Brevet-Berichte 2019

Du sollst DICH und nicht dein Fahrrad vor dem Denkmal fotografieren
Man kann das eine tun und muss das andere dafür nicht unbedingt sein lassen.
Ich habe aktuell:
  • 1 Foto vom Denkmal solo
  • 1 Foto vom Denkmal und nur mir (Selfie-Beweis)
  • 1 Foto vom Denkmal und nur meinem Fahrrad
  • 143 (ja!) Fotos vom Denkmal, meinem Fahrrad und mir
Wenn man Menschen sein Smartföhn in die Hand drückt... lernt man den Dauerfeuermodus kennen:ROFLMAO:
Nur
dsein Fahrrad vor dem Denkmal fotografieren
hat tatsächlich einer geschafft.
Einer anderer ist ohne Foto aber mit glaubhafter Zeugenaussage durchgekommen.

Es gab eine gute Finisherquote, 95 Starter(innen), 92 im Ziel.
Einer hat wohl ziemlich früh wegen akuter Formschwäche aufgegeben, ein zweiter hatte einen Sturz und dann ein kaputtes Schaltwerk. Vom dritten Abbruch weiss ich nichts.
 
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600 km Brevet Ardennen Eife

18. Mai. Da ich mich beim Stadtradeln verpflichtet habe, 21 Tage auf das Auto zu verzichten, fahre ich mit dem Milan nach Wuppertal. 100 km zum Warmfahren. Ich habe mal wieder eine neue Strecke durch das Ruhrgebiet geplant. Kombiniert mit der Erzbahntrasse und Nordbahntrasse erreiche ich nach 3. Std. 30 min Wuppertal. Na ja, Bochum hätte man sich schenken können. Im Hotel treffe ich auf @Sturmvogel. Gemeinsam beschließen wir den Abend im Brauhaus.

19. Mai. Um 6 Uhr starten wir zum Startort. Einige Randonneure sind schon vor Ort. Nach der Anmeldung nehme ich ein umfangreiches Frühstück zu mir. Gegen 7 Uhr gibt Andreas das Startzeichen. Neben mir sind noch @I-S-MS @jostein und @Sturmvogel mit dem VM dabei. Im Formationsflug starten wir aus dem Tal heraus. @jostein hat den VM´s die Empfehlung gegeben, die Balkantrasse zu nutzen. Also hoch nach Lennep. Mit Tacho >50 km geht es runter nach Leverkusen. Kurz vor der Brücke bemerke ich Luftverlust vorn rechts. Nicht jetzt schon. Aber ein bisschen Dichtmilch und Luft, und die Sache ist in Kürze vergessen.
Ein erstes Hindernis (viele sollten noch folgen) ist die Baustelle an der Leverkusener Brücke. Dank an die Bauarbeiter, die uns sehr entgegengekommen sind. Die VM´s waren wohl das Highlight der Arbeiter am Samstag morgen. Die Strecke ist für VM´s gut und es läuft. Zwischenzeitlich sind die VM´s wieder zusammen (außer @jostein natürlich). Gemeinsam erreichen wir die Fähre über die Maas. Ingo schien irgendwie eine andere Navigation zu haben. Ständig fuhr er seinen eigenen Weg, fand uns aber immer wieder. Blindes Folgen von Ingo war also nicht sinnvoll. Kontrolle 1 in Eisden erreichten wir zusammen. 30 min Pause, Kaffee, Brötchen und Wasser auffüllen und weiter.

Von nun an führte uns der Weg entlang der Maas. Die Sonne schien und es wurde in der Rappelkiste mit Haube ziemlich warm. Der Radverkehr nahm auch deutlich zu am Nachmittag. Daneben wurde es auch sehr unruhig, da der Untergrund zeitweise sehr schlecht wurde. Je mehr ich mich Lüttich näherte, um so anspruchsvolle wurde auch die Navigation. Industriegebiete wollte durchquert werden, Umleitungen stellten eine erste kleine Herausforderung dar. Aber die Stadtdurchfahrt an der Maas durch Lüttich war für einen Milan schon eine echte Herausforderung. Ich weiß nicht mehr wie oft ich auf den Radwegen und den Übergangskanten aufgesetzt habe; plötzliche schreckliche Geräusche; die Begutachtung zeigte einen abgerissene Kufenschutz. Mit Tape wurde das Ganze schnell korrigiert. Und weiter. So langsam endete dieser Teil der Prüfung. Die Fußgänger wurden weniger und irgendwo musste ich dann mal kurz halten, um mich wieder mental zu sammeln. Ich mag diese Strecken nicht mit dem Milan fahren.

Der Himmel wurde Richtung Süden dunkler. Der erste Regen zog auf. Die Ardennen zeichneten sich am Horizont ab. Ich war allein unterwegs. Auf das Gelände des Tauchclubs bin ich nicht gefahren, aber bei der Abfahrt von der Brücke war mal wieder der Wendekreis des Milans zu groß. Aussteigen, Milan um die Kurve schieben und weiter. Bei der Auffahrt zur Brücke am Bahnhof Gare de Rivage muss ich auf das kleine Kettenblatt runter. Sch... Kette abgeworfen. Es regenet, aussteigen, Handschuh anziehen und Kette auflegen. Aber, was ist das? Das Kettenrohr vom Leertrum ist vorn auf 10cm Länge eingerissen. Die Kette hat sich in dem Riss verkanntet. Was nun? Ich schiebe den Milan erst einmal die Anhöhe hoch. Da kommt mir @Fahnir entgegen, der falsch abgebogen ist. Ein kurzer Plausch und er fährt weiter. Ich fange an, mich mit meinem Problem zu beschäftigen. Irgendwie muss ich das Rohr herauskriegen. Aber es regnet. Ich zerre an der Kette, bis ich halbwegs wieder frei laufen habe. Ok. Weiter bis zur Kontrolle 2, noch 10 km.

In Remouchamps treffe ich auch die 400´ter Gruppe vom Niederrhein. Schön, @tomaccino hier zu treffen. Und auch meine VM Kollegen sind da. Aber erst einmal die Frage beantworten, dann die Reparatur ausführen. Ich schneide das Leertrumrohr vor der Brücke ab. Jetzt läuft die Kette aber unter der Welle von der Umlenkrolle. Das wird laut werden. Hält dies noch 360 km? Ausprobieren.

Im Frittenshop werden die Hände gewaschen. Und dann Frittes bestellt. Und ja, ich muss mich wohl bei einigen entschuldigen, dass ich mich vorgedrängt habe. Irgendwie habe ich nicht realisiert, dass alle anderen noch nicht fertig waren, sondern auch gewartet haben.

Am Ende habe ich gelesen, haben wir Randonneure den Frittenvorrat des Ladens gesprengt.

Nach gut 90 min fahre ich weiter. Ein Stück begleite ich @tomaccino. Die Kettengeräusche sind ohrenbetäubend. Und das muss ich mir jetzt noch 360km anhören....

Die nächsten 70 km geht es vorwiegend bergan. Moderat, aber langsam. Nach ca. 30 min kommt von hinten @Sturmvogel. Heiner überholt mich bergan. Ungewöhnlich, Heiner scheint gut drauf zu sein. Ich folge ihm. Für mich gut, wenn jemand bergan vor mir fährt. Ein kleiner mentaler Muntermacher. Die Straße ist sehr ruhig. Es lässt sich gut hochkurbeln. Zwischenzeitlich gibt es eine milantaugliche Abfahrt.

Mit letztem Tageslicht erreichen wir Kontrolle 3 in Binsfeld. Die Reparatur hat gehalten. Essen, Dusche und ein Bett, das ich einem verzichtenden Kollege aufkaufe, bringen einen mentalen Schub.

Eine gute Idee von @Andreas.

Auch Ingo trudelt ein, sodass wir noch kurz einen gemeinsamen Start gegen 2 Uhr abstimmen. Nach drei Stunden Schlaf, starten wir mit einem frischen Kaffee und Marmeladenbrot.

Erst mal geht es Bergab, bevor dann immer wieder ordentlich bergan geht. Oje, meine Kette, hoffentlich geht das gut. Heiner hat noch einen Kettenabwurf. Später erfahre ich, dass sein Problem noch etwas größer war. Und dann diese vielen Baustellen. Ich komme mental an meine Grenzen. Den Milan muss ich mehrfach schieben und anheben, um die diversen Kanten zu überwinden. Aber ich schaffe dies alles. Kurz vor Sonnenaufgang erreiche ich Echternach. Der erste Parkautomat spuckt ein Ticket aus. Und weiter. Am Ortsausgang treffe ich auf Ingo. „Wo hast Du mich denn überholt?“ Ingo hat eine Baustelle umfahren. Hätte ich auch besser getan. Gemeinsam fahren wir die folgenden Anstiege hoch. Ingo bleibt zurück. An der Abfahrt nach Kyllburg steht wieder so ein Schild „Baustelle“. Ich denke einen Moment nach. Ich habe kein gutes Gefühl. Ein RR Fahrer kommt vorbei und bestärkt mich darin, nach Kyllburg runter zu fahren. In der Abfahrt taucht Ingo wieder hinter mir auf. Und dann die Baustelle. Eine echte Herausforderung. Gemeinsam mit Ingo schaffen wir die VM´s über den Lehmberg an der Baggerkette vorbei. Allein hätte ich diesen Hindernis wohl nicht geschafft. In Kyllburg versuchen wir einen Bäcker aufzutun. Aber nichts. Also weiter. Irgendwo zwischen Kyllburg und Geroldstein finden wir einen Bäcker. Endlich Frühstück. Es ist 9 Uhr.

Auf dem Weg Richtung Gerolstein setze ich mich ab. Ingo ist mir da zu langsam. Ich muss meinen Rhythmus finden. Das Ende der Eifel naht. Jetzt kommt so langsam wieder Milan Gelände. Gute Straßen mit langen Abfahrten lassen Richtung Bad Münstereifel/Euskirchen den Tacho auf 90 km ansteigen. Wohlgefühl kommt auf. Euskirchen durchfahre ich auf der vierspurigen Straße mit Tacho >50 km. Ein letzter kleiner Hügel vor Brühl und Köln liegt vor mir. Die Durchfahrt ist mal wieder eine Herausforderung. So langsam zeichnet sich das bergische Land am Horizont ab. In Bergisch Gladbach verdunkelt sich der Himmel. Es sieht nach Gewitter aus. Die Luft ist schon lange sehr feucht. Ich fahre mitten hinein. Der Regen prasselt auf mich herunter. Ich sehe nichts mehr. Da rechts, ein freies Carport. Ich rette mich unter dieses. Kurz das Schlimmste abwarten. Nach 15 min fahre ich weiter. Es scheppert heftig über mir. Einige RR sind auch unterwegs. Und hier und da stehen einige Randonneure unter Bushäuschen. Burscheid, endlich. Die unscheinbare Zufahrt zur Balkantrasse verpasse ich. Der Regen hört auf und ich kurbele hinauf nach Lennep. Jetzt noch runter nach Wuppertal. Um 17.15 bin ich im Ziel. Die Kette hat gehalten und ich freue mich auf eine kurze Ruhepause. Die Strecke war landschaftlich wirklich toll. Trotzdem würde ich sie nicht noch mal mit dem Milan fahren.

Um 18.30 Uhr mache ich mich auf den Heimweg. Die 100 km lasse ich gemächlich angehen. Gegen 23 Uhr komme ich zu Hause an. Der Milan hat durchgehalten. Ich aber auch. 827 km seit Freitag nachmittag. PBP kann kommen.
 

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BRM 400 Twisteden, Besuch beim Kannibalen

Nachdem die Homologationen schon da sind jetzt auch noch mein Bericht vom parallel zum Wuppertaler 600er stattfindenden 400er:

Nachdem meine ersten beiden Brevet Teilnahmen dieses Jahr eher was für die Charakterbidung waren (Der fast nicht fahrbare 300er zum Flevopolder bei Sturm wird mir noch länger in Erinnerung bleiben) wollte ich jetzt mal eine Fahrt für das Gemüt anstreben.

Die Strecke zum Kannibalen von Twisteden bin ich vorher noch nicht gefahren, die Gegend ist aber mittlerweile wohlbekannt.
Belgische Ardennen Höhenmeter habe ich zwischenzeitlich reichlich unter die Räder bekommen.
Also auf ein neues belgisches Abenteuer. Am Start wartet diesmal nicht das gewohnte Liegeradgeschwader auf mich (die waren z.T. in Wuppertal (s.o.)), dafür die üblichen Verdächtigen auf 'normalen' Fahrrädern, Peter, Felix und wie sie alle heissen...
Liegend sind nur René @RaptoRacer und zwei Speedmachines mit Rohloff am Start, Thomas aus Köln hat seine dunkelgrüne SpM wieder mal auf Hochglanz poliert. Keine Ahnung wie alt das Rad mittlerweile ist, es sieht aus wie direkt aus dem Laden. Dazu dann noch der Kollege mit seinem Eigenbautieflieger, dessen Namen ich mir schon bei BoB nicht merken konnte.
René auf seinem CHR hatte angedroht mit mir zu fahren, so mache ich mich auf eine flotte Fahrt gefasst. Gestartet sind wir wie immer traditionell zum Schluss und haben uns erstmal an die Gruppe mit den Speedmachines gehängt.
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Das ist aber selbst mir zu langsam, wir sind dann als Duo weiter, das läuft auch bis zum Vaalserberg ganz geschmeidig, aber dort geht es los mit den Höhenmetern und René muss ab und zu auf mich warten.
Zwischendurch müssen wir in Eygelshoven natürlich wieder mal den Marktrummel meistern, so schlimm wie diesmal fand ich es noch nie, liegt wohl am guten Wetter.
In Simpelveld bunkern wir Vorräte, es ist sonnig warm, wir brauchen was zu trinken, Sonnencreme tut auch not. Die Tanke ist eine Apotheke, gegenüber ist ein Billigheimer (Action). 1,60 zahle ich für 1L Wasser, eine Dose Eistee und eine Packung Waffeln. In der Tanke gäbe es dafür nichtmal ein kleines Wasser...
Am Vaalserberg müssen wir beinahe schieben, Rollsplit in Form von Kies macht seinem Namen alle Ehre, das ist nicht witzig bei fast zweistelligen Steigungsprozenten.
Hier ist Rennrad-Land, keine Chance bergauf mitzuhalten.
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In Belgien geht es schön weiter rauf und runter, das bekannte Spielchen, Tacho entweder auf 10km/h und weniger, oder 40, 50+.
Die Landschaft wird immer schöner, die Steigungen auch. Am Lac de la Gileppe zieht es sich. Man kann die Staumauer von der Straße aus sehen und weiss, auf die Höhe muss man hoch.

Kurz vor Spa hat René einen Platten und es fängt an zu regnen. Komisches Wetter, die Sonne scheint und es regnet.
Wir erreichen Spa, ich finde es nicht schön, mittendrin eine Riesen Baustelle mit Ampel, die ewig rot zeigt. Der Countdown verheisst nichts Gutes. René entschwindet über den Bürgersteig. Nach fünf Minuten oder so wird es endlich grün und ich heize auf der Pole-Position vor den Autos durch die Baustelle.
Bloss raus hier aus der Stadt. Zwischendurch gebe ich Ingo @I-S-MS mal unseren Standort durch, mal sehen ob es klappt mit dem Treffen in Remouchamps.

Noch ein paarmal Hügel weiter und wir reiten ein zur ersten Kontrolle in Remouchamps. Und an prominenter Stelle sind zwei Velomobile abgestellt, ein gelber Milan und ein rotes DF. Die Brasserie hat geschlossen, wo sind die Burschen? Auf der anderen Strassenseite ist eine Pommesbude. Beim überqueren der Strasse werde ich fast von einem weissen Milan überfahren, Norbert @norfiets ist also auch da.
Die Pommesbude, hier sitzen sie, Ingo @I-S-MS und Heiner @Sturmvogel, Bierchen im Anschlag und bester Laune, was für ein Hallo!
In der Pommesschmiede herrscht das gepflegte Durcheinander, wer wann was zu essen bekommt ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Die junge Dame hinter der Theke ist schon ziemlich fertig, mein erstes Jupiler schmeisst sie erstmal runter.
Aber schliesslich haben alle was zu essen, die Laune ist bestens auch wenn oder weil draussen ein heftiger Schauer niedergeht. René dauert das dann doch irgendwann zu lange und fährt schonmal weiter.
Ein Weilchen später verabschiede ich mich auch von den Velomobilisten, sie werden mich wieder einholen, ein Stückchen laufen die Strecken vom Wuppertaler 600er und unserem 400er nun zusammen. So kann ich unterwegs noch dreimal winken und den Rappelkisten gute Reise wünschen.
Die Gegend ist wunderschön, vor allem um Trois-Ponts gefällt es mir auf dem Weg zum Kannibalen. Hoch geht es, von ca 130m im Tal bis auf fast 500m.
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Dann eine kurze schnelle Abfahrt, aufpassen dass man nicht am Denkmal vorbei fährt, und schon steht es da:
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Eine kurze Fotosession (143 Fotos lasse ich von Eddy, meinem Fahrrad und mir anfertigen), dann geht es mit ratternden Bremsen runter nach Stavelot direkt aufs Kopfsteinpflaster. In Malmedy führt der Track auf die erste Ravelstrecke, was den Vorteil hat, dass die Steigungen nur noch sehr gemäßigt sind. So geht es von 300 auf 550m hoch, höher wird es nicht mehr gehen. Angenehm zu fahren, auch wenn einige kleine Abenteuer zu bestehen sind:
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Es dämmert schon ein Weilchen, als ich die Vennbahn erreiche ist es dunkel und ich mache mich in einem Pausenhäuschen nachtfein. Erstaunlich was hier noch für ein Randonneursbetrieb herrscht. Peter überholt mich, ich dachte er wäre weit vor mir. Ein Trupp mit stark süddeutschem Akzent und Dame droht sich zu verirren, sie fahren die Vennbahn weiter, kommen kurz darauf aber wieder zurück und wollen mir nicht glauben, dass sie richtig sind. Ich schicke sie in die richtige Richtung und folge kurz darauf.
Ich fahre dann auf sie auf, was im Dunklen sehr angenehm ist. Nicht so angenehm ist mein erster Querungsversuch über die B258, der Ort heisst bezeichnenderweise 'Rückschlag'. Ich WEISS, dass die Vennbahn dort im Zickzack mittels Querungsinsel über die Bundesstraße geführt wird. Ich möchte abkürzen und vorher auf die Straße wechseln, finde mich aber nach einem heftigen Schlag auf der Straße liegend wieder.
Man soll dort nicht auf die Straße fahren, was mit so schönen Betonabgrenzungselementen (zum Glück abgerundet) zu verhindern beabsichtigt wird. Hat in meinem Fall nicht ganz geklappt.
Ich rappele mich auf und stelle fest, mein Rad ist scheinbar unbeschädigt, zu Hause bei genauerer Betrachtung: nicht ein Kratzer. Dafür ist mein rechtes Bein grün und blau...

Die Abfahrt nach Zweifall entschädigt für alles, neuer Sahneasphalt, null KfZ-Verkehr. Die Höhenmeter liegen hinter mir. Der restliche Weg ist reine Guduldsache und wohlbekannt von diversen Brevets.
Irgendwann treffe ich René wieder, der noch Rast an einer Tanke gemacht hat. Wir fahren gemeinsam weiter durch den dunklen Meinweg Nationalpark (typisch NL: Nationalpark mit Radschnellweg mittendurch).
Bei einer kurzen letzten Rast in Niederkrüchten vergesse ich über das Gequatsche mit René einen meiner Beutel in der Bushalte und fahre mit offener Seitentasche weiter. Das merke ich natürlich erst ca. 2km später. Die kleine Extraschleife lässt René aus, also bin ich wieder alleine, aber der Rest von 50km ist nun wirklich kein Problem mehr.
Um kurz vor sieben am Morgen erreiche ich Monis Gulaschtopf, welcher als Frühstück durchaus willkommen ist.

Fazit: Wirklich schöne Strecke, sogar der Kreis Heinsberg auf dem Hinweg war mit Zug auf der Kette und gutem Flügelmann diesmal irgendwie vollkommen stressfrei.

Thomas

407km
3000hm
17:45 reine Fahrzeit
20:45 Zeit über alles
Strava
 
Zuletzt bearbeitet:
Fazit: Wirklich schöne Strecke, sogar der Kreis Heinsberg auf dem Hinweg war mit Zug auf der Kette und gutem Flügelmann diesmal irgendwie vollkommen stressfrei.
Schöne Fahrt, schöner Bericht. :) - Nur schade, dass Du schon wieder den Asphalt küssen musstest. Für sowas bin sonst doch ich der Spezialist ;-)
Kreis Heinsberg fand ich bei meinem kürzlichen 300er-Versuch auch erstaunlich stressfrei. Was war das in den Vorjahren doch immer für ein Gehupe und Gedrängel.
 
Fazit: Wirklich schöne Strecke, sogar der Kreis Heinsberg auf dem Hinweg war mit Zug auf der Kette und gutem Flügelmann diesmal irgendwie vollkommen stressfrei.
Landschaftlich mag das stimmen.
Aber Fahrtechnisch mag ich viele Rumpelstellen nicht.
Hat jedenfalls Spaß gemacht mit dir mal längere Zeit einen Begleiter zu haben...:)
 
600er "4 Flüsse" von Spich am 30.05.2019:

Nachdem sich die Wettervorhersage in den letzten 2 Tagen von warmem Dauerregen in schönes Vatertagswetter gewandelt hatte, schien ja einem schönen Abschluss der Brevetserie in Köln und Wuppertal nichts mehr im Wege stehen.
Daher war ich etwas überrascht, dass sich kurz vor 6 am Waldstadion in Spich nur rund 45 StarterInnen sammelten - umso schöner, dass da dann PeterF und TomR auf dem Tandem, Rainmar aus dem Lipperland sowie Thorsten, Volker und Roger mit von der Partie waren.
Nach Rainers Ansprache, in der er unsere Flüche auf ihn voraussagte, wenn wir an Lahn uns Mosel auf unerwartete Kletterpartien treffen. Ihm waren sie nämlich nicht mehr in Erinnerung, als er die Strecke am letzten Wochenende abgefahren ist. Volker kommentierte, ob es wie auf der Wegbeschreibung wirklich nur gut 5000 Höhenmeter seien ;-)

Nach der Ansprache war ich noch kurz auf der dann leeren Toilette und bin dann 6:05 alleine los. Schon bei den ersten Austragungen hatte Rainer Forster, der die Strecke geplant hat, empfohlen, je nach Wetter und Völle auf den flußnahen Radwegen gegebenenfalls auf begleitende Straßen auszuweichen. Mit dem VM bin ich da schon meist auf der Straße unterwegs gewesen. Gestern am Vatertag waren die Straßen entlang Sieg, Lahn und Mosel meist total verwaist und der Alkoholpegel der Fußgruppen und deren lautstarke Reaktionen nahm auf den Radwegen mit fortschreitender Tageszeit immer mehr zu. Also Straße - auch dann am Schluss von Brohl nach und durch Bonn auf der leeren B9 - auch wenn sie abschnittsweise Autobahn ähnlich ausgebaut ist. Mit dem VM ist man ja nicht so als Radfahrer erkennbar ;-) Es haben mich wohl 2 Autos überholt und quer durch Bonn waren die Ampeln entweder aus oder als grüne Welle - die perfekte Alternative zum hubbeligen unbeleuchteten Radweg.

Nach dem Start gings los Richtung Siegburg zum Siegradweg. Ich hab' dann realisiert, dass ich mir das sparen kann und bin meinen gewohnten Weg zur Sieg Richtung Kaldauen gefahren. DA habe ich dann auch noch @Sibi getroffen und später bei Merten das Tandem mit Peter und Tom, die ordentlich Speed drauf hatten - hätte gern mal Mäuschen nach 450 km gespielt, wo es dann vor Zell von der Mosel steil rauf auf gut 400 m hochging. Dort hatte Rainer vorsorglich dann eine Kontrollzange aufgehängt.

Der erste Teil im Siegtal war ansonsten unspektakulär, leere Straßen, ein paar Tropfen in Kirchen. 10 Uhr an der Siegquelle - identisch wie leztes Jahr. Die Abfahrt Richtung Bad Laasphe ist landschaftlich wunderschön.
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Auf der Bundesstraße dann ein kleiner Aufreger. 5 Jungbullen sind ausgebüchst und haben nun Schiss auf der ungewohnten Straße und dann noch ein Velomobil. Wenn sie auf der rechten Seite sind und ich links vorbei will galoppiert immer einer mir vors VM und umgekehrt. Dann höre ich es hinter mir gewaltig quietschen. Ein Cowboy im fetten Dodge überholt mich und die Rindviecher im Slalom und stellt die Kiste vorne quer und scheucht seine Zöglinge von der Straße.
Marburg, wie im Vorjahr 12 Uhr - auch nix los. Es wird wärmer aber angenehm. Vor Wetzlar kurz auf Radwegen um die Lage zu sondieren - die Serpentinen in Wetzlar sind wie von Rainer berichtet komplett gesperrt. Die Umfahrung geht aber auf dieselbe Höhe und genauso in die Beine. Dann freue ich mich schon auf die frische Quelle des Karlssprudel ein paar km weiter. Hinter Weilburg will ich nun auch anstelle des idyllischen aber schmalen Radwegs entlang der Lahn die etwas längere und hügeligere Strecke über die Straße ausprobieren. Als ich fast auf der Höhe bin und wieder in den 2. Gang schalten möchte, geht das partout nicht. Ich ahne was los ist, die Feder im X.0 Schaltwerk hat bei vielen schon nach 35000 km die Grätsche gemacht und meins ist mit über 60000 km nun überfällig. @Guzzi hat das ja mit Einweckgummis temporär gefixt und seit 2 Wochen habe ich solche bei meinen Ersatzteilen - bloß wie und wo anbringen. Naja, hat funktioniert und die ersten 5 oder 6 Gänge lassen sich nutzen.
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Wenn ich vorne auf dem 70er bleibe reicht das für 10 bis 50 km/h. NAch 20 Minuten rollt es wieder und funktioniert die verbleibenden 350 km.
Eher hat ich aber mit einem Ableben meiner 3 Mäntel gerechnet, die alle ihre Lebenserwartung schon überschritten hatten und auch so aussahen. Für hinten hatte ich sogar die große Standpumpe von velomobiel.nl mit eingepackt. Einen Rundumsatz Mäntel ist bei längeren Touren eh mit dabei.

Da ich die Woche viel unterwegs war, hatte ich schnelle die Tracks von Rainer und den Tracklog vom letzten Jahr auf dem Navi und vor Lahnstein ging der eine nach rechts und der andere linksrum. Bin dann wie zuletzt der Lahn entlang und auch Baustellenfrei weitergefahren. Sogar in Koblenz am deutschen Eck war weniger los,
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an der Kontrolltanke noch etwas Wasser und Luft geholt und dann gut 60 km flach mit gut 40 km/h an der Mosel entlang.
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Die Vollsperrung bei Kotten vor Cochem galt nur Radfahrern und für nicht vorhandene Autos gabs eine gut 100 m lange einspurige mit Ampeln geregelte Passage. Da brauchte man keinen Ausflug in den Weinberg zu machen.
Dorthin ging's dann aber kurz vor Zell um ein zwei Moselschleifen abzukürzen, mit dem VM wäre ich gern die Zusatzkilometer weitergerollt - aber da ist ja noch die Kontrollzange da oben.
Bei der ersten Austragung hatte mich der Kontrast ja doch etwas geschockt, 60 km bügelt man da schnell und flach und dann zack steht man bei 10% und hat gut 300 Höhenmeter vor sich. Damals hatte ich die Kette neben das kleine Blatt geworfen und durfte erstmal Deckel aufschrauben und sie wieder frei zerren. Gestern hab ich dann ein Stück geschoben und mich dann nach Granderath hochgedrückt.

In Zell noch in der öffentlichen Toilette den Tagesschweiß abgewaschen und die Wasserflaschen gefüllt - richtig vermutend, dass ich das dann größtenteils durch die Eifel nach Hause fahre.
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NAch noch ein paar km auf der anderen Seite der Mosel wieder zurück gehts ab Alfen in die Eifel - zunächst sanft nach Bad Bertrich.
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Dort in der Fußgängerzone gibt es gepflasterte Wälle und Senken (?). Hab's in der Dämmerung nicht gesehen - nur es krachen gehört.
Wie man sowas in den Ort, der hauptsächlich aus Reha-Zentren und Seniorenresidenzen besteht, ist mir schleierhaft.
Danach geht's dann aber steiler in Serpentinen aufwärts - und dann in stetigem Auf und Ab durch die nächtliche Eifel.
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Ohne Displaybeleuchtung bleibt mir mein Gekrieche im Dunkeln. Mayen, Mendig und dann ist auch schon Maria Laach ausgeschildert. Ich folge der Umleitung am Laacher See entlang Richtung Brohl, die rauschende Abfahrt Richtung Rhein wäre im Hellen noch rauschender. Dann nochmal Gasgeben auf der B9. Bonn von Mehlem bis Nordbrücke ist auch gefühlt wieder deutlich länger als Köln - aber die grüne Welle bzw. ausgeschalteten Ampeln ermöglichen eine schöne und schnelle Passage. Rauf auf die Brücke kreiseln und auf die vorderasiatische Rheinseite wechseln und schwupps bin ich 01:42 h an der Zieltabke in Spich - und eine Stunde später zu Hause.

Zwischendurch hatten sich die Versen mal steif angefühlt - sind aber wieder locker. Das Unterhemd klebte etwas auf den bläulichen Schulterblättern. Anonsten war ich um 8 wieder halbwegs fit und hätte die Beine auch im Büro hochlegen können. So hatte ich Zeit, das Schaltwerk zu reparieren, nach den vielen Brevets in den letzten 6 Wochen den Rasen zu mähen und meine Kalorienbilanz auszugleichen ;-)

Die Tour auf Strava: Link.
 
Hallo,

600er in Ostfalen:

Dieses Jahr startet ich zum ersten Mal in Warberg, da die Berliner den 600er zum Brocken fahren wollen und mir das zu bergig ist.

Ich reiste Freitag zeitig an, um mich vor den anstehenden Nachfahrten noch etwas auszuruhen. Leider waren im Ort alle Kneipen zu, so dass ich zum Abendessen die 2x12km nach Helmstedt fahren musste. Was sich am Ende der Tour als Glücksfall heraus stellte.

Los ging es nach einem guten Frühstück in der Pension in Warberg den Elm- und Lappwald runter und dann schön flach und mit Rückenwind zur ersten Kontrolle bei km 104 in Arendsee. Ich fuhr zügig aber kräftesparend am Ende des Feldes. Unterwegs mussten die ersten Teilnehmer bereits flicken (hier muss ich meine GrandPrix 4 Seasons wirklich mal loben, die haben mich seit fast 2 Jahren nie im Stich gelassen). Für mich gab es zu essen und dann weiter. Ca. 25 km nach der Kontrolle, traf ich einen Mitfahrer, der nach der vierten oder fünften Reifenpanne entnervt aufgab. Ansonsten war ich alleine unterwegs und genoss den Rückenwind, während ich zur zweiten Kontrolle fuhr. Dort gab es nochmal Essen und Nachschub.

Ab km 200 ging es dann in mecklenburgischen Hügel und Wellen, die ich dieses Jahr schon mehrfach durchfahren 'durfte'. Kurz vor 20:00 nutze ich die Chance, mich zusammen mit einem anderen Randonneur nochmal im Discounter zu verpflegen und etwas zu Abend zu essen.

Noch waren die Hügel relativ entspannt und der Rückenwind schob mich darüber. In der Dämmerung kam dann ein ziemlich ungemütliches Stück auf der B105 in Richtung Kühlungsborn,wo ich kurz nach Mitternacht eintraf. Nach einer etwas längeren Pause mit Kaffee und Bockwurst fuhr ich noch kurz zur Seebrücke um wenigstens nochmal kurz das Meer zu sehen.

Von da an ging es sehr zäh voran. Der Wind bremste jetzt zu schieben, die Müdigkeit wurde schlimmer und die Hügel (gefühlt) steiler. Mit zwei kurzen Schlafpausen kämpfte ich mich zur vierten Kontrolle in Parchim, wo es ich um 9 Uhr ankam und zusammen mit @tobigo Frühstück bei McDonalds genoss und meine Vorräte an der Tanke auffüllte. Vor Parchim überholten mich ein paar Fahrer, die ri

20 km nach Parchim waren dann auch die Hügel vorbei und es rollte wieder. Nach einem wettertechniscj sehr angenehmem Samstag und einer kühlen Nacht, brannte die Sonne jetzt ordentlich. Aber trotzdem rollte es endlich wieder zu den Kontrollen 5 und 6 mit Stempel Verpflegung. Der Wind flaute ab und ich konnte wieder etwas Zeit aufholen.

Den letzten Stempel holte ich mir am SavePunkt kurz vor Mitternacht bei km 607 in Allerlingsleben, da ich es nicht mehr im Limit nach Warberg geschafft hätte. Inzwischen kamen auch wieder einige Hügel, die aber recht gut zu fahren waren.

Nach Allerlingsleben ging es den letzten großen Anstieg hoch und der Horror begann. Der Abschnitt war eine kleine schlecht ausgebaute Straße mit ordentlich Steigung. Normalerweise mit dem Flevo geradeso fahrbar. Allerdings war in dieser Nacht die parallel laufende Autobahn gesperrt und der gesamte Verkehr quälte sich dort entlang zur B1, die auch Teil der Strecke war. Müde mit dem Flevo dort hochwackeln, war mir eindeutig zu riskant. Also schob ich es ganz rechts hoch und hoffte, dass trotz PKW- und Lastverkehr nichts passieren würde.

Als es dann endlich einen Abzweig gab ließ ich den Track Track sein und fuhr nach Helmstedt und von dort aus die vom Abendessen am Freitag bekannte ruhige Strecke nach Warberg,wo ich 1:45 ankam.

Alles in allem, ein guter Brevet und mein zweiter 600er. Man merkte, dass die Routenplanung auf schnelle Fahrzeuge ausgelegt war. So wurden auch längere Abschnitte auf Bundesstraßen etc. in Kauf genommen, dafür entfielen die mir aus Berlin bekannten Kopfsteinpflaster- und Plattenwegorgien.

viele Grüße

Christoph

P. S. Fotos gibt es diesmal nicht, weil ich zwar Handy und Powerbank mit hatte. Der Adapter von Mikro USB auf USB C allerdings in der Pension lag.
 
Nach Allerlingsleben ging es den letzten großen Anstieg hoch und der Horror begann. Der Abschnitt war eine kleine schlecht ausgebaute Straße mit ordentlich Steigung.
??? Bist du denn nach dem Stempeln an der "Not-Kontrolle" nicht die 200m direkt zurück zur B1 zum Track? Also die B1 würde ich nicht klein oder schlecht ausgebaut bezeichnen oder bist du über Marienborn zurück nach Morsleben zur B1, dann hättest du dir in der Tat ein paar schöne extra Höhenmeter eingebaut...

Eine Vollsperrung der A2 hatten wir jetzt zum ersten mal an einem Brevet-Tag. Die anderen Randonneure sind einfach links an der Schlange vorbei, aus Richtung Helmstedt kam ja nicht viel Verkehr. Sonst ist auf der B1 dort normalerweise nicht viel los.
 
Brevet 600 Twisteden, kein Croissant aus Frankreich (dnf)

Der neue 600er am Niederrhein hatte sich bei seiner Premiere letztes Jahr als harter Brocken herausgestellt, dies lag nicht zuletzt an den frostigen Temperaturen im hohen Venn in der zweiten Nacht. Abendstart und reichlich Höhenmeter sind weitere Faktoren.

Das Wetter versprach dieses Jahr eigentlich ganz gut werden, nicht so kalt wie im Mai 2018, dafür mit Sonne, ein bisschen Wind von vorne auf dem Hinweg.
So bin ich Freitag nachmittag auch bei schönstem Sonnenschein mit 27° vom Münsterland rechtzeitig durch den Pfingstreiseverkehr zum Niederrhein gestartet.
Unterwegs entwickelte sich dann ein kapitaler Wettersturz, in Oberhausen sank das Thermometer um über 10 Grad und der Himmel öffnete seine Schleusen, der frische Wind wurde auch immer stärker.

Na das konnte ja heiter werden. Auf der anderen Rheinseite am Niederrhein war aber alles trocken, nur viel Wind.
Das Wetterradar versprach ab dem Start um 20:00 Uhr auch wieder Sonnenschein.

Am Start diesmal wieder erstaunlich wenige Liegeräder, René hatte mit Halskratzen abgesagt, Andreas schon länger abgesagt.
Es blieben Mario mit dem neuen Wolf, Peter mit seinem Stahleigenbau und ich übrig.

Gestartet sind wir wie immer in der letzten dritten Startgruppe um 20:10. In Fahrtrichtung Süden lockten blauer Himmel und Sonnenschein, so sind wir guter Dinge in den straffen Gegenwind gestartet. Schon bald stellte sich heraus, dass Mario entweder bessere Beine hat als ich oder der Wolf AT einfach nur unverschämt gut läuft. Oder beides.

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Bei der zweite P-Pause habe ich ihn dann doch verloren und bin alleine unterwegs, der Wind frischte weiter auf. Eigendlich fühlte ich mich bei dem Gegenwind ganz gut unterwegs, da ich aber auch auf längeren Geraden keine Mitfahrer (insbesondere Mario) ausmachen konnte, war ich doch zunehmend frustriert ob meiner anscheinend langsamen Fahrt im Vergleich zum Rest.

An K1 in Maaseik traf ich dann eine ganze Bande incl. Mario wieder beim Einkauf in einem Spätkiosk. Am Marktplatz um die Ecke hatte schon alles zu, obwohl es noch ein Weilchen bis Mitternacht war. Draußen sitzen auf dem schönen Platz wäre bei dem Wetter auch nicht angenehm gewesen. Da haben die Gastronomen wohl frühzeitig die Bürgersteige hochgeklappt.

Uns wurde kalt im Wind, also wieder zu zweit weiter. Direkt ausserhalb der Stadt auf freiem Feld wurden wir schon fast umgeblasen, ich wollte mir gegen den Windchill die Jacke anziehen, das war nicht einfach...

Direkt danach ging es auf eine von Bäumen gesäumte alte Bahntrasse, welche als Radweg ausgebaut wurde. Hier nahm das Unheil dann langsam seinen Lauf.
Kurz nach dem Einbiegen auf die Trasse standen wir vor dem ersten umgestürzten Baum. Der lag da bestimmt erst ein paar Minuten, wir waren wohl die ersten die dort hängengeblieben sind. Schnell bildete sich eine kleine Randonneurstraube, eine erste Expedition durchs Unterholz scheiterte, Mario beschloss dann umzudrehen und die Stelle zu umfahren. Kaum war er weg gelang uns der 'Durchbruch' auf der anderen Seite.
Die weitere Fahrt auf der Trasse ist mir sehr unangenehm in Erinnerung geblieben. Sehr starke Windböen sorgten für ständige Gefahr, Holz auf den Kopf zu bekommen. Noch einigen umgestürzten Bäumen mussten wir ausweichen. Ich fuhr zwar alleine, auf der schnurgeraden Trasse waren aber immer Lichter vor oder hinter mir.
Das machte es zwar psychologisch etwas besser, aber nicht ungefährlicher.
Der Gedanke an Abbruch wurde sehr stark in meinen Gedanken, die PBP Qualifikation hielt mich noch davon ab.
Hochkonzentriertes Fahren war angesagt, die Trasse lag voller Blätter, Äste und Baumteile. Mario war nach seinem Wiedereinschwenken auf die Trasse erst hinter, aber dann wieder vor mir, ich wollte ihn nicht wieder verlieren, was nicht gelang.

Der Bahntrasseweg war dann auch einmal zu Ende, was blieb war der Wind. Mario habe ich auch ab und an wieder getroffen wie auch ein paar andere Fahrer. Ein Rhythmus oder echtes Zusammenfahren wollte aber nie aufkommen.
Am Albert Kanal hatte man einfach eine Brücke auf unserem Weg abgerissen, wir fuhren auf eine größere Gruppe auf, weiter am Kanal entlang zur nächsten Brücke.
Meine Nerven konnten da gerade nicht so gut mit umgehen, die Gruppe war recht flott unterwegs. Zum Glück gab es durch die Richtungsänderung kurz etwas Schiebewind.
Als die Gruppe dann aber nicht den kürzesten Weg zum Track zurück einschlug, kam mein Wunsch nach Abbruch wieder zum Vorschein.
Es ging leicht über freies Gelände bergan, direkter Sturm von vorne, die Äste an den großen Straßenbäumen bogen sich wirklich bedrohlich im Wind, ich hatte keine Lust mehr.

Hier war eigentlich die Entscheidung schon quasi gefallen, ich quälte mich dennoch weiter, machmal lief es in Begleitung auch noch ganz gut, so richtig allein war ich nie, auch andere hatten Probleme bei dem Wetter schneller zu fahren.
Eine schöne Idee war die Geheimkontrolle am Abzweig auf den Radweg durch die Mechelse Heide bei Maasmechelen.
Hier war einiges los, kurz durchschnaufen, Mario wiedertreffen, Wasser tanken, gemeinsam weiterfahren. Es wurde nun hügeliger, zusätzlich zum Wind eine Belastung. Die roten Lichter vor mir zogen langsam davon, ich war wieder alleine. Der Entschluss zur Umkehr war längst gefallen, ich wollte nur noch K2 erreichen. Von Peter Zinner bekam ich unterwegs noch aufmunternde Worte, danke Peter für deinen ewigen Optimismus und die immer freundlichen Worte.

An K2 dann die Verabschiedung, es dämmerte schon und im Hellen ging es mit Hilfe des Windes auf den Rückweg.
Das war ein recht unspektakuläres Rollen mit nicht mehr ganz so heftigem aber immer noch stürmischem Rückenwind. Ich machte ein paar Fotostopps, stellenweise war die aufgewirbelte Ackerkrume etwas nervig in Nase und Augen. Ankunft in Twisteden war gegen 12:30, nach insgesamt 320km, ich war nicht der einzige, ich traf am Sportheim noch Daniel und seinen Kumpel aus Kleve, sie hatten sich bis Huy gequält und sich dort abholen lassen.

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Es war die richtige Entscheidung. Ehrlich gesagt hätte ich schon auf der Bahntrasse die Notbremse ziehen sollen, das war nicht ungefährlich.

Was aus der PBP Qualifikation wird, muss ich nun sehen, René und ich haben eine Anfrage bei Christian in Lohne laufen für den 600er dort nächstes Wochenende.

Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den sehr mitreissenden Bericht. Sicher eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergessen wird und schade um die vertagte Quali.
Trotzdem gut, dass ihr heil geblieben seid. Manchmal soll es einfach nicht sein...
Ich drücke Dir die Daumen, dass es mit PBP klappt - jedenfalls großen Respekt auch für die Leistung bis K2!
 
Ich drücke Dir die Daumen, dass es mit PBP klappt
Ach und wenn nicht, dann geht die Welt auch nicht unter. Achso, Mario @Mario hat es geschafft. 40min vor dem Zeitlimit ist er Sonntag Mittag im Ziel gewesen. Das war wohl auch noch ein großer Kampf incl. 'Dinge sehen, die nicht da sind', womit ich letztes Jahr auf der Strecke auch so meine Erfahrungen gemacht habe:whistle:
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dies lag nicht zuletzt an den frostigen Temperaturen im hohen Venn in der zweiten Nacht.
Oha, gerade lese ich im RR-Forum, dass dieses Jahr wohl auch nur 2° erreicht wurden im hohen Venn:confused:

Statistik:
70 Starter
48 Finisher

Puh...
 
Danke für deinen Bericht Thomas,
wenn ich die Bilder sehe, wird mir im Nachhinein bewusst, wie gefährlich die erste Hälfte des war.
Dieses Brevet würde die Quali für PBP vervollständigen, und nur dieser Gedanke hielt mich davon ab umzukehren. In Charleville-Mézières bekam ich den Stempel in einer Pizzeria auch ca. 3 Stunden später als 2018. Trotzdem gönnte ich mir hier erstmal eine Stärkung. Bei allen Randonneuren hier, war das Hauptthema: Wie bleiben wir noch im Zeitlimit? Danach ging es erstmal bei schönem Wetter in die nächsten Anstiege. Der Wind kam jetzt endlich, wenn auch in abgeschwächter Form aus der richtigen Richtung. Dafür wurden wir um Bastogne herum, mit einem gleichmäßigen Landregen beschert. Auf dem Ravel hinter Bastogne behinderten einige umgeschmissene Bäume die flotte Weiterfahrt. Es wurde langsam wieder dunkel und ich musste mich um eine Schlafgelegenheit kümmern. Und da war sie wieder, die leere Holzhütte aus dem Vorjahr, perfekt für eine Stunde Schlaf. So ging es weiter Richtung K5. Auf dem Ravel im hohen Venn lief es erst richtig gut, aber es wurde auch wie im letzten Jahr zunehmend kälter. Bei mir kam jetzt die Müdigkeit wieder und mein Tempo wurde immer langsamer, so das ich in Eschweiler Probleme mit dem Zeitlimit bekommen würde. An Schlaf war hier oben nicht zu denken, so blieb mir nur noch fahren, fahren, fahren. Vor manchen Schutzhütten sah ich die Räder einiger Mitfahrer stehen. Wie kann man hier nur schlafen bei dieser Kälte? Übermüdet und durchgefroren musste ich die Abfahrt nach Eschweiler langsam herunterfahren, da ich so stark zitterte,dass sich das Rad aufschaukelte. Kurz vor K5 spielte mir mein Gehirn einige Streiche und ließ Gegenstände wie Menschen aussehen. Das Fahren lief nur noch mechanisch, meine Gedanken konnte ich nur noch schwerlich darauf richten. So kam ich kurz vor Ende des des Zeitlimits an. Jetzt hatte ich für die letzten 100 Km sechs Stunden Zeit bei schönstem Radlerwetter. Das sollte reichen. Der Kopf wollte aber doch noch eine kleine Auszeit. Diese gönnte ich mir auf einer Bank im Sonnenschein.
Danach rollte es wieder richtig gut demZiel entgegen. Euphorie und die Vorfreude auf PBP stieg in mir auf und um11:25 war es geschafft.
Monis Gulaschsuppe schmeckt diesmal besonders gut. (y)

Une fois Paris Brest Paris s'il vous plait :D
 
Hallo,

??? Bist du denn nach dem Stempeln an der "Not-Kontrolle" nicht die 200m direkt zurück zur B1 zum Track?

ich habe mir den gefahrenen Track gerade nochmal angeschaut und ich bin nach der Kontrolle dem Track entlang der B1 gefolgt. Es war halt rund um Morsleben ein Abschnitt mit Rollsplit, fehlender Markierung und deswegen theoretisch 50 km/h, an die sich aber keiner hielt. Wenn man sich dort schiebend hochkämpft, kommt es einem auch sicherlich länger vor, als es wirklich ist. Daher bin ich dann übers "Magdeburger Tor" nach Helmstedt.

Eine Vollsperrung der A2 hatten wir jetzt zum ersten mal an einem Brevet-Tag. Die anderen Randonneure sind einfach links an der Schlange vorbei, aus Richtung Helmstedt kam ja nicht viel Verkehr.

Ja sowas haben ich und viele andere bei Bad Sülze auf dem Berliner 600er letztes Jahr auch gemacht, dort war die Brevetstrecke Einbahnstraße wegen der Umleitung der A20 und die beste Lösung war die gut Umleitung ignorieren und gegen die Fahrtrichtung zu fahren. Da hatte man die Spur für sich. Auf der B1 haben mir für solche Aktionen allerdings die Nerven gefehlt, obwohl es wahrscheinlich gut funktioniert hätte. Letztendes ist der Verkehr halt wie das Wetter, man kann wunderbar auf ihn schimpfen, er ist nicht planbar und man muss eine Lösung finden, um ans Ziel zu kommen. :sneaky:

viele Grüße

Christoph
 
René und ich haben eine Anfrage bei Christian in Lohne laufen für den 600er dort nächstes Wochenende
Dann auf einen neuen Versuch, gerade kam die Bestätigungsmail. Die 8 von Lohne wollte ich schon immer mal fahren. Erst flach nach NL (Friesland Groningen, Drenthe) incl. vesting Bourtange und dann nach 300km zurück in Lohne Nudelessen.
Zum Abschluss 300km Heimspiel in den Teuto.
Soll wohl klappen...
 
Zuletzt bearbeitet:
@tomacino ; ich habe an Euch gedacht, als ich mit der Frau in Holland unterwegd war. Samstag war an Radfahren nicht zu denken. Oder nur Richtung Norden, dann aber ohne zu pedalieren.
Schön, das Du noch eine Chance hast. Wird schon werden, ich drücke Dir Daumen. PBP ist es wert.
@Mario Dir, meinen Respekt für das Durchbeißen.
Ich hatte mich kurzfristig abgemeldet, um mal wieder mit meiner Frau etwas zu unternehmen.
Wir sehen uns am 18. August in Paris;) oder für eine Trainingsrunde zwischendurch.
Norbert
 
Es kann kommen was will, nur bitte kein Sturm mehr. Zweimal dieses Jahr reicht mir.


ich drücke euch auch die Daumen. Nächstes Wochenende wäre auch noch der 600er in Berlin. Dort kann man immer nachfragen, ob noch Restplätze frei sind. Die Tour wird aber eim harter Brocken. :sneaky:

viele Grüße

Christoph
 
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