Erfahrungsbericht Zentrierständer TX-1 - erstes Einspeichen

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Da hier keine Reaktionen auf meine Anfrage zum TX-1 des niederländischen Unternehmens Wheels2build kamen, habe ich mir kurzerhand den "Wielrichter" kommen lassen.

Auf den Bildern der Firma sah der Zentrierständer für mich gut, ja "professionell" aus. Und, wenn ich die Preise so vergleiche, sind dafür 175 Euro erst mal nicht überteuert im Hinblick, dass drei Messuhren verbaut sind. Zwei von Park Tools kosten schon ca. 120 Euro.

Da ich bislang noch keine Erfahrungen mit dem Einspeichen von Laufrädern hatte und somit vielleicht etwas "geblendet" von der Ausstattung war, habe ich am Donnerstag bestellt und gleich bezahlt. Schon am Samstag kam das Paket per DPD bei mir zu Hause an. Da ich im Vorfeld per Mail noch angefragt wird, ob man auch nach DE versendet und was das kostet (10 Euro), der schnellen Antwort (< 24 Stunden) zusammen mit dem schnellen Versand gebe ich für den Bereich Kundenreaktion 5 Sterne.

Die Sachen waren gut verpackt, das Zusammenschrauben ging schnell, es waren letztlich nur die vier Schrauben mit der die Bodenplatte mit dem eigentlichen Zentrierständer verbunden wird, sowie das Anbringen der drei Messuhren und des Schraubgriffes für die Breiteneinstellung.

Mit dabei ist auch ein Adapter, mit dem auch Steckachsen eingespannt werden können. Das empfinde ich schon mal als Pluspunkt, bei vielen günstigen Geräten muss dies extra gekauft werden zu Preisen, die sich meistens gewaschen haben für das, was man bekommt. Das Gewicht sollte lt. Beschreibung 6 kg sein, gewogen sind es aber nur 4,7 kg. Insgesamt fühlt sich alles recht wertig an, die Oberflächen sind größtenteils Alu matt .

Was völlig fehlt ist eine Beschreibung. Es liegt ein schlecht kopierter Zettel dabei, mit dem die Platzierung der drei Uhren gezeigt wird. Da aber die einzelnen Halter der Uhren, mit denen diese an den Zentrierständer angebracht werden, mit Nummern versehen sind und diese auch auf den Kartons stehen, ist die Zuordnung kinderleicht, der Zettel wird also nicht benötigt. Trotzdem würde ich hierfür mindestens einen halben Stern abziehen für die Kategorie Ausstattung.

Nun steht er als vor mir, mein erster Zentrierständer und ich Neuling wage mich mit "learning by doing" an das Zentrieren meines ersten Laufrads. Zielobjekt ist eine Felge, die an mein ICE Sprint soll, wo ich die Woche schon die schwarze ICE Nabe mit schwarzen Speichen und grünen Nippel zweifach gekreuzt (nach Vorbild des gleiches Laufrades von Marions ICE) eingespeicht habe - was gar nicht so schwer ist. Bevor es losgeht noch ein paar Videos bei Youtube angesehen, die Anleitung von Sheldon Brown (https://www.sheldonbrown.com/wheelbuild.html) bzw. die Übersetzung davon (http://www.sudibe.de/articles/wheelbuilding/wheelbuild_d.html) gelesen und dann los.

Die Handhabung ist leider nicht so fließend wie ich es erwartet habe. Das Einsetzen des Rades ist ja noch einfach und schnell gemacht. Einfach die Gewindestange durch die Nabe, links und rechts die Adapterteile (Konus) aufstecken, die Stange in die Kerbe des Gerätes legen. Dann mit dem Schraubrad die "Backen" zusammendrehen bis sie auf die Adapter treffen und zum Schluss das Rad mit zwei Schraubrädern fixieren.

Aber das Anlegen der Messuhren an die Felge ist dann etwas fummeliger. Zunächst muss man den Arm anheben und in grobe Stellung bringen. Das funktioniert komplett manuell, keine Stellschraube, Kurbel oder dergleichen. Die Verbindung zum Gerät ist eine mehr oder weniger schwergängige Klemmung. Offensichtlich nicht Metall auf Metall (fühlt sich jedenfalls nicht so an) aber eben keine feinfühlige Einstellung der Höhe über Gewindegänge oder so. Aber es wackelt/kippel nicht und das ist erst mal wichtig.

Ich bin dann wie in Sheldons Anleitung beschrieben vorgegangen, Schritt für Schritt erst mal nur die Nippel der Reihe nach fester drehen. Dann die Premiere, die erste Prüfung mit den Messuhren, zunächst der Seitenschlag. Und hier zeigt sich dann der erste Kritikpunkt: wenn man die Messuhr an die Felge bringt und dann fixiert, wird diese durch die Schraubklemmung weiter an die Felge gedrückt. Man muss also schon sorgfältig den Punkt suchen, wo man die Halterung klemmt. Alles machbar aber trotzdem unschön. Das gilt logischerweise für beide (bzw. alle drei) Messuhren, denn das Prinzip der Befestigung ist das Gleiche.

Meine Vorgehensweise war dann erst mal die seitliche Uhr nur soweit an die Felge zu bringen, dass sie diese gerade berührt an einigen Stellen. Jetzt konnte ich, wie in der Anleitung beschrieben, die stärksten seitlichen Ausschläge korrigieren - was erstaunlich gut ging. Beim Höhenschlag war nicht wirklich viel zu tun, nur wirklich wenig Ausschläge. Dann wieder alle Nippel fester ziehen und im nächsten Schritt habe ich dann die Messuhren weiter angelegt, so dass ich die Ausschläge in beide Richtungen sehen konnte. Am Anfang war ich noch verwirrt durch das scheinbar unmotivierte Schwanken der Zeiger (Anfänger halt), dass hat ich aber recht schnell gegeben, vor allem, wenn man langsam genug dreht.

Zunächst hatte ich mich geärgert, dass man die Uhren nicht "auf Null" stellen kann - kann man doch: man kann die Skala so drehen, dass der Zeiger auf Null steht. Dadurch konnte ich dann auch besser sehen, wie groß die Fehler noch waren.

Nach einer Weile wurde so das Rad immer gerader, die Ausschläge sind jetzt bei < +-+0,5 mm, was ich für mich schon als gut empfinde, beim Drehen des Rades sieht man diese nicht einmal. Vielleicht hängt das auch etwas mit der Oberfläche der Felge zusammen, die Farbe ist nämlich seitlich etwas abgebremst. Inzwischen ist das Rad für meine Verhältnisse fast fertig, vielleicht noch etwas nachspannen, der Ton der gezupften Speichen könnte noch etwas heller werden. Möglicherweise muss ich mir noch mal ein Tensiometer zulegen, aber erst mal geht das auch so. Wenn ich bei meinen anderen Rädern die Speichen zupfe, sind die Töne unterschiedlicher als bei diesem - und mir ist ist noch nie eine Speiche gebrochen. Trotzdem kann ich jetzt auch alle anderen Räder mal nacharbeiten. Die Anschaffung soll sich ja auch lohnen...

Für die Handhabung/Verabeitung würde ich hier vielleicht 3-4 Sterne vergeben. Der Zentrierständer an sich hat eigentlich 4,5 verdient, aber die Anbringung der Uhren und die Ein-/Anstellung des Armes und der Uhren führt für mich zu Punktabzug. Hier wären (glaube ich) durch relativ einfache Maßnahmen Verbesserungen möglich, die den Komfort erhöhen. Für sieht es so aus, als ob hier ein "normaler" Zentrierständer nachträglich mit Uhren versehen wurde.

Insgesamt ist der TX-1 so schwer, dass man gut damit arbeiten kann. Bei mir, auf diesem Platzdeckchen, rutschte er natürlich immer gerne seitlich, besonders wo Kraft zum festdrehen der Nippel langsam größer werden musste. Aber normalerweise stellt man so was ja auch nicht auf einen Esstisch mit Platzdeckchen ;). Die Bodenplatte bietet auch die Möglichkeit, diese mit dem Untergrund zu verschrauben, aber wenn das Gerät auf einer nicht ganz so glatten Oberfläche steht, kann man auch so damit arbeiten.

Fazit: für mich war die Anschaffung OK. Ja, 175 Euro sind schon eine Stange Geld, ich empfinde aber die Uhren als eine deutliche Arbeitserleichterung zumal die Augen nicht mehr so sind, wie sie noch vor Jahren waren. Die Ausschläge werden so viel sichtbarer als durch feste seitliche Taster - die im übrigen auch vorhanden snd.

Die Einstellung ist etwas fummelig und das Anlegen an die Felge nicht feinfühlig und einfach wie z.B. bei Centrimaster, aber durch aus machbar und man macht das ja pro Felge nicht ganz so oft. Natürlich ist der TX-1 nicht mit einem Centrimaster zu vergleichen, aber dieser kostet aber in der einfachsten Ausführung schon doppelt so viel. Da muss man dann halt sehen, was einem die einzelne Komfortausstattung wert ist.

TX1_seitlich.jpg TX1_vorne.jpg

Viele Grüße
Dieter
 
Danke für den Bericht! Ich war schon kurz davor mir den günstigen Zentrierständer von Rose zu kaufen als du die erste Anfrage gestellt hast. Jetzt hab ich wieder die Qual der Wahl...
@Felix wäre der TX-1 nicht auch eine Option für dich? Dann könnte ich mir das Ding vorher mal in echt angucken :D:whistle:.
 
Den hatte ich mir auch angeguckt, da steht dann unten "optionales Zubehör:· Shimano 12 mm Steckachsadapter TL-FH12" - und der kostet auch 25 Euro. Kann man sich vielleicht auch selbst basteln, dafür fehlt mir aber die Zeit. Uhren sind auch keine dabei, das war mir wichtig (die braucht aber nicht jeder). Und "Lieferzeit 3 Wochen"...
 
Ich sollte Provision nehmen ;):D

Nach dem ich den Bericht geschrieben hatte, habe ich mich dann an das zweite Projekt gemacht: die zweite Seite des ICE bekommt einen SON und da beginnt es tricky zu werden. Bei den einseiten SONs für die ICE-Trikes ist die Achse mit verbaut, also keine Chance die Achse durchzustecken und einzuspannen - ich weiß nicht, ob man die Achse so raus bekommen würde und ich wollte nichts risikieren.

Gelöst habe ich das, in dem ich die Original-Schraube des SONs rausgedreht habe und das Laufrad dann seitlich in die Kerbe des TX-1eingeklemmt habe:

TX-1_SON.jpg

Das Rad ist gerade fertig geworden...
 
Eine kleine Hilfeanleitung bezüglich zentrieren, du müsstest nach dem festziehen der Speichen, das Laufrad von oben rundum andrücken. Damit setzen sich die Nippel in der Felge, den Vorgang zweimal wiederholen, das Ergebnis ist ein perfekter Rundlauf. Dieser ist dann dauerhafter. Toller Bericht!
Viel Glück
Norbert
 
@DerMitDemTrikeTanzt :
Du kömntest den TX1 noch auf eine Holzplatte schrauben, sollte dann ewas weniger rutschen und standsicherer sein.

Hast du einen Link zur Hersteller- oder Lieferantenseite?
 
du müsstest nach dem festziehen der Speichen, das Laufrad von oben rundum andrücken.
Habe ich auch gemacht (y)

Du kömntest den TX1 noch auf eine Holzplatte schrauben, sollte dann ewas weniger rutschen und standsicherer sein.
Jep, wenn ich irgendwann meine Werkstatt einrichte - auf dem Wohnzimmertisch kommt anschrauben nich so gut (stark unterdurchschnittlicher WAF :whistle: )

Ich vermute eher Importeur...
 
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