinschränkungen denke, bliebe ein schnelleres VM für mich nur ein „Zweitfahrzeug“.
Mit der Summe ihrer Eigenschaften habe ich mit meiner X-Stream einen glücklichen Griff getan und bin nach 10.000 km sehr zufrieden.
Abends in die Garage rein und morgens wieder raus zum Fahren, ohne zwischenzeitliches Geschraube, und ohne an das Wetter denken zu müssen – einfach nur selbstverständlich jeden Tag damit zu fahren – ich liebe es.
 

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Hallo Peter,

danke für diesen ausführlichen Bericht, der sich weitestgehend mit meinen Erfahrungen deckt.
Ich habe momentan meine X-Stream auf der Arbeitsbühne, weil mir genau auch das Geknarre aus der Vorderachse aufgefallen ist, die Kugelköpfe unten setzen sich gerne fest. Auch habe ich die Federbeinkolben in ihren Führungen im Verdacht. Ich gehe da wegen der guten Fließ- und Kriechfähigkeit mit Kettenfließfett ran.
Ich habe gestern mit Vasili telefoniert (z. Zt. im Urlaub, trotzdem immer ansprechbar und hilfsbereit!): Die neuen X-Streams haben jetzt oder sollen demnächst (so ganz war das nicht klar) für vorne Dämpfungselemente wie die VM aus dem Genpool der Allewedernachkommen erhalten.
Im Vergleich zum Alleweder würde ich auf jeden Fall die viel bessere Ganzjahrestauglichkeit hervorheben: Im Winter ist die X-Stream mit ihrer Haube und einer verschlossenen Fußöffnung ein vollwertiges vollgeschlossenes VM, warm und trocken und meiner Meinung wärmer als die Leitra; im Sommer ist sie offen, leise und luftig. Meine Erfahrungen mit dem Fahrverdeck vom Alleweder A4 aus LKW-Plane (Spezi!) sind nach Vergrößerung der Kopföffnung sehr positiv, sie erweitern das Einsatzspektrum der X-Stream auch auf wechselhaftes Wetter der warmen Jahreszeit.
Für eine kommende Generation der X-Stream würde ich mir wünschen: Ein etwas konvexeres Heck für mehr Kofferraum und bessere Aerodynamik. Der abfallende Kofferraumboden wäre bei einem hinter dem Sitz durchgehenden Rückspant wie beim FAW und der Beladung von oben wie bei den Novosport-Heckkoffern kein Thema mehr. Kleinkram könnte dann neben dem Sitz abgelegt werden. Eventuelle Strukturschwächen könnten möglicherweise durch einen ___/ -förmig verlängerten Aluträger als zentrales Element, das die Lasten des hinteren Federbeins und die Anlast der Rückenlehne aufnimmt, ausgeglichen werden.
Sonntag werde ich mit der X-Stream den autofreien Sonntag "Lahntal total" mitfahren, mal sehen, wie sie sich da schlägt.

Den Kauf der X-S habe ich bis heute keinen Tag bereut.

Grüße, Martin
 
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AW: 10.000 km oder 1 Jahr mit der LEIBA X-Stream

Hallo Peter,

Deine Erfahrungsberichte sind geradezu legendär.
Wenn ich das wünschen könnte: Du solltest noch mehr Velomobile fahren, so genau und objektiv bekommen das nur wenige hin. Deine Berichte über Dein cab bike haben mich verführt selber Velomobil zu fahren.

Gruß
Reinhard
 
AW: 10.000 km oder 1 Jahr mit der LEIBA X-Stream

Hallo Peter,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht und Deine Anmerkungen zu meinem Thread. Werde darüber nachdenken.

Gruß

Peter
 
AW: 10.000 km oder 1 Jahr mit der LEIBA X-Stream

Hallo Peter (aus Bonn!),
ohne zuvor auf den 1. DVLT Peters X-Stream ausführlich gesehen zu haben, hätte ich im Januar vielleicht nicht zugeschlagen, als ich eine gebraucht erwerben konnte. Nach meinem eng auf mich zugeschnittenen FAW wirkte die X-Stream zunächst groß wie ein Zweimannzelt, inzwischen habe ich den Eindruck, dass sie mir passt wie ein Maßanzug.

Außerdem:
Ich war vorhin auf einem Flugtag, der Flugplatz liegt auf einem kleinen Hochplateau. Die Abfahrt ist lang und reizt dazu, die X-Stream richtig laufen zu lassen. Eine Versuchung, der ich willig nachgab.
Feines Gefühl dabei, in der X-Stream mit unbedingt zuverlässigen Scheibenbremsen und nicht mehr mit den fadinganfälligen Trommelbremsen des FAW unterwegs zu sein!

Grüße, Martin
 
Ja, mich gibt es noch.

Aus beruflichen Gründen habe ich keine Möglichkeit/ Zwang mehr, zur Arbeitsstätte zu radeln.

Und wenn ich hier nur selten reinschaue, werde ich auch nur selten melancholich.

Als Freizeitfahrzeug ist die Leiba unnötig. Ich kann mir das Wetter zum Radeln aussuchen.

Ich werde wehmütig, wenn ich daran denke, wie angegossen mir die X-Stream passte.
Und wie wohl ich mich darin fühlte.

Letzten Endes haben unsere 2 VM's in der Garage einfach nur unnütz Platz belegt.

Ich habe gerade den Thread zum CabBike Hawk gelesen.
Da kommen Erinnerungen hoch.
Ich war damals auch seeeehr leidendsfähig.
Schade, dass man diese Charaktereigenschaft auch zum neuen CB aus Polen mitbringen sollte.
Erstaunlich die Parallelen. (Mit dem Ur- Cab-Bike aus Giessen fing ich an).

Meine Leiba war dagegen stets ein Vorbild an Robustheit.

Viele Grüße

Peter N.



P.S.
VM - Fahren kann ich Interessierten nun nicht mehr anbieten, aber Tretrollerfahren seit Längeren.
 
Hallo Peter,
das klingt wie ein Requiem. Jedes Ding hat eine Zeit und dann kommt eine neue Zeit. Melancholie bedeutet ja, wie Du weißt, schwarze Galle.
Für ein neues , anderes Zeitalter wünsche ich Dir wenig Galligkeit.
Liebe Grüße Ivo
 
@peter n. :
Also wenn es Dich tröstet, Peter: Du hast mich auf die X-Stream gebracht und die war bisher eine meiner besten Investitionen überhaupt. Nach gründlicher Anpassung auf meine Bedürfnisse ist das jetzt ein anspruchsloses, aber richtig gut laufendes Alltags-VM, das mir, wenn nicht gerade mein altes Dino als Schönwetteroldie im Einsatz ist, zu 90% das Auto ersetzt. Deine telefonische Kaufberatung war vom Feinsten, das vergesse ich Dir nicht so schnell.

Herzliche Grüße, Martin
 
Feines Gefühl dabei, in der X-Stream mit unbedingt zuverlässigen Scheibenbremsen und nicht mehr mit den fadinganfälligen Trommelbremsen des FAW unterwegs zu sein!
wobei sich hier bei den Trommelbremsen doch auch was getan hat...

70er vs. 90er Trommeln
mit Bremskühltürmchen
oder so wie beim Alpha7 innenblüftet
(und mit Hosen in Kombi mit Nuca-Duct)
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das reicht bei Marcel für die Schweizer Berge, für die Rocky-Mountains und die Appalachen - in einem VM das aufgrund der Aerodynamik bergab sehr sehr schnell wird (er hat was von ca 120km/h beim TABR z.b. erreicht)

das ganze gibts dann von Ginkgo wenn man will auch noch mit hydraulischer Betätigung

also wie gesagt: auch da hat sich was getan
 
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auch da hat sich was getan
Ja schon, grundsätzlich wird so ne Trommel halt heiss, das Alu dehnt sich aus, und aussen sind dann da Speichen rangemacht, an das heiss werdende Ding. Da fände ich gescheite Naben, bzw. Felgen, also solche mit Einstandstiefe, also z.B. wie Alligt's Leo Visscher sie entwickelt, schon interessant. Das olle Rotovelo (Scheiben) verzögert deutlich besser als mein Strada (90er Trommeln): Super dosierbar, pflegeleicht, frieren nicht ein, kein Fading.
Aber Strada und Roto sollte man nicht vergleichen und hier gehts um Leiba. Und die lässt die Wahl. Ich würde Scheiben nehmen.
 
wobei sich hier bei den Trommelbremsen doch auch was getan hat...

70er vs. 90er Trommeln
mit Bremskühltürmchen

das reicht bei Marcel für die Schweizer Berge, für die Rocky-Mountains und die Appalachen - in einem VM das aufgrund der Aerodynamik bergab sehr sehr schnell wird (er hat was von ca 120km/h beim TABR z.b. erreicht)

In den Rockies muss man auch nicht wirklich bremsen, wenn man auf dem Highway fährt.
Enge Kurven gibt's da nicht.

Ich hab's da auch einfach laufen lassen (mit knapp über 120 km/h) und einfach nicht gebremst. Geblitzt wurde Ich nicht.
Bei uns würde das nicht gehn, da gibt's überall enge Kurven oder Kreuzungen/ Stopschilder.

Bei 90er Trommeln mit KT muss man sich aber auch in den Alpen keine Sorgen mehr machen.

also wie gesagt: auch da hat sich was getan

Da hast du Recht !
 
Aber Strada und Roto sollte man nicht vergleichen und hier gehts um Leiba. Und die lässt die Wahl. Ich würde Scheiben nehmen.
am Trike hab ich Scheibe - und nach 10.000km schon das 3te mal Beläge gewechselt
am Velomobil hab ich trotz höherem Gewicht und höherer Geschwindigkeit nach 30.000km immernoch die selben Beläge
is weniger Fummelei mit Trommel
 
@peter n. :
Also wenn es Dich tröstet, Peter: Du hast mich auf die X-Stream gebracht und die war bisher eine meiner besten Investitionen überhaupt. Nach gründlicher Anpassung auf meine Bedürfnisse ist das jetzt ein anspruchsloses, aber richtig gut laufendes Alltags-VM, ...
Kann ich nur unterstreichen. Mein gutes Mungo musste gehen, bin ich einfach nicht mehr gefahren. Das Bessere ist der Feind des Guten:D.
am Trike hab ich Scheibe - und nach 10.000km schon das 3te mal Beläge gewechselt
am Velomobil hab ich trotz höherem Gewicht und höherer Geschwindigkeit nach 30.000km immernoch die selben Beläge
is weniger Fummelei mit Trommel
Trifft es voll und ganz. Dreck und Scheiben passen auch nicht wirklich zusammen. Das kann ganz schön nervig sein. Die Trommelbremsen funktionieren einfach, da muss man nicht dauernd nachstellen oder schon wieder Beläge wechseln, die klingeln nicht ständig, und das Gekreische wenn bei Regenfahrt mal wieder der Dreck auf Scheiben getropft ist ist den Trommeln auch fremd. Was den Trommeln etwas abgeht, ist die Bissigkeit der Scheiben und etwas nervig ist Quitschen beim ersten Bremsvorgang, wenn sie etwas gestanden haben. Aber ansonsten fahren und vergessen. Wem sie zu heiß werden, kann es ja mal mit zusätzlicher Wasserkühlung probieren, soll auch noch für erhöhte Sauberkeit (in der Bremse) sorgen.
 
und das Gekreische wenn bei Regenfahrt mal wieder der Dreck auf Scheiben getropft ist ist den Trommeln auch fremd
Hast Du wirklich schon mal Trommelbremsen benutzt? Ich habe von meinen 16 bisher benutzten Trommelbremsen keine erlebt, die weniger gekrischen hat als auch nur die lauteste meiner 10 Scheibenbremsen.
C.
 
hmm.. vielleicht liegts an Velomobil vs. offenes Trike ?

im VM kann trotz Regen die Trommel recht trocken bleiben
die Scheibe hingegen wird auch im VM im Radkasten nach den ersten Metern zugesaut mit Dreck...

am Trike kriegt die Trommel vielleicht mehr Wasser ab bei Regen ?
nur eine Vermutung..

aber ja: auch meine Trommel im VM quietscht (manchmal) bei Regen
oft aber ist sie leise - tendentiell leiser/seltener quietschen als die Scheiben die ich bis jetzt an meinen Rädern bei Regen so hab (Trike, Fujin, 5 MTBs)
 
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