AW: Paderborn 2010 - Bilder & Berichte (Sammelthread)
Ich möchte auch meine Eindrücke vom Rennwochenende in Paderborn hier niederschreiben. Ich habe lediglich am 200m Sprint und am 100 km Rennen teilgenommen. Den zweiten Sprintversuch musste ich leider abbrechen, weil Fahrradtouristen die Straße queren wollten und sogar von den Streckenposten im Straßengraben niedergerungen wurden, wie ich später erfuhr
. Vielleicht hätte es mit den Erfahrungen des ersten Laufes doch noch für 65 km/h gereicht?!
Die Anfahrt zur Strecke war nirgends ausgeschildert und auch Passanten und Fußgänger fragten sich und mich als Teilnehmer, wo es denn bitte schön zur Strecke geht. Durch Mundpropaganda haben es die Teilnehmer dennoch geschafft, ihre beiden Läufe zu absolvieren. Tief beeindruckt war ich von Daniels Sprint, den ich im Messbereich miterleben durfte. Daniel ist mit so einer Wucht durch den Messbereich geknallt, dass einem wirklich die Spucke weggeblieben ist. Einfach nur sehenswert und vollends beeindruckend!
Das 100 km – Rennen ging dann auch irgendwann los. Anders kann man es nicht sagen. Ein absolutes Muss für eine solche Veranstaltung sind Durchsagen via Lautsprecher. So fuhren irgendwelche Liegeradler und Velomobilsten mit ihren Rädern los. Informationen für interessierte Zuschauer leider Fehlanzeige. Das Rennen bin ich vom letzten Platz gestartet und habe mir den Weg in die verlängerte Spitze gebahnt. Während des gesamten Rennverlaufs habe ich nicht eine unfaire Handlung eines Rennteilnehmers beobachten können. Das Geknubbel, welches sich in der ersten Runde abzeichnete gehört zu jedem Rennverlauf dazu und hat sich auch in Paderborn superschnell aufgelöst. In den ersten 2 Runden schlich ich mich dann langsam an eine Gruppe Einspurer heran und bemerkte schnell, dass ich deren Kurventempo bei weitem nicht mithalten konnte. Im Folgenden entschloss ich mich, dass Tempo auf den Geraden hochzuschrauben, die Einspurer hinter mir zu lassen, um einerseits deren Kurvengeschwindigkeiten nicht zu reduzieren und andererseits mir die Kräfte nicht nach jedem Antritt zu zermürben, um den Gruppenschluss zu halten. Nach ¾ der Distanz kam der Express wieder an mir vorbei gefahren. Dem fast 40 kg Systemgewicht meines Quests musste ich ab diesem Zeitpunkt schmerzlich Tribut zollen. Schon als die Hälfte der Distanz um war, beschlichen mich Gedanken, ob es wirklich der richtige Entschluss war, die 100 km zu absolvieren. Wie man später allen Computerdaten entnehmen konnte, sind einige Teilnehmer wohl etwas mehr als 100 km gefahren
. Mit dem erreichten Ergebnis war ich sehr zufrieden und die Rennluft hat ein ordentliches Feuer in mir entfacht. Beim nächsten Mal würde ich allerdings sehr gerne mit konkurrenzfähigem Material an den Start gehen. Das Quest ist ein phantastisches Velomobil, in der street legal Version allerdings ein wenig zu pausbäckig, um die Kuh richtig fliegen zu lassen. Bedenklich am Samstag war das Verhalten eines Schaufelbaggerfahrers, der mit seinem schweren Baugerät nach dem vermeintlichem Ende des Rennens entgegen der Fahrtrichtung die Strecke befuhr, während noch Rennteilnehmer auf der Strecke waren. Der letzte Rennteilnehmer hatte unsägliches Glück, dass durch lautstarkes Eingreifen, der Fahrer der Baumaschine daran gehindert werden konnte, seine Fahrt fortzusetzen, da es im Scheitelpunkt der Zielkurve sonst sehr wahrscheinlich zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen der fahrenden Eisenwand und dem Liegeradler gekommen wäre.
Das Einstundenrennen am Sonntag bin ich nicht mehr gefahren, da ich beim 100 km Rennen das falsche Beinkleid trug, welches mir die Innenseite des rechten Oberschenkels regelrecht aufgeschnitten hatte. Das Innenleder der Radhose war nach vorne gerutscht und hat so eine für den Oberschenkel recht ungünstige Reibstelle gebildet. Am Sonntag wurde ich zwar liebenswerter Weise noch mit Bebanten versorgt, aber die Vernunft hat dann doch gesiegt und mich nicht mehr starten lassen.
Das Bühnenbild am Sonntag war sehr trist: Regen, keine Zuschauer, kein Verpflegungsbüdchen, wieder keine Lautsprecher, keine Toilette, abweichende Rennenstartzeiten. Auch war die Strecke viel zu weit weg vom Zeltplatz. Gar von Gefahrenschwerpunkten muss man sprechen, wenn man sich der abgestellten Autos im Kurvenbereich erinnert. Der Veranstalter hatte Glück, dass ausnahmslos besonnene und aufmerksame Teilnehmer am Start waren, die unfallgefährliche Situationen zeitnah erkannt und entsprechend gehandelt haben.
Sehr gut haben mir Leute und Gespräche während des Wochenendes gefallen. Da kommt in unregelmäßigen Abständen ein sehr liebenswertes Trüppchen zusammen! Üppig und lecker ist auch die Verpflegung am Morgen und Abend ausgefallen. Hier aber auch noch mal der Hinweis an den Veranstalter: das Einhalten von Verpflegungszeiten ist unerlässlich! Nach einem 100 km Rennen ist das gar nicht mehr lustig, wenn das Essen erst um 20:30 Uhr und nicht wie angekündigt um 19:00 Uhr bereit steht.
Grüße
Christoph