Als Radfahrer unterwegs, die Angst fährt mit

Moin!

Ein Bericht, der die Radsituation in Frankfurt/Main nicht schön redet.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/als-radfahrer-unterwegs-die-angst-faehrt-mit-15611655.html
Kann ich im übrigen 100% bestätigen.

Ohne je in Frankfurt Rad gefahren zu sein: Kompetenter Artikel! Als politischer Redakteur scheint der FAZ-Journalist einen schärferen Blick auf das Thema zu haben als die üblichen "Motor und Technik"-Fachleute.

Ich gebe dem Autor auf jeden Fall recht, daß "Krieg" das falsche Wort ist. Ich halte es für einen "Revierkampf": Die Beinahe-Unfälle und das "Unverständnis" der Autofahrer sind Mittel zum Zweck. Radfahren soll sich gefährlich anfühlen, dann gibt es nicht so viele Radfahrer, mit denen die Autofahrer den Verkehrsraum teilen müssen.

Woran ich zweifele, ist, daß der Konflikt durch getrennte Wege gelöst werden kann. Schon alleine deswegen, weil kein Radweg kreuzungsfrei am Autoverkehr vorbeigeführt werden kann.

Die Lösung kann nur darin bestehen, der gewalttätigen Wahrscheinlichkeitsdrohung durch die Autofahrer eine rechtliche Wahrscheinlichkeitsdrohung entgegenzustellen. Ich glaube, die Holländer haben das so gemacht, und es hat ziemlich gut funktioniert.

Tschüs!

Hein
 
Na ich weiß nicht, ich empfinde das beiweitem nicht so schlimm. Autofahrer speziell in und auch um Frankfurt sind im Verhältnis dazu, was ich anderswo schon erlebt habe, ziemlich nett und geduldig gegenüber Radfahrern. Dafür ist das Verhalten eines nicht zu unterschätzenden Teils der Radfahrer im Straßenverkehr dieser Stadt unter aller Sau. Von daher sind weder Radfahrer noch Autofahrer hier die besseren Menschen, aber der Großteil pflegt ein erstaunlich gesittetes Miteinander.

Martin
 
Na ich weiß nicht, ich empfinde das beiweitem nicht so schlimm. Autofahrer speziell in und auch um Frankfurt sind im Verhältnis dazu, was ich anderswo schon erlebt habe, ziemlich nett und geduldig gegenüber Radfahrern. Dafür ist das Verhalten eines nicht zu unterschätzenden Teils der Radfahrer im Straßenverkehr dieser Stadt unter aller Sau. Von daher sind weder Radfahrer noch Autofahrer hier die besseren Menschen, aber der Großteil pflegt ein erstaunlich gesittetes Miteinander.
Dem kann ich als (bisher nur) Up-Fahrer in Frankfurt nur zustimmen. Bin seit 10 Jahren in Frankfurt und hatte bisher keinen Zwischenfall, wo ein Autofahrer aggresiv auf mich reagiert hätte. Übersehen passiert schon mal - auch ein paar mal schon belehrend angemeckert worden... aber halt nie aggressiv! Außerdem nehmen nach meinem persönlichen/subjektiven Eindruck die kritischen Situation eher ab als zu! Im Umland von Frankfurt finde ich allerdings das Miteinander zwischen Radfahrern und Autofahrern DEUTLICH unentspannter. Wahrscheinlich sind in der Stadt deutlich mehr Autofahrer zu anderen Zeiten auch Radfahrer als dies im Umland der Fall ist - ist aber nur meine Vermutung...

Das die Verkehrspolitik auch in Frankfurt noch viel Luft nach oben hat steht außer Frage - aber auch die hat sich in den letzten Jahren (in Frankfurt) deutlich zum Besseren gewendet.

Gruß, Uwe
 
ich empfinde das beiweitem nicht so schlimm
Dem schließe ich mich an! Auch wenn Frankfurt alles andere als ein Radler-Paradies ist: wer defensiv, aber präsent und selbstbewusst fährt, hat nicht viel zu fürchten.

Der Artikel wurde als Erwiderung auf diesen Artikel geschrieben, und der stellt meine Erfahrungen erheblich besser dar!

Es kommt meines Erachtens sehr auf das eigene Selbstverständnis an. Ich rechne immer mit dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer - vom Hund über Fußgänger, Radler, Mopped-Fahrer bis zum Lasterfahrer. Dadurch habe ich immer genug Reserven, und ich empfinde die Fahrt durch Frankfurt entspannt. Außerdem gibt es mir sehr häufig die Gelegenheit, mich positiv überraschen zu lassen (y)
 
Meine Fahrten durch FFM fand ich bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Allgemein scheint der Frankfurter Verkehrsteilnehmer eher was Liegendes als Fahrzeug eher zu erkennen, als im Umland. Ich führe dies auf eine höhere Rad- und Liegeraddichte zurück.

Im Umland ist diese Erkenntnis noch nicht bei allen angekommen.
 
Die rechtliche Handhabe gibt es dafür schon lange
...wenn Du hinreichend plausibel machen kannst, dass es Absicht war und das durch Dashcam oder Zeugen belegen kannst.

Ich find ja auch dass das Miteinander wesentlich weniger einseitig geworden ist, aber gut ist es noch lange nicht. Wer das Faustrecht einfordert kann es weiterhin straffrei haben. Und viel wird halt probiert ob man sich die Vorfahrt erzwingen kann und ob der Radfahrer aus Selbstschutz bremst. Angsthase spielen mit ungleichen Voraussetzungen.
 
Als Frankfurter kenne ich die Problemstellen gut. Kaum Anlass zu beschweren. Im Moment läuft gerade die Aktion STADRADELN. Da kann kann nebenher neben dem km Sammeln noch auf Hindernisse hinweisen. Als Radfahrer werde ich in Ffm nicht ausgebremst, als Autofahrer schon. Durch Übung bekommt man einen 7. Sinn für Gefahrenpotential und weicht aus. Einer Entenfamilie konnte ich letzte Woche leider nicht ausweichen und habe leider ein paar Küken umgenietet..
Ich gehöre auch zu denen, die fahren, wenn frei ist, auch wenn die Ampel noch rot hat. Mit den Jahren eignet man sich einen Fahrstil an, der passt. Ich mache Platz, wenn Überholen für Atos möglich ist. Ich mache mich breit, wenn es nix bringt, überholt zu werden.
 
Moin!

Der Artikel wurde als Erwiderung auf diesen Artikel geschrieben, und der stellt meine Erfahrungen erheblich besser dar!

Naja ... wäre das ein Forumsbeitrag, würde ich dem Autor Trolling mittels Strohmann vorwerfen: "Mancher spricht sogar vom „Krieg auf den Straßen“", behauptet er - um die selbst aufgestellte Behauptung dann zu "widerlegen".

Und die Schlußfolgerung?

"Ich schreibe so freundlich über Autofahrer, obwohl ich in den vergangenen Tagen zweimal fast umgefahren worden wäre. [...] Als Radler muss man mit solchen Fehlern immer rechnen. Aber nicht, weil man sich in einem Krieg befände."

Oh, so sieht der Radfahrer-Alltag in Frankfurt aus? Klingt ja doch ein bißchen anders als die weiter oben dick herausgestellte Behauptung, daß für die Frankfurter Autofahrer "Velos zum selbstverständlichen Teil des Verkehrs geworden, dem sie rücksichtsvoll begegnen".

Vielleicht könnte der Autor sich mal daran erinnern, daß "Rücksicht" beinhaltet, anderen nicht auf lebensgefährliche Wiese die Vorfahrt zu nehmen.

Für mich sieht das aus, als ob da ein Autofahrer sich und den anderen Autofahrern die Welt schönschreibt, weil er ab und zu auch mal Fahrrad fährt. Tolle rücksichtsvolle Autofahrer, Radfahrer, "die Verkehrsregeln nicht beherrschen" oder "sie offenbar aus Prinzip ignorieren".

Das ist die übliche 08/15-Radfahrer-Schelte, und der ganze Artikel ist nur ein getarnter Pro-Autofahrer-Beitrag im Revierkampf. Ein Meter Seitenabstand, und der Autor ist des Lobes voll für das tolle Wegenetz in Frankfurt? Sockenpuppe ...

Tschüs!

Hein
 
Hallo,

Ich gebe dem Autor auf jeden Fall recht, daß "Krieg" das falsche Wort ist. Ich halte es für einen "Revierkampf"

Na ja, der Übergang ist fließend. Kämpfen zwei Individuen um den Zugang zu Ressourcen wie einem Territorium (oder Zugang zu Nahrung oder Fortpflanzungspartner), spricht man von Revierkampf. Kämpfen viele Individuen um Ressourcen wie z.B: ein großes Territorium (oder Rohstoffe), nennt man es Krieg. Auch bei Schimpansen gibt es regelrechte Feldzüge, manche Ameisenarten leben davon, andere Ameisenvölker zu überfallen wie damals die Wikinger.

Die Beinahe-Unfälle und das "Unverständnis" der Autofahrer sind Mittel zum Zweck.

Wenn nichts passiert, nennt der Biologe es Kommentkampf. Es wird gedroht und geschubst und gelärmt und sich aufgeplustert, bis der "Schwächere" das Feld räumt. Bei vielen Arten und im Straßenverkehr ist der Übergang zum Beschädigungskampf möglich. Wenn es schlecht läuft, stirbt einer oder sterben beide, wie im Verkehr.

Radfahren soll sich gefährlich anfühlen, dann gibt es nicht so viele Radfahrer, mit denen die Autofahrer den Verkehrsraum teilen müssen.

Das zeigt die eigentliche Dummheit der Aggressoren: Diese Radfahrer helfen dann, als Autofahrer den Stau zu bilden.

Woran ich zweifele, ist, daß der Konflikt durch getrennte Wege gelöst werden kann. Schon alleine deswegen, weil kein Radweg kreuzungsfrei am Autoverkehr vorbeigeführt werden kann.

Exakt, und viele Zuwege zu Zielen des Radverkehrs sind zu schmal, um die Verkehrsarten zu trennen - es sei denn, man schließt den Kraftverkehr aus.

...wenn Du hinreichend plausibel machen kannst, dass es Absicht war und das durch Dashcam oder Zeugen belegen kannst.

Irrtum. Wenn Polizei und Staatsanwaltschaft keinen Bock haben, läuft ohne Sach- oder Personenschaden gar nichts. O.k., man könnte eine Dienstaufsichtsbeschwerde etc. ausprobieren ...

Gruß, Klaus
 
läuft ohne Sach- oder Personenschaden gar nichts.
Ist wie mit der Presse. Du musst den Ermittlungsbericht selbst schreiben, dann stehen die Chancen gut. Ich hab neben den Rohdateien ein geschnittenes und kommentiertes Video gestellt, mit Standbildern und Unterhaltungswert. Fehlt nur noch Musik und Danksagungen.

Jetzt muss ich ankreuzeln ob ich zusätzlich eine Zivilklage anstrebe und wieviel Schadenersatz und "Genugtuung" ich möchte. Alles ohne Sach- oder Personenschaden, nur (nicht gaaanz alltägliche) Nötigung. Nichts was man nicht schon öfters erlebt hätte.
 
Was mir an dem Ursprungs-Artikel gefällt, ist, dass er die Aggression aus der Verkehrs-Situation heraus nimmt. Einen "Krieg" kann es nur geben zwischen "den einen" und "den anderen", in den meisten Fällen zwischen "uns guten" und "den anderen schlechten". In Frankfurt läuft seit einiger Zeit eine Kampagne für ein rücksichtsvolles Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, meist mit Bitten an die Autofahrer, auf die schwächeren Rücksicht zu nehmen. 1,50m Überholabstand und Rechtsabbiegen wurden ausdrücklich genannt.
Vielleicht könnte der Autor sich mal daran erinnern, daß "Rücksicht" beinhaltet, anderen nicht auf lebensgefährliche Wiese die Vorfahrt zu nehmen.
Oder er unterstellt eben keine Absicht. Ich gehe davon aus, dass die meisten Autofahrer eben gerade nicht Fußgänger und Radfahrer über den Haufen fahren wollen.
Ich wiederhole noch einmal:
Auch wenn Frankfurt alles andere als ein Radler-Paradies ist: wer defensiv, aber präsent und selbstbewusst fährt, hat nicht viel zu fürchten.

Klar - einzelne Idioten gibt es in jeder Gattung - dem Hörensagen nach sogar unter Liegeradlern und Velonauten. Als frommer Mensch bemühe ich mich, deeskalierend zu handeln. Damit fahre(sic) ich meist richtig gut, und im Blödfall der Fälle macht es durchaus Spaß, sich die Kohlen-versengte Haartracht des Gegenübers vorzustellen. :D

Um mich über andere zu ärgern, ist mir meist die Zeit zu schade. Wenn sich jemand mir oder anderen gegenüber wie ein Idiot verhält, schrecke ich auch nicht davor zurück, aus einer gelassenen, aber deutlichen und rechtlich abgesicherten Position für Gerechtigkeit zu sorgen. (Bsp: Kamera zücken und Nummernschild fotografieren, wenn jemand für "nur kurz beim Bäcker" den Radweg zuparkt. Kann man sehr freundlich machen - wirkt viel mehr, als wenn man der Aggro-Radler ist :p)
 
Moin!

Einen "Krieg" kann es nur geben zwischen "den einen" und "den anderen", in den meisten Fällen zwischen "uns guten" und "den anderen schlechten".

Die Logik des Artikels ist, "Früher war es viel schlimmer, also ist es jetzt gut."

Daß es nicht besonders gut ist, läßt sich ja daran erkennen, daß der Autor innerhalb weniger Tage nach eigenem Bekennen zweimal "fast umgefahren" worden wäre.

Auch, wenn das nicht absichtlich, sondern "aus Versehen" passiert wäre: Abbiegen, ohne auf Radfahrer zu achten, ist *nicht* rücksichtsvoll.

Was bleibt also vom Artikel? Der Autor findet das alles nicht so schlimm und verallgemeinert seine Erkenntnisse locker auf ganz Deutschland: "Es ist kein Ausdruck von Lokalpatriotismus, wenn ich die einheimischen Autofahrer hervorhebe. Denn wer regelmäßig in der Großstadt unterwegs ist, hat schlicht mehr Erfahrung mit dem Betrieb auf engen, mitunter überfüllten Straßen – und Zweirädern mittendrin."

Hier in Hamburg (Großstadt) ist im Mai eine Radfahrerin von einem Abbieger getötet worden, am gleichen Tag in München (gleichfalls Großstadt) ein Kind.

Und nicht mal drei Wochen später (wenn der Artikel wie auf der FAZ-Seite angegeben vom 27.05. stammt) schreibt der Redakteur in Frankfurt einen Artikel, in dem er die rücksichtsvollen Autofahrer lobt, Abbiegerowdies großzügig verzeiht und Radfahrer pauschal bezichtigt, "Vekehrsregeln offenbar aus Prinzip zu ignorieren". Das "erzürnt andere Verkehrsteilnehmer" natürlich "zu Recht".

Ausgezeichnetes Timing, um seine Sympathie und seine Mißbilligung so klar zu verteilen ...

Tschüs!

Hein
 
Hallo,

Hier in Hamburg (Großstadt) ist im Mai eine Radfahrerin von einem Abbieger getötet worden, am gleichen Tag in München (gleichfalls Großstadt) ein Kind.

und in Köln ein Siebenjähriger von einem laut Augenzeugin rasenden Müllwerker beim Rechtseinbiegen in den Verkehrsberuhigten Bereich. Der war sicher ortskundig und mit Großstadtverkehr vertraut, auch wenn Köln nur halb so groß ist wie HH oder M. Und auch in K ist der Radverkehr gerade großes Thema.

Gruß, Klaus
 
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