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Nach einer wettermäßig eher durchwachsenen Woche stand am Samstag 16.05. der 400er Brevet in Brühl "Rund ums Ruhrgebiet" an.
Diesmal mit dem Mango ergab sich für mich ein direkter Vergleich mit dem Baron, mit dem ich letztes Jahr unter ähnlichen Umständen unterwegs war:
Letztes Jahr mit dem Baron habe ich die Runde meist mehr oder weniger mit Rene in der Nähe genossen.
Heuer lautete die Wettervorhersage zwar trocken aber unter dem Eindruck der schweren Regenfälle Freitag Abend und Nacht hatte ich das Mango startklar gemacht.
Als mich beim Aufstehen um 3:30h allerdings der Mond aus einem wolkenlosen Nachthimmel anlachte, wäre ich fast doch noch schwach geworden und hätte aufs Liegerad umgesattelt. Aber dann wollte ich diese lange Runde doch mit dem Mango probieren und meinen Erfahrungshorizont erweitern - und nur am Ende standen ja ein paar Hügel an.
4:40 h ging's von zu Hause los. Die Geräumigkeit des Velomobil verführt auch dazu mehr mit zunehmen als normal in Trikottasche und Satteltasche passt, also 3 l Wasser im Trinksack, eine Trinkflasche mit nem Energiegetränk, das es letztes Jahr beim DLC in Köln gab und ne halb volle Colaflasche sowie 6 Bananen ein paar Riegel und 6 Doppelbrote haben sich Proviantmäßig angesammelt. Der größte Teil davon sollte dann auch verputzt sein, wenn's am Schluss in die Hügel geht.
Erstes Highlight war dann die Fahrt über die noch belebten Kölner Ringe. Bei einem Ampelhalt kamen aus einer größeren querenden Gruppe erst einzelne spitze Schreie und dann zog die Herde Handys und Fotoapparate für ein kleines Blitzlichtgewitter. Nicht auszudenken, hier mit einem LED sowie akustikmäßig gepimpten VM hier auf 2 Rädern ne Show hinzulegen ;-). An der nächsten einsamere Ampel starrte mich bzw. das Mango ein Angetrunkener mit offenem Mund an und dann seine fast leere Vodkaflasche.
Kurz nach halb sechs kam ich dann schon dampfend an der Turnhalle in Brühl an und entledigte mich erst Mal der Arm- und Beinlinge. Es waren dann rund 20 oder 25 Radler beim Gruppenfoto, darunter auch Reimar mit seinem Baron und Georg mit dem M5 HighRacer - heute ohne Heckkoffer und mit Minimalgepäck.
Mit 3 Minuten Verspätung ging's dann um 6:03 h los, wolkenloser blauer Himmel und leichter Wind aus Süden, der dann erst Mal bis Xanten etwas schiebt.
Unsere liegende Fraktion ist dann erst Mal hinter dem Pulk gestartet - aber nach 500 m hat Reimar die ersten Sprintwertung eröffnet und ist nach vorne geschossen. Georg und ich haben dann ebenfalls das Feld überholt und bald sind wir 3 dann zusammen Richtung Pulheim unterwegs. Auf den ersten km stören wie beim letzten Mal nur die vielen Ampeln, die bei der Verkehrsdichte um diese Zeit nicht wirklich Sinn machen. Aber bald ist ein flüssigeres Radlen möglich und Reimar macht vorneweg ganz ordentlich Dampf und schaltet zwischendurch aber immer wieder zurück, um Georg nicht zu verlieren. Nach einer Stunde sehe ich die zwei im Rückspiegel auf den Radweg einbiegen.
Na, dann rolle ich jetzt gleichmäßig weiter und freue mich ob des genialen Wetters. Reisegeschwindigkeit ist jetzt so um die 38 km/h und nur ein kleiner Verfahrer im Vergleich zum lezten Jahr, wo ich ein paar Mal den Track verloren hatte. Da ich mir die Kontrollstellen jetzt auch mit Annäherungsarlarmen hinterlegt hatte, bin ich auch an der 1. Kontrolle in Xanten nicht vorbeigefahren ;-): 9:45 h knapp hinter der der Mindestvorgabe. Die Fähre lag dann schon da und fuhr mit mir als alleinigem Fahrgast gleich los nachdem ich raufgefahren bin. Auf der anderen Seite großes Hallo bei einer Pilgergruppe und kleine Stärkungspause.
Von nun an gings eher Richtung Osten durch die südlichen Ausläufer des Münsterlands (Borken/Raesheld/Lembeck). Nach den breiten Landstraßen jetzt überwiegend auf kleinen Wegen und Sträßchen - hatte mir letztes Jahr auch gut gefallen. Ob es daran lag, dass es nun ein bißchen welliger wurde, die frischen Kräfte erst Mal verpulvert sind oder die Wegbeschaffenheit rauher - die Reisegeschwindigkeit pendelt nun um die 30/32.
Hier kreuzt des öfteren eine rollende RTF aus Haltern. Allerdings sehe ich fast nur Schiebende an slebst fürs VM geringen Anstiegen. Ich hatte beim Ersten zunächst auf Panne getippt und mich schon leicht geärgert, dass der Depp ohne Ersatzschlauch unterwegs sei. Dann brauchte aber nicht geflickt sondern nur die Wegrichtung bestätigt werden.
Den Fahrer habe ich nach einigem Zickzack der Brevetroute an einer leichten Steigung wieder stehen sehen - verbat mir allerdings auch inneres Grimeln - denn ich fühlte mich ja auch nicht mehr wie ein frischer Gipfelstürmer und wollte kleinere Wandereinlagen (nur zur Muskellockerung ;-)) im Bergischen nicht ausschließen.
12:50 h, in Lüdinghausen ist auf halber Strecke die 2. Kontrolle - Tankstelle im Familienbetrieb - und die gesamte Familie erwartet schon die Radfahrer.
Letztes Jahr war ich hier mit Rene im Quest. Und Muttern identifiziert mich sogleich als den mit dem verkleideten Liegerad vom letzten Jahr und fragt mich nach dem Liegeradfahrer von damals (mich). Da Sie mir im selben Atemzug noch von ihrem guten Gesichtsgedächtnis erzählt, lasse ich sie in dem Glauben und verweise auf die 2 Liegeradfahrer, die noch kommen. Nachdem Vater sich vergewissert, dass unser Professor (Rainer) auch noch kommt und Familienhund das Mango inspiziert hat ohne dranzupinkeln, gehts weiter Richtung Dortmund. Da es nur 45 km zu Kontrolle 3 am Flughafen Aplerbeck sind, bleibt es auch hier bei einem Boxenstopp ohne Nachtanken.
Eine Dortmund-Fangruppe im Pferdeplanwagen identifiziert das gelbe Mango gleich als ein Borusse. An den Anstiegen muss ich nun verdächtig weit nach unten schalten, denke aber daran, dass die nächste Kontrolle bald erreicht ist und dass es dann spannend wird, wenn es langsam hügelig wird.
14:30 h, 3. Kontrolle am Flughafen Aplerbeck, hier fülle ich auch den Wassersack auf und ziehe mir noch nen Butterbrot rein, die Lotterie ergibt Leberwurst - ab4er es sind noch 3 in der Tüte + 4 Bananen. Die Gegend hier ist mir von den Fahrten zu LiegenLeezen in Münster, Touren aus Holland und auch Überführungsfahrt des Mango etwas bekannt - allerdings dann über Hagen der Volme entlang nach Halver ...
Jetzt geht's um 15:00 h über die Ruhr und von da aus zunächst leichter ansteigend gen Letmathe und Altena weiter zum "Höhepunkt" der Tour nach Lüdenscheid. Bei Altena türmen sich in Kontrast zum flachen Niederrhein rechts und links steil die Felsen. Aber es wird wieder sonniger und damit weniger bedrückend. Letztes Jahr trennte sich hier an der langen Steigung Quest und Baron ob des deutlichen Gewichtsunterschieds. Diesmal nehme ich erleichtert und bewusster wahr, dass die Steigung gleichmäßig und moderat ist und kurbele mit so 16 .. 18 km/h aufwärts - Einen steileren geraden Anstieg, den ich fälschlicherweise noch im Kopf hatte und auf den ich mental vorbereitete löste sich praktischerweise in Luft auf und ich verschwand in dem kurzen unheimlichen Tunnel in Lüdenscheid, der länger und länger wurde. Licht konnte ich ja schnell anschalten und gute große Reflektoren zieren ja auch das Heck - aber die sich schnell nähernden donnernden Lichter im Rückspiegel machten schon etwas Angst.
Am Ende des Tunnels war das Navi kurzzeitig wg. verlorenem Funksignal irritiert und ich fluchtmäßig schnell unterwegs musste mich zwischen 4 Fahrspuren schnell entscheiden - fand den richtigen Weg und hab noch kurz überlegt, den Bremsfallschirm für die folgende Abfahrt zu werfen.
Die kurvigen Abfahrten machen mir mit dem Baron mehr Laune und bei höheren Geschwindigkeiten klammer ich mich beim Mango noch etwas verkrampfter am Lenkstock - vielleicht das Kreuzgelenk noch etwas nachstellen. Aber bei 2 Schrauben und je 2 Drehrichtungen gibt's schon ne Menge Möglichkeiten.
Mittlerweile beginnt auch ein Quietschen beim Treten zu nerven - allerdings nur auf dem großen Blatt. Ich vermute den Kettenspanner vorne, der beim großen Blatt vielleicht etwas schräg angesteuert wird und sich dann hier ein trockenes Gleitlager reibt.
Nachdem ich das Tal der Volme erreicht habe, gehts an dieser flussaufwärts entlang. Den folgenden Anstieg nach Halver hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung - lässt sich aber noch gut kurbeln. Von Halver gehts dann auf guter Straße leicht abwärts nach Wipperfürth, wie gemacht fürs VM. Hmm, in einer guten Stunde könnte ich jetzt zu Hause sein.
Während ich darüber noch sinniere schreckt mich ein "hey" von der Seite auf und rechts und links schießen 4 Rennradler hinter der Ampel in Wipperfürth über die Kreuzung und dahinter direkt in eine Tanke. Ich erkenne Thorsten und Tom, die beim 300er die die vordere Gruppe getrieben hatten. Im ersten Moment bin ich überrascht, dass sie mich am Ende dieser schönen Abfahrt eingeholt haben und nicht an den Anstiegen - aber ich hab mich wohl eher locker tretend rollen lassen und Steuerstress bei höheren Geschwindigkeiten vermieden ;-)
Naja, ich rolle weiter zunächst wieder aufwärts und dann hinunter nach Hartegasse - Teil meiner Standard-Traingsrunde - wenn ich keine Lust habe, mir was anderes ausdenken. Auf der Route vor Lindlar werde ich von Polizei und Notarztwagen überholt. Kurz vor dem Steilstück nach Hohkeppel kommen mir schon Autos blinkend entgegen, ein Hubschrauber ist zu hören. Und hinter der nächsten Kurve steht alles und ich erahne etwas geschockt einen Motorunfall. Als mir dann noch ein Autofahrer mit "Hier ist Ende Gelände!" kommt - bei mir kommt es oberlehrerhaft an -, versuche ich erst gar nicht, vielleicht Passagemöglichkeiten oder Wartezeiten zu erkunden. Mir tut die Socke leid, die da wahrscheinlich schwer verletzt ist, und ich drehe um und suche die nächste Möglichkeit auf den Höhenzug von Hohkeppel zu kommen. Auf dem Navi wird ein Weg angezeigt - und ich hoffe dass er asphaltiert ist.
Dann kommen mir der Britisch-Deutsche 4er in voller Fahrt entgegen. Ich rufe Ihnen von dem Unfall zu. Da ich aber im Schock sofort umgedreht bin, hätte ich Ihnen auch nicht mehr sagen können, ob es eine Möglichkeit gibt, da am Rand irgendwie durchzukommen.
Als ich in den Weg zum Wüstenhof einbiege, der auf dem Navi gezeigt wird, erkenne ich ihn wieder. Bin schon öfter während einer RTF hier gefahren - allerdings in umgekehrter Richtung und hab' da insbesondere bei feuchter und schlechter Straße auf dem Steilstück abwärst immer Schiss gehabt. Nun also Premiere anders rum. Als es richtig steil wird, wird das Kurbeln zum Pressen. Mit dem Baron wars etwas schwankender aber jetzt beschließe ich, das letzte Stück Knie schonender zu schieben.
Da das Festsetzen der Bremse an meinem Bremsgriff nicht zuverlässig funktioniert (Die 2 Züge sind übereinander angeordnet und der Feststellbolzen rutscht trotz Aufrauhen dessen Oberfläche immer wieder heraus.), steuere ich mit rechtem Rad und Hinterrad in die Wiese rechts am Rand. Als ich mich dann aus dem Mango winden will, ohne das Navi vom Lenkstock zu nehmen, kippe ich mit der ganzen Fuhre nach rechts ab ins Gras. Wer das Schauspiel gesehen hätte, würde sich dann wohl auch abrollen ;-)
200 .. 300 m zu Fuß aufwärts ist das Steilstück auch vorbei und es rollt wieder. Als ich auf der Kuppe hochschalten will, rutscht mir die Kette runter. Und beim Versuch, mit Rückschalten und vorsichtig weitertreten die Kette wieder auf die Blätter zu bugsieren, wickel ich sie dann ums Pedal ;-(.
Als ich dann zunächst ohne Rausklettern versuche, das Maleur zu beheben, kommt der 4er wieder vorbei. Wie ich später höre, vermuten sie einen defekten Anlasser o. ä. Naja, nachdem ich die Kiste dann zwei Mal hingelegt habe, konnte ich die Kette durch die Fußlöcher wieder auflegen und nach einer provisorischen Handreinigung weiterfahren.
Es geht nun mehr Abwärts nach Lohmar. Auf der breiten Straße nach Siegburg wird der Tritt schwer bei knapp 20 km/h. Da mir Reimar ähnliches berichtet, muss es sich wohl um eine visuell kaum wahrnehmbare versteckte Steigung handeln.
19:30 h An Kontrolle 4 in Siegburg treffe ich den 4er wieder, der sich aber schon wieder auf die Piste begibt. Das Reststück nach Brühl bin ich vor 3 Wochen mit Thorsten, Tom und Arndt und ... zurückgeprescht - hatte damals aber schon ab und zu beißen, wenn sich die Jungs an ner Autoschlange vorbei nach Vorne geschlängelt hatten, was mit dem Baron lebensmüde und mit dem Mango unmöglich ist. So fahre ich dann solo weiter - zum Glück kommt mir auf dem schmalen Radweg zur Rheinbrücke nur ein Radler entgegen und dann in Brühl noch die Schleife über den Kierberg, wo ich nach Restluft schnappend noch einer nebenher fahrenden interessierten Beifahrerin noch ein Velomobil erklären soll.
20:45 h Geschafft im Ziel vor der Turnhalle in Brühl und dies Mal ist die Tür offen, das Buffet wird gerade angerichtet. Herzlichen Dank an Rainer und sein Team! Ein kurzer Austausch mit den 4en - ein paar Photos und dann zum Ausrollen die letzten 30 km nach Hause über Grüngürtel und den neuen glatten und bis zur Severinsbrücke leeren Radweg am Rhein entlang. In dem guten Gefühl, diese Prüfung bestanden zu haben, rollt es beschwingt heimwärts, wo ich kurz nach 22 h aufschlage.
Zum Vergleich Baron vs. Mango:
- wie geschrieben Wetter und Trainingszustand gefühlt ähnlich gut, Herangegehensweise sprich Dampfdruck auch
- Gesamtlänge: 412 km Brevet + 57 km für An- und Abfahrt, rund 2000 Höhenmeter.
- Geamtbruttozeit mit Baron 14,5 h vs. Mango 14,75 h. Ohne Kettenmaleur und Straßensperrung wäre sicherlich mit dem Mango dieselbe Bruttozeit möglich gewesen.
- Nettoschnitt Baron 31,0 km/h vs. Mango 30,2 km/h
- Die Pausen mit dem Mango sind kürzer gewesen, da ich nur ein Mal Wasser nachgetankt habe. Wie ich von Reimar gelesen habe, ist er gestern mit 6 l Flüssigbrennstoff auf dem Baron gestartet und damit mehr als ausgekommen!
- Die flache erste Hälfte war ich merklich schneller (rund ne halbe Stunde).
- Der hügelige Teil erwartungsgemäß langsamer aber dann auch die letzten 50 km im Flachen weniger spritzig, da das Beschleunigen des Mango mit müden Beinen halt noch etwas schwerer fällt als mit dem Baron.
- Zu Hause angekommen fühlte ich mich nach der Runde mit dem Mango platter, aber dieser Eindruck mag auch durch die Verklärung mit der Zeit verfälscht sein. Schon heute ein Tag später verwischt die Erinnerung an die gestrige Leere im Tank ...
- der Vergleich basiert auf trockenem warmen Wetter - bei feuchter Witterung würde das Mango komfortmäßig punkten.
- Habe erst 1 Jahr MangoErfahrung (4500 km) gegenüber knapp 20000 Baron km in 6 Jahren.
Auch mein Respekt vor den Langstreckenfahrern wächst, die hier durch die Nacht kurbeln - habe es selbst aber noch nicht gewagt zu unternehmen. Gestern hätte ich die 600 km noch kategorisch ausgeschlossen. Da ich Pfingsten "traditionsgemäß" die Kinder im Hockeyzeltlager in Mannheim per Rad besuchen will und danach zu einem Familientreffen eine Tour nach Bramsche plane, vielleicht nächstes Jahr bei gutem Wetter und bei 6000 Höhenmetern mit dem Baron oder ?
;-)
Bis denne - Hajo
Diesmal mit dem Mango ergab sich für mich ein direkter Vergleich mit dem Baron, mit dem ich letztes Jahr unter ähnlichen Umständen unterwegs war:
Letztes Jahr mit dem Baron habe ich die Runde meist mehr oder weniger mit Rene in der Nähe genossen.
Heuer lautete die Wettervorhersage zwar trocken aber unter dem Eindruck der schweren Regenfälle Freitag Abend und Nacht hatte ich das Mango startklar gemacht.
Als mich beim Aufstehen um 3:30h allerdings der Mond aus einem wolkenlosen Nachthimmel anlachte, wäre ich fast doch noch schwach geworden und hätte aufs Liegerad umgesattelt. Aber dann wollte ich diese lange Runde doch mit dem Mango probieren und meinen Erfahrungshorizont erweitern - und nur am Ende standen ja ein paar Hügel an.
4:40 h ging's von zu Hause los. Die Geräumigkeit des Velomobil verführt auch dazu mehr mit zunehmen als normal in Trikottasche und Satteltasche passt, also 3 l Wasser im Trinksack, eine Trinkflasche mit nem Energiegetränk, das es letztes Jahr beim DLC in Köln gab und ne halb volle Colaflasche sowie 6 Bananen ein paar Riegel und 6 Doppelbrote haben sich Proviantmäßig angesammelt. Der größte Teil davon sollte dann auch verputzt sein, wenn's am Schluss in die Hügel geht.
Erstes Highlight war dann die Fahrt über die noch belebten Kölner Ringe. Bei einem Ampelhalt kamen aus einer größeren querenden Gruppe erst einzelne spitze Schreie und dann zog die Herde Handys und Fotoapparate für ein kleines Blitzlichtgewitter. Nicht auszudenken, hier mit einem LED sowie akustikmäßig gepimpten VM hier auf 2 Rädern ne Show hinzulegen ;-). An der nächsten einsamere Ampel starrte mich bzw. das Mango ein Angetrunkener mit offenem Mund an und dann seine fast leere Vodkaflasche.
Kurz nach halb sechs kam ich dann schon dampfend an der Turnhalle in Brühl an und entledigte mich erst Mal der Arm- und Beinlinge. Es waren dann rund 20 oder 25 Radler beim Gruppenfoto, darunter auch Reimar mit seinem Baron und Georg mit dem M5 HighRacer - heute ohne Heckkoffer und mit Minimalgepäck.
Mit 3 Minuten Verspätung ging's dann um 6:03 h los, wolkenloser blauer Himmel und leichter Wind aus Süden, der dann erst Mal bis Xanten etwas schiebt.
Unsere liegende Fraktion ist dann erst Mal hinter dem Pulk gestartet - aber nach 500 m hat Reimar die ersten Sprintwertung eröffnet und ist nach vorne geschossen. Georg und ich haben dann ebenfalls das Feld überholt und bald sind wir 3 dann zusammen Richtung Pulheim unterwegs. Auf den ersten km stören wie beim letzten Mal nur die vielen Ampeln, die bei der Verkehrsdichte um diese Zeit nicht wirklich Sinn machen. Aber bald ist ein flüssigeres Radlen möglich und Reimar macht vorneweg ganz ordentlich Dampf und schaltet zwischendurch aber immer wieder zurück, um Georg nicht zu verlieren. Nach einer Stunde sehe ich die zwei im Rückspiegel auf den Radweg einbiegen.
Na, dann rolle ich jetzt gleichmäßig weiter und freue mich ob des genialen Wetters. Reisegeschwindigkeit ist jetzt so um die 38 km/h und nur ein kleiner Verfahrer im Vergleich zum lezten Jahr, wo ich ein paar Mal den Track verloren hatte. Da ich mir die Kontrollstellen jetzt auch mit Annäherungsarlarmen hinterlegt hatte, bin ich auch an der 1. Kontrolle in Xanten nicht vorbeigefahren ;-): 9:45 h knapp hinter der der Mindestvorgabe. Die Fähre lag dann schon da und fuhr mit mir als alleinigem Fahrgast gleich los nachdem ich raufgefahren bin. Auf der anderen Seite großes Hallo bei einer Pilgergruppe und kleine Stärkungspause.
Von nun an gings eher Richtung Osten durch die südlichen Ausläufer des Münsterlands (Borken/Raesheld/Lembeck). Nach den breiten Landstraßen jetzt überwiegend auf kleinen Wegen und Sträßchen - hatte mir letztes Jahr auch gut gefallen. Ob es daran lag, dass es nun ein bißchen welliger wurde, die frischen Kräfte erst Mal verpulvert sind oder die Wegbeschaffenheit rauher - die Reisegeschwindigkeit pendelt nun um die 30/32.
Hier kreuzt des öfteren eine rollende RTF aus Haltern. Allerdings sehe ich fast nur Schiebende an slebst fürs VM geringen Anstiegen. Ich hatte beim Ersten zunächst auf Panne getippt und mich schon leicht geärgert, dass der Depp ohne Ersatzschlauch unterwegs sei. Dann brauchte aber nicht geflickt sondern nur die Wegrichtung bestätigt werden.
Den Fahrer habe ich nach einigem Zickzack der Brevetroute an einer leichten Steigung wieder stehen sehen - verbat mir allerdings auch inneres Grimeln - denn ich fühlte mich ja auch nicht mehr wie ein frischer Gipfelstürmer und wollte kleinere Wandereinlagen (nur zur Muskellockerung ;-)) im Bergischen nicht ausschließen.
12:50 h, in Lüdinghausen ist auf halber Strecke die 2. Kontrolle - Tankstelle im Familienbetrieb - und die gesamte Familie erwartet schon die Radfahrer.
Letztes Jahr war ich hier mit Rene im Quest. Und Muttern identifiziert mich sogleich als den mit dem verkleideten Liegerad vom letzten Jahr und fragt mich nach dem Liegeradfahrer von damals (mich). Da Sie mir im selben Atemzug noch von ihrem guten Gesichtsgedächtnis erzählt, lasse ich sie in dem Glauben und verweise auf die 2 Liegeradfahrer, die noch kommen. Nachdem Vater sich vergewissert, dass unser Professor (Rainer) auch noch kommt und Familienhund das Mango inspiziert hat ohne dranzupinkeln, gehts weiter Richtung Dortmund. Da es nur 45 km zu Kontrolle 3 am Flughafen Aplerbeck sind, bleibt es auch hier bei einem Boxenstopp ohne Nachtanken.
Eine Dortmund-Fangruppe im Pferdeplanwagen identifiziert das gelbe Mango gleich als ein Borusse. An den Anstiegen muss ich nun verdächtig weit nach unten schalten, denke aber daran, dass die nächste Kontrolle bald erreicht ist und dass es dann spannend wird, wenn es langsam hügelig wird.
14:30 h, 3. Kontrolle am Flughafen Aplerbeck, hier fülle ich auch den Wassersack auf und ziehe mir noch nen Butterbrot rein, die Lotterie ergibt Leberwurst - ab4er es sind noch 3 in der Tüte + 4 Bananen. Die Gegend hier ist mir von den Fahrten zu LiegenLeezen in Münster, Touren aus Holland und auch Überführungsfahrt des Mango etwas bekannt - allerdings dann über Hagen der Volme entlang nach Halver ...
Jetzt geht's um 15:00 h über die Ruhr und von da aus zunächst leichter ansteigend gen Letmathe und Altena weiter zum "Höhepunkt" der Tour nach Lüdenscheid. Bei Altena türmen sich in Kontrast zum flachen Niederrhein rechts und links steil die Felsen. Aber es wird wieder sonniger und damit weniger bedrückend. Letztes Jahr trennte sich hier an der langen Steigung Quest und Baron ob des deutlichen Gewichtsunterschieds. Diesmal nehme ich erleichtert und bewusster wahr, dass die Steigung gleichmäßig und moderat ist und kurbele mit so 16 .. 18 km/h aufwärts - Einen steileren geraden Anstieg, den ich fälschlicherweise noch im Kopf hatte und auf den ich mental vorbereitete löste sich praktischerweise in Luft auf und ich verschwand in dem kurzen unheimlichen Tunnel in Lüdenscheid, der länger und länger wurde. Licht konnte ich ja schnell anschalten und gute große Reflektoren zieren ja auch das Heck - aber die sich schnell nähernden donnernden Lichter im Rückspiegel machten schon etwas Angst.
Am Ende des Tunnels war das Navi kurzzeitig wg. verlorenem Funksignal irritiert und ich fluchtmäßig schnell unterwegs musste mich zwischen 4 Fahrspuren schnell entscheiden - fand den richtigen Weg und hab noch kurz überlegt, den Bremsfallschirm für die folgende Abfahrt zu werfen.
Die kurvigen Abfahrten machen mir mit dem Baron mehr Laune und bei höheren Geschwindigkeiten klammer ich mich beim Mango noch etwas verkrampfter am Lenkstock - vielleicht das Kreuzgelenk noch etwas nachstellen. Aber bei 2 Schrauben und je 2 Drehrichtungen gibt's schon ne Menge Möglichkeiten.
Mittlerweile beginnt auch ein Quietschen beim Treten zu nerven - allerdings nur auf dem großen Blatt. Ich vermute den Kettenspanner vorne, der beim großen Blatt vielleicht etwas schräg angesteuert wird und sich dann hier ein trockenes Gleitlager reibt.
Nachdem ich das Tal der Volme erreicht habe, gehts an dieser flussaufwärts entlang. Den folgenden Anstieg nach Halver hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung - lässt sich aber noch gut kurbeln. Von Halver gehts dann auf guter Straße leicht abwärts nach Wipperfürth, wie gemacht fürs VM. Hmm, in einer guten Stunde könnte ich jetzt zu Hause sein.
Während ich darüber noch sinniere schreckt mich ein "hey" von der Seite auf und rechts und links schießen 4 Rennradler hinter der Ampel in Wipperfürth über die Kreuzung und dahinter direkt in eine Tanke. Ich erkenne Thorsten und Tom, die beim 300er die die vordere Gruppe getrieben hatten. Im ersten Moment bin ich überrascht, dass sie mich am Ende dieser schönen Abfahrt eingeholt haben und nicht an den Anstiegen - aber ich hab mich wohl eher locker tretend rollen lassen und Steuerstress bei höheren Geschwindigkeiten vermieden ;-)
Naja, ich rolle weiter zunächst wieder aufwärts und dann hinunter nach Hartegasse - Teil meiner Standard-Traingsrunde - wenn ich keine Lust habe, mir was anderes ausdenken. Auf der Route vor Lindlar werde ich von Polizei und Notarztwagen überholt. Kurz vor dem Steilstück nach Hohkeppel kommen mir schon Autos blinkend entgegen, ein Hubschrauber ist zu hören. Und hinter der nächsten Kurve steht alles und ich erahne etwas geschockt einen Motorunfall. Als mir dann noch ein Autofahrer mit "Hier ist Ende Gelände!" kommt - bei mir kommt es oberlehrerhaft an -, versuche ich erst gar nicht, vielleicht Passagemöglichkeiten oder Wartezeiten zu erkunden. Mir tut die Socke leid, die da wahrscheinlich schwer verletzt ist, und ich drehe um und suche die nächste Möglichkeit auf den Höhenzug von Hohkeppel zu kommen. Auf dem Navi wird ein Weg angezeigt - und ich hoffe dass er asphaltiert ist.
Dann kommen mir der Britisch-Deutsche 4er in voller Fahrt entgegen. Ich rufe Ihnen von dem Unfall zu. Da ich aber im Schock sofort umgedreht bin, hätte ich Ihnen auch nicht mehr sagen können, ob es eine Möglichkeit gibt, da am Rand irgendwie durchzukommen.
Als ich in den Weg zum Wüstenhof einbiege, der auf dem Navi gezeigt wird, erkenne ich ihn wieder. Bin schon öfter während einer RTF hier gefahren - allerdings in umgekehrter Richtung und hab' da insbesondere bei feuchter und schlechter Straße auf dem Steilstück abwärst immer Schiss gehabt. Nun also Premiere anders rum. Als es richtig steil wird, wird das Kurbeln zum Pressen. Mit dem Baron wars etwas schwankender aber jetzt beschließe ich, das letzte Stück Knie schonender zu schieben.
Da das Festsetzen der Bremse an meinem Bremsgriff nicht zuverlässig funktioniert (Die 2 Züge sind übereinander angeordnet und der Feststellbolzen rutscht trotz Aufrauhen dessen Oberfläche immer wieder heraus.), steuere ich mit rechtem Rad und Hinterrad in die Wiese rechts am Rand. Als ich mich dann aus dem Mango winden will, ohne das Navi vom Lenkstock zu nehmen, kippe ich mit der ganzen Fuhre nach rechts ab ins Gras. Wer das Schauspiel gesehen hätte, würde sich dann wohl auch abrollen ;-)
200 .. 300 m zu Fuß aufwärts ist das Steilstück auch vorbei und es rollt wieder. Als ich auf der Kuppe hochschalten will, rutscht mir die Kette runter. Und beim Versuch, mit Rückschalten und vorsichtig weitertreten die Kette wieder auf die Blätter zu bugsieren, wickel ich sie dann ums Pedal ;-(.
Als ich dann zunächst ohne Rausklettern versuche, das Maleur zu beheben, kommt der 4er wieder vorbei. Wie ich später höre, vermuten sie einen defekten Anlasser o. ä. Naja, nachdem ich die Kiste dann zwei Mal hingelegt habe, konnte ich die Kette durch die Fußlöcher wieder auflegen und nach einer provisorischen Handreinigung weiterfahren.
Es geht nun mehr Abwärts nach Lohmar. Auf der breiten Straße nach Siegburg wird der Tritt schwer bei knapp 20 km/h. Da mir Reimar ähnliches berichtet, muss es sich wohl um eine visuell kaum wahrnehmbare versteckte Steigung handeln.
19:30 h An Kontrolle 4 in Siegburg treffe ich den 4er wieder, der sich aber schon wieder auf die Piste begibt. Das Reststück nach Brühl bin ich vor 3 Wochen mit Thorsten, Tom und Arndt und ... zurückgeprescht - hatte damals aber schon ab und zu beißen, wenn sich die Jungs an ner Autoschlange vorbei nach Vorne geschlängelt hatten, was mit dem Baron lebensmüde und mit dem Mango unmöglich ist. So fahre ich dann solo weiter - zum Glück kommt mir auf dem schmalen Radweg zur Rheinbrücke nur ein Radler entgegen und dann in Brühl noch die Schleife über den Kierberg, wo ich nach Restluft schnappend noch einer nebenher fahrenden interessierten Beifahrerin noch ein Velomobil erklären soll.
20:45 h Geschafft im Ziel vor der Turnhalle in Brühl und dies Mal ist die Tür offen, das Buffet wird gerade angerichtet. Herzlichen Dank an Rainer und sein Team! Ein kurzer Austausch mit den 4en - ein paar Photos und dann zum Ausrollen die letzten 30 km nach Hause über Grüngürtel und den neuen glatten und bis zur Severinsbrücke leeren Radweg am Rhein entlang. In dem guten Gefühl, diese Prüfung bestanden zu haben, rollt es beschwingt heimwärts, wo ich kurz nach 22 h aufschlage.
Zum Vergleich Baron vs. Mango:
- wie geschrieben Wetter und Trainingszustand gefühlt ähnlich gut, Herangegehensweise sprich Dampfdruck auch
- Gesamtlänge: 412 km Brevet + 57 km für An- und Abfahrt, rund 2000 Höhenmeter.
- Geamtbruttozeit mit Baron 14,5 h vs. Mango 14,75 h. Ohne Kettenmaleur und Straßensperrung wäre sicherlich mit dem Mango dieselbe Bruttozeit möglich gewesen.
- Nettoschnitt Baron 31,0 km/h vs. Mango 30,2 km/h
- Die Pausen mit dem Mango sind kürzer gewesen, da ich nur ein Mal Wasser nachgetankt habe. Wie ich von Reimar gelesen habe, ist er gestern mit 6 l Flüssigbrennstoff auf dem Baron gestartet und damit mehr als ausgekommen!
- Die flache erste Hälfte war ich merklich schneller (rund ne halbe Stunde).
- Der hügelige Teil erwartungsgemäß langsamer aber dann auch die letzten 50 km im Flachen weniger spritzig, da das Beschleunigen des Mango mit müden Beinen halt noch etwas schwerer fällt als mit dem Baron.
- Zu Hause angekommen fühlte ich mich nach der Runde mit dem Mango platter, aber dieser Eindruck mag auch durch die Verklärung mit der Zeit verfälscht sein. Schon heute ein Tag später verwischt die Erinnerung an die gestrige Leere im Tank ...
- der Vergleich basiert auf trockenem warmen Wetter - bei feuchter Witterung würde das Mango komfortmäßig punkten.
- Habe erst 1 Jahr MangoErfahrung (4500 km) gegenüber knapp 20000 Baron km in 6 Jahren.
Auch mein Respekt vor den Langstreckenfahrern wächst, die hier durch die Nacht kurbeln - habe es selbst aber noch nicht gewagt zu unternehmen. Gestern hätte ich die 600 km noch kategorisch ausgeschlossen. Da ich Pfingsten "traditionsgemäß" die Kinder im Hockeyzeltlager in Mannheim per Rad besuchen will und danach zu einem Familientreffen eine Tour nach Bramsche plane, vielleicht nächstes Jahr bei gutem Wetter und bei 6000 Höhenmetern mit dem Baron oder ?
;-)
Bis denne - Hajo