AW: Paderborn 2010 - Bilder & Berichte (Sammelthread)
Die EM hat viel Spaß gemacht. Vielen Dank an alle Teilnehmer und an die Organisatoren für ein tolles Wochenende.
Hier noch ein Bericht zu den Rennen auf der EM, bei denen es wieder äußerst fair zugegangen ist, und ein paar Anmerkungen zu meinen, mit SRM-Kurbel gemessenen Leistungsdaten, aus den Rennen. Nachdem ich in Leer über 100 km mit dem Effendi RLR26 Zweiter in der Klasse UV war und Dritter im Sprint, wollte ich dieses Jahr mit dem etwas schnelleren Razz-Fazz Race mal bei den UV ganz vorne landen.
200 m
Die Sprintstrecke hatte einen schön langen und gut ausgeschilderten Anlauf. Die Bedingungen waren perfekt (kein Wind). Meist habe ich das Problem, beim Start der Sprintstrecke noch zu langsam zu sein. Also habe ich dieses mal früher beschleunigt. Im ersten Versuch habe ich etwas zu früh zu hohe Leistungen getreten, so dass ich zwar beim Start der Messstrecke schon bei 60 km/h war, aber nicht mehr genug Kraft übrig hatte, weiter zu beschleunigen. Mehr als 61 km/h habe in diesem Lauf nicht erreicht.
Im zweiten Versuch habe ich darauf geachtet, im Anlauf keine starken Leistungsspitzen zu haben. Obwohl ich auf der Startlinie deutlich langsamer war, hat sich diese Strategie ausgezahlt, da ich so noch genug Energie übrig hatte und eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen konnte (62.5 km/h). Das reichte für Platz 1 im Sprint bei den Unverkleideten. Ziel erreicht!
Im besseren zweiten Versuch lag die Leistung über 16 sec im Bereich 800...860 Watt.
100 km
Auf die 100 km hatte ich mich besonders gefreut. In Leer lief es da auch schon sehr gut. Ich hatte erwartet, dass nach dem Start erst mal ein mörderisches Tempo angeschlagen wird, damit sich eine möglichst kleine Führungsgruppe bildet. Dies war aber nicht der Fall. Das Tempo war von Beginn an konstant. Trotzdem hatte sich schnell eine Führungsgruppe mit nur 5 Fahrern gebildet, Pieter (UV), Matthias(UV), Berhard(TV), Magnus(TV) und mir (UV). Ich musste also "nur noch" sehen, wie ich die beiden anderen UVs abschütteln konnte. Matthias war meist am Ende der Gruppe zu finden, was beim Herausbeschleunigen aus den Kurven immer besonders viel Kraft kostet. Als er einmal eine größere Lücke hinter der Start/Ziel-Kurve entstehen lassen hat, habe ich das Tempo angezogen. Überraschenderweise konnte er nicht aufschließen und viel schnell deutlich zurück.
Jetzt war nur noch Pieter als UVler übrig. Er machte einen starken Eindruck: Jede Tempoverschärfung ist er locker mitgegangen und zudem hat er auch, wenn er vorn im Wind gefahren ist, ein hohes Tempo angeschlagen. Ich rechnete mit einer Entscheidung im Sprint. Also mal ausprobieren, wie schnell die Start/Ziel-Kurve zu fahren ist: Meist waren wir nur mit etwa 40-42 km/h durch die Kurve gefahren. Da waren aber noch reichlich Reserven. Ich habe es dann mal vorne fahrend (um Idealliene fahren zu können) mit 48 km/h probiert. Die Geschwindigkeit war eigentlich noch OK. Allerdings spazierte ein Depp vor dem Zeitnehmertisch auf der Straße herum, also genau am Kurvenauslauf, wo ich eigentlich die ganze Straßenbreite brauchte. Gott-sei-Dank hat er auf mein Rufen richtig reagiert und ist ein wenig ausgewichen. Ein bisschen enger konnte ich die Kurve auch noch ziehen ohne wegzurutschen, so dass es (um wenige cm) nicht zum Zusammenstoß kam. Nach diesem Aufreger lief das Rennen recht ruhig zu Ende. Pieter hatte 3-4 Runden vor Ende des Rennens einen Einbruch und ist einfach zurückgefallen. Der UV-Sieg war also sicher, und ich habe mich nicht in der Zielsprint von Magnus und Bernhard eingemischt, den Magnus knapp für sich entscheiden konnte.
Die Durchschnittsleistung war relativ niedrig (243 W, NP: 255 W). Im Diagramm sieht man gut die Leistungsspitzen von 350W / 30sec für ein schnelles Beschleunigen nach den Kurven und auch den Antritt beim Absetzen von Matthias (530W / 30 sec, Lap 17).
1 h
Dies sollte das anstrengenste Rennen werden... - Nachdem es morgens noch Trocken war, hat es dann leider während des Jedermann-Rennens begonnen zu regnen. Das hieß also: Ein Rennen auf nasser Fahrbahn und das bei vier Kurven, die alle zu eng waren, um sie voll fahren zu können. Nach jeder Kurve war also ein zermürbendes Beschleunigen angesagt. Die Rennstrecke fand ich trotzdem klasse. Genau so anspruchsvoll sollte ein Kriterium sein.
Bei diesem Rennen wurde gleich richtig losgelegt. Daniel und Ymte setzten sich schnell vom Rest ab. Dahinter bildete sich wieder eine Spitzengruppe mit Matthias, Bernhard, Pieter und mir. Magnus war überraschenderweise nicht dabei. Ihm lagen die nassen Kurven scheinbar nicht. Bernhard setzte sich an die Spitze unserer Gruppe und machte gnadenlos Tempo. Auf den kurzen Geraden zog er die Geschwindigkeit oft bis über 50 km/h. Die Gruppe wurde so allmählich kleiner: Matthias konnte schnell nicht mehr folgen und auch Pieter hatte Probleme den Anschluss zu halten. Nach etwa 25 min war ich allein in Bernhards Windschatten. Er zog sein Tempo unbeirrt durch - sehr beeindruckend. Nach ca. 50 min konnten wir sogar Ymte ein- und überholen.
Nach jeder Kurve waren Leistungen von >500 Watt nötig, um an Bernhard dran zubleiben. Besonders schwierig war es, wenn er im letzten Moment vor der Kurve jemanden überholt hat. So konnte er die Ideallinie fahren, aber ich nicht, so dass ich am Ende der Kurve 5-10 m verloren hatte. Trotzdem konnte ich sein Hinterrad bis zur vorletzten Runde halten, in der er sich nach so einer Überholsituation 20-30 m absetzen konnte.
Die Durchschnittsleistung über die Stunde lag bei 293 W und das, obwohl ich 14 min nur gerollt bin (P < 20 W). Dafür habe ich aber auch 14 min im anaeroben (L7) Bereich verbracht (P > 480 W). Das das überhaupt geht, hätte ich nicht gedacht. Die Grafik zeigt schön, wie viele Antritte mit hoher Leistung auf diesem Kurs nötig waren.
David