War die Zukunft schon gestern? Mein Blick auf die Spezi aus der Ferne

Es wird nicht statt Auto gewählt, sondern statt Fahrrad,
Idealerweise wird es als Fahrrad gewählt. Ein leichtes Pedelec (Vivax, Add-e, Velospeeder) auf einer guten Basis kann man nicht einmal probefahren, während Bosch-Motoren allenthalben beworben werden.
Dazu wird noch propagiert, dass Fahrräder nicht stabil genug für "E" seien:
...raten Sachverständige und der ADFC grundsätzlich von einem Umbau ab. Denn: Ein Rad, das nicht für die Belastungen durch einen Elektromotor konstruiert wurde, kann zum Sicherheitsrisiko werden.
Die Konstruktionen des Rahmens, der Gabel und der Anbauteile sind nicht auf die zusätzlichen Belastungen ausgerichtet.
„Daher der dringende Rat: Finger weg von Nachrüstsätzen. Das Risiko des Versagens mit nicht vorhersehbarer Unfallfolge ist groß“, sagt der Fahrradsachverständige Dirk Zedler vom Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit.
Was keufen die Leute? Richtig mopedisierte Räder.
wir "Fahrradnerds" hier sind ne Ausnahme, aber in jedem Radraum wo ich bis jetzt war türmen sich die Fahrradleichen...
Das ist doch ein generelles Fahrrad-Problem: Proliferierende Anbaustandards, proprietäre Einzellösungen, immer kürzer werdende Modellzyklen. Da kann die kaputte Gabel nach ein paar Jahren zum Totalschaden werden. Bei Tretlagern (BB30, BB30A, BB86, Press Fit, BB90\BB95, BB386EVO) blickt doch kaum jemand durch (lezteres könnte auch ein Computerprozessor sein).
Pedelecs verschlimmern das Problem noch: fehlende Standards bei der Diagnosesoftware, "integrierte" Elektronikbauteile...
...Tachohalter (t'schuldigung: HMI Display) am drei Jahre alten Fahrrad (t'schuldigung: E-bike) gebrochen - neues Rad fällig. Das kann es nicht sein.

Gruß
Christoph
 
solch schwerwiegenden Probleme meine ich nicht..

Blick auf den Radraum bei mir zeigt, das praktisch jedes Rad mit bisschen "Liebe" wieder fahrtüchtig wäre
(ich könnte mir meine Luftpumpe und Reifenflickset schnappen, und im Keller warscheinlich großteil der 26 unfahrbaren Fahrräder in 2-3 Stunden wieder fahrbar machen... bin ich vielleicht nicht sozial genug, dass ich das noch nicht gemacht habe - meinen Rennkompressor hab ich jedenfalls zur freien Verfügung beschriftet und im Radraum stehen, falls jemand braucht)

ich seh es so:
bei einem 400-500Euro Baumarkt-Radl (und das ist der durchschnittliche Preis, den Österreicher für ein motorloses Fahrrad ausgeben) sehen viele nicht ein, warum sie es für 70 Euro beim Händler zum Service stellen sollen..
da lässt mans lieber im Keller vergammeln (obwohl eben oft nur ein Schlauchwechsel, Schmieren, Schaltung einstellen nötig wäre -> aber sowas kann der heutige "Kaufen - unboxing - testen - innerhalb von 14 TAgen zurückschicken"- Mensch halt nimma)

bei nem 2000 Euro Pedelec (nur ein Rad mit E-Motor rechtfertigt so einen hohen Preis... 2000Euro für ein normales Radl wiederum geben maximal wieder "FAhrradnerds" aus)
hingegen, sind 70 Euro fürs Service schon eher vom Gedanken her für die User vorstellbar
und wenns doch wieder nur das selbe ist: Reifen aufpumpen, Kette schmieren, Schaltung einstellen, Bremse entlüften/Beläge tauschen
bei einem E-Bike das 2000 Euro gekostet hat (das sind die Leute auch bereit für ein Pedelec im Schnitt auszugeben), wird sowas eher durchgeführt
 
bei einem 400-500Euro Baumarkt-Radl (und das ist der durchschnittliche Preis, den Österreicher für ein motorloses Fahrrad ausgeben) sehen viele nicht ein, warum sie es für 70 Euro beim Händler zum Service stellen sollen..
Wenn die wirklich Fahrradfahren wollten , hätten sie es längst getan. Diese Leute fahren mit dem Auto weil es bequemer ist , das ist die Realität.
Leider :(
 
1% höherer Radverkehrsanteil (in 2018 benannt, gegenüber 2002 sogar 2%) ist eine gewaltige Summe, gerechnet auf die
Wie große war die Zeitspanne in der dabei Pedelecs ne Rolle spielten?
Willst du Leute aufs Rad kriegen musst du ihnen eine passende Infrastruktur anbieten ... und nicht Pedelecs
 
Sehe ich anders. Ohne Pedelecs ist die Fahrrad-Infrastruktur für >80% Nebensache, da nicht vom KFZ abgeschwenkt wird. Auf einem Pedelec fühlen sich viele "im flow" der Stadt, des Verkehrs. Wichtiger Aspekt der gefühlten Sicherheit.

Pedelecs sind die erste und einzige fahrradtechnische Errungenschaft, welche KFZ-Nutzern eine Alternative ohne alle Nachteile eines Fahrrads bietet. Regional unterschiedlich sinnvoll, keine Frage - doch die Überzeugungskraft des e-Assist bleibt. S-Pedelecs bringen andere Nachteile mit sich.

Die Infrastruktur interessiert nur, wer sich damit befasst. Wenn Du hinter dem Steuer eines KFZ sitzt, wird Dich nicht interessieren, ob die Fahrbahnoberfläche der Radwege neu, glatt und im Winter gepflegt ist. Aber eventuell, ob Du auf der eigenen Fahrbahn Fahrradfahrern begegnest und Rücksicht auf diese nehmen musst. Das ist ein ganz anderes Thema und kohäriert nur marginal mit Pedelecanteil am Fahrradverkehrsaufkommen.

Hallo Gandalf,
Wenn die wirklich Fahrradfahren wollten , ..
die wollen durchaus Fahrrad fahren - ab und an am Wochenende oder zur Erholung. Auf ihre wenigen Kilometer bezogen (im Jahr) wirken die Wartungsaufwendungen überhöht und ungerechtfertigt. Das ist ein selbstverstärkendes Problem.. eine Kette in Nutzung funktioniert auch verrostet sehr lange. Nach einer Woche Stillstand.. nicht mehr.

Viele Grüße
Wolf
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus Kraeuterbutter,
bei einem 400-500Euro Baumarkt-Radl (und das ist der durchschnittliche Preis, den Österreicher für ein motorloses Fahrrad ausgeben) sehen viele nicht ein, warum sie es für 70 Euro beim Händler zum Service stellen sollen..
für jemanden, der nicht bereit ist, etwas in sein Fahrrad zu investieren, für den ist das Radl nichts wert. Es wäre nach meiner Meinung vergebene Liebesmüh, wenn Du die Räder wieder instand setzten würdest.

Gruß
Felix

PS: Zu mir kommen Kunden mit Fahrrädern die schon 40-60 Jahre alt sind und fragen mich, ob ich das noch reparieren würde. Ich frage die Kunden, ob sie grundsätzlich zufrieden mit dem Rad sind und raten dann dazu , es zu reparieren, da ein neues Baumarktrad die Gefahr birgt, daß es nicht so gut paßt und die Qualität kommt an die der älteren Räder auch nicht dran. Die Kunden freuen sich darüber und ich kann mich nicht erinnern, daß ich mal mit jemanden über den Preis diskutieren mußte.
 
Wie große war die Zeitspanne in der dabei Pedelecs ne Rolle spielten?
Willst du Leute aufs Rad kriegen musst du ihnen eine passende Infrastruktur anbieten ... und nicht Pedelecs
Infrastruktur gibts teils sehr gute...
ich hab hier so eine...
trotzdem fahr ich morgens fast alleine auf meiner Strecke
(Radweg der so gut ist dass ich teils 60kmh fahren kann)
 
Willst du Leute aufs Rad kriegen musst du ihnen eine passende Infrastruktur anbieten ... und nicht Pedelecs
und gleichzeitig Infrastruktur für den MIV abbauen, sonst steigt die km-Leistung des PKW-Verkehrs
Die Infrastruktur interessiert nur, wer sich damit befasst.
Definitiv nicht. Auch aus der "Auch-Radfahrer"-Perspektive ist motorisierte Gewalt erlebbar.
Ich halte alle (in Worten: alle) der Kampagnen zur Erhöhung der Radverkehrs der letzten Jahre für Makulatur oder gar für kontraproduktiv.
Wir reden geschäftig über Nebenschauplätze des Straßenverkehrs und lassen den "Elefanten im Porzellanladen" außen vor.
Das Mantra-artige Wiederholen der Notwendigkeit von "protected" bike lanes, Helm und Weste hat zu einer überzogenen Risikowahrnehmung geführt und das Radfahren dämonisiert.
Wir haben uns jahrelang anti-Fahrradkampagnen ("Radfahren ist gesund und schont die Umwelt, aber...") angehört und fragen uns jetzt, ob man Leute mit oder ohne "E" aufs Rad bekommt?
Finde den Fehler.

Gruß
Christoph
 
E-Velos und insbesondere die schnellen Pedelecs bringen einiges Gutes aber auch Schlechtes:
Positiv sehe ich, dass die Veloinfrastruktur einigenorts an schnelle Pedelecs angepasst wird und der MIV verstärkt mit schnellen Velos rechen muss (Sicherheit der grösseren Masse, durch mehr Fahrradbenutzung generell und der schnellen Rädern im Speziellen).
Negativ sehe ich z.B. die SUV-sierung der E-Bikes, die kürzere Lebenserwartung / der höhere Unterhaltsaufwand sowie, dass erzielbare Fahrgeschwindigkeiten weniger Korrelation zum vorhandenen Fahrkönnen hat (bergab kann man auch mit einem normalen Rad schnell über seinen Fähigkeiten unterwergs sein, in der Ebene / bergauf geht da aber meist schnell die Puste aus was eine Schutzfunktion darstellt) woraus ein Anstieg der Unfallzahlen resultieren könnte mit potentiell negativen Auswirkungen auf alle (schnelle) Radler (Helmpflicht, Tempobeschränkungen usw).

Egal wie man es sieht, die E-bikes (die Masse) sind hier , wir (skurilen Einzelgänger) werden damit leben müssen und wenn ich mal älter bin oder gesundheitliche Probleme habe, dann werde ich eine E-Unterstützung vielleicht auch schätzen. Kenne leider nur eine Handvoll Veloläden wo ich ein E-bikes bekomme aber fast jeder mir bekannte Veloladen hat E-bikes im Angebot.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer den Klimawandel aufhalten will, muss sich klar werden, das es nur darum gehen kann Autofahrer auf die Qualitätsräder zu bekommen die es schon gibt. Was kaum gebraucht wird sind Modetrends Booms und neue Gattungen die nur mit Motor nutzbar werden. Siehe Greta Thunberg, die trägt auch ältere aber gut erhaltene Kleidung.

Was "cool" und "hip" ist, kann jeder für sich entscheiden, sofern er verstanden hat, wo ein gesundes Selbstbewusstsein günstig zu bekommen ist.:D

Gerade saß ich wieder in der Eisdiele, wie jeden Tag nach der Arbeit...da stand seltenerweise ein Einspurer Kinderlaster (cangaro oder so ) der zu einer 3 köpfigen Familie gehörte. habs mir angeschaut.....oooohne Motor :rolleyes:

Natürlich hab ich sie nicht darüber aufgeklärt, das sie unbedingt einen Motor brauchen, weil sie dann noch schneller zur Eisdiele und zurück kommen können. Ich hoffe nicht das sie gedacht haben, ich wäre von der Mofapolizei und sie kriegen ein Knöllchen, weil sie sich den Modetrends verweigern. :X3:
 
Zuletzt bearbeitet:
Definitiv nicht. Auch aus der "Auch-Radfahrer"-Perspektive ist motorisierte Gewalt erlebbar.
"Auch-Radfahrer" befassen sich natürlich mit dem Zustand der Radwege (und der Möglichkeit, auf der Fahrbahn zu fahren). Natürlich ist für sie motorisierte Gewalt erlebbar, gleiches gilt für unmotorisierte Gewalt.

Das ist, was ich anspreche: Es interessiert jene, welche sich zwangsläufig aufgrund ihrer Nutzung (auch teilweise) damit befassen! Aber nicht jene, welche kein Fahrrad fahren. Diese wissen(!) gar nicht, ob Radwege durchgängig sind, ob sie befahrbar sind / wie ihr Zustand ist. Sie wissen nur das, was die Schilder ihnen mitteilen: "Oh, da ist ein Radweg! Was macht der Radfahrer vor mir auf der Fahrbahn?!".

Wirklich kein Geheimnis.

Und natürlich interessiert es den Gelegenheitsradfahrer mehr, als den 100%-KFZ-Nutzer. Doch den 100%-KFZ-Nutzer interessiert fast nie der Zustand einer radaffinen Infrastruktur, im Gegenteil, er fühlt sich durch die Radfahrer "gestört" oder "genervt" - selbst, wenn er rücksichtsvoll fährt.
Ich halte alle (in Worten: alle) der Kampagnen zur Erhöhung der Radverkehrs der letzten Jahre für Makulatur oder gar für kontraproduktiv.
Wir reden geschäftig über Nebenschauplätze des Straßenverkehrs und lassen den "Elefanten im Porzellanladen" außen vor.
Das ist ein großer Teil des Problems. Das Radfahren wird immer weiter "exkludiert" vom normalen Verkehrsgeschehen. Immer "separater". Und das sehe ich - genauso wie Du offenbar - als ein Problem an. Leider lässt sich die Denkweise der Masse, dass Radwege sicher seien usw. nicht einfach mal eben löschen.

Deshalb bin ich über JEDEN Radfahrer - auch Pedelecnutzer und S-Pedelec-Nutzer (wenngleich diese nur optisch auf Radfahrer machen) froh! Denn die Masse machts: je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, auch auf Radwegen.. umso normaler, üblicher, akzeptierter wird ihr Auftreten. Umso wahrscheinlicher, dass die "Dämonisierung" sich durch Relativierung der Einzelnen quer durch die Masse abbaut: "Schau mal, da fahren so viele Radfahrer! Das kann nicht so gefährlich sein, wenn die alle glücklich herumfahren!".

Das funktioniert, bedingt jedoch eine Steigerung des Anteils am Gesamtaufkommen. Pedelecs sind daher kein Hauptschlachtfeld, jedoch ein Motivator für eine weitere Steigerung des Radverkehrsanteils am Gesamtverkehrsanteil.

Viele Grüße
Wolf
 
"Auch-Radfahrer" befassen sich natürlich mit dem Zustand der Radwege (und der Möglichkeit, auf der Fahrbahn zu fahren). Natürlich ist für sie motorisierte Gewalt erlebbar, gleiches gilt für unmotorisierte Gewalt.

Das ist, was ich anspreche: Es interessiert jene, welche sich zwangsläufig aufgrund ihrer Nutzung (auch teilweise) damit befassen! Aber nicht jene, welche kein Fahrrad fahren. Diese wissen(!) gar nicht, ob Radwege durchgängig sind, ob sie befahrbar sind / wie ihr Zustand ist. Sie wissen nur das, was die Schilder ihnen mitteilen: "Oh, da ist ein Radweg! Was macht der Radfahrer vor mir auf der Fahrbahn?!".

Wirklich kein Geheimnis.

Und natürlich interessiert es den Gelegenheitsradfahrer mehr, als den 100%-KFZ-Nutzer. Doch den 100%-KFZ-Nutzer interessiert fast nie der Zustand einer radaffinen Infrastruktur, im Gegenteil, er fühlt sich durch die Radfahrer "gestört" oder "genervt" - selbst, wenn er rücksichtsvoll fährt.

Das ist ein großer Teil des Problems. Das Radfahren wird immer weiter "exkludiert" vom normalen Verkehrsgeschehen. Immer "separater". Und das sehe ich - genauso wie Du offenbar - als ein Problem an. Leider lässt sich die Denkweise der Masse, dass Radwege sicher seien usw. nicht einfach mal eben löschen.

Deshalb bin ich über JEDEN Radfahrer - auch Pedelecnutzer und S-Pedelec-Nutzer (wenngleich diese nur optisch auf Radfahrer machen) froh! Denn die Masse machts: je mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, auch auf Radwegen.. umso normaler, üblicher, akzeptierter wird ihr Auftreten. Umso wahrscheinlicher, dass die "Dämonisierung" sich durch Relativierung der Einzelnen quer durch die Masse abbaut: "Schau mal, da fahren so viele Radfahrer! Das kann nicht so gefährlich sein, wenn die alle glücklich herumfahren!".

Das funktioniert, bedingt jedoch eine Steigerung des Anteils am Gesamtaufkommen. Pedelecs sind daher kein Hauptschlachtfeld, jedoch ein Motivator für eine weitere Steigerung des Radverkehrsanteils am Gesamtverkehrsanteil.

Viele Grüße
Wolf

Verkauf Fahrräder und E-Bikes in Deutschland

Jahr Fahrräder E-Bikes Summe der Einheiten

2017 3,13 Mio 720.000 3,85 Mio

2016 3,45 Mio 610.000 4,06 Mio

2015 3,82 Mio 540.000 4,36 Mio

Die Zahl der Räder sinkt, die Zahl der Pedelecs steigt. Die Gesamtzahl sinkt auch!
So kriegt man die Leute also nicht aufs Rad!
 
Willst du Leute aufs Rad kriegen musst du ihnen eine passende Infrastruktur anbieten ... und nicht Pedelecs
Ich denke schon, dass Pedelecs dazu beitragen könnten, Leute aufs Rad zu bekommen, derzeit sieht es bei uns aber eher nicht so aus.
Unser Ort wird seit Jahren zunehmend vom Durchgangsverkehr belastet. Von 5h bis 22h brettern Autos und Lastwagen durchs Dorf, wenn sie nicht gerade im Stau stehen, was zunehmend der Fall ist. Das hat dazu geführt, dass Radfahrer, mit und ohne Motor, sich nicht mehr auf die Fahrbahn trauen, sondern verbotenerweise auf dem Gehweg unterwegs sind.

Die meisten Fahrräder, mit ohne ohne Motor, sehe ich hier auf Autoträgern aller Art. Jeder Altöttinger, der das Radfahren entdeckt, erhöht mit ziemlicher Sicherheit zunächst mal unseren Durchgangsverkehr. Direkter Start auf dem Rad gen Süden kommt offensichtlich für die wenigsten in Frage, zum einen ist es ihnen offenbar zu weit oder sie haben Angst, dass der Akku nicht so lange hält, zum anderen haben sehr viele Radfahrer Angst vor dem Auto-Verkehr und suchen deshalb nach Strecken, wo sie ihm entgehen können.
So kam es wohl, dass in den letzten Jahren die neuen Pedelecfahrer vor allem die touristisch angesagten Strecken fluteten: Chiemsee-Radweg, Routen entlang des Inns und der Salzach, per E-MTB auch direkt in den Alpen.

Dies hat dazu geführt, dass auf den bekannten und angesagten Strecken das Fahren inmitten der Radlerhorden immer weniger Spaß macht und die Stimmung immer hektischer und aggressiver wurde. Dies liegt sicher nicht alleine an der zunehmenden Zahl von Pedelecs, aber sie tragen auch ihren Anteil dazu bei.

Dummerweise haben motorisierte Fahrzeuge die Tendenz, die Ungeduld und Unduldsamkeit ihrer Fahrer gegenüber langsameren Fahrzeugen zu verstärken. Ich schreibe wohlgemerkt von einer "Tendenz" und nicht von einer zwangsläufigen Folge, ich kenne durchaus auch ruhige und geduldige Autofahrer, aber in der Summe finde ich diese Tendenz immer wieder bestätigt. In gewisser Weise scheint dies auch bei manchen Pedelecfahrern zuzutreffen, denn ich habe schon etliche Szenen miterlebt, bei denen Pedelecfahrer gegenüber langsameren Radfahrern sehr unbeherrscht und unwirsch reagierten. Das waren Einzelfälle, und die betreffen sicher nicht nur Pedelecfahrer, aber ich erlebe seit Jahren, wie sich auf unseren Straßen die Stimmung verschlechtert, Stress und Hektik erhöhen, und es immer häufiger zu aggressiven Szenen kommt. Und zwar nicht nur im eh schon hektischen Pendlerverkehr, sondern speziell auch im Freizeitverkehr am Wochenende auf den schon erwähnten idyllischen Strecken unserer Region.

Die von Titan Wolf erwähnten "glücklichen" Fahrer gibt es hier immer weniger zu sehen, weshalb ich auch schon längst die Konsequenz gezogen habe, die überlaufenen Strecken zu meiden so gut es geht. Erhöhter Stress und Aggressivität rühren sicher nicht nur von den Pedelecs her, sie scheinen aber auch wenig dazu beizutragen, die Situation zu entschärfen. Auf breiten, gut ausgebauten Strecken wäre das vermutlich alles kein Problem, nur gibt es davon bei uns halt nur sehr wenige.

Fazit: Was ich seit Jahrzehnten im Verkehrsgeschehen erlebe, ist eine unablässige Aufrüstung: schneller, leistungsfähiger, größer, schwerer, und das halte ich für sehr verhängnisvoll. Meiner Ansicht nach bräuchten wir eher eine Abrüstung und Entschleunigung, mehr Entspannung und Gelassenheit im Verkehr, und vieles, was derzeit noch als Problem erscheint, wäre dann keines mehr.

Pedelecs sehe ich in diesem Zusammenhang zwiespältig. Sie wären durchaus in der Lage, das Verkehrsgeschehen zu entspannen und zu entschleunigen, aber nur wenn sie auch tatsächlich Autofahrten ersetzen. Ersetzen sie dagegen die bisherigen Fahrräder, bedeuten sie eher eine Aufrüstung, mehr Stress auf den eh schon zu engen Wegen, und eine weitere Verschlechterung der Situation vor allem für die schwächeren und weniger leistungsfähigen Radfahrer.

Es sollte jetzt deutlich geworden sein, dass es mir fern liegt, Pedelecs die gesamte Schuld für alles und jedes zuzuschreiben, aber ich warne auch davor, sich zuviel von ihnen zu erwarten, was die Bekämpfung des Schweinehundes oder den Ersatz von Autoverkehr betrifft.

Wie sich die Situation für die Radfahrer in Zukunft entwickelt, wird in erster Linie von den Weichenstellungen in der Gesellschaft abhängen, also ob sich das Image der Radfahrer bessert und ihnen endlich eine vernünftige Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. Vor allem aber mehr Integration statt Abtrennung, und ich bezweifle, dass dies ohne eine Absenkung der Spitzengeschwindigkeiten des Autoverkehrs möglich sein wird.
 
Kleine Zwischenfrage @eisenherz: Kannst Du mir ein vernünftiges vollgefedertes Rad anbieten, das nicht allein als Mountainbike sondern auch als Alltagsrad mit Schutzblechen, Gepäckträger ... ausgestattet ist und KEIN Pedelec ist? Hier in der Gegend bekommt man das höchstens als Riese&Müller "Homage" o.ä.. Also als ausgesprochen schweres Pedelec.
C.
 
Ich bin ja nicht so der modebewusste Typ :LOL: aber im Vergleich zur SUV-Bike-Mode,
fand ich die Fitnessbike-Mode oder die Speedbikes richtig gut.(y)(y)

Technischer Fortschritt bei Wind- und Solarenergie kann uns retten...Mofas für die Massen sehe ich als Rückschritt.
Wenn man bedenkt was für Weicheier die Abendländler geworden sind kann man vor den noch Motorlos radelnden Rikschafahrern in den Morgenländern nur die größten Hüte ziehen. Vor allem, wenn man bedenkt mit welcher Technik die da auskommen müssen.

Fahrradhändler die Fahrräder lieben werden sich vereinzelt wohl vom E-Bikes ganz abwenden, denn die kann ja jeder Blödman verkaufen.

PS:
zu Kurt's Einlassungen hab ich auch letzte Woche (Eisdiele) von einem älteren Herrn was mitgehört, der sich erst darüber empörte das das Ausbauen seines Motors an seinem VW SUV 1700,- kosten sollte und das Einbauen genau so viel, wegen einer Undichtigkeit...er will den Wagen jetzt doch nicht mehr fertig machen lassen, auch, weil er seine Jagd aufgegeben hat...auf die Rat hin "dann verkauf den Wagen doch" sagte er " ne, den brauche ich noch für die Radtour mit unseren neuen E-Bikes" das passte sowas von in alle Klischees das ich es am liebsten aufgenommen hätte. Aber jetzt wo Kurt das beschrieb, hab ich es doch noch hier gepetzt. Gut das ich den Oldie nicht persönlich kannte und gut das der SUV wohl nur der Zweitwagen ist sonst müsste er ja mit dem E-Bike zur Eisdiele fahren. Hat der es gut.:LOL:
 
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Fahrradhändler die Fahrräder lieben werden sich vereinzelt wohl von E-Bikes ganz abwenden, denn die kann ja jeder Blödman verkaufen.
Verkaufen vielleicht, aber beim Service (bspw. Software-Updates) hört es schon schnell auf. M.E. ist da zusätzliches Wissen gefragt, da hapert es bei manchen doch ganz gewaltig.
 
1% höherer Radverkehrsanteil (in 2018 benannt, gegenüber 2002 sogar 2%) ist eine gewaltige Summe, gerechnet auf die ~43 Millionen PKW in privaten Haushalten. Als "1%" liest es sich erst einmal gering.
Ein schönes Beispiel für "Lügen mit Zahlen"
;)
sagt der Fahrradsachverständige Dirk Zedler vom Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit
Der sein Geld ja auch mit den Tests von Fahrrädern und nicht von Umbausätzen verdient.
:whistle:
Verkauf Fahrräder und E-Bikes in Deutschland

Jahr Fahrräder E-Bikes Summe der Einheiten

2017 3,13 Mio 720.000 3,85 Mio

2016 3,45 Mio 610.000 4,06 Mio

2015 3,82 Mio 540.000 4,36 Mio

Die Zahl der Räder sinkt, die Zahl der Pedelecs steigt. Die Gesamtzahl sinkt auch!
So kriegt man die Leute also nicht aufs Rad!
Das ist eine Statistik über verkaufte Räder.
Wenn man die jetzt mit @Kraeuterbutter s Fahradkeller kombiniert, kann man daraus aber auch lesen, das teuere Räder länger gefahren werden und die Gesamtzahl der länger gefahrenen Räder steigt.
Ich sehe immer mehr Fahrräder auf den Straßen, nicht weniger.
:whistle:
 
Zuletzt bearbeitet:
So kriegt man die Leute also nicht aufs Rad!
Falscher Schluss.. fast jeder hat bereits ein oder mehrere Fahrräder im Zugriff. Natürlich steigt zuerst der (Neu)Absatz eines Trendsetters.

Wenn Du die verkauften Umbausätze / -Komponenten einberechnest, welche für den Umbau eines bestehenden Fahrrads auf ein Pedelec erworben werden (was statistisch leider nicht erfasst wird), kämst Du zu einem anderen Schluss. Der Radverkehrsanteil steigt durchaus. Nicht schnell genug, das sehe ich genauso, anderes Thema.

Hallo Kurt,
.. erwähnten "glücklichen" Fahrer gibt es hier immer weniger zu sehen, weshalb ich auch schon längst die Konsequenz gezogen habe, die überlaufenen Strecken zu meiden so gut es geht. Erhöhter Stress und Aggressivität rühren sicher nicht nur von den Pedelecs her, sie scheinen aber auch wenig dazu beizutragen, die Situation zu entschärfen.
meiner Betrachtung nach ist das Verhalten entkoppelt vom Pedelec und somit auch ohne e-Assist vorhanden. Dass Pedelecs keine grundsätzliche Charakteränderung im Sinne eines toleranteren Miteinanders bewirken, ist richtig. Das kann kein Fahrzeug, nur der Mensch selbst.

Allerdings ist mir für das Miteinander die Smartphonenutzung hinter dem Steuer (irrelevant, ob Rad, Auto, Motorrad, Bus, ..) ein größerer Dorn im Auge, da sie aktiv gefährdet, aktiv verdrängt.
Pedelecs sehe ich in diesem Zusammenhang zwiespältig. Sie wären durchaus in der Lage, das Verkehrsgeschehen zu entspannen und zu entschleunigen, aber nur wenn sie auch tatsächlich Autofahrten ersetzen. Ersetzen sie dagegen die bisherigen Fahrräder, bedeuten sie eher eine Aufrüstung ..
Sehe ich etwas anders, denn gerade die Alltagstransportfahrten sind durch ein Pedelec um ein Vielfaches stressfreier, ruhiger, gleichmäßiger, ausgewogener.

Wer mit schwer beladenem Rucksack und einer Einkaufstasche (oder alternativ Anhänger/Gepäckträger) Steigungen bewältigt, 10-30 Kg transportiert, merkt das bei den ersten Fahrten als sehr positiv entspannende Nivellierung auf ein akzeptables, durchaus noch forderndes Lastverhältnis. Das wird nicht jederPedelecfahrer machen, doch es ist eine Möglichkeit, durch "Aufrüstung" den Stress und die Spannung "abzurüsten", ohne aufs KFZ umzuschwenken.

Ob es auch ohne Motor "geht", ist dabei nicht die Frage. Stattdessen, ob die nächste Investition in einen Vierzylinder oder ein 250W Pedelecumrüstsatz fließt.

Viele Grüße
Wolf
 
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