"Kleine Harzrunde" eines gemischten Duos
nachdem
@loursblanc während einer unserer gemeinsamen Ausfahrten die Idee aufgebracht hatte, mal die Strecken des 600er Brevets von Claus (Czychol) und die des 4- bzw. 600ers von Hartmut (
@Guzzi ) zu kombinieren, und wir, bedingt durch den Feiertag Ende Oktober, dieses Jahr noch ein langes Wochenende zur Verfügung gehabt haben, habe ich dazu mal eine Route ausgearbeitet. Schnell wurde klar, dass eine Kombination aller 3 Brevets von der Länge her zeitlich doch etwas zu ambitioniert ist. Aber zum Harz hin, unten um den Südteil herum und wieder zurück zu fahren sollte an 3 Tagen machbar sein. Zahlreiche potentielle Mitradler, die ich dazu angesprochen hatte, mussten aus verschiedenen Gründen absagen. Letztendlich fand ich wenige Tage vor dem Start in
@spreehertie einen Kompagnon für diese Tour.
Los ging es am 29.10. gegen 09:20 Uhr, nachdem Felix zuvor per VM von seinem zuhause zu mir gefahren war. Wir überquerten zunächst die Norderelbbrücken, fuhren über Kirchdorf zur Süderelbbrücke bei Stilhorn und dann am Deich entlang bis Fliegenberg, wo wir Richtung Stelle nach Süden abbogen. Da Felix keine eigenen Navigationsmittel an Bord hatte, nannte ich ihm die als nächstes kommenden Dörfer und Abbiegehinweise, was in den meisten Fällen auch geklappt hat. So konnte jeder entspannt sein eigenes Tempo fahren und Felix nutzte das höhere Tempo seines VMs, um unterwegs den einen oder anderen Schnappschuss zu machen. In Amelinghausen legten wir nach rund 60 Km die erste Rast ein und stärkten uns mit einem belegten Brötchen aus der Auslage einer hiesigen Bäckerei. Dabei galt es zwischendurch noch die Neugier einiger Passanten zu befriedigen, die noch nie ein VM aus der Nähe gesehen hatten und denen wir geduldig alle Fragen beantworteten, bevor wir uns schließlich wieder auf den Weg machten.
Der weitere Weg führte uns via Eimke, Unterlüß, Müden/Aller und Vechelde nach Salzgitter. Da hier zwischen den einzelnen Ortsteilen starker Autoverkehr herrschte, wechselte Felix mit dem Milan SL auch auf den Fuß-/Radweg. In Broistedt haben wir bei einem Supermarkt einen Verpflegungsstopp eingelegt, um noch Essen und Wasser für die restliche Tagesstrecke bzw. für die anderen beiden Tage zu bunkern. Hinter Salder ging der Track hoch nach Gebhardshagen, um, nach dem überqueren einiger Hügelflanken, bei Kunigunde wieder in das Tal der Innerste abzusteigen. Kurz vor Langelsheim klagte Felix über stärker werdende Müdigkeit, so daß wir uns in der Ortsmitte entschieden, in einer dort befindlichen Pizzeria einzufallen, um jeder erstmal ein großes Glas Cola zu trinken. Solcherart reanimiert begaben wir uns nach 20 Minuten wieder auf den Weg, um die letzten 25 Km bis zu unserem heutigen Tagesziel Clausthal in Angriff zu nehmen. Dieser führte uns an der Innerstetalsperre vorbei nach Lautenthal, von wo wir dem gleichnamigen Tal weiter aufwärts folgten. Da die Übersetzung in Felix Vm eher Richtung schnell als Richtung langsam bergauf ausgelegt ist, entschwand sein Rücklicht schon nach kurzer Zeit wieder meinem Blickfeld. Ich passierte den Ort Wildermann und begann mich zu fragen, ob ich Felix wohl noch einholen würde oder nicht. Kurz nach dem Abzweig nach Zellerfeld kommt noch eine Spitzkehre und da sah ich das VM wieder. Der Gradient der Steigung zieht dort noch etwas an und das war zuviel für Felix. Er entschied sich auszusteigen und zu schieben. Da ich mit unserer heutigen Gastgeberin vereinbart hatte, mich bei Erreichen des Ortsrandes zu melden, und die Uhr auf Mitternacht zuging, fuhr ich den restlichen Kilometer bis dorthin voraus. Ich hatte gerade die Einmündung der Straße zu unser Unterkunft erreicht, da begegnete sie mir auch schon. Ich schilderte ihr kurz die Situation und sie fuhr daraufhin Felix ein Stück entgegen. Dieser hatte den steile(re)n Abschnitt mittlerweile bewältigt und zusammen legten wir die letzten Meter bis zu Ihrem Haus zurück. Nach einem späten Abendessen und dem Genuss einiger geistiger Getränke sind wir dann gegen 02 Uhr morgens in die Betten gekrochen.
Obwohl wir den Wecker am Sonntag auf 06 Uhr gestellt hatten, gelang uns erst gegen 08:40 Uhr der Aufbruch, wobei uns der Weg zunächst nach Clausthal hinein führte, wo wir auch noch die dort gelegene Werkstatt unserer Gastgeberin besichtigten. Nach dem Austausch einiger weiterer Anekdoten ging es dann um kurz nach halb Zehn Uhr endgültig wieder auf die Strecke, welche uns zunächst abwärts nach Silbernaal und wieder hinauf führte. Nach dem überqueren eines letzten Hügelkamms ging es endgültig abwärts in das schöne Fachwerkstädtchen Bad Grund am Harz, wo wir einen kurzen Stopp bei einer Filiale meiner Bank einlegten. In Gittelde sind wir dann auf die Strecke von Hartmuts 400er eingebogen, welche zunächst weitestgehend flach durch das Tal der Söse führt, bevor es ab Dörste gilt, den nächsten Hügel zu erklimmen. Der Ausblick vom Sonnenberg ist wunderschön. daher hielt ich kurz für ein Foto an. Via Wulften, Bilshausen und dem Ort Bodensee führt uns der Track nach Krebeck, von wo es auf dem Stück zur B27 zwei tiefe Querrinnen zu passieren gilt. Ich kannte diese ja bereits von dem im Mai gefahrenen 400er her und konnte diese durch seitliches anfahren durchqueren. Der Milan meines Mitfahrers ist zwar nicht bis auf den letzten Zentimeter Richtung Strasse abgesenkt. Aber an der zweiten Rinne saß der Vogel dann doch auf, so daß Felix gezwungen gewesen war, auszusteigen und das VM über das Hindernis hinweg zu wuchten. Da ich so etwas schon geahnt hatte, wartete ich am Ortsrand von Ebergötzen auf ihn. Zwischen Landolshausen und Falkenhagen war die Strasse auf Grund der Verlegung von Glasfaserkabeln gesperrt, doch konnten wir uns hier dennoch "Durchmogeln".
Nach einer kurzen Rast und einen Plausch mit einer zufällig dort vorbei kommenden Familie setzten wir bei strahlendem Sonnenschein unseren Weg fort. Ab Rittmarshausen konnten wir wieder einem Flusstal, dem der Garte, folgen und gelangten so nach Siemerode.
Ein weiteres Mal war ein Hügel zu bewältigen und auf dem Weg nach Heilbad Heiligenstadt hinab verloren Felix und ich uns kurzzeitig aus den Augen. Aber Felix hatte zum Glück den richtigen "Riecher" und so trafen wir uns am letzten Kreisverkehr, wo es kurz vor der Stadtgrenze auf die Ortsumgehung Richtung Osten geht, wieder. Der daurauf folgende Abschnitt via Geisleden und Kreuzebra ist weniger schön, geht es doch entlang des Hangs über dem Flusstal der Geislede auf einer stärker befahrenen Landstrasse einige Male hoch und wieder runter. Ab Dingelstädt folgt zum Ausgleich das liebliche Tal der Unstrut, wo uns zahlreiche Radler/-innen auf MTBs begegneten, die auf dem parall verlaufenden geschotterten Flussradweg unterwegs gewesen sind. In Helmsdorf sprach Felix, da uns das Wasser ausging, spontan einen Bauern an, welcher gerade seine Hühner über die Straße auf die am Flußufer gelegene Wiese trieb. So erfuhren wir, das die Straße zum nächsten Dorf Zella wegen einer schadhaften Brücke eigentlich gesperrt sei, man mit dem Rad bzw. zu Fuß aber passieren könne. Zum Glück ist der Vogel meines Mitradlers so schmal gebaut, daß wir uns an den zur Sperrung diagonal auf der Straße verteilten stählernen Leitplanken vorbeiquetschen konnten.
In Dachrieden ging es weg von der Unstrut und wir konnten im Rückspiegel einen letzten Blick auf die Hügel des gegenüber in der Ferne verschwimmenden Hainichs werfen. Kurz vor Schlotheim, es mag so gegen Viertel vor 6 abends gewesen sein, rief ich das erste Mal in unserer heutigen Unterkunft, einem Hotel in Ballenstedt an, um einen Ort für die Deponierung des Zimmerschlüssels für den (immer wahrscheinlicher werdenden) Fall unserers verspäteten Eintreffens auszumachen. Zu unserem Glück zeigte sich das Hotelpersonal sehr entgegenkommend und flexibel, sodaß wir eine Lösung hierfür finden konnten. Ebeleben, Greußen und Trebra waren weitere Orte auf der Strecke, die wir im Dunkeln passierten. Dann unterlief mir zu meinem tiefsten Bedauern ein navigatorisches Mißgeschick: -ich verpasste die Verlängerung der K530 geradeaus und rauschte stattdessen nach Niederbösa in den Ort hinab. Das ist mir, der ich den Brevet schon zu den Zeiten von CAS gefahren bin, noch nie passiert und ich war darüber ehrlich erschrocken. So durften wir dann das Kopfsteinpflaster im Ort "genießen" und uns durch selbigen quälen. An den nächsten Abschnitt mit kleinem Granitpflaster auf dem Weg hinab nach Günsrode errinnerte ich mich jedoch punktgenau und konnte meinen Mitfahrer hierauf einstimmen. Er fuhr den Weg ins Tal der Wipper verhalten hinab, ich dagegen konnte es einigermaßen laufen lassen, sodaß wir uns erst am Ortsausgang, bevor das Granitpflaster wieder anfing, trafen.
Positiv überrascht war ich dann, als ich feststellte, daß man inzwischen einen parallel dazu verlaufenden Rad- und Fußweg fertiggestellt hat, welcher bis zu einer neu erbauten Brücke über den Fluß führt. Dort folgt dieser der Wipper einige hundert Meter, bevor der Radweg wieder auf die Seite der entlang des Flusses verlaufenden Straße wechselt. In dem Flußtal stiegen Nebelschwaden auf, welche sich klamm auf meine bloße Haut legten und der Stimmung zu Halloween etwas leicht schauriges verliehen. In Göllingen zog ich mir darum etwas wärmers an und rief auch nochmal in unserer Unterkunft an, um unsere Ankunft auf deutlich nach 22 Uhr zu verschieben. Der Track führte uns nun parallel an dem Höhenzug des Kyffhäuser vorbei, so daß wir nur flache Ausläufer hiervon überqueren mussten. Da wir die Abschnitte mit Nebel hinter uns gelassen hatten, könnten wir immer wieder einen Blick in den klaren Sternenhimmel werfen und der große Wagen wurde uns ein treuer Begleiter.
In Roßla legte Felix einen Powernap in der Filiale der hiesigen Sparkasse ein und wir verließen kurz den Track, um bei einer in entgegengesetzter Richung liegenden Tankstelle eine Flasche Vitacola für jeden zu erstehen, bevor diese gegen 22 Uhr zumachen würde.
Hinter der A-38 ging es erneut aufwärts, galt es doch, die Südostecke des Harzes zu überqueren. Auf diesem Abschnitt bin meist ich vorausgefahren, da ich mit meiner Übersetzung leichter hügelaufwärts gekommen bin als Felix in seinem Milan. Via Hayn/Harz und Neudorf ging es nach Silberhütte, wo wir in das Tal der Selke kamen, was uns erlaubte, wieder etwas mehr Tempo zu machen. Wir passierten die Kurorte Alexisbad und Mägdesprung, am Abzweig der L243 zur Stadt Gernrode folgten wir jedoch weiter der B185, welche zunächst eine weitere Steigung für uns bereithielt. Was dann folgte kann ich nur als "Achterbahn" beschreiben, es waren leicht wellige Straßenabschnitte die einem geradezu zum heizen herausforderten und welchem wir auch willig nachgaben. Nachdem wir unser Hotel auf der Hohe ausserhalb von Ballenstedt erreicht hatten, galt es zunächst den Schlüssel zu finden und die Räder unterzustellen, bevor wir uns über das für uns noch bereitgestellte Abendbrot hermachten und dieses mit einem Bier hinunterspülten. So wurde es dann auch nach 01:30 Uhr, bevor wir das Licht löschten und ins Bett fielen.
Den Wecker am nächsten Morgen hatten wir auf 06 Uhr gestellt, da wir eigentlich noch still und heimlich das VM aus dem dort über Nacht abgestellten Frühstücksraum entfernen wollten. Dummerweise war der Besitzer des Hotels noch früher am Start, um das Frühstück für die zahlreichen anderen Gäste zuzubereiten. Nach einer etwas peinlichen Situation und der Verbannung des Störenfriedes auf den Parkplatz vor dem Hotel legten wir uns noch wieder für eine weitere Stunde pennen, da es nicht vor 08 Uhr Frühstück gegeben hat.
Nachdem wir selbigem mit jeweils drei Nachschlägen Ehre angetan hatten und dem Hotelmanager gegenüber das Mißverständnis bzgl. der Unterbringung des "Vogels" erklärt hatten, gab sich dieser etwas besänftigt und nahm noch ein Foto von uns und unseren Gefährten auf.
In Asmusstedt kamen wir am dortigen "Verkehrslandeplatz Ballenstedt-Harz", einem Flugplatz für Segel- und (kleinere) Motorflugzeuge vorbei und sahen dort eine Transall C-160 am Rand stehen, die hier als permanentes Ausstellungsstück verblieb. Zum Glück hatten wir heute nur halb soviel Höhenmeter wie am gestrigen Tag zu bewältigen und waren froh, den Elm nur von der Ferne zu betrachen. Via Gröningen und Helmstedt ging es nach Fallersleben, wo wir einander kurzzeitig verloren, uns jedoch wieder zusammentelefonieren konnten.
Im nächsten Ort Weyhausen legten wir in einem Dönerrestaurant eine Rast ein, wo jeder von uns eine ca. 40 cm durchmessende Pizza vertilgte.
In der Zeit machten die 2 "Jungs" das Fleisch von zwei Bratspießen klein und verkauften dies an die gut 1/2 Dutzend Leute, die ständig im Laden und vor der Tür anstanden und auf ihr bestelltes Essen warteten. Anscheinend ist dies der einzige Dönerladen gewesen, der weit und breit an diesem Wochenende geöffnet hatte ;-).
Hinter Hankensbüttel legten wir auf offener Strecke eine weitere kurze Schlafpause ein. Für Felix in seinem VM mag das ja auszuhalten gewesen sein, ich jedoch habe, trotz des Anziehens fast aller Jacken, die ich mitgehabt habe, ziemlich bald im böigen Wind tierisch gefroren und war darum um so froher, als es endlich weiterging. In Ebstorf sind wir einander ein weiteres Mal kurzzeitig verlustig gegangen, doch konnte mir Felix irgendwann telefonisch beschreiben, wo er steckt und ich konnte die Stelle aus der Erinnerung identifizieren. Weiter ging es über Embsen, den drei "-gellersen" und Bahlburg nach Asshausen, wo wir zunächst der Bahnlinie HH-Hannover folgten, um dann kurz hinter Stelle dem Deich des Asshausener Mühlenbachs in Richtung seiner Mündung bei Wuhlenburg in die Elbe zu folgen. Die den Weg bildenden Betonplatten lagen krumm und schief und so kam Felix nur sehr mühsam voran. Ab der Elbe lief es dann wieder etwas besser, doch der lange Tag begann von uns beiden seinen Tribut zu fordern, so daß wir kurz nach dem Verlassen von Bullenhausen nochmal eine kurze Schlafpause in einer Bushaltestelle einlegen mussten. Bis wir dann über Moor- und Obergeorgswerder und die Peute zu mir nach Hause gefunden haben, war es schon fast 04:30 Uhr. Die letzte Etappe mit ihren 284 Km ist eindeutig zu lang gewesen. Sollte ich sowas nochmal planen, würde ich das entweder anders aufteilen oder mit Hilfe der Bahn abkürzen. Insgesamt haben wir an den drei Tagen 775 Km zurückgelegt, was uns zwar durch viele schöne Gegenden geführt hat, was aber auch recht anstrengend gewesen ist. Anbei noch ein paar Impressionen von unterwegs.