Kann ein Strada das Auto ersetzen? (Erfahrungsbericht)

Beiträge
49
Hi,

nachdem ich hier ja schon ein paar Fragen beantwortet habe möchte ich hier mal über meine ersten 850km mit meinem Velomobil Strada berichten.


Wie kam ich zum Velomobil?

Bis vor ein paar Jahren bin ich täglich mit einem normalen Trekkingrad zur Arbeit geradelt. Die Strecke damals von 13km lies sich so problemlos bewältigen. Nur über den Winter musste ich pausieren wenn die Radwege zu glatt zum fahren wurden. In meiner Freizeit bin ich dann noch viel MTB gefahren. Ich bin also mit dem Fahrrad als Alltagsfahrzeug vertraut. Allerdings verkaufte ich all meine Räder aus persönlichen Gründen und dann war gut vier Jahre nichts mit Radeln. Ich stieg wieder komplett auf Auto um.
Nach einem Umzug und Arbeitgeberwechsel kam in mir der Wunsch wieder auf mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Diesmal aber das ganze Jahr über. Also kam mir der Gedanke ein dreirädriges Liegerad zu kaufen. Nach ein wenig Recherche im Internet stolperte ich über dieses Forum und das Velomobil. Da kam mir entgegen das mein Arbeitgeber das Leasing über Jobrad unterstützt...


Warum das Strada?

Weil es eine Plattform ist die schon ewig gebaut wird und eher in die Richtung Alltags/Reisevelo geht. Ich war ja nicht auf der suche nach einem Rennrad sondern eher nach einem flotten gemütlichen Reiserad das von der Technik simpel und robust ist. Im Alltag ist es mir wichtiger einen Bordstein hoch oder runter zu kommen als die Durchschnittsgeschwindigkeit. Deswegen auch das Strada über dem Quest. Die paar Meter wenig wendekreis kommen einem im Stadtverkehr entgegen, auch wenn ich das Quest nie gefahren bin.


Probefahren? Kaufen??

Um es kurz zu machen. Ich hab ein paar Nachte drüber geschlafen, den entschluss gefasst mir ein Strada zu zu legen und es direkt bestellt. Keine Probefahrt, nichts dergleichen. Ich bin wohl einfach der Typ Mensch der einfach macht ohne groß zu zögern. Nach einer ewigkeit des wartens war es endlich abholberreit. Ich hab direkt eine Blechgarage gebaut und mein KFZ einer Bekannten geliehen. Ab jetzt hiess es wenn ich irgendwo hin will muss ich dort hin Radeln. Und das nach einem Monat und 850km kann ich nun meinen ersten Erfahrungsbericht abgeben denke ich.


Velo im Alltag

Der erste Schritt war es natürlich das Velo auf mich einzustellen. Und ich war erstaunt wie schnell ich eine angenehme Sitzposition gefunden habe. Vielleicht half mir da die erfahrung vom Upright, aber nach zwei einstellungen am Sitz und Tretlager habe ich nun ein Position mit der ich problemlos längere Strecken fahren kann. Und das einzige was Schmerzt sind die Muskeln. Naja die Jahre der Radabzinenz hinterlassen halt ihre Spuren. Gefeiert habe ich den Fakt das ich nicht ewig nach einem passendem Sattel suchen musste. Das hat mich an meinem Rädern immer ein haufen Geld und Zeit gekostet.

Meine Strecke zur Arbeit ist 20km lang. Davon sind rund 13km Überland und der rest geht durch eine Grosstadt. Einige ordenliche Anstiege sind auch dabei. Vom reinem Fahrprofil ist die Strecke nicht optimal für ein Velomobil. Gerade in der Stadt ist ein normales Rad sicher klar im Vorteil und das zusätzliche Gewicht macht sich bergauf natürlich bemerkbar. Allerdings sind beide Punkte nicht so extrem wie ich sie mir ausgemalt habe. Wer vorausschauend fährt (mit jedem Rad pflicht) und bergauf einen Gang runterschaltet kommt mit dem Strada in beiden fällen gut zurecht. In der ebene spielt das Strada dann seine Vorteile aus. Direkt bei der ersten fahrt konnte ich 30kmh locker erreichen und auch jeglicher Gegenwind verliert sofort seinen schrecken. Bei Regenwetter ist man relativ gut geschützt. Nur gefällt mir der Seriendeckel nicht. Er ist mit zu nah am Gesicht. Ich fühle mich eingeengt und die belüftung leidet auch sehr. Aber für den Notfall habe ich ihn immer dabei. Allerdings ist die fahrt bei Regen noch ein Abenteuer. Mit Brille sieht man schnell sehr schlecht da die Tropfen aufs Velo regnen und man ständig einen Sprühnebel im Gesicht hat. Ohne Brille sieht man dann gar nichts mehr. Da muss ich mir noch was überlegen. Vielleicht eine Windschutzscheibe? Mal sehen...

Allgemein hatte ich in den 850km nur eine Panne. Mir ist beim Schalten auf große Kettenblatt vorne die Kette runtergefallen. Natürlich mitten in der Nacht. Klar war das Problemlos zu beheben, bringt mich aber zu zwei Punkten die ich ansprechen muss. Erstens ist das arbeiten an einem Velomobil klar schwerer als an einem normalen Rad. Gerade das einstellen der Schaltung oder Dinge wie der Kettenabfaller ist ein graus (aber immer noch machbar). Und zweitens sollte man ein wenig Technikverständnis mitbringen. Zum Kettenawurf kam es nur weil die Anschläge des Umwerferst nicht korrekt eingestellt waren. Genauso war meine Schaltung hinten nicht sauber justiert. Ein problem das ich immer noch nicht hunderprozentig abgestellt habe. Ich denke das die Sram 11fach Schaltung hinten nicht für das Strada gedacht ist und am limit läuft. Das Schaltwerk ist zu weit von der Kasette entfernt aber ich bin mit der Einstellschraube schon an der Grenze. Da muss ich noch ein wenig basteln. Genauso bin ich mir sicher das eine der Schrauben von der Carbonschwinge von Anfang an zu lose war. Das Pendeln beim mitreten über 40kmh hab ich als eigendschaft des Strada abgetan (ist kein Rennvelo, nicht steif genut und was man hier so hört). Nun ist mir die lose Schraube gestern durch zufall aufgefallen und das Strada fährt sich wie ein ganz anders Fahrzeug. Auch scheuern sich die Schutztüllen der Bremszüge gefährlich an der Karosse auf. Das muss ich dringend angehen und verstehe nicht ganz warum da nicht im Detail schon längst was verbessert wurde.


Unterm Strich hatte ich noch nie so viel Spass beim Radeln. Das Strada ist ist ein zuverlässiges Alltagsfahrzeug. Aber jedermann kann man es nicht empfehlen. Ohne schrauben geht es nicht. Auch bei einer bewärten Plattform. Ich denke gerade der Punkt hält das Velomobil zurück. Lastenräder sieht man bei uns überall. Aber ausser einer Leiba habe ich noch kein Velomobil bei uns gesehen.


Na dann auf die nächsten 850km. Und falls es sich nicht so angehört hat. Ich liebe das Strada und ich merke erst jetzt wie ich das Radeln vermisst habe.
 

Anhänge

  • strada.jpg
    strada.jpg
    147,6 KB · Aufrufe: 316
dann war gut vier Jahre nichts mit Radeln. Ich stieg wieder komplett auf Auto um.
Ich hab ein paar Nachte drüber geschlafen, den entschluss gefasst mir ein Strada zu zu legen und es direkt bestellt. Keine Probefahrt, nichts dergleichen.
Ab jetzt hiess es wenn ich irgendwo hin will muss ich dort hin Radeln.

Das nenne ich mal echt mutig, Hut ab!
Freut mich dass es offenbar gut geklappt hat!
Und das Strada fand ich auch schon immer gut...
Weiter allzeit gut Fahrt (y)!

Viele Grüsse
Oliver
 
Glückwunsch zum VM, und zum Mut, einfach zu machen!
Umso schöner, wenn es die richtige Entscheidung war, und es (mit ein paar Problemchen) insgesamt doch sehr gut funktioniert. Und 850 km in einem Monat nach langer Pause ist ja ordentlich.
Eine Frage, auf die ich reagiere, ist die nach Autoersatz.
Wenn ich nach einem Ersatz suche, wird das Auto immer das Beste, Eigentliche und Original bleiben. Wenn ich dagegen frage, womit kann ich meine Mobilitätsansprüche erfüllen, ist die Frage eine andere, denn nichts muss ersetzt werden. Statt dessen kann ich frei denken und mich fragen, was ich brauche. Da kann ein VM, ein Up, Liegerad, Lastenrad, was auch immer passend sein. Doch das nur so am Rande.
Auf jeden Fall gut, dass es für dich so klappt.
 
Cool, herzlichen Glückwunsch!
Hole am Samstag auch mein (gebrauchtes) Strada, allerdings hatte ich schon ein halbes Jahr lang ein Carbon Quest. Auch in meinem Kontext steht das Strada darüber, weil auf meiner 40km-Pendelstrecke Kurven sind, die ich mit dem Quest nicht schaffe. Daher sehe ich das Strada auch nicht als kleinen Bruder, sondern als völlig anderes Fahrzeug.

Übrigens ist es in meinem Fall ein Zweitfahrzeug für die kalte Jahreszeit und die richtig langen Touren - hinter dem Erstfahrzeug HiTrike.

Wo fährst Du eigentlich,?
 
Auch scheuern sich die Schutztüllen der Bremszüge gefährlich an der Karosse auf.
Ich weiß nicht wie es am Strada gelöst ist, aber beim Quest werden die Bowdenzüge mittels Kabelbinder am Radkasten fixiert. So kann dann nichts scheuern.
Vlt wurde das vergessen da müsste aber ein anderer Strada-Fahrer sich dazu äussern.
Nur gefällt mir der Seriendeckel nicht. Er ist mit zu nah am Gesicht. Ich fühle mich eingeengt und die belüftung leidet auch sehr. Aber für den Notfall habe ich ihn immer dabei. Allerdings ist die fahrt bei Regen noch ein Abenteuer. Mit Brille sieht man schnell sehr schlecht da die Tropfen aufs Velo regnen und man ständig einen Sprühnebel im Gesicht hat. Ohne Brille sieht man dann gar nichts mehr. Da muss ich mir noch was überlegen. Vielleicht eine Windschutzscheibe? Mal sehen...
Wenn du bastelfreudig bist, kannst du diesen Schaumdeckel auch nach deiner Vorstellung bearbeiten, sprich die Öffnung um den Kopf größer gestalten. Der Windabweiser bringt viele Vorteile, denn vor allem ind er kalten Jahrszeit lenkt er doch viel Wind über dich hinweg. Nebenbei bist du auf Grund der etwas besseren Aerodynamik sogar ein wenig Schneller also ein Muss.
 
Ich weiß nicht wie es am Strada gelöst ist, aber beim Quest werden die Bowdenzüge mittels Kabelbinder am Radkasten fixiert. So kann dann nichts scheuern.
Vlt wurde das vergessen da müsste aber ein anderer Strada-Fahrer sich dazu äussern.

Befestigt sind sie ja. Sowohl am Radkasten als auch am Federbein. Dennoch liegen sie im berreich der Karosseriedurchführung an eben dieser an. Als schutz ist über die Züge so eine art Bremschlauch gezogen. Und genau der ist schon eingeschnitten.

Wenn du bastelfreudig bist, kannst du diesen Schaumdeckel auch nach deiner Vorstellung bearbeiten, sprich die Öffnung um den Kopf größer gestalten. Der Windabweiser bringt viele Vorteile, denn vor allem ind er kalten Jahrszeit lenkt er doch viel Wind über dich hinweg. Nebenbei bist du auf Grund der etwas besseren Aerodynamik sogar ein wenig Schneller also ein Muss.

Hab in der Gallerie vom Forenkollegen Tüfti so eine Vollvekleidung aus Alurohr und Schaumstoff gesehen. Vielleicht versuche ich mich mal an sowas.
 
Schaumdeckel auch nach deiner Vorstellung bearbeiten
Ich hab mich erst geärgert, dass er so ist wie er ist, aber mittlerweile passt er gut: Ich habe ein kleines Visier und den Schaumdeckel brauche ich nur, wenn es wirklich stark regnet oder sehr kalt ist. Ich fahr fast immer offen.
Und den schicken Deckel von Velomobielonderdelen kann man wohl kaum (klapperfrei) unter die Haube schieben.

p1020292.jpg
 
Befestigt sind sie ja. Sowohl am Radkasten als auch am Federbein. Dennoch liegen sie im berreich der Karosseriedurchführung an eben dieser an. Als schutz ist über die Züge so eine art Bremschlauch gezogen. Und genau der ist schon eingeschnitten.
Die Befestigung am Federbein halte ich für suboptimal, da dieses ja beim Lenken den Radius des Bowdenzuges ändert. Wenn der Bowdenzug nur am radkasten befestigt ist, dürfte es keine Scheuerstellen geben beim Eintritt ins Innere des Strada
 
Meine Züge sind an der Bremse und im Innenraum oben oberhalb der Radkästen aneinander (rechts an links trotz getrennter Bremsen) befestigt - seit 9000 km ohne Scheuerstellen.
 
Sie waren doch nicht am Federbein befestigt. Mein fehler. Sie im Radkasten und unten am Querlenker mit Kabelbindern befestigt. Ich hab den Kabelbinder vom Querlenker gelöst. Da ist für die Gummitülle zur Karosse wenig platz. Ich denke das sie beim einfedern eingequescht wurde. Naja mal weiter beobachten. =)
 
Bei Regenwetter ist man relativ gut geschützt. Nur gefällt mir der Seriendeckel nicht. Er ist mit zu nah am Gesicht. Ich fühle mich eingeengt und die belüftung leidet auch sehr. Aber für den Notfall habe ich ihn immer dabei. Allerdings ist die fahrt bei Regen noch ein Abenteuer. Mit Brille sieht man schnell sehr schlecht da die Tropfen aufs Velo regnen und man ständig einen Sprühnebel im Gesicht hat. Ohne Brille sieht man dann gar nichts mehr.

Ich fand den Seriendeckel ganz ok, wenn er zu warm ist einfach einen Weinkorken an einer kleinen Schnur(am Deckel befestigt vorne zwischen Süllrand und Deckel stecken.
Bei Regen hilft am besten eine Schirmmütze/BaseballCap .
Das ist auch nicht richtig gut, hält aber schon mal mehr Regentropfen von der Brille fern.
 
Ich fand den Seriendeckel ganz ok, wenn er zu warm ist einfach einen Weinkorken an einer kleinen Schnur(am Deckel befestigt vorne zwischen Süllrand und Deckel stecken.
Bei Regen hilft am besten eine Schirmmütze/BaseballCap .
Das ist auch nicht richtig gut, hält aber schon mal mehr Regentropfen von der Brille fern.

Das ist mal ein guter tipp. Ich hab schon versucht einen spalt mit der hand aufzuhalten. Aber dann fährt es sich eher schlecht als recht.
 
Ich schätze vor allem im Winter (und bei Regen und Wind) die Haube sehr, da verlieren schlechtes Wetter und niederige Temperatur völlig ihreSchrecken. Aber ich kenne auch einige, die halten mit Schirmkappe (und evetuell Sportmütze drunter) den Winter durch. Ist halt Geschmackssache.
 
Vielleicht noch ein Tipp zum Baseball Cap.
Ich habe mein Cap mit einem Band hinter dem Sitz festgemacht. Wenn der Wind es vom Kopf weht, hängt es aussen am Quest und man kann es am Band schnell wieder rein ziehen und aufsetzen. :)
 
Glückwunsch zum Strada - war Jan 2017 auch meine Wahl, gebraucht mit ca. 25tsd auf dem Tacho. Die letzten 2 Jahre und 9 Monate kamen von mir nochmal über 20tsd durchs Pendeln hinzu, hat mir immer viel Spaß gemacht. Das Strada ist ja ne Badewanne im Vergleich, für mich (1,83 m und 72 kg) eigentlich viel zu groß, vor allem an den Schultern. In den Kurven bin ich geradezu im VM herumgerollt :D aber ich fand es gut so geräumig. Ich bin immer mit Visir gefahren, hält schön den Wind aus dem Gesicht. In der Übergangszeit ist es noch zu warm für den Deckel, da beschlägt aber das Visir nervig, mit Deckel hab ich das Visier dann abgemacht, bei Regen dann mit Deckel und Versatile-Dach ging eigentlich ganz gut, aber Spray auf der Brille war unvermeidlich. Haube hab ich nie probiert, ist mir glaube ich zu eng.... in der Stadt war ich damit nur selten, vielleicht mal auf ner Demo, CM oder so.
Wegen Jobwechsel wollte ich es eigentlich gerade verkaufen, wenn nicht auf der letzten Fahrt ein Hund reingerannt wäre :eek:....jetzt ist es zur Reparatur in Dronten, und wenn ich´s wiederhabe, muss ich´s mal in den Arm nehmen, das Gute ;)
Jetzt hätte ich ein schlechtes Gewissen, mich einfach so zu trennen :cry:.....naja, mal schauen. In der TG rumstehen ist ja auch nix für ein VM.....
Dir allzeit gute Fahrt !
 
Zurück
Oben Unten