Als ich vor der Lauffenmühle stand und mein Foto machte, waren plötzlich zwei Leute neben mir und unterhielten sich. "Da muss man weit laufen bis man da rein kommt. Und dann sind da nur Fahrräder." Ein weiterer Passant kam hinzu: "Die Fabrik hat vor vielen Jahren geschlossen. Heute ist da eine Fahrradaustellung." "Vor 30 Jahren hatte ich dort einen tollen Stoff gekauft, der war wirklich sehr gut. Da wollte ich nochmal rein. Schade".
(Vielleicht sieht man nächstes Jahr vor dem blauen Hintergrund noch ein gelbes Transparent "Willkommen zur Spezi 2024".)
Mein persönliches Highlight auf der Messe war Bob's Neige-Trike auf dem Futurebike-Stand. Ich dürfte mit Erlaubnis des Erbauers Einlenken und so den Neigemechanismus im wahrsten Wortsinne "begreifen". Das war so ein Besucherhochgefühl wie vor 15 Jahren, oder so, als ich in Germersheim zum ersten Mal Herrn Fleiner mit seinem Trike in Halle 3 traf. Die vielfältige Welt der Spezialräder zum Anfassen. Super.
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Schmankerl für einen Nischentriker. |
Vielleicht bringt der HPV nächstes Jahr ja auch das eine oder andere Exponat der
Pedalwelt mit an seinen Stand, auch um die Museumsöffnung am Tag nach der Spezi zu bewerben, was ja eine sehr schöne Idee war (Info Bull 230, Seite 45). Möglicherweise ein Vehikel zu Wasser oder für die Luft sogar? Vielleicht ergäbe sich auch eine weiterführende Kooperation mit der Spezi, Stichwort "Spaß-Parcours", nicht nur für Kids sondern auch für Große.
Der neue Standort hat natürlich seine Vorteile insbesondere in der Ausstellungshalle. Die Halle war am Samstag, als ich auf der Messe war, gut besucht und dennoch war es merklich lichter als in den Germersheimer Hallen in den letzten Jahren der Messe dort. Ich fand die Hallenfläche gut genutzt und frage mich aber bereits, wie da noch mehr Aussteller und Besucher hinein passen sollen, ohne wieder die Germersheimer Besucherdichte zu bekommen. Das Potenzial der Messe legt die Frage nahe, ob in der Zukunft auf dem Gelände noch eine zweite Halle geöffnet werden kann (zum Beispiel die von meinem ersten Foto).
(Da sind nicht mehr alle gelistet, die man noch aus Germersheim kannte. Man merkt echt die Jahre zwischen den Austellungen dort und hier.)
Wie sind wohl die vielen Zebrastreifen aufgenommen werden? Die Fahrradtester mussten ja oft anhalten. Als Fußgänger auf die nächste Lücke zu warten fand ich ok, man hat ja genug zu gucken in den paar Sekunden, bis die Räder durch sind. Einem Besucher reichte das aber nicht und er forderte ernsthaft lautstark sein Recht als Fußgänger auf den Zebrastreifen und rannte einfach los. Der umsichtige erste Radler im ankommenden Radlerpulk bremste das Grüppchen hinter sich ein. Der Fußgänger erhielt noch eine passende Anwort von weiter hinten im Pulk, ich denke aber, dass er das gar nicht mehr hörte. Jedenfalls war es gut, dass es "Schülerlotsen" an den Zebrastreifen gab, ohne wird es wohl nicht gehen (vor allem in der Halle). Vielleicht ergibt sich aber auch zukünftig für draußen eine teilweise Entflechtung der Besucherlaufwege und der Teststrecke.
Der Außenbereich auf dem Gelände scheint etwas begrenzt zu sein. In Germersheim konnte sich die Messe "in die Stadt hinein" ausbreiten. Oben wurde schon die VM-Wiese angesprochen. Ich erhöhe um die Ritter-von-Schmauß-Straße und die Theobaldstraße, auf denen sich im Laufe der Jahre für die normalen Besucher immer mehr der Festivalcharakter der Messe zeigte. Das wird sich hoffentlich auch in Lauchingen im Lauf der kommenden Jahre wieder entwickeln, vielleicht auch räumlich ausgehend von der Fresshalle der örtlichen Vereine und Betriebe, was extrem praktisch für die Besucher war (in Germersheim stand ich schon mal in einer Bratwurstwarteschlange bis es hieß: "sind alle").
Vielleicht ergibt sich auf dem Lauchinger Gelände ab nächstem Jahr noch eine bessere Nutzung des Außenbereichs in Richtung Kinderparcours. Eine Darbietung einer Einradgruppe hinter dem Baukran habe ich wohl verpasst. Ich war ignorant und wollte gar nicht wissen, was der Baukran da macht.
Ein paar atmosphärische Wegweiser in die Zukunft, die mir sehr gut gefielen:
Auch die Gärtnerlädchenwerbung in den Durchgängen war ein Bespiel für planerische Details, fand ich gut.
Bilde ich mir das nur ein, oder sind da tatsächlich die alten Wegweiser aus Germersheim wiederverwendet worden (im Bild als Rückseite eines Lauchinger Wegweisers zu sehen). Falls das so sein sollte, finde ich das ganz besonders gelungen. Im Bild sieht man im Hintergrund den Fahrradparkplatz auf dem Messegelände; die neue VM-Asphaltwiese also (ist halt verdeckt vom Schild). Und auf der linken Seite, steht da nicht sogar das elektrische Neige-Quad "Velo 4.0", das 2017 in Germersheim so agil auf der Ritter-von-Schmauß rumflitzte? Ich denke schon. - Danke für das Foto weiter oben, das heißt jetzt also "EV4", alles klar.
Soweit ich das als Triker wahrnahm: in Lauchingen war für Velomobile die Austellungsfläche und deren Sichtbarkeit in der Halle deutlich größer, was zu begrüßen ist. Gab es eigentlich Velomobile auf dem Testparcours? Ich hatte nur diese Velocars bemerkt. Probefahrten von Velomobilen im größeren Stil ist vielleicht was für die Zukunft, auf einer Strecke mit geeigneten Kurvenradien. Da würde ich mich vielleicht dann auch mal reinsetzen.
Ich hatte noch vor der Messe von der Möglichkeit von Privatverkäufen gelesen und hatte auf Verdacht zwei Kinder-Trikes im Auto mitgebracht. Ich schaute mir dann den Stand 285 für diese Verkäufe genauer an und sah erstmal keine Möglichkeit, die kleinen Trikes rückenschonend dorthin zu bekommen. Ich wollte sie nicht die 2 km vom Parkhaus bis an den Stand tragen. Nun, sowas passiert, wenn man was zum ersten Mal macht. Das nächste Mal also einen Handkarren mitnehmen (und den dann auch gleich mitverkaufen), oder zwei Kinderfahrer mitbringen (und die dann auf der Messe nicht verlieren), oder Schiebestangen für Kinderräder dabei haben (das hätte mir in der Vorwoche einfallen müssen). Ich weiss natürlich nicht genau, ob das durchgängig mit den Privatverkäufen an diesem Stand klappte. Zum Samstagnachmittag hin hatte ich den Eindruck, dass auch Aussteller dort noch Trikes anboten und sie zur Probefahrt rausgaben. Ich denke mal, ich hätte meine Kinder-Trikes dort nicht verkauft bekommen.
In Lauchingen schien mir die Messe weitgehend entkoppelt von der Innenstadt gewesen zu sein, was ja nur zu verständlich ist aufgrund des gesonderten Messegeländes (auf dem Zeltplatz war ich nicht). Auf meinem Rückweg durch die Stadt sah ich nur ein Trike vor einem Imbiss stehen, aber die Terasse eines Cafes am trocken liegenden Stadtbrunnen(?) war voll, aber waren das nur normale Lauchingen-Touristen oder doch alles Messebesucher? Was aber augenscheinlich war: die Stadt war ziemlich zugeparkt mit mutmaßlichen Messebesuchern, selbst auf den Parkplätzen der Supermärkte massenweise Autokennzeichen von weit weit her. Mittags auf meinem Fussweg hin zur Messe, sah ich mehrfach einen zerknirschten Autofahrer mit einem Trike auf dem Anhängergepäckträger durch den Ort kurven auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit, wir grüßten uns per Handzeichen, ich muss wohl sehr mitfühlend geschaut haben. Das wird eine interessante nächste Gemeinderatssitzung geben, stelle ich mir mal vor, alles zugeparkt und insgesamt nur wenige Leute in der Stadt. Da wird es viele Ideen für nächstes Jahr geben.
Insofern die Spezi noch mehr von Lastenradherstellern angenommen wird, wird sie sicher und rasch weiter wachsen. Da mag vielleicht die räumliche und zeitliche Entfernung zu Frankfurt (
Eurobike, im Juni, mit gesondert angekündigten "Festival Days", guck an) und die Nähe zu den Nachbarländern ein Vorteil sein. Hmm, die Spezi als Vormesse zur Eurobike mit eigenem Themenschwerpunkt.
Bin mal auf fachliche Auswertungen der Messe gespannt, so was Besucherzahlen, Hauptinteresse und so anbelangt.
Als langjähriger Spezi-Fan sage ich vielen Dank an die Messeorganization, die alte wie die neue.
Nach diesem Wochenende wird vielleicht auch die Google-Suche endlich Lauchingen kennengelernt haben und uns nicht immer nach Laichingen umlenken wollen.