Aus dem Leben eines EVO-R

Kurz nach Domodossala beginnt es richtig zu steigen. Denn hier beginnt die Simplon-Passstrasse. Dabei muss man mit dem Fahrrad die alte Passstrasse nehmen mit ihren zahlreichen Steigungen und Gegensteigungen. Damit es nicht zu heiss wurde, hatte Petrus ausgiebig für Wasserkühlung gesorgt. Auch die Carabinieri machten sich Sorgen um mich und begleiteten mich mit Blaulicht bis zur Verladestation in Iselle. Damit ja nichts passiert, meinten sie. Oder wars nicht vielmehr, dass ich nicht auf die "Statale" abzweige, denn die ist viel leichter zu fahren.

Also 2010 bin ich von Domodossola her die gut ausgebaute LKW-taugliche Simplontrasse hochgeradelt und kann mich an kein Verbotsschild erinnern, hat sich das geändert?

Danke für den schönen Bericht.
 
Wieder ist eine Langfahrt zu Ende. Sehr lang war sie zwar nicht, aber für 750 km hats doch gereicht. Auch bin ich gar nicht so richtig auf meine Rechnung gekommen. Fast niemand hat mich so richtig zur Kenntnis genommen, geschweige denn bewundert (ausser DYNAMIK natürlich). Scheint in der Schweiz nicht üblich zu sein. Da war es schon anders in Italien oder Spanien. Nächstes mal gehen wir wieder südwärts.

Montalchez, 31.5.18

Sierre - Montalchez

Heute war die letzte Etappe meiner kleinen Tour de Suisse. Bei strahlendem Wetter gings der Rhone entlang, wobei ich nicht den Veloweg auf dem Rhonedamm sondern die alte linksufrige Kantonsstrasse gewählt habe. Sie hat sehr wenig Verkehr und ist ideal für ein Velomobil.

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Mittagsrast in Villeneuve am Genfersee

Vor dem Schloss Chillon bei Montreux war mein Velomobil wieder einmal die Hauptattraktion. Anstatt das schöne Schloss zu besuchen wollte die indische Familie alles über mein Velomobil wissen.

b16.JPG Vor dem Schloss Chillon

Zwischen Montreux und Lausanne habe ich das erste Velomobil in freier Wildbahn gesichtet. Der Fahrer war so schnell (oder ich so langsam), dass ich gar nicht erkennen konnte, welches Modell es war. Auf alle Fälle war es rot. Schade dass der Fahrer keine Zeit für eine kurzen Pause hatte.

Der letzte Abschnitt von Lausanne nach Yverdon war der schwierigste, denn hier gehts nochmals gewaltig bergauf. Und das nachdem ich schon 130 km in den Beinen hatte. Wahrscheinlich hab ich wieder einmal die Variante mit der höchsten Höhendifferenz gewählt. Zum Glück wurden mir die letzten 400 Höhenmeter geschenkt, denn meine liebe Gattin holte mich mit dem Auto in St.Aubin ab und brachte uns zu unserem Häuschen am Fuss des Juras.

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Wieder zu Hause
 
kann mich an kein Verbotsschild erinnern, hat sich das geändert?
Von Crevoladossola führt die SS33 durch einen 2 km langen Tunnel Richtung Simplon. Den kann man auf keinen Fall nehmen. Nach dem Tunnel gibt es Abschnitte auf denen beide, die SS33 und die alte Simplonstrasse nebeneinander existieren und Abschnitte auf denen nur die SS33 existiert. Auf den ersteren musst du gemäss Carabinieri die alte Simplonstrasse nehmen (obwohl gar kein Velo-Verbotsschild vorhanden ist).
 
wäre trotzdem interessant mehr infos zu kriegen
Das Blech ist ein 0.5 mm Alu-Blech. Zuerst wollte ich das Kuchenblech von meiner lieben Gattin nehmen. Wurde nicht so geschätzt. Das Blech hab ich mit der Blechschere rund geschnitten und innen ein rundes Loch geschnitten mit Radius 1 cm kleiner als Trommelradiues. Radiale Schnitte von 1 cm Länge alle 1 cm. Umgebördelt, damit es schön auf die Trommel passt. Noch einen Radial-Schnitt, damit man es einfädeln kann. Dann thermisch-leitender Kleber auf die Trommel geschmiert (natürlich nur aussen) und die Aluscheibe auf die Trommel gedrückt. Später noch kleine Schnitte am Aussenrand der Scheibe angebracht, um die Scheibe an den Speichen zu sichern. Kleber: neokadur vg alu und härter.

Das Ganze ist ein Gebastel aber funktioniert erstaunlich gut. Einmal bin ich damit den Oberalppass runter gefahren. Rechts mit Kühlscheibe und links ohne (da nicht richtig geklebt). Am Ende der Passfahrt hab ich die Wärme der Achsschrauben konrolliert. Mit Kühlscheibe konnte man die Schraube längere Zeit berühren, hatte vielleicht so 50 Grad, ohne Kühlscheibe hat man sich sofort den Finger verbrannt. Von Unwucht habe ich gar nichts gemerkt. Fahre aber auch nicht mehr schneller als 50. Will ja noch ein bisschen VM-fahren.

Man könnte natürlich dieses Gebastel perfektionieren. Statt Carbon-Radabdeckung eine Alu-Abdeckung wählen und diese wärmeleitend mit der Trommel verbinden.
 
danke für die detaillierten Infos !!!

das 0,5mm Alublech schon so ne Wirkung haben !

aber die Idee mit der Metall-Radkappe (die noch dazu im Wind steht und gekühlt wird) - die hat schon auch was !!!

da sichtbar, müsste das halt professionell dann gelöst sein
 
aber die Idee mit der Metall-Radkappe (die noch dazu im Wind steht und gekühlt wird) - die hat schon auch was !!!

da sichtbar, müsste das halt professionell dann gelöst sein
Da müsste man vielleicht Heatpipes vom Trommelgehäuse nach außen und dann großflächig an die Scheibe führen. Aluminium wäre dafür nicht perfekt, aber je nach Querschnitt gut genug geeignet.
 
Nach jeder Langfahrt ist man - und das ist das Schöne daran - ja gleichzeitig vor der nächsten Langfahrt. Das bedeutet aber auch, dass man aus den Fehlern der letzten Langfahrt etwas lernen sollte, um sie auf der nächsten Langfahrt nicht zu wiederholen.

Zuerst natürlich die Frage, was ist gut gelaufen?

Inspektionsöffnungen sind ein Hit. Handschuhe im Schaltwerk lassen sich viel leichter entfernen.

Lichtschwert ist nicht nur hübsch, man wird wirklich besser gesehen.

Schwalbe Kojak (mit 6.5 bar) waren erwartungsgemäss etwas komfortabler als die Conti Rennreifen (mit 8 bar). Natürlich denkt man immer, wegen diesen blöden Reifen bin ich so langsam. Ist wohl nur Einbildung.

Der Entscheid, nicht schneller als 50 zu fahren, hat sich bewährt. Ich bin ganz nach Hause gekommen.

Im übrigen hat sich EVA ganz ausgezeichnet bewährt. Nicht die geringste Panne.

Nun zur Frage, was muss man verbessern?

Die Batterie für die Beleuchtung muss mindestens für 12 Stunden reichen. Hab eben von Elmar eine grössere bekommen.

Für Alpenüberquerungen ist das 38-Kettenblatt mit dem 42-Ritzel schon recht gut aber immer noch etwas zuwenig untersetzt.

Die Lüftung sollte man noch etwas verbessern. Aber wie?

Als weitere Verbesserung ist noch der Umbau auf hydraulische Bremsen vorgesehen.

Vor der nächsten Langfahrt gibts noch ein bisschen Arbeit.
 
Bei den hydraulischen Bremsen wäre ich vorsichtig, so einen Bowdenzug bekommst Du immer gewechselt und organisiert, falls Du keinen dabei hast.
Ganz im Gegensatz zu einer Dichtung oder einem Schlauch. Gerade auf langen Reisen gilt, weniger ist mehr und einfach und robust bringt Dich ans Ziel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist richtig. Wie wärs mit Kupfer- oder Messingblech statt Carbon? Müsste man natürlich jeden Morgen pollieren. Das sähe echt gut aus.
Sieht nicht so gut zu dem gelb aus ... ;) ... vom Material geht's kaum besser als Kupfer oder Messing sofern man die Übergänge vom Aluminium der Nabe und wieder auf das Alublech gut hinbekommt.

Aber in der Zeit für's Polieren könnte man auch schon 5 km fahren ... (y) ... dünn lackiert sollte das Polieren vermeiden und die Wärmeabgabe nicht zu sehr einschränken
 
die Wärmeabgabe nicht zu sehr
ich glaub eher, die Oberfläche ist recht gross, der leitende Querschnitt aber nicht, und zudem sind die Scheiben wohl stirnseitig auf den Trommeln aufgesetzt, äh geklebt, statt da, wo die Wärme entsteht.
Etwas ringförmiges, mit weniger Ausladung, was man auf die Trommel aufklemmen könnte, würde, schön poliert natürlich, auch funktionieren. Aber vermutlich sind die Trommeln aussen nicht mal zylindrisch, und was draufgeklemmt wird, fällt auch wieder runter. (Echte Scheibenbremsen polierts ja ständig, beim Bremsen).
 
Wie wärs mit Kupfer- oder Messingblech statt Carbon?
Kupfer hat zwar eine höhere spezifische Wärmeleitfähigkeit. Das ist aber bezogen aufs Volumen. Bei gleichem Gewicht ist Aluminium um ca. Faktor 2 besser!
dünn lackiert sollte das Polieren vermeiden und die Wärmeabgabe nicht zu sehr einschränken
für die Wärmeabgabe braucht man nix polieren. Ganz im Gegenteil, je besser die Oberfläche spiegelt, desto stärker werden die Photonen am Austritt gehindert. Am besten wäre schwarz eloxieren.
 
Kupfer hat zwar eine höhere spezifische Wärmeleitfähigkeit. Das ist aber bezogen aufs Volumen. Bei gleichem Gewicht ist Aluminium um ca. Faktor 2 besser!
Stimmt, guter Punkt! Bei gleicher Masse ist der Querschnitt viel größer.

für die Wärmeabgabe braucht man nix polieren. Ganz im Gegenteil, je besser die Oberfläche spiegelt, desto stärker werden die Photonen am Austritt gehindert. Am besten wäre schwarz eloxieren.
Dünn schwarz matt lackieren? ;)
 
Dünn schwarz matt lackieren? ;)
So offen mit Zwangskonvektion kann die Emission vernachlässigt werden.
Momentan dürften ca. 30% des Blechs sinnvoll angebunden sein, der Rest kühlt nicht nennenswert:
upload_2018-6-7_10-48-24.png
Übrigens relativ unabhängig von der Temperatur der Bremse:
upload_2018-6-7_10-52-54.png

Gruß,

Tim
 
bei der Temperaturverteilung wäre doppelte Blechdicke, dafür nur halbe Fläche offensichtlich besser.
Korrekt, macht 20 K Differenz bei meinen Annahmen:
upload_2018-6-7_12-58-12.pngupload_2018-6-7_12-58-22.png
Aber es geht nochmal besser mit nach außen abnehmender Profilstärke, z.B. bringt 1.5 zu 0.5 mm Verjüngung nochmals über 20 K:
upload_2018-6-7_13-8-10.png
;)

Jetzt Schluß mit OT,

Tim
 
ein 0.5 mm Alu-Blech
hab das grade mal überschlagsmäßig denVergleich zu den Ginkgo-kühltürmchen gerechnet. 10 Kühltürmchen, die am Übergang zur Trommel 6mm Durchmesser (des zentralen Dorns) haben, kommen auf die exakt gleiche Querschnittsfläche wie ein 1mm Blechring von 90mm Durchmesser. Nimmt man mal an, dass die Wärmeleitfähigkeit der Anbindung an die Bremstrommeln die limitierende Größe darstellt (und der Wärmeleitkleber was taugt) dann kommt man mit der Kuchenblechlösung also schon mal in eine vergleichbare Größenordnung wie mit den Türmchen (y).
 
Wenn ich die doppelte Wärmeübertragung durch die bessere Verwirbelung annehme, komm ich auf nochmal 20 K weniger bei 40g weniger Kühlkörper:
upload_2018-6-7_14-24-21.png
Die haben nur 10 Lamellen und keine Verjüngung nach außen hin wie im Original.
Aber um genau zu simulieren, müßte ich erst mal den Konvektionskoeffizienten wissen, ich hatte jetzt 20 W/m²K zu 40 W/m²K bei 200 W Dauerleistung am Innenring angenommen - 4 zu 8fach im Vergleich zu freier Konvektion=Stillstand.

Gruß,

Tim
 
Nimmt man mal an, dass die Wärmeleitfähigkeit der Anbindung an die Bremstrommeln die limitierende Größe darstellt (und der Wärmeleitkleber was taugt) [...]
An der Trommel dicker und von der Trommel weg dünner auslaufend wäre sicher noch besser, aber auch aufwendiger. Also die Kuchenblechlösung mit ordentlich Kleber unten herum sollte es gerade gemessen am Aufwand schon bringen. Ich liebe einfache funktionierende Lösungen. (y)
[DOUBLEPOST=1528382775][/DOUBLEPOST]
durch die bessere Verwirbelung
Sehr informativ, Deine Ausführungen, danke!

Aber heißt Verwirbelung nicht auch wieder höherer Widerstand? Wahrscheinlich minimal, aber interessiert mich.
 
Was ihr braucht ist eine elektromagnetische Bremse. Das mein ich jetzt zu 87,3% ernst. Mir sind die mechanischen Herausforderungen bewußt. Wenn ich dafür eine Lösung hätte, würde ich den Rest schaffen.
 
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