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Ich möchte heute mal darüber berichten, wie ich das Bacchetta Corsa als Reise-Lieger nutze. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass ich mit meinem Grasshopper bislang viel unnötigen und bremsenden Komfort herumgefahren habe. Weil ich ohnehin bevorzugt auf Asphalt fahre, sind dicke Reifen und Vollfederung überflüssig. Weil sich das Corsa auf schnellen Tagestouren schon bestens bewährt hat, wollte ich nun also einen Schritt weitergehen und eine mehrtägige Reise unternehmen. Die einzige Änderung zur Serienausstattung ist eine etwas "reisetauglichere" 48/36/26-Kurbel.
Der erste Einsatz sollte eine Tour von Nürnberg nach Berlin zum diesjährigen Treffen des Radreise-Forums im Mai werden. Gefahren bin ich die Radweit-Routen "Nürnberg-Leipzig" und "Leipzig-Berlin", die zu 99,9% auf Asphalt verlaufen.
Vor der Fahrt galt es noch eine besondere Herausforderung zu meistern, denn ich wollte mit leichtem Camping-Gepäck reisen, also mit Zelt, Matte und Schlafsack, aber ohne Kocher. Für Touren in den mehr oder weniger warmen Monaten habe ich ein Tarptent Double Ranbow, das mit meinen 190 cm gut zurecht kommt und mit 1,2 kg noch akzeptabel leicht ist. Mein bewährter Daunenschlafsack wiegt 800 Gramm, die Matte nochmal 900 Gramm. Klar, da hätte man noch Gewicht sparen können, aber ich wollte mir noch Optimierungspotenzial für später aufheben. Neben einem Satz Rad- und Regenkleidung habe ich nur noch einen Satz "ziviler" Kleidung dabei. Als Kamera musste diesmal mein Smartphone herhalten.
So sieht die reisefertige Fuhre aus:
Gewicht ohne Fahrer, aber inklusive Kleidung am Fahrer: 22,5 kg.
Taschen und Gepäck:
Mit der Sitztasche und den beiden Bananentaschen stehen etwa 35 Liter Gepäckvolumen zur Verfügung. Werkzeug und Ersatzschlauch finden in einer Rahmentasche mit verlängerten Klettriemen Platz. Der Trinkflaschenhalter und die Luftpumpe sind per Klickfix Bottlefix am Umwerferrohr befestigt.
Es gab noch einige Detail-Probleme zu lösen. Weil sich die obere der drei Aufhängungen der Bananentaschen mit der Sitztasche ins Gehege kommt, habe ich mir einen "Schnallen-Adapter" gebaut, mit dem ich die 25 mm-Schnalle der Bananentasche mit einer ungenutzten 20 mm-Schnalle oben an der Sitztasche verbinden kann.
Bei der Befestigung des Zelts am Rahmen muss natürlich sichergestellt sein, dass das Zelt nicht in die Kette rutscht. Die Abstützung an der Befestigung der Umlenkrolle alleine reicht nicht aus, also habe ich noch zwei Klickfix MiniMount am Rahmen befestigt. An den Minimounts hatte ich zuerst noch je eine nach unten ragende 4x50 mm Schraube als Anschlag für das Zelt befestigt. In den vorderen und hinteren Spannriemen habe ich eine Öse genietet und auf die Schraube gefädelt, damit sich der Riemen nicht verdrehen kann und das Zelt zusätzlich von der Kette abhält. Später habe ich die lange Schraube durch eine kurze ersetzt, denn die Verdrehsicherheit des Riemens allein genügt, um das Zelt an seinem Platz zu halten.
Die Matte passt gefaltet und zusammengerollt genau unter die Sitztasche. Der Riemen, in dem der Matte hängt, ist nicht besonders stark angezogen, denn zusätzlich ist die Kordel der Mattenhülle an der Spannsitz-Verspannung befestigt. Die Matte liegt vorne an den beiden Sitzstreben an. So ist sie sicher befestigt und kann nicht abhauen.
Elektrik:
Alle meine Geräte werden per USB geladen bzw. betrieben. Handy und Scheinwerfer (Trelock LS 750) können direkt per Micro-USB-Buchse geladen werden. Die Akkus für GPS (Garmin Dakota), Stirnlampe Mammut S-Flex (1x AA) und Rücklicht (2x AA) lade ich mit dem Pixo C-USB Universalladegerät. All das wird von einem normalen USB-Netzteil (1000 mA) mit Strom versorgt.
Erfahrungen in der Praxis:
Das Corsa hat sich als Reiserad absolut bewährt! Natürlich spürt man die zusätzlichen zehn Kilogramm an jeder Steigung deutlich, aber der flotte Charakter des Rads bleibt erhalten. Für mich ist es die ideale Kombination aus Effizienz und Komfort. Den Sitz habe ich maximal aufrecht eingestellt - schließlich ist es ein Reiserad und da ist mir Komfort wichtiger als minimaler Luftwiderstand. Außerdem hilft es wohl auch ein bisschen am Berg. Generell empfinde ich die gesamte Körperhaltung als sehr angenehm.
Die Gepäckbefestigung hat sich ebenfalls als problemlos erwiesen. Es war der erste Versuch, mit so wenig Gepäck zu fahren, aber ich war mir durch meine früheren Reisen mit deutlich mehr Gepäck schon ziemlich sicher, dass es auch mit weniger klappt. Neben der allgemeinen Faszination des effizienten Systems "Fahrrad" finde ich es immer befriedigend, wie wenig "Zeug" man auf der Reise braucht. Und es ist ein tolles Gefühl, die gesamte Fuhre einfach mal eben so durch die Gegend heben oder im Bahnhof locker die Treppe hochtragen und in den Zug stellen zu können. Die Reduktion auf das Allernötigste befreit Körper und Geist!
Ich hatte weder einen Platten noch einen anderen Defekt, die Rennradräder- und -reifen haben sich als erstaunlich Reisetauglich erwiesen. Eine Federung habe ich nicht vermisst. Und man kommt während der Fahrt sogar an die Trinkflasche ran.
Noch ein paar unsortierte Anmerkungen und mögliche Verbesserungen:
-Mein Smartphone ist als Kamera sehr kompromissbehaftet. Einhändige Schnappschüsse während der Fahrt sind kaum möglich, obwohl ich das Gerät griffbereit im Netzfach oben auf der Bananentasche hatte. Da werde ich mich mal nach einer größeren Rahmentasche umschauen, in die auch noch meine Lumix-Kompaktkamera mit reinpasst.
-USB-Netzteil mit 2 USB-Buchsen mit je 1000 mA, damit ich Handy und AA-Akkus gleichzeitig laden kann.
-Den original Therm-a-Rest-Packsack werde ich durch einen wasserdichten ersetzen.
-Ein kleiner Leichtkocher mit Brennstoff für ein paar Tage hätte noch locker in die Gepäcktasche gepasst.
-Um mir ein zweites Paar Schuhe zu ersparen, habe ich mir Radschuhe (von Scott) gekauft, die schraubbare und damit reversible Abdeckungen der Klickbefestigungen haben. Der Plan war, vor ausnahmsweise längeren Fußmärschen die Klickplatten wieder durch die Abdeckung zu ersetzen. Mangels Anlass habe ich das auf der Fahrt aber nicht in die Tat umgesetzt.
Na dann... vielleicht hat dem ein oder anderen mein Bericht gefallen und fühlt sich ermuntert, auch mal mit einem sportlichen Rad auf Reisen zu gehen. Ich werde hier weiter über meine Reise-Erfahrungen berichten.
Chris
Der erste Einsatz sollte eine Tour von Nürnberg nach Berlin zum diesjährigen Treffen des Radreise-Forums im Mai werden. Gefahren bin ich die Radweit-Routen "Nürnberg-Leipzig" und "Leipzig-Berlin", die zu 99,9% auf Asphalt verlaufen.
Vor der Fahrt galt es noch eine besondere Herausforderung zu meistern, denn ich wollte mit leichtem Camping-Gepäck reisen, also mit Zelt, Matte und Schlafsack, aber ohne Kocher. Für Touren in den mehr oder weniger warmen Monaten habe ich ein Tarptent Double Ranbow, das mit meinen 190 cm gut zurecht kommt und mit 1,2 kg noch akzeptabel leicht ist. Mein bewährter Daunenschlafsack wiegt 800 Gramm, die Matte nochmal 900 Gramm. Klar, da hätte man noch Gewicht sparen können, aber ich wollte mir noch Optimierungspotenzial für später aufheben. Neben einem Satz Rad- und Regenkleidung habe ich nur noch einen Satz "ziviler" Kleidung dabei. Als Kamera musste diesmal mein Smartphone herhalten.
So sieht die reisefertige Fuhre aus:
Gewicht ohne Fahrer, aber inklusive Kleidung am Fahrer: 22,5 kg.
Taschen und Gepäck:
Mit der Sitztasche und den beiden Bananentaschen stehen etwa 35 Liter Gepäckvolumen zur Verfügung. Werkzeug und Ersatzschlauch finden in einer Rahmentasche mit verlängerten Klettriemen Platz. Der Trinkflaschenhalter und die Luftpumpe sind per Klickfix Bottlefix am Umwerferrohr befestigt.
Es gab noch einige Detail-Probleme zu lösen. Weil sich die obere der drei Aufhängungen der Bananentaschen mit der Sitztasche ins Gehege kommt, habe ich mir einen "Schnallen-Adapter" gebaut, mit dem ich die 25 mm-Schnalle der Bananentasche mit einer ungenutzten 20 mm-Schnalle oben an der Sitztasche verbinden kann.
Bei der Befestigung des Zelts am Rahmen muss natürlich sichergestellt sein, dass das Zelt nicht in die Kette rutscht. Die Abstützung an der Befestigung der Umlenkrolle alleine reicht nicht aus, also habe ich noch zwei Klickfix MiniMount am Rahmen befestigt. An den Minimounts hatte ich zuerst noch je eine nach unten ragende 4x50 mm Schraube als Anschlag für das Zelt befestigt. In den vorderen und hinteren Spannriemen habe ich eine Öse genietet und auf die Schraube gefädelt, damit sich der Riemen nicht verdrehen kann und das Zelt zusätzlich von der Kette abhält. Später habe ich die lange Schraube durch eine kurze ersetzt, denn die Verdrehsicherheit des Riemens allein genügt, um das Zelt an seinem Platz zu halten.
Die Matte passt gefaltet und zusammengerollt genau unter die Sitztasche. Der Riemen, in dem der Matte hängt, ist nicht besonders stark angezogen, denn zusätzlich ist die Kordel der Mattenhülle an der Spannsitz-Verspannung befestigt. Die Matte liegt vorne an den beiden Sitzstreben an. So ist sie sicher befestigt und kann nicht abhauen.
Elektrik:
Alle meine Geräte werden per USB geladen bzw. betrieben. Handy und Scheinwerfer (Trelock LS 750) können direkt per Micro-USB-Buchse geladen werden. Die Akkus für GPS (Garmin Dakota), Stirnlampe Mammut S-Flex (1x AA) und Rücklicht (2x AA) lade ich mit dem Pixo C-USB Universalladegerät. All das wird von einem normalen USB-Netzteil (1000 mA) mit Strom versorgt.
Erfahrungen in der Praxis:
Das Corsa hat sich als Reiserad absolut bewährt! Natürlich spürt man die zusätzlichen zehn Kilogramm an jeder Steigung deutlich, aber der flotte Charakter des Rads bleibt erhalten. Für mich ist es die ideale Kombination aus Effizienz und Komfort. Den Sitz habe ich maximal aufrecht eingestellt - schließlich ist es ein Reiserad und da ist mir Komfort wichtiger als minimaler Luftwiderstand. Außerdem hilft es wohl auch ein bisschen am Berg. Generell empfinde ich die gesamte Körperhaltung als sehr angenehm.
Die Gepäckbefestigung hat sich ebenfalls als problemlos erwiesen. Es war der erste Versuch, mit so wenig Gepäck zu fahren, aber ich war mir durch meine früheren Reisen mit deutlich mehr Gepäck schon ziemlich sicher, dass es auch mit weniger klappt. Neben der allgemeinen Faszination des effizienten Systems "Fahrrad" finde ich es immer befriedigend, wie wenig "Zeug" man auf der Reise braucht. Und es ist ein tolles Gefühl, die gesamte Fuhre einfach mal eben so durch die Gegend heben oder im Bahnhof locker die Treppe hochtragen und in den Zug stellen zu können. Die Reduktion auf das Allernötigste befreit Körper und Geist!
Ich hatte weder einen Platten noch einen anderen Defekt, die Rennradräder- und -reifen haben sich als erstaunlich Reisetauglich erwiesen. Eine Federung habe ich nicht vermisst. Und man kommt während der Fahrt sogar an die Trinkflasche ran.
Noch ein paar unsortierte Anmerkungen und mögliche Verbesserungen:
-Mein Smartphone ist als Kamera sehr kompromissbehaftet. Einhändige Schnappschüsse während der Fahrt sind kaum möglich, obwohl ich das Gerät griffbereit im Netzfach oben auf der Bananentasche hatte. Da werde ich mich mal nach einer größeren Rahmentasche umschauen, in die auch noch meine Lumix-Kompaktkamera mit reinpasst.
-USB-Netzteil mit 2 USB-Buchsen mit je 1000 mA, damit ich Handy und AA-Akkus gleichzeitig laden kann.
-Den original Therm-a-Rest-Packsack werde ich durch einen wasserdichten ersetzen.
-Ein kleiner Leichtkocher mit Brennstoff für ein paar Tage hätte noch locker in die Gepäcktasche gepasst.
-Um mir ein zweites Paar Schuhe zu ersparen, habe ich mir Radschuhe (von Scott) gekauft, die schraubbare und damit reversible Abdeckungen der Klickbefestigungen haben. Der Plan war, vor ausnahmsweise längeren Fußmärschen die Klickplatten wieder durch die Abdeckung zu ersetzen. Mangels Anlass habe ich das auf der Fahrt aber nicht in die Tat umgesetzt.
Na dann... vielleicht hat dem ein oder anderen mein Bericht gefallen und fühlt sich ermuntert, auch mal mit einem sportlichen Rad auf Reisen zu gehen. Ich werde hier weiter über meine Reise-Erfahrungen berichten.
Chris
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