Vor ungefähr 2 Jahren stand ich vor der gleichen Frage. Bei mir sollten es 25 - 28km einfache Strecke zu pendeln sein. 25km = kürzeste Strecke, aber holprige Wege. 28km = optimiert für ein VM, also möglichst nur möglichst glatter Asphalt auf möglichst schwach befahrenen Strassen.
Ich versuche mal eine Zusammenfassung meiner Probefahrt - Erkenntnisse.
Sorry für die "Textwand":
a) 45km/h - VM (Prototyp von
@JKL):
Das Geschoss fährt sich eher "wie ein Elektrokleinwagen", nicht wie ein leichtes, "unmotorisiertes Velomobil". Will sagen: das Teil hat soviel "Wumms" und ist gleichzeitig so schwer, dass es egal ist, ob man mitstrampelt, oder nicht. Die paar hundert Watt, die man beisteuert, spielen kaum eine Rolle.
Sprich: die Möglichkeit, mitzustrampeln ist prima, wenn es kalt ist, ist aber nicht notwendig. Strampeln ersetzt halt eine Heizung. Man kann den körperlichen Einsatz je nach Wärmebedarf prima dosieren und ist immer flott unterwegs - egal, ob es minus zwei oder plus 35 Grad sind, egal ob bergauf, Regen, dunkel, leicht erkältet, 12 Stunden - Arbeitstag, Schichtarbeit ... egal!
Ich bin nur ein paar Kilometer gefahren, aber auf der Strasse wird man "ernst genommen". Laut den (voreilenden) KFZ - Tachos fährt man aus Autofahrer - Sicht schliesslich permanent 50 km/h und zieht an der Ampel flott davon. Das Teil ist größer (höher) und damit auffälliger, als die flachen DFs, Milane und Alphas.
Nachteile: mit dem Versicherungskennzeichen sind Wirtschafts - und Waldwege, Radwege etc. gesetzlich tabu. Damit entfallen so manche nette "Abkürzungen"... wenn man legal unterwegs sein möchte. "Sportlich" nur mit Muskelkraft am Wochende über die Felder strampeln, nur mit Körperkraft mit Tempo 50 (oder mehr) in der Ebene dahinsausen ... das klappt mit dem 45ger nicht. Ohne Motor, keine (sinnvolle) Fahrmöglichkeit.
b) "Reines Velomobil" (Alpha 7, Milan, Milan GT, DF, DF XL) ohne Motor:
Es ist ein faszinierendes Gefühl, wie flott man in der Ebene nur mit der eigenen Kraft vorankommt. Tempo 35 - 40km/h fährt man nach 1000km Eingewöhnung in der Ebene auf gutem Asphalt stundenlang ganz locker "einfach vor sich hin", auch als "Normalmensch", sprich: Bürohengst mit Alter Mitte Fünfzig.
Aber: zumindest ich bin auch schon nach 25km "lockerer Fahrt" nass verschwitzt. Steigungen sind bei entsprechender Übersetzung, oder besser gesagt Untersetzung, bis 21% machbar (steiler hatte ich es noch nicht), kosten aber beim Pendeln viel Zeit und das Schwitzen wird noch stärker.
Das Teil gilt als Fahrrad. Also darf man Radwege nutzen, was ich besonders bei Anstiegen parallel zu stark befahrenen Landstrassen gerne mache. Entsprechend beschilderte Radwege muss man laut Gesetz sogar nutzen, was ich aber ignoriere, wenn die Radwegqualität zu schlecht ist. Bisher hat mich noch keine Polizei auf einen Radweg verwiesen. Auch nicht, wenn ich in Bad Godesberg, Bonn, Düren oder Aachen vor einem Streifenwagen herfuhr. Das war aber jeweils in der Ebene mit VM - Tacho >45km/h, also KFZ - Tacho 50km/h. Wahrscheinlich halten mich die Meisten für "so ein neumodisches Elektroauto";-).
Die Fahrrad - Einstufung ermöglicht also quasi die Nutzung aller Wege - vom Wald bzw. Wirtschaftsweg bis zur Bundestrasse. Ob so ein Teil für tägliches Pendeln taugt, hängt stark von der Streckenführung ab. Ich düse zu 90% durch Wald (asphaltiert), über Felder (asphaltierte Wirtschaftswege) und relativ wenig befahrene Landstrassen, fast ohne Höhenmeter. Fazit: ich komme ohne Motor aus.
c) VM mit Unterstützung bis 25km/h (ich durfte ein WAW mit Motor testen):
Naja, mit vollem Akku unterstützt der Motor legal bis ca. 27km/h und das VM beschleunigt gemeinsam mit der Beinkraft schon toll. Das hilft besonders bei vielen Höhenmetern auf dem Weg zur Arbeit und beim häufigen Start - Stop - Betrieb, wenn man viele Ampeln etc. auf dem Pendelweg hat. Wenn man mal (fast) ohne zu schwitzen zur Arbeit muss oder gesundheitlich angeschlagen ist, kann man den Motor das Meiste machen lassen und halt nur bis 27km/h fahren. Wie gesagt: normal ist in der Ebene eigentlich immer mindestens Tempo 35km/h.
Man bleibt Fahrrad und erhält sich obige Vorteile. Man kann natürlich auch deutlich flotter, als nur 27km/h fahren oder auch mal ohne den schweren Akku und dann halt komplett ohne Motorunterstützung fahren. Der Motor "stört" unangetrieben gefühlt nur wenig (etwas Getriebeverluste? Was sagen die Experten dazu?)
Was ich nicht genau weiß, ist, ob man trotz Tretlagermotor (Heckmotor ist bei den meisten VMs wegen der Einarm - Schwingenkonstruktion nicht möglich), vorne beliebige Kettenblätter montieren kann. Ich war halt nur kurz Probe gefahren. MIr fehlt Langstreckenerfahrung "mit Motor" ;-).
Unter'm Strich ist das alles "Geschmackssache"und hängt - wie gesagt - stark vom Streckenprofil ab.
Uff, feddisch! Viel Spass beim Probefahren!
EDIT: ich hab mal nachgeschaut: ich habe 64hm auf 28km Fahrstrecke, also "flach".
EDIT 2: es hängt auch noch davon ab, wie der Verlauf der Steigungen ist. "Kurze Hügel" hintereinander kann man mit Schwung einfach "überfahren". Das wird dann "delphinieren" genannt. So spürt man die Höhenmeter viel weniger, als mit dem Fahrrad. Freie Bahn ohne Ampeln etc. mal vorausgesetzt.