AW: 4 Gelenkhinterbau
Hallo,
Mir ging es eher um die von Dir geschilderte Prozedur (aufschneiden, nähen, etc.).
Das ist im inneren Aufbau des Schlauchreifens begruendet. Der Aufbau ist ausserordentlich simpel. Der Reifen besteht eigendlich nur aus Garnen, Gummiloesung, dem Schlauch, dem, wenn vorhanden Pannenschutzband, dem aufgeklebtem Protektor, und dem Aufgeklebten Felgenband. Schlauchreifen werden ausschlisslich in Handarbeit hergestellt. Das Protektor- und das Felgen- und das Pannen-schutzband Sind wie die Garne billigste Kilometerwahre. Teuer machen diese Reifen die vielen flinken und geschickten Frauenhaende. Da wird ueber eine Form, in 2Lagen diagonal ubereinander Faden an Faden gelegt (tausende), mit Gummiloesung betupft und nach dem trocknen von der Form gezogen. Danach wird dieses Band um den Schlauch geschlungen und unten zugenaeht. Diese Naht wird dann mit dem Felgenband zugeklebt. Fuer das "um den Schlauch wickeln" hat jeder Hersteller sein eigenes System, die traditionelle Art, wie unten im Bildchen, oder die italienische, oder die tschechische ... alle haben (unbedeutende) Vor- und Nachteile. Ausser Latexmilch und Talkum werden praktisch weiter keine Chemikalien benoetigt, auch der hohe Energieafwand zum Vulkanisieren und die Umweltverschmutzung durch Schwefel und Weichmacher ist nicht noetig. Zum Schluss werden noch Pannenschutzband und Protektor(Verschleisschicht) aufgeklebt, fertig.
Die Drahtreifen sind quasi nur ein Uebergriff aus dem KFZ-Bereich, bei dem mit der durch die Masse der Autoreifen billigen Technologie, und den vorhanden Maschinenpark, praktisch Autoreifen fuer Fahrraeder. Die Beduerfnisse und Anforderungen der Fahrradfarer interessieren nicht.
Wuerde man die Schlauchreifenherstellung automatisieren, wenigstens das legen der Karkassen, waehre so ein Reifen nicht wesentlich teurer als ein guter Fahrradschlauch. Weil ein Schlauchreifen eine erheblich hoehere Laufleistung haben kann als die billigen Drahtreifen, ich glaube 90% aller in Deutschland verkauften Omafahrradln wuerden ihr gesammtes Fahrradleben auf den Werksreifen fahren, ist das aber kein gutes immerundimmerwieder-Geschaeft. Zumal die Leistungsfaehigkeit der Technologie erheblich ausgeschoepft ist. Je hochwertiger die Garne, je besser (aufwendiger) der Protektor, um so besser der Reifen, aber die Verbesserungen sind so gering dass niemand einen teuren Reifen tauschen wuerde, also NoChance fuer die Werbung.
Sollte Ein Schlauchreifen ein Loch haben, und nicht von der billigsten Sorte sein(geht schon bei 17,-E los) loest man das Felgenband und oeffnet an der beschaedigten Stelle die Naht, flickt den Schlauch und naeht wieder zu, ein wenig Gummilosung auf die Naht, um ein eventuell nicht gut sitzenden Knoten zu fixieren, Felgenband ankleben fertig. Mancheiner braucht zum flicken eines Drahtreifens mit Montage genausolange. Ist halt nur eine ganz andere Technologie. (Die Angst Neues zu lernen, Anderes zuzulassen
, hemmt viele Menschen)
Ich dachte eigentlich, das Schlauchreifen geklebt werden?
Bis in die 70ger Jahre waren die Schlauchreifenfelgen oben einfach gerade. Um den Reifen auszurichten wurde ein Kittbett aus Schellack, sowas wie Siegellack aufgespachtelt, Spaeter kamen die Felgen mit mit einer einer Einwoelbung, auch dort wurden die Reifen noch aufgekittet(geklebt)um eine eventuell leicht ausgebeulte Naht zu unterfuettern und den Reifen auszurichten. Heute haben die guten Felgen noch eine zusaetzliche Mittelrille fuer die Naht, das Kittbett ist also mittlerweile unnoetig. Aber um zusetzlich eine Sicherheit gegen ein Reifenwandern bei zu geringem Druck, und noch bessere Notlaufeigenschaften zu haben zieht man mit dem Finger, nix Spachtel, eine hauchduenne Schicht Felgenkitt auf die Felge, andere nehmen einfach doppelseitiges Klebeband
, diese Klebeschicht haelt einige Reifen aus, ist aber nicht mehr essentiell noetig.
Wie schon mal geschrieben, würde ich das gerne ausprobieren,
Im Oktober, wenn mein Velomobil endlich fertig ist, bin ich ein paar Tage in Deiner Gegend .... Probefahrt sollte dann kein Problem sein.
frage mich allerdings warum praktisch niemand außer Dir (hier im Forum berichtet) die Schlauchreifen fährt? Sind die alle auf Schwalbe/Conti-Werbung reingefallen? Kann ich mir nicht vorstellen ...
Ich kenne keinen Bahnradfahrer, der nicht auch Drahtreifen probiert haette, aber jeder nur einmal. Wir hatten auf dem Velodrom dieses Jahr 4 boese Stuerze, und einen gedehmuetigten Rekordhalter .... 5xDrahtreifen halt. Alle fahren Schlauchreifen.
Das Problem der liegenden Fraktion, ist ihre Isolation vom KnowHow der Anderen, und die Selbstauslieferung an die Fahradteile-Lieferanten. Frag doch mal in Deinem Fahrradladen, nach einer Schlauchreifenfelge, oder einfach nach gutem Felgenkitt. In die Radrennsportgeschaefte geht doch kaum einer hier, es giebt auch nur ganz wenige. Vergleichbar mit der Zahl der VMhersteller. Auch sind die Liegeraeder, Trikes, und die meisten VM noch auf dem Stand der Hollandraeder, man merkt es an den ungezaehlten BigApple-Lobeshymnen, hier. Aber irgendwann werden die 40-60W Gewinn auch beim VM interressant, und der hoehere Komfort, und die wesentlich hoehere Pannensicherheit dann auch bemerkt. bisher dirigiert halt die Werbung den Chor.
Aber versteckt, klammheimlich, fuer das wissende Klientel, wie im Fernsehen nach 2Uhr nachts, gibt auch Schwalbe zu, das es um die Vorteile der Schlauchreifen weiss, nur ist die Auflage dieser Publikationen halt eher laecherlich.
mfG
Matthias
PS. CAS hat schon den Conti-GP probiert und empfohlen, und der GP-2000+ ist sicherlich auch bald dran, die gibt es aber fuer die hoeheren Druecke nur als Schlauchreifen, und ich denke er wird sie auch bald testen ...
fuer den naechsten Rekord, im naechsten Jahr ...
PPS.:
HIER war zum hochladen leider zu gross ...