Wann braucht man welche Bremsen?

Gibt es irgendwelche Richt- oder Erfahrungswerte für das, was unsere Trommelbremsen dauerhaft wegstecken können (z.B. in J/s)?
Vielleicht liest Du Dich hier im Forum mal ein wenig zum Thema Wasserkühlung von Trommelbremsen ein.
Noch besser wäre es elektrisch zu bremsen und damit wenigstens den Akku für die Nebenverbraucher zu laden.
Bereits eine Wattstunde (Wh) sind 3600Ws, also 3600Joule.
Eine Bremsleistung von 1Wh/s also 3600W hätte bereits 3,6kW! - Welche Bremsleistung haben Bremsscheiben?
 
Zuletzt bearbeitet:
schon zweimal in Schwierigkeiten/Lebensgefahr
Hm, weiss nicht , ob das direkt an der 70er Trommel liegt. Die Technik selbt ist ja die gleiche wie bei der 90er. Wenn es zum Totalversagen gekommen ist , vermute ich erstmal ein Versagen, was so auch bei der 90er aufgetreten wäre.
Ich will mich nicht verstecken, ich bin ein starker Verteter der 70er Bremsen. Unter anderem deshalb haben wir bei Ginkgo Veloteile immer wieder an der Verbesserung der 70er aber natürlich auch der 90er gearbeitet. Der Grund für der Vorzug der 70er ist der wesentlich bessere Speichenvelauf beim 406er Laufrad, weil einfach die Lochkreise der Nabe kleiner sind. Auch die Wärmedehnung und damit die Veränderung des Speichengefechts ist beim Heissbremsen geringer als bei der 90er. Ausserdem ist es möglich, mit der 70er sehr leichte Laufräder zu bauen, was auch viele Kunden bei uns schätzen.
Nichts destotrotz gibt es viele Einsätze für die 90mm Bremse. Wir fragen deim Bau von VM Laufräder immer das Gesamtgewicht des Fahrzeug / Fahrer sowie auch die meistgefahrene Topographie mit ab. Das finden wir wichtig , da wir ja nicht mehr Geicht als unbedingt nötig ins VM hineinbringen wollen.
einem Ring-Aufsatz behelfen
Damit haben wir auch schon experimentiert, haben das aber wieder verworfen, da der Teil der Nabe, in dem die Wärme entsteht leicht konisch ist und sich auch stark ausdehnt. Hier ist durch den Wärmeübergang zu befürchten, das sich das mit der Zeit ausklappert und löst. Was aber noch mehr ins Gewicht fällt- es ist wenig Platz für solch einen Ring . Wir hatten unseren größer und schmaler und mit diversen Konvektionsöffnungen versehen. Er soll ja möglichst viel Wärme gleich abgeben und sich gar nicht erst aufheizen. Dabei sind wir mit den Speichen leicht in Konflikt gekommen . Somit hatte sich der Klassische Kühlkörper zwischen den Nabenflanschen durchgesetzt, da dies eh toter Raum ist und man dann auch keine Schwierigkeiten mit dem eventuellen Wechseln der Speichen bekommt.
Bei Gesprächen mit einigen Kunden ist uns immer wieder aufgefallen, dass manche Kunden von der Erwärmung des Radkastens bei längeren Bremvorgängen gesprochen haben. Ich gehe deswegen davon aus, dass sich warme Luft in geschlossenen Radkästen sammelt und zu wenig Wärme abgeführt wird. Hier könnte ein VM mit offenen Radkästen im Vorteil sein. Auch das Anbringen sehr kleiner Nacaducts zum direkten Belüften der Naben könnte eine deutliche Verrbesserung der Wärmeabfuhr bei geschlossenen Radkästen ergeben, da der entstehende Überdruck die Luft nach unten hinausdrückt. Natülich ist noch nicht bekannt, ob dies Einfluss auf die Strömung unter dem VM Boden nimmt....

viele Grüße
der Lutz
 
p.s. das Fett im mitgelieferten Kuglellager sollte so ab 180 Grad anfangen etwas auszutreten. Aber nicht so, dass es die Bremsbeläge benetzt und zu Ausfällen führt.
 
Meine Erfahrung: Wenn Du nicht gerade ein Fliegengewicht bist und Pässe fahren willst nimm 90er mit Kühltürmen. Auch Mittelgebirge haben giftige Abfahrten. Diese Erfahrung bezieht sich auf geschlossene Radhäuser und Bremsen mit geschlossener Grundplatte.

Was hilft ist weglassen der Grundplatten (z.B. A7) dann kann die Trommel von innen lüften.

Offene Radhäuser für höhere Luftgeschwindigkeit im Radkasten. Auch haben "teilverkleidete" im hohen Geschwindigkeitsbereich eine signifikante Luftbremsfunktion. Bei 80 gehen die ersten 10km/h bereits durch erhöhten Luftwiderstand weg. Wenn bei Gruppenfahrten Gefälle anstehen rollen die Milane einfach an allen noch tretenden Kollegen vorbei. Das ist natürlich kontraproduktiv für die Bremsbelastung.

Wasserkühlung (wer den Zusatzaufwand nicht scheut)

Folgen der Überhitzung:
Kein Bremsversagen, die Bremswirkung ist immer ausreichend, vorausgesetzt die Bremshebel stehen auch bei vorübergehend gewandertem Druckpunkt nicht am Lenker an. Vor der Gebirgstour nachstellen.

Fettverlust der Lager, was sie im weiteren Gebrauch frühzeitig verschleissen/korrodieren lässt.

Je nach Tagesform des Drehers beim Herstellen der Lagerpassungen verspannt es die Lager derart dass es knattert wie eine Pfeffermühle. Das kann nicht gesund sein. Dieses Verspannen kann nach der Abkühlung stecken bleiben. In dem Fall hilft nur Lager neu einpressen.

Speichenbruch während der nächsten 1000km und zwar alle trommelseitigen "Zug-"Speichen im Speichenbogen. Ursache wird diskutiert zwischen Ermüdungsschädigung während die Speichen durch Nabendehnung gelockert waren und Anlassversprödung des Speichenmaterials.

Ich hatte unfreiwillig Gelegenheit 90er Naben mit und ohne Kühltürme (links/rechts) den Col d'Aspin hinten runter zu vergleichen. Der Unterschied beim Druckpunktwandern und Speichenbrechen war gewaltig. Anhand vom Druckpunktwandern war die Nabe ohne Türme ca. doppelt so heiss.
 
Ich glaub, es ist unbestritten, dass Trommeln mit Kühltürmchen und evtl. Wasserkühlung eine erhebliche Verbesserung bringen. Ich frag mich nur, warum regelmäßig über Bremsprobleme diskutiert wird, aber nicht einfach die vorhandenen Möglichkeiten genutzt werden ...

Weiterhin ist Unerfahrenheit auch immer mal wieder ein Thema. Wer die Bremse schleifen lässt, kommt mit jedem Fahrzeug früher oder später in Schwierigkeiten, dass kann man doch wohl als Allgemeinwissen voraussetzen.
 
Nur mal so in den Raum geworfen.
Die 70er Trommelbremsen an meinem Alpha7 haben mich schon zweimal in Schwierigkeiten/Lebensgefahr gebracht.
Hmm...
Also ich war früher mit dem Quest und 70er Trommeln mehrmals in der Eifel.
OK damals wog ich noch unter 80kg. Aber ich denke mit einem Systemgewicht von 110-120kg war ich schon unterwegs.

Ich hatte mit mit dem Quest keine Bremsversager.
Allerdings eine steile Serpentinenstrecke wo die 70er jede Kurve doch arg jaulten.
Dazu eine unbekannte 10% Abfahrt von über 1km. Da wollte ich kein Risiko eingehen und bin mit ca 30km/h runter. Dabei habe die Bremsen immer geschliffen.

Ich denke mit 70er Trommeln und 2 Kühltürmen von Gingko müsste man schon sehr weit kommen.

Zu der Aussage von @Lutz/Co:
Ich hatte mit 70er Trommeln nie Speichenbrüche, aber schon mehrere mit 90ern im SL.

Grundsätzlich stelle ich mir die Frage, ob Scheibenbremsen nicht doch besser wären.
Und wenn die Fahrradbremsen zu wartungsaufwändig sind, könnte man mal im Kleinkraftrad-Bereich gucken. Wobei man dann wegen der Hydraulik, wohl noch ne mechanische Parkbremse benötigt.
 
Wer die Bremse schleifen lässt, kommt mit jedem Fahrzeug früher oder später in Schwierigkeiten, dass kann man doch wohl als Allgemeinwissen voraussetzen.
Eben nicht, siehe hier und hier. Selbst die Tatsache, daß KFZ-Bremsen oft schwächer dimensioniert sind als Fahrradbremsen und deswegen die Motorbremse eingesetzt werden muss, ist vielen nicht bewusst - wer fährt schon Serpentinenabfahrten mit dem Auto runter wie die Radler?
Und die nochmals heftigere Belastung bei schnellen VMs ist wirklich kein Allgemeinwissen, das muss man sich erstmal vergegenwärtigen, daß 60-70 km/h in der Ebene mit unter 300W eben auch bedeutet, bergab bei der Geschwindigkeit keine Hilfe vom Windwiderstand zu bekommen. Und Motorbremse ist halt meist nicht.

Grundsätzlich stelle ich mir die Frage, ob Scheibenbremsen nicht doch besser wären.
Nur, wenn genügend Bremspad da ist, ich habe mir schon Beläge an der offenen Scheibenbremse weggeschmolzen. Sowas wie die Ausführung die @Knackpunkt aufführt, für ungekühlte Radkästen nur noch größer. Passt halt nicht in die momentan verfügbaren Fahrwerke rein.

Gruß,

Tim
 
Die Scheibenbremse verbessert den Druckpunkt und reduziert Speichenbrüche, aber erhöht nicht wirklich die abführbare Leistung. Dafür ist die Fläche einer typischen Fahrradbremse zu klein. Und Motorradbremsen einbauen... Ja, wenn man mit 6-10kg extra klar kommt, kann man das machen.
 
Dafür ist die Fläche einer typischen Fahrradbremse zu klein.
Am kritischsten ist die kleine Bremspadfläche. Da hat eine 70er TB etwa das 5fache an Fläche zur Verfügung. Die Bremsscheibe kann man ja größer wählen.
Deswegen war ich positiv überrascht, daß es jetzt SB mit zwei Belagpaaren gibt.

Gruß,

Tim
 
@TimB: das Bremsen schleifenlassen nicht gut ist, setze ich als Allgemeinwissen voraus, nicht das Bremsen bei VMs. Ich kann mich jedenfalls noch daran erinnern, dass in der Fahrschule das Thema mehrfach angesprochen wurde. Und die Fahrschule war im Münsterland, also mit normalerweise sehr flachem Terrain.

Ich war mit dem Pössl Kastenwagen (ca. 3,1 To.) mehrfach in den Alpen. Das es mit Motorbremse halt etwas lauter wurde habe ich mal hingenommen, die Bremsen waren aber jederzeit voll einsatzbereit, weil eben nicht ständig mit Schleifbremse gefahren. Ich hab da aber auch schon Leute gesehen, die einen Ausweichhang hochfahren mussten, weil die nächste Kurve sonst die letzte gewesen wäre ...

Jedenfalls sind gute Möglichkeiten vorhanden, Trommelbremsen beim VM standfester zu bekommen. Nur wird hier leider oft daran gespart, weil vielleicht die 2-Farb Lackierung oder anderes "wichtiger" ist ...
 
Dass Trommelbremsen beknackte Technik sind ist wohl klar, die gesamte Nabe mit Speichenflanschen und Lagern auf 200-300°C Erwärmen, alles verformt sich, die Trommel wird konisch, Beläge reiben (zumindest theoretisch) nur noch auf der Kante, aber es passt halt nix anderes. Und mit den oben beschriebenen Massnahmen bekommt man sie auch zuverlässig zum funktionieren. (Noch nicht genannt wurden zwei amtliche 4-Finger-Bremshebel, so dass die gesamte Kraft beider Hände zur Verfügung steht.) Also leben wir halt damit. Es geht ja, wenn man will. Darfst halt nicht zwischendrin eine Scheibenbremse fahren, sonst kommen dir nachher die Tränen, ab der unterirdischen Performance und Dosierbarkeit dieser Rollstuhlparkbremse.
 
daß KFZ-Bremsen oft schwächer dimensioniert sind als Fahrradbremsen
:LOL: Schön formuliert. Auch an Autos ist nicht alles Gold, was glänzt und man bekommt Scheibenbremsen dort auch ohne Dauerbelastung kaputt. Das Foto zeigt eine 345mm Bremsscheibe, die eine einzige Bremsung aus hoher Geschwindigkeit (~250 km/h) nicht überlebt hat. Der Grund war ein Stauende, und auch daß ich mich noch 100m oder so bis zum Stillstand habe rollen lassen können, hat nicht mehr für genug Kühlung gesorgt. Das war damals (1992) die größte Serienbremsanlage, die es gab. Oben drauf liegt übrigens meine alte 70mm-Trommelbremse vom Milan.

Bremse.jpg

...Mike
 
:LOL: Schön formuliert. Auch an Autos ist nicht alles Gold, was glänzt und man bekommt Scheibenbremsen dort auch ohne Dauerbelastung kaputt. Das Foto zeigt eine 345mm Bremsscheibe, die eine einzige Bremsung aus hoher Geschwindigkeit (~250 km/h) nicht überlebt hat.

Sehe ich da ein ///M?

Das war damals (1992) die größte Serienbremsanlage, die es gab.

Mehr passte nicht unter die Felgen. Aber wir schweifen ab...

bergauf
 
Nur, wenn genügend Bremspad da ist, ich habe mir schon Beläge an der offenen Scheibenbremse weggeschmolzen. Sowas wie die Ausführung die @Knackpunkt aufführt, für ungekühlte Radkästen nur noch größer. Passt halt nicht in die momenta
Ich habe mit mehreren Belägen und Scheiben experimentiert. Überhitzung, Verglasung alles war dabei. "Normale" Fahrradscheibenbremsen vom MTB etc. funktionieren nicht so gut.

Die ich jetzt verbaut habe passen natürlich nicht in jedes VM und sind auch schwerer, ganz klar.
Die Magura MT5 E Stop mit der 220mm MDR P Scheibe, die ich gerade fahre, ist eine Entwicklung aus dem Lastenfahrradbereich.
Der Bremssattel hat auch 4 Beläge statt normal 2.
Ich bin im Moment sehr zufrieden, aber noch nicht lange genug damit gefahren um den Verschleiß zu beurteilen.
Auch eventuelle negative Auswirkung auf Rad Nabe und Speichen, weiß ich noch nicht.
 
Mehr passte nicht unter die Felgen. Aber wir schweifen ab...
Nein, das ist genau der Punkt beim VM, der Bauraum im Radkasten mit McPherson-Federbein ist zu knapp für bullige Scheibenbremsen mit ordentlich Bremsbelag.

Ich bin im Moment sehr zufrieden, aber noch nicht lange genug damit gefahren um den Verschleiß zu beurteilen.
Man kann immer gesinterte Beläge nehmen, dann versagt/schmilzt die Bremsbetätigung vor dem Belag oder alternativ die Scheibe.

Gruß,

Tim
 
Das es mit Motorbremse halt etwas lauter wurde habe ich mal hingenommen, die Bremsen waren aber jederzeit voll einsatzbereit, weil eben nicht ständig mit Schleifbremse gefahren. Ich hab da aber auch schon Leute gesehen, die einen Ausweichhang hochfahren mussten, weil die nächste Kurve sonst die letzte gewesen wäre ...
OT: Ich hab letzte Woche gegen eine Automatik in einem neuen Passat gekämpft - wie macht man denn dort Motorbremse?

Gruß,

Tim
 
Zurück
Oben Unten