Troytec – Tobias und Dominik hören auf

Bei meinem Liegerad hieß es, das Material (Carbon, Epoxidharz, Abreißgewebe etc.) kostet um die 300 EUR. Fällt also nicht ins Gewicht, die Arbeit ist das Problem.

Und vom Aufwand her, bei Negativ-Technik:
...
Das Einpinseln und sorgfältige Drapieren der Carbon-Lagen kostet einfach seine Zeit. Den Rest kann man bei Serienfertigung etwas beschleunigen. Vielleicht schafft man drei Teile pro Tag, von der Größenordnung her. Bis man sie einbauen kann, dauert es noch einmal einen Tag (aushärten, tempern), erst dann stehen die Formen wieder zur Verfügung.

Super, vielen Dank, sehr interessant. Das ist doch gar nicht mal so schlecht. Naja, wenn man Aufträge hätte, könnte man davon sicher schon leben. Einen Rahmen verkauft man dann für vielleicht 1500 €? Darin muss dann bei kommerziellem Verkauf auch alles enthalten sein, also Produkthaftpflichtversicherung, Mwst., Rücklage für Reparaturen/Kulanz, Gewinn, Händlergewinn... was noch?
Wie lange dauert es denn eine neue Form für einen neuen Rahmen (z.B. Tretrollerrahmen) zu bauen? Braucht man einen großen Raum, der gut gelüftet ist oder ginge sowas auch im Keller? Wo lernt man sowas eigentlich? (Kurse? Oder ist das ein bestimmter Ausbildungsberuf?)

10 Carbon-Liegeräder im Jahr reichen natürlich nicht für's Überleben, wenn man nichts anderes macht. Für das Gehalt eines Facharbeiters müssten es wohl etwa 5 Rahmen im Monat sein, also 60 im Jahr, was arbeitsmäßig kein Problem wäre, soweit ich das erkenne, aber auftragsmäßig kaum klappt, wenn man nur Liegeräder baut. Das könnte der Grund für die Aufgabe der Troytec-Produktion sein, schätze ich.
j.
 
Der Malric von Zockra hatte das Geschäft zwischenzeitlich aufgegeben, nachdem ihm die Rentenkasse mitgeteilt hatte, er müsse bis Mitte 80 arbeiten, um nennenswert Rente zu bekommen. Inzwischen hat er (wohl) einen Beruf für's Geld und macht den Rahmenbau nebenher. Dabei nutzt er seit Jahren nicht oder kaum veränderte Formen (sehr aufwendig aus Aluminium hergestellt), die inzwischen abgeschrieben sein dürften. Solche Formen kosten fünfstellige Beträge.
Vielleicht kann man davon leben, wenn man sich sehr einschränkt und die Formen selbst bauen kann (Zeitaufwand! Daniel ist kein Maßstab, Normalsterbliche brauchen viel länger dafür).
Dennoch mußt Du eine richtige Werkstatt mit getrennten Räumen für Schleifen und Laminieren und Absauganlage, Temperofen usw. haben und auf jeden Fall Hautkontakt mit dem Harzgemisch und Einatmen der Dämpfe vermeiden. Für's Wohnzimmer oder auch den Keller ist das nix.
 
Danke! Carbonbau ist dann ggf. auch etwas gesundheitsschädlich?

Wie sieht es mit Positivbauweise aus? Peter Groeneveld baut Tretroller positiv und mit gutem Finish. Ist das pro Stück viel mehr Aufwand? Immerhin braucht es dann wohl keine Form.
j.
 
Danke! Carbonbau ist dann ggf. auch etwas gesundheitsschädlich?
Boah Jenne ist nicht wahr , oder?

Hier mal eine Datenblatt:
http://www.bgbau-medien.de/bau/epoxid/1.htm

Wie sieht es mit Positivbauweise aus? Peter Groeneveld baut Tretroller positiv und mit gutem Finish. Ist das pro Stück viel mehr Aufwand? Immerhin braucht es dann wohl keine Form.
Ich habe Peter mal per Zufall bei Hans getroffen.
Also er schafft wohl so 1-2 Rollerrahmen pro Monat. Den Kern kann er mittlerweile auf 0,1mm genau bauen.
Die Rahmen werden nach persönlichem Gutdünken verteilt und keinesfalls das in Rechung gestellt, was sie nach der Arbeitszeit kosten würden.
Wenn er die Arbeitsstunden in Rechnung stellen würde , könnte diese niemand bezahlen...

Tschö
René
 
Hm... scheint doch kein lohnender Job zu sein :). Insbesondere Gesundheitsgefahren finde ich nicht so prickelnd...
Positivbauweise ist also deutlich zeitaufwändiger, wenn man Negativformen schon hat.
j.
 
Positivbauweise ist aufwendiger als Negativbauweise, falls die Formen schon vorhanden sind, wenn du aber die Formen erst herstellen must sieht es wieder anders aus, erst ab einer gewissen Anzahl kann der Aufwand / Kosten für die Form wieder reingeholt werden. Preislich bist du mit 1'500 EUR für einen (Liegerad-) Rahmen (und vermutlich auch einen Roller) deutlich zu tief wenn es wirtschaftlich profitabel sein soll (Arbeitszeit zu westeuropäischem Lohn, Material, Werkstatt und Werkzeug usw). Als Beispiel: Zockra will 3'800 EUR für den "Frame Kit", wird mit Gabel, Sitz, Lenker etc sein aber eben mit Rente ab 80...
 
Ich denke, ich habe die Idee schon wieder verworfen. Alleine schon, weil der Markt zu klein ist, lohnt es sich wohl kaum. Würde mich aber mal interessieren, was aus den Troytec-Formen wurde.
j.
 
Ich denke, ich habe die Idee schon wieder verworfen
Wie stellst du dir das auch vor?
Heute back ich morgen brau ich übermorgen hole ich der Königin ihr Kind oder was?
Diejenigen, die das machen oder gemacht haben verfügen über jahrelange Erfahrung und können konstruieren usw.
Wenn man deine Fragen so liest erweckt das den Anschein als hättest du vllt mal im Baumarkt die Preise für 5 min Epoxy gecheckt... o_O
 
Mit Carbon habe ich allerdings gar keine Erfahrung. Unsere Firma (bin ganz normal angesteller Ing.) wird dieses Jahr wohl schließen und ich schaue einfach mal, was so möglich wäre, Brainstorming. Hätte Lust, was Neues zu machen. :)
j.
 
Ohne mich auszukennen, geb ich mal meinen Senf dazu :whistle: Oder anders gesagt: ich würde mir mal nen super leichten Tretroller wünschen (wäre wohl Carbon) wünschen, den man so klein zusammenklappen kann, dass er in den Rucksack passt. Aber keine kickboard, sondern nen richtigen mit 16/18/20 Zoll und Luftreifen. Wäre doch cool, mit dem schnellen Roller angenehm zur Bahn und dann Ruck Zuck im Rucksack verschwinden lassen. Schneller und bequemer als die ganzen Kickboards und kleiner leichter zusammengepackt als jedes Faltrad.

Gut, ist jetzt voll OT, aber @jenne: vielleicht willst du ja mal sowas bauen ;) Ok, wahrscheinlich wird es so teuer, dass man mit dem Taxi fahren kann, aber ich fänds trotzdem :cool:
 
So ein Teil fände ich auch klasse. Allerdings passt es dann mit 16 bis 20" schon nicht mehr in den Rucksack. Dazu müsste es schon 12" oder noch kleiner sein. Kommerziell muss man wohl ganz einsteigen oder eben gar nicht. Und ich schätze, der Markt ist bei Liegern und auch Tretrollern derzeit schon etwas abnehmend. Davon könnte man nicht leben.

BTW: Dieses Jahr wird es hoffentlich soweit sein, dass die elektrifizierten Microroller legal auf öffentlichen Wegen zu fahren sind (wie bereits in vielen anderen Ländern). Wir haben so ein Teil schon zuhause und es fährt sich cool, echte 24 km/h: https://www.instagram.com/p/Bc3ekmpgF0A/?taken-by=jensseem
Der hat die Akkus im Lenkrohr, wiegt ca. 10 kg, bei 15 km Reichweite im Sommer (im Winter deutlich weniger).: https://www.amazon.de/City-Blitz-BLITZ-CITYBLITZ®-E-SCOOTER/dp/B074V78798
Aus Carbon gibt es da auch schon welche mit 30 km Reichweite und 7 kg Gewicht.

Ohne Motor läuft auch mein BMW-Roller schon ganz gut: https://www.instagram.com/p/BcUkpQUAuiX/?taken-by=jensseem
4,7 kg, ca. 200 €.

Trotzdem fände ich einen 20"-Roller aus Carbon als "Car Dinghy" auch ganz cool. :)
j.
 
Stimmt, 20 ist vielleicht zu groß. Aber 16 ginge vielleicht - großer Rucksack halt ;)
Motor ist mir schon wieder zu komplex/schwer, aber kommerziell wird es wohl dahin gehen (wenn man das mal überall fahren kann).
 
Clemens Bucher hat mal einen kleinen Roller mit Luftreifen gebaut. Wäre interessant, ob der besser läuft als der BMW-Roller.
Je nach Belag läuft der Speedy sicher besser. Ich habe ihn aktuell von meinem Vater geliehen, der inzwischen mehr auf große Roller abfährt, und nutze ihn als Faltradersatz in der Stadt, nachdem wir unser Birdy verkauft haben (stand zu viel rum und brauchte dabei mehr Platz als der Roller). Durch die 50mm breite Luftbereifung rollt er halt total ruhig und leicht und verkraftet auch mal leichtes Pflaster. Im Moment will er nur mal wieder das Lenklager eingestellt bekommen, was aufgrund der Konstruktion nicht ganz trivial ist (quasi Ahead ohne Möglichkeit des Vorspannens)...

Gruß,
Martin
 
Wie lange dauert es denn eine neue Form für einen neuen Rahmen (z.B. Tretrollerrahmen) zu bauen?
Für Kleinserien wie etwa Kreuzotter: Bau von Urmodell und Formen = doppelt so lange wie der eigentliche Fahrradbau; und dazu kommt noch der Entwurf.

Aber da gibt es auch große Unterschiede. Wenn man die Urmodelle aus Holz baut und per Hand schleift und Trennebenen baut, geht da richtig viel Zeit drauf. Und ob eine GFK-Form das Richtige für eine Serienproduktion ist, weiß ich nicht. Eleganter ist es, das Modell komplett auf dem Computer zu konstruieren (wobei es da viel Handarbeit ist, die Übergänge fließend hinzubekommen) und aus Alu fräsen zu lassen, aber das kostet dann die erwähnten viele tausend Euro.
Braucht man einen großen Raum, der gut gelüftet ist oder ginge sowas auch im Keller?
AFAIK hat Epoxidharz keine giftigen Dämpfe, anders als Polyesterharz. (Lediglich Hautkontakt muss man vermeiden.) Sollte man also schon im Keller machen können. Aber dazu kommt ja noch schleifen etc., da braucht man schon eine ordentliche Absaugung.
Dennoch mußt Du eine richtige Werkstatt mit getrennten Räumen für Schleifen und Laminieren und Absauganlage, Temperofen usw. haben und auf jeden Fall Hautkontakt mit dem Harzgemisch und Einatmen der Dämpfe vermeiden.
Temperofen geht auch einfach: isolierte Kiste bauen, Heizlüfter rein.

Kurz gesagt, man kann mit einfachen Mitteln im Keller viel erreichen (die Kreuzottern und Razz-Fazz wurden so gebaut). Aber ich weiß nicht, was man für eine Serienproduktion für einen zusätzlichen Aufwand treiben muss. Z.B. bei den Formen, wenn bei einer GFK-Form immer wieder Beschädigungen im Formenharz auftreten, die man reparieren muss, lohnt sich langfristig eine teure Alu-Form.
 
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