Überführung des Evo-k #5

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Hier möchte ich über meine allerersten Liegeraderfahrungen berichten.
Meine sportliche und schon immer recht grüne Einstellung legten es mir nahe das Evo nicht mit dem Auto abzuholen. Die Berichte von "run with dog" und "sutrai" haben mich in diesem Vorhaben bestärkt.
Gleichzeitig wollte ich die Radtour etwas erweitern um Freunde zu besuchen , die ich schon viele Jahre nicht mehr gesehen hatte.
Der Routenverlauf: Straelen-Wesel-Sögel-Oldenburg-Bremen-Hoya-Bad Münder-Göttingen-Kassel-dann meist Flussläufen folgend:Fulda-Fliede-Kinzig-Main-Erf-Umpfer-Tauber-Vorbach-Wörnitz-Lech. Insgesamt ca. 1300 km.

Das K: Wabe - Radkasten extraleicht Wabe - 90er Trommelbremsen erleichtert - Beleuchtung IQ Speed,Led-stripe Rücklicht, 7,5Ah Lupine-Akku - Tacho - Hupe Airzound - Belüftungsregelung mit Irisblende - Haube verklebt - Mountaindrive mit 155 Kurbeln (da vertraue ich auf die Erfahrung von Harald und leider noch unbekannterweise Christian "CAS") und mit 70 er Blatt - Kranz 12-13-14-15-17-19-22-25-28 - Pedale, meine Speedplay - Gewicht 20,7 kg

Auf die ursprünglich gewünschte Hinterradfederung wurde verzichtet um auch im Velomobil schlafen zu können. Einen Trend zum Velowohnmobil werde ich damit wohl nicht auslösen. Klaustofobiker darf man da nicht sein.

Am 7.9 war ich in Straelen und hoffte am 8.9 Mittags loszukommen. Für das erste Ziel Oldenburg hatte ich zwei Tage eingeplant. Mit den Verfahrern,von denen ich noch nichts ahnte, sollten es sogar 300 km werden. Die Montage der Irisblende (Sonderwunsch) hatte aber zu Komplikationen geführt, es musste eine neue bestellt werden, die zum Glück am 8.9 kam. Nun konnte auch die Haube fest verklebt werden. Auch die Montage des Sockel für den Tacho machte Probleme. So rollte ich erst am 9.9 um 16:00 vom Hof und war sehr gespannt auf das Abenteuer Liegerad, leider ohne Geschwindigkeitsinfo.

Um bei potenziellen Liegeradlern keine falschen Erwartungen zu wecken muss ich vorausschicken,dass ich auf eine umfangreiche Erfahrung als Up-radler verfüge. U.a. diverse Radtouren, später auch Triathlon-Wettkämpfe, mehrere Ironman für die ich auch professionell trainiert hatte. Deshalb war mir klar, das diese andere Position muskuläre Anpassung erfordert die Monate dauern wird.
Mich selbst hatte ich im Vorfeld durch Up-Training wieder in bessere Form gebracht um auch dem leichten Evo-k gerecht zu werden. Zwei bis vierstündige Ausfahrten in leicht hügeligem Gelände bei etwa 30er Schnitt brachten mein Gewicht auf etwa 75 kg und definierten die Oberschenkel.

Die erste Etappe:
Der Himmel ist grau und ich bin voll beschäftigt mit der Panzerlenkung, dem Autoverkehr und der Wegfindung. Über Geldern und einer anschließenden Nebenstrecke geht es nach Wesel. Wo es sich anbietet nutze ich noch oft Radwege. Später sitze ich im Velo und schaue auf die von mir ausgearbeiteten Routenblätter,als sich eine Gruppe mit Kindern nähert. "Das ist ja eine tolle Seifenkiste"wird gerufen.Auf der Bundesstaße werde ich sehr rücksichtsvoll von einem LKW überholt, noch neben mir, beugt sich der Beifahrer aus dem Fenster, grinst und macht Photos. Diese Reaktionen sind noch neu für mich.

Den Rhein übequere ich auf dem Radweg. In Kehren geht es hoch zur Brücke, sodass der Wendekreis nicht reicht. In jeder Kehre muss ich zwei bis dreimal zurücksetzen, was ja bergauf sehr einfach geht. Der Blick von der Brücke auf den Rhein ist eindrucksvoll. Unter mir fahren die Lastkähne durch, als Autofahrer könnte man hier jetzt nicht anhalten. Das sind jetzt nicht mal 40 km die ich hinter mir habe, also noch 260 km bis Oldenburg. Weiter Richtung Raesfeld mache ich in Brünen vor einer Pizzaria halt. Es wird schon dunkel, die Wirtin ist ganz begeister von dem Evo. Ich muss ihr recht geben, die LED-Rücklichter sehen wirklich klasse aus - ich fahre auch am Tag mit Licht. Man bringt mir ein alkoholfreies Weizen und Pizza, auf dem Schirm läuft Mailand - Lazio, Klose schießt das 0:1, es folgt das 0:2, zur Halbzeit steht es 2:2 und ich fahre weiter.
Es ist richtig Nacht und wenig Vekehr, da macht es richtig Spaß ins Dunkle zu bohren. Die Ausleuchtung der Straße nach vorne ist ok, aber die Verkehrsschilder kann man kaum lesen, davor hatte mich Harald schon gewarnt. Die geplante Helmlampe muss wohl doch noch nachgerüstet werden. Die Gegend wird eisamer, in der Nähe von Marbeck führt links ein schmaler Asphaltweg in ein kleines Waldstück. Im Wäldchen sehe ich rechts eine Hütte mit verschlossenen Fensterläden. Ich steige aus und schiebe das Evo zu einer geigneten Stelle hinter der Hütte, dabei schaltet ein Bewegungsmelder an der Hütte Licht an. Ich prepariere das Evo als Wohnmobil, dazu muss ich den Sitz herausnehmen und die Kette abwerfen, die Kettenrolle wird mit Schaumstoff eben gepolstert, darüber kommt eine Falt-Isomatte, da kommen plötzlich zwei Männer mit zwei Taschenlampen auf mich zu. "Was machen Sie denn hier ",werde ich gefragt. Es ist der Bauer mit seinem Sohn denen ich meine Übernachtungsabsicht darlege. Mir wird noch von anderen Jugendlichen erzählt die hier campierten und Unrat hinterließen, beide interessieren sich auch sehr für das velomobil und dann werde ich auch noch nach meinem Personalausweis gefragt. Den zeige ich ohne Zögern und sage:"Da werde ich jetzt noch beruhigter schlafen können, wenn hier so gut aufgepasst wird."
 
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...los...

...weiter...

...schreib halt schneller !

:D
 
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Hi Triatobil, Glückwunsch zum K & zum informativen Bericht. Spannende Geschichte. Die Nummer mit der Übernachtung im K ist allerdings ein DING! Kannst ja vielleicht mal ein Foto vom Schlafabteil Deines K posten.
Gruß
Nico

PS
Ob man jedem Bauern seinen Ausweis zeigen sollte? :cool:
 
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coole Sache! Und wie schläft es sich denn nun im VM? Wie verhinderst Du den Schlafsack vorne am Kettenblatt zu beschädigen oder einzusauen?

Gruß,

Norbert
 
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Du scheinst nicht nur ein toller Radler zu sein, Du bist auch noch ein guter Geschichtenerzähler.
Ich freue mich auf Teil 2 und darauf, dass Du mich bald mit dem K besuchst... das tust Du doch? :rolleyes:
An einer gemeinsamen ... für Dich Schleich... Ausfahrt ist sicher auch Nobbi interessiert. Nobbi, Hubert und ich haben das schon mal vorab getestet - macht Spaß. :dafuer:
 
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Gratuliere, erstens zum K und zweitens zum Mut die enorme Strecke auf Dich zu nehmen. Leider kann ich im Evo nicht schlafen, das würde ich absolut genial finden. Wünsche Dir viel Spass und stehts Unfallfreie Fahrt.
Ps: freue mich ebenfalls auf die fortsetzung
Gruss Reto
 
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Hallo Triatobil,
auf den Rest der Überführungsfahrt bin ich schon gespannt!
Den Rhein überquere ich mehrmals pro Woche, wenn Du auf den rechtsseitigen Radweg gefahren bist, ist das noch die "gute" Seite. Selbst mit dem Mango muss ich da einmal zurück rollen lassen. Die andere Seite ist noch enger, da steige ich aus und schiebe rum.

Gruß
Reinhard
 
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Wirklich ein toller Bericht und das mit dem Schlafen im VM ist ja der Oberhit: mir wärs allerdings zu wenig bequem, daher nahm ich auf meiner Ueberführung doch lieber mit Hotels vorlieb, was mitunter vor allem in der Rheingegend eine ziemliche Sucherei war, da ich in der Nebensaison (November) unterwegs war.


und das mit Radkasten und Trommeln in extraleicht und ohne HR-Federung??? Ist die MD schuld oder hast du n Bleiklotz als Traktionshilfe im Winter einlaminieren lassen? LOL weiha, gleich gibts Haue vom Daniel.....

und weg...
 
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Toller Bericht, vielen Dank dafür! Eventuell verspürst DU ja den Drang ihn noch mit einigen Bildern zu untermauern?

Beste Grüße,

Claas
 
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Danke für den Bericht. Würde mich interessieren wie es mit den Steigungen geht, wenn es mal so 14-16% wird. Danke.
 
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Schöner Bericht, auch ich würde mich über Fotos und natürlich eine Fortsetzung freuen.
Allzeit gute Fahrt mit diesem tollen VM!
 
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Junge, Junge... meinen allergrößten Respekt für die Fahrleistung. Bin auch schon auf den nächsten Teil Deines Berichts gespannt.

Allzeit viel Spaß und gute Fahrt ohne Un- und Umfall!
 
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Die erste Nacht mit "Eva-K" ;) und die 2. Etappe:
Auf Nachfrage erfahren Vater und Sohn dass ich um 7:30 aufbrechen möchte und wünschen mir noch eine gute Nacht.

Die Kette liegt flach, aber der Benutzung eines Schlafsacks steht der Tretlagermast und das Kettenblatt im Wege. Deshalb habe ich nur Funktionsbekleidung dabei, für unten eine lange enge warme Jogginghose, die muss heute reichen,denn es ist nicht sehr kalt und die Wabe isoliert auch ganz gut. Für kältere Nächte kann ich noch mit einer langen Überhose aufrüsten.
Oben ziehe ich eine Jacke aus Syntetik-Daune an, Hose und Jacke sind von Northface.
Es gibt eigentlich nur vier Schlafpositionen: Die Füße sind fast ganz vorne, die Rückseiten der Oberschenkel ruhen bequem in den Mulden der Brücke, die Arme finden auch neben dem Oberkörper Platz, nun kann der Kopf entweder leicht nach rechts oder links knapp neben den Radkasten gelegt werden. Diese beiden Grundpositionen kann man noch leicht verändern indem eine leichte Seitlage eingenommen wird und ein Knie etwas angezogen wird. In der reinen Rückenlage können natürlich auch beide Knie angezogen werden.
Die Nacht mit Eva war sehr eng und kuschelig, aber das Paradies stelle ich mir anders vor. In der Nacht bin ich wohl dreimal kurz aufgewacht und habe dann jeweils die Kopfposition gewechselt, dazu muss der Kopf um den Radkasten herum etwas angehoben werden. Schon vorher war mir klar, dass ich grundsätzlich in fast allen positionen schlafen kann, auch im sitzen, angesichts des spartanischen Velowohnmobils befinde ich den Erholungswert als befriedigend bis ausreichend.

Als ich mich am Morgen aus dem Evo schlängele kommt mir der etwa 18-jährige Sohn des Bauern entgegen und läd mich zum Frühstück ein. Echt wahnsinnig nett, aber ich muss leider ablehnen, da ich mich sorge zu spät in Oldenburg einzutreffen. Warum dauert packen immer so lange ? Trotzdem mache ich noch eine kleine Schleife und drehe eine Runde auf dem Hof des Bauern, seine Frau tritt auch noch vor die Tür und ich kann mich verabschieden.

Beim nächsten Laden finde ich die nötigen Ergänzungen für mein morgentliches Müsli, und Bananen muss ich gleich 5 nehmen. Da ich wohl noch nicht richtig wach bin, fahre ich Richtung Bocholt, statt über Heiden. - Anhalten, auf die Karte gucken, umdrehen oder neue Route suchen? - Da vergeht Zeit.
Das Wetter wird freundlicher, über Vreden geht es weiter nach Legden. Hinter Legden passiert mir gleich der nächste Verfahrer, es sollte nicht der Letzte bleiben und so summiert sich die Tagesetappe noch auf 230 km. Mein Freund wird telephonisch informiert das er vor 16:00 nicht mit mir rechnen soll. Seine Frau ist am Apperat,sie hat auch Sport studiert, und fragt wo ich denn sei. " Was, soweit noch, dann wird es bestimmt 18:00 ", damit sollte sie mehr als recht behalten.

Richtung Neuenkirchen geht es jetzt etwas besser voran. Wenn ich im Flachen kräftig trete, so wirkt sich das auf die Fahrlinie aus. Die Schnauze des Evo pendelt hin und her, ich schaffe es nicht eine ruhige Linie zu steuern. Vor Salzbergen kommen nun leichte Gefällstrecken. "Man geht das Evo ab", mit treten höre ich auf, das wird mir sonst zu unruhig, zunächst bin ich mal froh auf der Straße zu bleiben. Etwas später laufe ich auf einen wirklich sportlichen Up-Radler auf, der links auf dem Radweg fährt, flach und bergab ist der völlig chancenlos. Solche Begegnungen motivieren, ganz langsam bin ich wohl doch nicht.
In Lingen brauche ich eine kleine Stärkung, etwas Koffein-Doping und Pflaumenkuchen, mal etwas anderes als Bananen. Die Bedienung ist extrem freundlich, an meinem Erscheinungsbild kann es nicht liegen.
Die Routenplanung wird geändert, weniger Nebenstrecken, mehr gerade Bundesstraßen über Haselünne nach Sögel. Mit neuem Schwung fliege ich durch die Baumalleen, meine Beine drehen immer noch willig, das liegt aber auch an dem Velomobilparadies durch das ich gerade fahre. Und noch etwas ist bemerkenswert, die Fahrlinie wird deutlich ruhiger. Koordiniert mit der Trittfrequenz hat sich eine kleinräumige Gegenlenkbewegung mit den Armen eingestellt. Manchmal komme ich noch raus, aber wenn ich den richtigen Rythmus treffe zieht das K eine saubere Spur.

So könnte es weitergehen, tut es aber nicht. Einem Schlagloch kann ich mit dem Hinterrad durch Wahl der Fahrspur nicht mehr ausweichen. Um den zu erwartenden Schlag zu mildern mache ich einen runden Rücken, das ist ein Fehler. Der dadurch vorstehende Wirbelfortsatz wird geprellt. Ich lerne daraus. Bei Schlaglöchern Brust raus und den Druck über den ganzen Sitz verteilen, vom Po bis zu den Schulterblättern. Später will ich die schmerzende Stelle mit meinem kleinen Kopfkissen abpolstern, dabei bermerke ich das sich der rechte Schuh nicht vom Pedal lösen will, die Halterung am Schuh dreht sich einfach mit. Die Befestigungsschrauben, Kreutzschlitz, müssen sich gelöst haben, habe ich selber gemäß Anleitung montiert. Ich habe keinen Kreuzschlitzschraubenzieher dabei, also weiter nach Lorup, dort steure ich auf ein italienisches Eiskaffee zu. Die Fläche auf der ich das Evo abstelle steigt schräg an, kniiirrsch, das K hat seinen ersten Kratzer. Mühsam würge ich meinen rechten Radschuh von dem Lollipop, es klappt. Drei der vier Schrauben fehlen. Unter akrobatischen Verrenkungen finde ich eine im Evo wieder.
Ich mache mich Cafe fein, ziehe ein Hemd über und eine kurze Hose über die Radelhose. Der Chef über die Eiskugeln kommt schon nach einer Minute mit dem gewünschten Werkzeug zurück. Hocherfreut bestelle ich einen Milchkaffee, setze mich nach draußen, es ist richtig sonnig. Der linke Radschuh muss eine Schraube opfern, die jeweils drei pro Schuh müssen reichen und werden entsprechend festgezogen.
Anruf in Oldenburg:"Bis 18:00 schaffe ich wohl nicht, aber ich komme auf jeden Fall, vielleicht so zwischen 19 und 20 Uhr."
Es ist mir echt peinlich meine avisierte Ankunft von Freitag Nachmittag, über Samstag 16 Uhr, dann 18 Uhr,nun nochmal zu korrigieren.
Auf einem schlechten Streckenabschnitt bei Friesoythe wirft es mir die Kette ab. Ich bin kein Schlangenmensch wie Daniel und muss zum Auflegen der Kette aussteigen. Ich tauche in das Evo ab und sau mir ein bischen die Hände ein. Etwas später auf dem Edewechterdamm macht sich ein metallisches Knirschen bemerkbar. Das Geräusch lässt sich schlecht lokalisieren und ich verdächtige das Mountendrive, das ja auch im Direktgang ganz normal leise vor sich hinnörgelt.

Jetzt bei der einsetzenden Dunkelheit da herumzuforschen macht für mich wenig Sinn. Ich bin langsam auch etwas geschafft, noch habe ich Vortrieb, also fahre ich das weitwunde Evo einfach weiter. Das metallische Knirschen wird feiner, die Metallteile sind wohl schon kleingemahlen. Edewecht ist durchquert. Die vornotierten Straßennamen von Oldenburg nutzen mir kaum, denn die Straßenschilder sind bei Nacht kaum zu entziffern. Endlich, kurz nach 20 Uhr bin ich am Ziel.

Mein Evo kommt zu den anderen Rädern hinters Haus und ich unter die Dusche. Ich werde hervorragend bewirtet und als ich mich setzen will merke ich was für einen Muskekater ich im Arsch habe.
Meine Freunde sind auch nach vielen Jahren fast unverändert, und auch bei ihnen bestätigt sich - Sport hält jung.
Wir unterhalten uns noch lange und ich freue mich auf ein normales Bett.
 
AW: Überführung des Evo-k #5

Die erste Nacht mit "Eva-K" ;) und die 2. Etappe:
Auf Nachfrage erfahren Vater und Sohn dass ich um 7:30 aufbrechen möchte und wünschen mir noch eine gute Nacht.


Die Routenplanung wird geändert, weniger Nebenstrecken, mehr gerade Bundesstraßen über Haselünne nach Sögel. Mit neuem Schwung fliege ich durch die Baumalleen, meine Beine drehen immer noch willig, das liegt aber auch an dem Velomobilparadies durch das ich gerade fahre. Und noch etwas ist bemerkenswert, die Fahrlinie wird deutlich ruhiger. Koordiniert mit der Trittfrequenz hat sich eine kleinräumige Gegenlenkbewegung mit den Armen eingestellt. Manchmal komme ich noch raus, aber wenn ich den richtigen Rythmus treffe zieht das K eine saubere Spur.

Servus aus Ösiland!

Ich hab jetzt 9 Jahre Erfahrung auf dem Weg zur Arbeit (50 km am Tag) mit dem Quest. Fazit: Ein Velomobil gehört auf die Straße! Wegen Gefährlichkeit: Meine bisher gefährlichsten Situationen habe ich mir selber zu zuschreiben. Also, wenn man mit offenen Augen, offensiv seinen Platz beansprucht (Wir sind Verkehrsteilnehmer- wir könnten auch mit einem SUV fahren!) geht das ganz gut. Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu- das hatte ich bis jetzt.
Wie Christian Ascheberg einmal erwähnt hat, sind es auf langen Strecken die Langsampassagen, die den Schnitt drücken, also Umwege, Radwege, Kreuzungen etc.
Danke für die Berichte- ich bin auch schon mal im Quest eingeschlafen- aber beim Fahren!
Quest zum Gruß!

Hubert
 
AW: Überführung des Evo-k #5

Glückwunsch zum K. Da muss ich ja wohl doch schauen, dass ich zum Liegeradstammtisch nach Augsburg komme: 7.10. 19:00 Uhr, Schießstätte. Könnt aber mit der Arbeit knapp werden. Oder kommst du zum nächsten Stammtisch nach Buchloe?

Die Berichte von "run with dog" und "sutrai" haben mich in diesem Vorhaben bestärkt.

Na fein, dass sich der alte Bericht gelohnt hat! Auch wenn gerade am Anfang immer die Gefahr besteht, dass irgendwas noch nicht so richtig passt: Die erste Langstreckenfahrt erzeugt einfach bleibende Erinnerungen.

Viele Grüße,
Martin
 
AW: Überführung des Evo-k #5

Dritte Etappe:
Trotzdem die Vorstellung, das Mountaindrive sei defekt, und das bei schon verklebter Haube, mich alptraumhafte Werkstattaufenthalte und zeitraubende Autotransporte ausmalen ließ, also letztlich das Scheitern meiner Tour, schlafe ich ausgezeichnet. Schon früh wache ich erstaunlich ausgeruht auf. Der Muskelkater im Po ist nicht mehr so schlimm, mein Organismus ist voll auf touren und signalisiert mir ein großes Loch im Bauch. Da die Familie noch schläft nehme ich meine erstes Frühstück alleine ein.
Nun inspiziere ich mein Velo in Seitlage auf dem Gartentisch. Mir fällt ein Stein vom Herzen, schon bei der Herausnahme des Sitzes erkenne ich den Defekt der Kettenleitrolle. Die rechte Führung der Rolle hat sich vom Rest Verabschiedet. Wie drei Saturnringe begleiten sie nun ihren Planeten, kleinere Trümmerteile haben durch ein weißes Loch im schwarzen Karbon das "Sonnensystem" verlassen.
Das zweite, nun gemeinsame Frühstück findet bequem platz und ich teile erleichtert mit, dass der Befund relativ harmlos ist. Nachdem ich die Saturnringe demontiert und die Umlenkrolle umgedreht habe, ist Probesitzen im Evo-k angesagt. Die beiden Söhne sind ganz begeistert und leichtsinnigerweise lasse ich sie auch mit Up-Begleitung probefahren, aber sie bekommen das gut geregelt und es passiert nichts. Dem Jüngsten fällt auf das etwas schleift, sehr aufmerksam. Tatsächlich, in der vordersten Sitzposition nagt die noch verbliebene Führung der Kettenleitrolle am Karbon des Sitzes.

Auf den beiden ersten Etappen habe ich etwas mit der Sitzposition experimentiert, und benutze jetzt überwiegend die Mittlere von sieben Möglichkeiten.

An diesem sonnigen, entspannten Vormittag läd mich Carlos bei seinem Italiener noch zu Eis und Kaffee ein. Dann lotst er mich netterweise auf dem Up aus Oldenburg heraus Richtung Wüsting. Wir warten an einer Ampel auf Grün, zwei hübsche, junge Damen queren die Straße und lächeln zu mir herüber, ich rufe nach vorne:"Carlos, sie meinen nicht mich, sie bewundern das Velo !"
Zum Glück sind es bis Bremen nur 60 km. Nach der gestrigen Etappe lass ich es locker angehen, leider verfranse ich mich hinter Ganderkesee fürchterlich, so werden es dann 70 km und eine Stunde länger als erwartet. Einen auf Grün wartenden, davor sehr schnell radelnden Mountenbiker, frage ich nach dem Weg nach Schwachhausen. "Etwa da muss ich auch hin",bietet er mir an ihm zu folgen. Einen schnelleren Lotsen hätte ich nicht finden können. Bei Grün schießen wir beide wie von der Tarantel gestochen los, ich zunächst etwas zurück, bis ich in Schwung komme, meist auf der Straße, bis uns die nächste Ampel wieder ausbremst. Er fährt wie der Henker und hat schon schaum vor dem Mund.
Eine grüne Welle gibt es in Bremen wohl nicht, dabei sind die Grünen hier doch so zahlreich. Ich denke da steckt System dahinter, man will die Autos aus der Stadt ekeln, das wird so aber nicht gelingen, nur höherer Schadstoffausstoß.
Ich bedanke mich bei meinem Lotsen und erreiche, wenn auch verspätet, wohlbehalten mein heutiges Ziel, das nun leider ganz von Kopfsteinpflaster eingeschlossen ist.
 
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