Mit dem K - einmal Nordkap und zurück.

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Eine 8000 km Tour durch Deutschland und Skandinavien mit Fähren und dem Velomobil.

Das positive Feedback auf meinen Überführungsbericht hat mich dazu bewogen nicht nur Fotos der Reise mit Untertiteln zu präsentieren, sondern auch spezielle Erlebnisse zu schildern
und persönliche Eindrücke zusammenzufassen.

Für die Techniker und Pragmatiker werde ich zunächst Zahlen, Daten und Fakten auflisten.
Die Liebhaber von Reisebeschreibungen über Land und Leute und das Wohl und Weh eines Velomobilisten hoffe ich mit weiteren wöchentlich Berichten versorgen zu können.

Zur Vorbereitung:
Bis zum Start am 15.7 hatte ich das Evo-k erst 10 Monate und bin bis dato 8880 km damit gefahren. Damit sollte eine ausreichende Anpassung an das Liegeradfahren gegeben sein.
Zu Ausrüstung und Gewicht:
Luftpumpe, Werkzeug und zwei Ersatzschlaeuche habe ich auch im Alltag immer dabei, sie wiegen 520 g. Nach der Reperatur wiegt das k nun 21 kg inklusive Beleuchtung, macht also 21520 g.
Eine wichtige Entscheidung war ohne Kopfhaube zu fahren, da ich andernfalls immer mit Haube hätte fahren muessen. Gegen Dauerregen habe ich mir eine Neoprenabdeckung gebastelt, die aufgerollt wenig Platz beansprucht, außerdem eine Kettenabdeckung um speziell angefertigte kleine Packtaschen sicher unter und neben dem Sitz unterbringen zu können. Das Gewicht dieser Teile beträgt 620 g.

Um flexibel bei den Etappen zu sein, kamen ein Einmannzelt 825 g, eine Isomatte 370 g und ein leichter Schlafsack 570 g mit. Das macht die Reise preiswert und zusammen ein Gewicht von 1765 g
Nicht unerheblich ist das Gewicht von Handy, Fotoapperat, Zusatzbeleuchtung mit Akku und zwei ipods und deren Ladegeraete, weitere 1000 g.
Um Gewicht und vor allem Zeit zu sparen wurde auf Kocher usw. verzichtet, obwohl noch genug Raum im K vorhanden gewesen wäre. Auch der Rasierapperat blieb zuhause.
Lediglich 120 g für Essgefäß und Besteck, durchschnittlich 1000 g für Lebensmittel, 300 g für Körperpflege und Handtuch und 85 g für einen Leichtrucksack erhöhen das Gewicht um weitere 1505 g.

Weiter Ausrüstung sind ein einklettbarer Windschutz aus Funktionstextil 95 g, Ersatzmantel Durano 35-407 150 g , Tarnkappe für das Evo 245 g und ein leichtes Kabelschloss 225 g, zusammen 715 g.

Die Bekleidung zum Wechseln hatte ein Gewicht von 2160 g, die am Körper von den Radschuhen bis zum Helm wiegt etwa 1200 g, dazu noch Sandalen 350 g und ein Buch 270 g ergibt 3980 g.

Das Gepäck konnte so unter 10 kg gehalten werden, aber der dickste Brocken kommt ja noch, zu Beginn der Reise wog ich 74 bis 75 kg am Ende etwa 72 kg.
Die ganze Fuhre wog also zwischen 105 und 102 kg.

Die Route:
Augsburg - Kocher - Neckar - Heidelberg - Rhein - Straelen - Oldenburg - Bremen - Flensburg - Dänemark - Oslo - Gloma - Trondheim - Rörvik - Lofoten - Honningsvag - Nordkap -
Karasjok - Inarisee - Sodankylä - Rovaniemi - Oulu - Turku - Stockholm - Öland - Trelleborg - Rügen - Müritz - Elbe - Saale - Bamberg - Altmühltal - Augsburg.

1350 km dieser Route wurde mit insgesamt 16 Fähren zurückgelegt, davon 5 Flussfähren.
Die restliche Strecke von 6650 km wurde an 43 Tagen erstrampelt, das ergibt im Schnitt 155 km pro Tag. Dabei wurde 40 mal das Zelt aufgebaut. Die längsten Tagesetappen ergaben 250 km.

Defekte:
Nur ein Plattfuß und anschließendem Platzer in Dänemark.

Infekte:
Eine fieberige Erkältung in Norwegen.

Wetter:
Gemäßigte Temperaturen, fünf Regentage, davon nur drei wirklich schlecht.
 

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Toll! Bin schon gespannt auf weitere Postings von Dir!
 
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Hallo Henning,
schließe mich Tino an, Super freue mich wieder was von dir zu lesen.

PS:
Wenn dich wieder eine Tour nach/durch Heidelberg führt, kannst du gerne zur
Nächtigung bei uns verweilen.

Gruß

Ulfin
 
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Hi Henning,

da simma dabei.:D

Die 21 kg Realgewicht sind schon extrem, wenn ich von 46 kg Sunrider ausgehe.

LG Winni
 
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Hallo Henning,
Wiederholung von Bodenseetreff? War ein Tolle Präsentation, Thomas stellt sicher ein Link im Wiki von dieses Thema.
https://www.velomobilforum.de/wiki/doku.php?id=bodensee-velomobiltreffen_sommer_2012
Viel Spaß beim schreiben und alle Leser beim lesen.
Ich bin dann gespannt wo nächstes Jahr die Reise hingeht, leider habe ich nicht so lange Urlaub, sonst wurde ich mitfahren.
LG Werner
 
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Zur Vorbereitung:
Bis zum Start am 15.7 hatte ich das Evo-k erst 10 Monate und bin bis dato 8880 km damit gefahren.
Die Route:
(...) - Öland - Trelleborg - Rügen - Müritz - Elbe - Saale - Bamberg - Altmühltal - Augsburg.
Das ist ja lustig: Bin vom 21-25. Juli mit dem VM die Strecke
Schonen - Trelleborg - Rügen - Müritz - Halle - Naumburg - Bamberg - Nürnberg gefahren :)
 
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Ja, labella-baron hab ich gesehen, aber triatobil hab ich in Bamberg leider nicht gesehen. Gib das nächste mal vorher Bescheid, wenn Du wieder durch Bamberg fährst!
Danke für die ausführliche Beschreibung der Gewichte, ich glaub, ich kauf mir jetzt auch eine waage. Ins waw werfe ich manchmal gedankenlos Gepäck. Beim s will ich mich dann besser zusammenreißen.
Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung. Freue mich sehr, den livebericht am Bodensee gehört zu haben!
Richard
 
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ich glaub, ich kauf mir jetzt auch eine waage. Ins waw werfe ich manchmal gedankenlos Gepäck. Beim s will ich mich dann besser zusammenreißen.

Irgendwann weiß man doch was man unbedingt braucht, dann kann man Gewicht nur noch einsparen, indem man normales Equipment durch leichtes (meist teures) ersetzt. Das war mir bisher bei Outdooraktvitäten zu aufwändig und teuer und wird beim Radeln auch so bleiben.
Aber bei so ner Rakete und entsprechendem Antrieb kann das schon was bringen.;)
 
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Hallo Henning, freu mich schon auf weitere Berichte der Tour.
Bei der Aufzählung Deiner Ausrüstung fiel mir ein Buch 270 Gramm auf. Ich nutze seit einigen Monaten ein E-book von Amazon, das stinknormale Kindle. Mittlerweile für 79 € erhältlich, kann angeblich über 1000 Bücher speichern und wiegt gerade mal 169 Gramm. Eine Akku Ladung hält ca. 3 bis 4 Wochen, je nachdem wie oft und lange man pro Tag liest. Das dazu erhältliche Ladekabel mit Stecker für 220 Volt wiegt 58 Gramm.

Gruß
Reinhard
 
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Das dazu erhältliche Ladekabel mit Stecker für 220 Volt wiegt 58 Gramm.
Kindle hab ich auch, ich lade ihn mit dem Ladegerät vom Telefon, das muss sowieso mit. Der Stecker ist bei allen modernen Telefonen Standard. (ausser bei den angebissenen Äpfeln)
 
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...
Gibt es sonst noch Lösungen?

Ja - einen eigenen Thread aufmachen.

Wäre schön, wenn der Reisebericht von Triatobil hier nicht mit Nebensächlichkeiten zugeschaufelt werden würde.
Nicht falsch verstehen: das Thema Kocher ist durchaus interessant, aber bitte nicht hier vertiefen.

Gruß
Arnold
 
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Wo du recht hast. Oder wollten wir uns nur die Wartezeit versüssen?
Noch besser hier
Gruss Wolfgang
 
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Eine kleine Korrektur:
Der Durano Ersatzmantel hat die Dimension 28-406, genauso wie die beiden Vorderradbereifungen die ich vor Beginn der Tour erneuert habe. Auch nach den 6650 km sahen die dann noch gut aus, ich kann mir vorstellen dass sie nochmal solange halten.

Technische Änderungen für die Reise habe ich ansonsten nur durch ein komplett neues Hinterrad vorgenommen.
Entscheidend anders ist dabei vor allem die breite Gingko Felge. Das ganze Hinterrad wird steifer und kurvige Passagen lassen sich sicherer und etwas schneller fahren. Auch bei starkem und böigem Wind ist die Fahrlinie dadurch merklich ruhiger. Bereifung hinten war der Wildrun R von Michelin in 28-559, der sah nach der Reise auch noch gut aus, wurde aber schon etwas eckig. Das bei solchen langen Überlandstrecken mehr gasgegeben wird als gebremst ist wohl normal.

Die Abstufung des Ritzels war auch neu. Meine bisherige Übersetzung kann im Überführungsthread nachgelesen werden. Die neue Kassette hat folgende Ritzel: 13-14-15-17-19-22-25-28-32
Die kleinste Entfaltung war damit 1,7 m, die größte 10,45 m. Ich habe jeden Gang gebraucht, und den Größten etwa genauso viel wie den Kleinsten, aber noch viel wichtiger, ich habe keinen Gang vermisst.

Dies sollen technische Informationen für Interessierte sein, ich möchte damit keine ausufernde Diskussion über Mäntel oder Ritzel in diesem Thread auslösen.
Mit dem ersten Erlebnisbericht werde ich diese Woche beginnen.
 
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Wie kommt man auf die Idee für so eine Tour?
So ganz verstehe ich das auch nicht. Bei mir spielte sicher meine Neigung zu Solowanderungen und nicht solo, zum Bergsteigen, zu Skitouren und meine Vorliebe für Radtouren eine Rolle.
Meine erste Radtour war im Alter von 12 Jahren zur Ostsee, dass meine Eltern das erlaubt haben - .
Darüberhinaus war ich noch sehr euphorisch bezüglich des Evos, sozusagen fast noch in den Flitterwochen, da drängt sich eine weite Reise förmlich auf. Und, ich liebe Herausforderungen, und da ich Jahrgang 54 bin gab es keinen Grund die Durchführung hinauszuschieben.

Die Idee reifte seit Februar. Der Routenplan wurde mehrfach geändert, zunächst wollte ich das bergige Norwegen so weit wie möglich meiden und durch Schweden richtung Norden fahren, aber dann reitzten mich doch die norwegische Küste und die Lofoten. Ein Unfall im Juni, über den ich schon berichtet habe, machte eine weitere Änderung nötig. Das verkratzte K musste bei Beyss fürs Nordkap hergerichtet werden.

Die Packtaschen wurden zugeschnitten und zur Schneiderin gebracht, genauso die neue leichte Tarnkappe fürs Evo, die Regenabdeckung gebastelt und die geamte Ausrüstung sozusagen auf die Goldwage gelegt.

Die Abfahrt:
Zwei Tage später als geplant sitze ich in diesem winzigen Gefährt auf der Straße vor der eigenen Haustür. Die Vorstellung mit dem Bischen um mich herum, zu einem Ort zu fahren dessen Distanz ich mir kaum vorstellen kann ist etwas bizarr.
Andererseits fühlt es sich auch frapierend normal an, so als ob ich nur in den nächsten Ort fahre, ich nutze das Evo-k ja auch fast täglich.

Ich verlasse Augsburg über Neusäss, benutze bergab richtung Biburg sogar den Radweg, auf die Minute kommt es nun wirklich nicht an. Über Zusmarshausen geht es nach Heidenheim, mit jedem weiteren Kilometer verbreitet sich ein Gefühl von Freiheit. Bei sonnigem Wetter geht es entlang der Kocher. ( Bitte keine Diskussion über Kocher ;) ) Das Kochertal ist wunderschön, ich kenne diese Strecke schon von der Fahrt zur Spezi.
Zwei Radfahrer auf dem Radweg links werden im Rückspiegel immer kleiner.
Einige Zeit später begegnet mir ein Radfahrer er fährt auf der Straße, ich grüße wie oft mit Lichthupe. Wir mustern uns gegenseitig und sind beide überrascht, wir kennen uns gut. Er ist der Vater eines meiner Schüler der gerade sein Abi gemacht hat und heißt Mark. So klein ist die Welt. Ihm habe ich es zu verdanken im vorhergehenden noch velomobilfreien Jahr endlich mal wieder Skitouren gemacht zu haben. Dass ich dabei zunächst konditionell nicht mithalten konnte war ich nicht gewohnt und schmeckte mir gar nicht. Der Höhepunkt unserer Touren war die "Ötztaler Haute-Rout" mit Wildspitze und Weiskugel.
Ich fahre rechts in eine Querstaße und steige aus, er dreht um und wir tauschen hocherfreut die neuesten Informationen aus. Von meinen Nordkap Plänen wusste er bereits. Wir vernichten noch gemeinsam den Inhalt seiner Kekspackung dann fahren wir weiter, jeder in seine Richtung.
Ich fahre noch bis weit in die Nacht hinein. Trotz Dunkelheit finde ich im Neckartal einen geeigneten Platz für Zelt und Velo.CIMG0062.jpgCIMG0063.jpgCIMG0064.jpg
 
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Wiederholung von Bodenseetreff? War ein Tolle Präsentation, Thomas stellt sicher ein Link im Wiki von dieses Thema. https://www.velomobilforum.de/wiki/doku.php?id=bodensee-velomobiltreffen_sommer_2012.
Anweisung ausgeführt. Ich habe mir erlaubt den Link auf diesen Thread auch auf der Seite Velomobilreisen einzufügen. Das ist eine noch ziemlich leere Wikiseite, die ein mehr oder weniger unbekannter Autor angefangen hatte. Dann ist ihm wohl in der Herbstdepression die Lust vergangen. Hennings Bericht kommt da genau zur richtigen Zeit, um die Stimmung und die Motivation zu heben.
 
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Die weitere Fahrt zur Werkstatt:
Obwohl nur dreimaliges Rechtsabbiegen nötig war und mein Nachtlager in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße liegt verbringe ich eine ungestörte Nacht. Lediglich ein kräftiges Aufbrausen schreckt mich etwas auf und macht mir klar, dass direkt hinter und oberhalb der Holzstöße eine Bahnlinie verläuft.

Noch in der Nacht, in der es auch leicht regnet, verbrauche ich meine letzten Trinkvorräte. Den Durst am Morgen lösche ich aus kleinen Pfützen die sich in Mulden der schwarzen Plane auf den Holzstößen gebildet haben.
Ich befinde mich zwischen Neckarzimmern und Neckarelz, der Himmel ist bedeckt. Wo ist der nächste Lebensmittelladen? Die Fahrt geht weiter richtung Norden und rechts ab nach Binau. Eine Frau ist so nett und füllt mir meine beiden Trinkflaschen mit Wasser, ich bleib bequem im Velo sitzen. Sie erklärt mir dass der nächste Laden in Neckargerach zu finden ist: "Aber erst die zweite Ausfahrt nehmen!" Dort bekomme ich den Kefir für mein Müsli, außerdem von mir hochgeschätzte Blaubeeren.
So gestärkt fahre ich die teilweise zweispurige gut ausgebaute Strecke am Neckar entlang. Erstaunlich wenig Verkehr für einen Montag. Leichter Nieselregen setzt ein, trotzdem verwende ich nicht die Regenabdeckung sondern belasse es bei dem Windschutz. Die Temperaturen sind angenehm und das bischen Nässe stört nicht, auf der minimal abfallenden Strecke läuft das K wie von selbst, und ich genieße die Landschaft.
 

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