Traurige Nachricht: Jürg Zryd

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Liebe Liegeradgemeinde

Der Vorstand von Future Bike ist bestürzt über den viel zu frühen Tod unseres langjährigen ehemaligen Präsidenten Jürg Zryd.

Jürg war über die letzen Jahre ein äusserst aktiver und engagierter Präsident, der sich auf breiter Ebene für den Verein Future Bike einsetzte.

Auf humorvolle und bei Bedarf dezidierte Weise nahm er die Zügel in die Hand und war wirklich ein äusserst geschätzter „El Presidente“!

Auch wenn Jürg nicht persönlich im Forum aktiv war, so durften ihn doch auch viele hier im Forum kennenlernen, sei persönlich aufgrund seiner breiten Aktivitäten in der HPV-Szene, sei es durch seine Mitarbeit im WHPVA oder durch einen seiner vielen Artikel im Infobull.

Die Abdankung erfolgt am Donnerstag, 6. August 2015 um 14:00 Uhr beim Friedhof Killwangen-Spreitenbach.

Nach einigen besinnlichen und tröstenden Worte können Anwesende statt einem trockenen Lebenslauf einige Erlebnisse, die sie/er mit Jürg erlebten, erzählen, damit alle einen Einblick in sein vielfältiges Leben erhalten können.

Anstelle von Blumen wird um Beiträge an Organisationen wie die Krebsliga oder die Berghilfe gebeten.

Mit grosser Anteilnahme

Der Vorstand

vorstand15@futurebike.ch

http://www.futurebike.ch/page.asp?DH=2308&ID=3672

(Diesen Text veröffentliche ich auf Bitte einiger aktiver Forumsmitglieder, damit sichergestellt wird, dass auch etliche der "HPV"-Bekannten von Jürg ausserhalb des Futurebikes die Nachricht von seinem Tod zeitnah erhalten)
 
Ich durfte Jürg bei meiner Mitfahrt bei der Herbsttour 2012 aus den Erzählungen von Luzia, Rosemarie, Heinz, Sandro und Andi quasi aus der Distanz erleben. In Oerlikon auf der Rennbahn war er bestimmt auch dabei gewesen, hielt sich aber sicher so dezent im Hintergrund, daß ich ihn gar nicht bemerkte.
Als ich ihn dann bei der Maitour und beim Herbsthock in Dornbirn näher kennenlernte, hatte ich ihm schon viel Wissen voraus, ich erkannte ihn jedenfalls am Bahnhof Sargans sofort, was ihn doch ein Bischen irritierte. War da doch ein Unbekannter, der ihn gleich als Präsident identifizierte und sich vorstellte, damit das Wissen auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Wie die anderen schon in Domodossola erkannt hatten, lagen wir ziemlich auf gleicher Wellenlänge und haben uns beide in gelb bei goldenem Sonnenschein nach Dornbirn rollend lange unterhalten.
Er lud mich beim Herbsthock 2013 in Dornbirn dann gleich zum Herbsthock nach Stans ein, damit ich auch dort meine Bilder von der Radtour um die iberische Halbinsel zeigen könne. Auch dort kamen wir weiter ins Gespräch, bevor ich wieder zu Andi & Elisabeth zurückradelte. Weiter gings mit den Begegnungen, wie am Zürichsee während der Zweitagestour der Vorarlberger, wo er mit dem dritten gelben Fahrzeug ankam - man konnte ihn auch mal etwas aufziehen, wenn er ausnahmsweise nicht im fröhlichen gelb auftauchte, aber er selber strahlte immer Fröhligkeit aus.
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Bei der WM in Besancon war er am zweiten Tag dann auf einmal verschwunden, wir erfuhren von den Schweizern, daß er ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Jessie, Christoph und ich besuchten ihn dort, später besuchten einige vom Liegeradclub Vorarlberg ihn in der Schweiz während der Behandlung.
Ich traf ihn noch einmal im April auf der Spezi, schwer gezeichnet und in dem Moment gar nicht fröhlich gelb, auch nicht innerlich. Fast eine Stunde saßen wir im Außenbereich und erzählten, er auf der Bank, ich in meinem Leihrollstuhl. Wie er gehofft hatte, im Urlaub in Frankreich Ruhe und Zufriedenheit zu finden, was ihm aber nicht gegönnt gewesen war. Wie er eine neue Reise nach England plante und hoffte, dort an die schönen Erinnerungen früherer Reisen anknüpfen zu können, um wie eine gute Freundin von mir trotz der Einschränkungen nach der Krankheit wieder positiv das Leben leben zu können.

Leider können wir uns jetzt nicht mehr treffen, Jürg. Machs gut auf Deiner letzten Reise, mögest Du die ersehnte Ruhe und Zufriedenheit wiederfinden.

Tim
 
Mi presidente muy estimado,

trabajar con vosotros siempre fue un honor!

Vaya con dios, compenyero presidente, vaya con dios!
VENCEREMOS

Edgar
Kassenprüfer Futurebike
WHPVA Rekordkommission ("musch nur Ahdräähg abnickcha, füüf Minudda, ...")
 
Zuletzt bearbeitet:
Jürg verstand es schroff zu provozieren und aufwühlende Beiträge einzubringen. Egal ob es um Diskussionen und Forderungen direkt mit dem ECF ging oder darum dem WHPVA auf die Füsse zu treten. Meine (Arbeits-)Zeit mit Jürg war intensiv und gemäß seiner Art nicht immer "explosionsfrei" -geschweige denn harmonisch! Aber genau das war gut, wenngleich in den jeweiligen Situationen auch anstregend! Von dieser Art und Weise des Austausches zwischen den Vorständen der europäischen Vereine würde ich mir mehr wünschen!
Neben all der "trocknen" Arbeit war es einfach wunderbar mit Jürg in Wien im Rahmen der Velo City unsere Vereine zu präsentieren, und anschließend nach -natürlich- gelben Radschuhen zu suchen (!) und im Rahmen der SPEZI immer italienisch mit ihm zu essen.
Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen!
In Trauer
Heike
 
Wenn der Future Bike im Herbst im Verkehrshaus Luzern sein 30-jähriges Bestehen feiern darf, wird derjenige, der den Weg des Vereins die letzten zehn Jahre massgeblich gelenkt hat, nicht dabei sein können...

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Dass Jürg Zryd als Race-Abstinenzler plötzlich einer Fraktion von einspurig Rennverrückten und einer Mehrheit von eingespurten Passiven den steinigen Pfad auf schmalen Hochdruckreifen zeigen sollte, konnte ihn nicht abschrecken. Hauptsache Liegend geniessen und nicht buckelnd treten. Am 16. Januar 2005 wurde er von der GV in Biel einstimmig zum Präsidenten des Vereins Future Bike gewählt.

Zehntausende von Höhenmetern hatte er mit seinem Fateba Langlieger bepackt mit Lowrider Taschen in den französichen und italienischen Alpen überwunden. Im Sommer lud er die 300 Mitglieder zum ersten "Lowrider Spotting" im Jura ein: "Keine Anmeldung, kein Konvoi, keine Vorgaben, nur zufällige und unverhoffte Begegnungen mit Radlern, Einheimischen, Gümmelern, Racern, Familien auf Velos und anderen faszinierenden Menschen. Und sei freundlich zu Normalos..." . Es regnete - Nicht viele kamen, er war dabei, genoss es und berichtete darüber mit der inneren Gewissheit, dass die anderen schon noch auf den Geschmack kommen werden.

Jürg der Architekt mit eigener Firma (B&P) wusste, dass Konzepten stets Taten folgen müssen. Als die "Liegeradlounge" - eine Kollektion von unterschiedlichen geliehenen, auf Ikea-Drehständern montierten Liegeradsesseln und Tischchen aus Velopneus nach Friedrichshafen transportiert werden sollten, verluden wir sie kurzerhand in seinen Cadillac-Oldtimer. In der Messehalle baute er die Lounge gleich selbst auf und betreute sie zusammen mit seinen Kollegen vom hpv.org während 3 Tagen fachkundig.

Die von ihm geleiteten Vorstandssitzungen im Bahnhofbuffet Olten waren inspiriert, manchmal etwas chaotisch und immer kulinarisch untermalt. Jürg der Querdenker musste weniger Gegensätze im Leben überwinden als andere Menschen. Für ihn waren es unterschiedliche Facetten, die es richtig zu kombinieren galt. So führten Jürgs Speckwegtouren, die "maximal im Fettverbrennungspuls gefahren werden sollten" auch immer in feine Restaurants und bei einigen FahrerInnen zu mehr Speck aber immer auch zu mehr Schwung.
Auf der ersten dieser Sächsilüütä-Wochenendtouren fuhren wir zu dritt die Leventina hinunter, dem Ticino entlang und quer durch die überfluteten Reisfelder der Po-Ebene und erreichten schliesslich nach 2 Tagen und über 400 ereignisreichen Kilometern das Mittelmeer.
Mir eröffnete sich eine neue Dimension des Liegeradfahrens: Nicht nur immer im Kreis herum gegen die Uhr und die andern treten, sondern zusammen fahren, geradeaus - irgendwohin, ausgerüstet nur mit leichtem Gepäck und der Gewissheit, dass hinter den grauen Wolken die Sonne schon scheint.

Zu Jürgs Cadillac und zum Fateba gesellte sich im Fahrzeugperk zuerst ein Flevobike mit Knicklenker, dann ein Dreirad und schliesslich ein Zox Tieflieger. Letzterer hatte wie sein Besitzer Ecken und Kanten, war knallig gelb und trug Jürg auf den Herbsttouren des Vereins über alle möglichen Alpenpässe. Dass er jetzt, wo eeenddlich die Pyrenäen dran sind, nicht mehr dabei sein kann, tut mir schrecklich Leid.
Wenn Jürg einmal nicht persönlich dabei sein konnte, weil er z.B. gerade in Südamerika unterwegs war, hielt er uns per Email auf dem laufenden und schickte Bilder von Gegenden, erzählte uns Geschichten von Menschen oder liess sich vor alten Gebäuden mit Strohhut und elegantem weissen Anzug ablichten, was ihm den Titel "El Presidente" eintrug.

Zielstrebig und hartnäckig zeigte er sich in Diskussionen, z.B. wenn es darum ging, administrative Trägheit bei der Anerkennung von Rekorden durch die WHPVA offenzulegen. Doch er kritisierte nicht nur, sondern schrieb in einer langen Nacht die Satzung für den WHPVA zusammen und das in gutem Englisch, damit er sie gleich an den Präsidenten des "müden Vereins"" weiterschicken könne. -Es gelang mir gerade noch, ihn zu überreden, dies an unseren WHPVA-Vertreter zu delegieren.

Nach seinem Hirnschlag, den er während der letzten HPV-WM in Frankreich erlitten hatte, und trotz diagnostiziertem Krebs, kämpfte er sich ins Leben zurück, Er war zwar etwas stiller geworden, doch hatte ich, wenn Jürg gelegentlich am "Liegelunch" (gemeinsames Mittagessen mit Andi, Willy, Michi, Martin) in Zürich teilnahm, das Gefühl, dass er schon wieder Pläne für die nächste Reise schmiedete.

Jürg war ein begnadeter Erzähler und Schreiber. Seine Reiseberichte im Info Bull zeugen von seinem Witz und Charme. Schon nach einigen Zeilen wähnt man sich in einem Road Movie auf zwei Rädern mit Panoramablick. Die Bäume, die alten Häuser und die bunten Farbtupfer der Blumen in den Feldern, die schnell an uns vorbeiziehen, sind in ein sonniges, leicht gelbes Licht getaucht...

Lieber Jürg du wirst uns fehlen. Fahre ruhig mal weiter, man wird sich dann irgendwo am Ziel der Reise wieder treffen.

- Charly

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Es hat mich sehr gefreut an der Abdankung so viele bekannte Gesichter zu sehen welche von Jürg Abschied nahmen.

Es tat (mir) gut so diesen Verlust verarbeiten zu können. und sich nochmals an viele schöne gemeinsame Erlebnisse errinnern zu dürfen.

Die Familie von Jürg war positiv überrascht über den starke Präsenz der "Liegeradfraktion".

Für mich war Jürg eine Art väterlicher Mentor welcher mich an vielen Wegpunkte meines Liegeradlebens und von desen Erfahrung ich profitieren durfte.

Ich lernte Jürg bei meiner ersten Speckwegtour kennen und er war bei den meisten folgenden Anlässen nicht wegzudenken.

In besonderer Errinnerung bleiben die gemeinsame Reise zur WM in Monza oder die Pässetour ins Südtirol (Sella).

Beides Premieren für mich und wohl Routine für Jürg. Eine gute Zeit hatten wir aber hoffentlich beide.

Jürg hatte auch Ecken und Kanten:

So war er ein stoiischer Schönwetterfahrer, einen Regenschutz hatte er nie dabei, da er ja Schönwetterfahrer war und es somit nie regnen konnte wenn er unterwegs war.
Oft war der Wettergott aber anderer Meinung aber egal wie durchnässt und abgekühlt Jürg am Ende der Tour war, bei der nächsten Tour war wieder kein Regenschutz dabei.

Mit seiner Vorliebe für Gelb war er ein Paradiesvogel.
Er hatte gelbe Kleider, gelbe Schuhe, gelbe Velos.
Seine Vorliebe für Gelb ging soweit, dass ich einmal bei ihm (einem überzeugten Helmgegner) zuhause einen weissen Helm entdeckte.
Auf meine Frage nach diesem meinte er nur: Ich habe schöne gelbe Farbe parat und falls ich einmal doch einen Helm brauche, dann bin ich vorbereitet.
Auf den Touren / Treffen blieb es aber natürlich bei Käppi oder Panamahut.

Unvergessen auch seine Spaziergänge barfuss durch die italienischen Städte auf den Speckwegtouren.
Jürg reiste kensequent mit Minimalgepäck, 2 Sets Kleider, jeden Abend waschen im Hotel und entsprechend ging es lieber barfuss zum Abendessen als ein zweites Paar Schuhe mit zu schleppen.

Jürg war sicher auch ein Original. Ein Original im positiven Sinne, so wie dies im englischen Raum bewundert wird.
Er hatte seinen eigen Stil, war aber auch immer stilvoll unterwegs.

Im persönlichen Umgang / im Future Bike erlebte ich Jürg immer als sehr charmant, geistreich, gut gelaunt und humorvoll.
Er war immer gut für einen Spass und hatte eine sympathische ironische Art (und dies nicht nur gegenüber anderen sonder vor allem auch für sich selbst) die manchmal auch etwas zum Zynismus neigen konnte.

Im Futurebike war er sehr präsent, sei es bei der Organisation oder der Teilnahme von Anlässen.
Dabei drängte er sich aber nicht ins Rampenlicht sondern war auch oft eher diskret im Hintergrund.
Auch hier sehr umgänglich aber, falls nötig, bestimmt um effizient Resultate zu erzeugen.

In dem harzenden Austausch mit dem WHPVA gab er dann im Sinne der Sache auch mal Vollgas um diesen (sorry für die Formulierung) müden Haufen wachzurütteln und Endscheidungen zu forcieren. Ohne ihn würde dort vermutlich auch jetzt noch in Endlosrunden diskutiert werden und man hätte noch immer keine Verfassung.


Seine Begeisturung für Liegerad blieb bis zuletzt erhalten, auch wenn er zuletzt selber nicht mehr fahren konnte so wollte er doch auf seiner Reise diesen Juni nach England unbedingt das York Bike Festival besuchen und hoffte darauf mit alten und neuen Bekannten interessante Gespräche zu haben.

Jürg war ein Sonnenschein der im Future Bike schmerzlich vermisst werden wird.
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Andi
 

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Diese Seite fand ich gestern, nach dem Jürg's Privat Telefonnummer nicht in Betrieb ist.

In Juli habe wir das letze mal telefoniert.
Ob Du in London warst? Weiss ich nicht genau...
Ich reiste nach Griechenland und kam erst am 10 August zurück.
Einige Male versuchte ich Dich anzurufen. Ich dachte Du bist in London.
Gestern probierte ich wieder Dich anzurufen. Als Deine Privat Nummer nicht mehr in Betrieb war, suchte ich nach Dir in Internet.

Ich glaube meinen Augen noch nicht. So ein Verlust.

Jürg, Du hast mich begleitet als ich selber mit Lebertumor diagnostiziert war. Und Du warst immer da, wenn ich so verzweifelt war durch die Diagnose. Du hörtest mich zu und mit Deiner humorvollen und klugen Art fandest Du die richtige Worte um mich zu motivieren.
Du warst für mich vor allem ein toller Mentor.
Niemals könnte ich glauben, dass Du so früh gehst!

Ich glaube es noch nicht so richtig, dass ich von Dir nichts mehr hören werde!
Es tut so richtig weh einen guten Freund wie Dich verloren zu haben!
 
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