So ging es gestern los:
Zum Glück habe ich noch die Winterräder in der Rückhand! Also drauf und
ab in die Natur!!!!
Doch nach etwa 20 Kilometern bemerkte ich, dass mein Tiller auf etwa 3 Minuten vor Zwölf stand. Wäre normalerweise wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, wenn nicht meine Schultern extrem auf alle gewohnten und ungewohnten Details reagieren würden. Als Erstes schaut man dann immer auf die Lenkung. Und die müsste genau auf 12 Uhr stehen. Schließlich hatte ich mir dafür keine Mühe erspart.
Angehalten, Werkzeug raus und korrigiert. Ein bisschen zuviel? Wieder ein paar Sekunden zurück. Jetzt passts.
Nach weiteren zehn Kilometern stand das Ding 1,5 Minuten vor Zwölf. Hätte ich bloß nicht noch einmal zurückgedreht. Die Korrektur hatte wohl doch auf Anhieb gestimmt. Wenn schon, dann richte ich das gleich. Angehalten. Nicht einmal aufgestanden. Schließlich komme ich auch so bequem an mein Werkzeug und die Schraube finde ich blind.
Beim Festziehen machte es auf einmal Knacks.
Mitten im Wald. Und an der Bundesstraße. Die Schraube ist M6 x 100. Das habe selbst ich mal nicht eben so einfach dabei. Und am Rad selbst gibt es davon keine zweite. Der Tiller neigte sich auf 14:00 Uhr. Nicht einmal die richtige Zeit konnte er anzeigen. Es war längst 16:00 Uhr. Mindestens.
Erst einmal schauen, was genau passiert ist. Die Schraube ließ sich nicht herausziehen. Hoffnung. Tiller von der Hülse gedreht - die Schraube war ganz.
Aber die konische Alumutter, die beim Festziehen der Schraube zwei Spannbacken auseinanderdrücken soll, war ihres Gewindes überdrüssig geworden.
In diesem Moment der Erkenntnis hielt ein junges Bürschchen von etwa zwölf Jahren neben mir an und fragte, ob es mir helfen könne. Einem Älteren hätte ich gesagt: "Nein, das bekomme ich hin..." oder so, so junge Menschen speise ich grundsätzlich nicht ab, sondern erkläre, was los ist.
Sein größter Wunsch sei ein Liegerad. Das sei etwas Tolles. Er führe jeden Tag mit dem Fahrrad von Wahlwies bei Stockach nach Radolfzell in die Schule. Eine Walldorf-Schule, von der er in höchsten Tönen schwärmte.
So nebenbei sagte ich, dass eine 6er Mutter sehr zupass käme, aber von denen am Rad könne ich keine entbehren. Da zeigte das Bürschchen auf eine versteckte am Schutzblech. Und tatsächlich: eine M6. Selbsthaltend.
Damit die mir beim Eindrehen nicht auf der konischen Alumutter durchdreht, wollte ich einen Schnellflicken mit seiner Klebefläche dazwischen bringen. Sofort gab der Junge mir sein Taschenmesser mit Ahle, damit ich ein Loch in den Flicken machen könne. Na ja, das mit dem Flicken war ein Schuss in den Ofen. Oder auch nicht. Denn der verbleibende Kleber reichte, dass die Mutter tatsächlich hielt.
Und der Tiller anschließend auch. Genau auf die Zwölf. Getestet bis 55 km/h.
Der kleine Kerl fuhr schon mal los, bevor ich alles wieder verpackt hatte: "Du holst mich eh gleich wieder ein." meinte er und stapfte los. Jetzt erst schaute ich ihn so richtig bewusst an (vorher ging es für mich nur um den Tiller - da nehme ich nichts anderes so richtig wahr) - ich glaube, das war ein Mädchen. Wir trafen uns dann tatsächlich noch und radelten ein paar Meter nebeneinander, während sie mir von ihrer Schule erzählte. Dann bog ich auf den Bodanrück ab, während sie Richtung Stockach weiterfuhr.
Lehre für
@BuS velomo: Nie wieder konische Muttern aus Alu. Dreht welche aus Edelstahl. So einen Tiller muss man immer wieder ausrichten oder auch mal abnehmen. Das hält ein Alugewinde nicht aus!!! Und ein entgleisender Tiller bei 60 ist nicht gerade der beste Freund des Trikers!!!!
Für alle diese Mühe wurde ich aber strahlend belohnt. Zu diesen Impressionen schweigt meine Tastatur: