Ostern nähert sich und ein paar freie Tage sind zum Greifen nahe!
Deshalb beende ich meine "A-Musterphase" mit meinem ersten Velomobilselbstbau, um der nächsten Prototypengeneration Platz zu machen
Hier mein Resümee nach einem halben Jahr Einsatz und ca 3500 km.
1) Die Verwendung eines fertigen Trikes als Fahrgestell erleichtert den Selbstbaueinstieg (habe KMX verwendet)
2) Ohne Federung mit 8bar Reifendruck ist nicht alltagstauglich für mich. Bin auf BigBen mit 2,0 bar umgestiegen, die Federwirkung empfinde ich als deutliche Verbesserung.
3) Aus Holz und Bügelfolie lässt sich eine steife und leichte Konstruktion erstellen. Die Oracover Bügelfolie würde ich jedoch nicht mehr freitragend verwenden, da sie doch recht empfindlich ist. Das Ausbessern ist jedoch kein Problem. Erst als sich lokal der Klebstoff vom Holz gelöst hatte wurde es knifflig (hat im Winter etwas eingesetzt, vielleicht wegen der niedrigen Temperaturen?)
4) Ein Blinker ist einfach ein super Komfort, deswegen habe ich welche nachgerüstet
5) Beim Thema Licht habe ich im Winter einiges ausprobiert. Das STVO Licht kann man komplett vergessen, da bei den Geschwindigkeiten die Reichweite viel zu gering ist (fahre überwiegend durch unbeleuchtetes Überland). Turbo LEDs, die nicht geschirmt sind, kommen nicht gut bei manchen entgegenkommenden Radfahrern an, obwohl diese auf den Boden leuchten
Eine einzelne helle ausgerichtete Leuchte findet ohne Probleme Akzeptanz.
6) Ein Unterbodenschutz und Seitenscheiben erhöhen deutlich die Fahrfreude bei Kälte (Überraschung...)
7) Meine Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf dem Radweg betrug zwischen 30-35 km/h
8) Schutzbleche sind unerlässlich, wenn man nicht bei Nässe sich selbst mit Dreck vollschaufeln möchte
9) Die KMX Bleche sind sauteuer (199 €), der Selbstbau ist sehr knifflig, aber durchaus machbar.
10) LED Strips als Tagfahrlicht können gut aussehen und sind günstig.
11) Seitenwind sorgt für spürbar Vortrieb bei ausgeprägter Keilform
12) Die Scheiben sind das A und O bei Nässe und in Dunkelheit. Die anfänglichen Baumarktacrylglasscheiben waren bereits nach kurzer Zeit unbrauchbar. Plexiglas Optical HC hält bis heute problemlos. Mein neues Velomobil erhält Makrolon.
13) Das Gewicht ist mit 250 W Motor kein Thema in der Ebene, ohne ist es doch recht mühsam und deutlich langsamer
14) Kein signifikanter Verschleiß an Kette, Ritzeln oder Bremsbelägen.
15) Akku hat im Winter gut an Kapazität verloren. Nun bei den wärmeren Temperaturen hat er sich zum Glück wieder berappelt
16) Velomobil nie komplett geschlossen, da ich den Fahrtwind einfach liebe und spüren möchte. Hatte nie eine beschlagene Scheibe
=> keine Panne
=> 98 % positive Reaktionen der Umwelt
=> an Polizei mehrfach vorbeigefahren, nur interessierte Blicke geerntet
=> viel Fahrspaß und eine echte Bereicherung in meinem Lebensgefühl
Fazit: Für den ersten Wurf bin ich sehr zufrieden und froh, dass ich den Schritt zum Eigenbau für den täglichen Gebrauch gewagt habe. Ich hoffe ich kann andere damit auch auf den Geschmack eines Velomobils bringen