Brevet Brevet-Berichte 2021

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Brevet-Berichte 2020 gab es nicht gerade viele.
Vielleicht ändert sich das ja in diesem Jahr. Ich mache den Anfang mit meinem

WINTERFELL+ (Rekoride)

Vorbemerkung: Fast keine Fotos! Auf dem ersten Teil war es dafür zu dunkel, auf dem zweiten Teil logistisch zu aufwändig: 2 Handschuhe und Handy=Kamera akkuschonend am Körper verstaut.

Ende Februar von Dijon 400km in 27 Stunden nach Schaffhausen durch Teile Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz fällt wegen Covid-19-Beschränkungen aus. Eine Alternative muss her!

Wieder einmal bin ich in der Rolle des Streckentüftlers für ein alternatives Flachland-Winterbrevet quer durch die Schweiz und jetzt gilt es, die Strecke unter Realbedingungen zu testen. Zwei Wochen vor geplanter Durchführung.

Der Start ist an ca. 10 Orten entlang der Strecke am Freitagabend um 20 Uhr möglich. Ich entscheide mich für den Startpunkt "Bahnhof Biberist Ost" und mache kurz vor 20 Uhr ein kurzes Selfie-Video als "technische Abnahme": Lichter, Ersatzlichter, Helm, Leuchtweste. Die Brevetregeln sind klar: In den nächsten 27 Stunden die ganze 400+-Km-Strecke aus eigener Kraft absolvieren, sprich beim Verlassen muss am gleichen Ort wieder eingestiegen werden.


Startselfie

Auf mir bestens bekannten Strecken rolle ich durch die Nacht Richtung Westen, z.B. entlang vom um diese Tageszeit einsamen Stausee Niederried und vorbei am Warnschild vor Strassenglätte bei Kälte. Es ist ca. -5°C mit 20 km/h Rückenwind.

Die Pneus rollen bei diesen Temperaturen nicht wie im Sommer: 20% geringere Flach-Geschwindigkeit, für wer Energie hauptsächlich gegen den Luftwiderstand einsetzt wohl kaum vorstellbar...

Eine kurze Joggingeinheit das steilste Stück hinauf nach Lachen bei Golaten hilft gegen die Kälte in den Zehen.

Auf wegen Corona, den Sportferien, der Dunkelheit, der Kälte oder einfach so ganz einsamen Strassen und Strässchen gelange ich nach Salavaux, wo ich ein Checkpoint-Selfie schiesse:


Leerer Parkplatz in Salavaux


Erster Checkpoint: Selfie in Salavaux

Der 20-km/h-Wind bläst mir jetzt entgegen.

Die Strasse auf den Mont Vully ist gesperrt (habe ich erst kürzlich befahren, ist also für den Rekoride OK), womit ich gleich die Option weiter entlang vom Murtensee befahre.

Mir wird kalt: An den Handaussenseiten, an den Schultern und auf den Wangen. Und natürlich die Zehen.

Mitternacht ist vorbei, als ich in Koppigen die Brevetstrecke verlasse und nach Hause abbiege. Wie geplant.

Warme Stube, heisse Pasta und ab unter die Bettdecke!

0600. Wecker.

0645. Mit viel Warmem im Magen und warmgebendem im Velo mache ich bei -8°C einen kurzen Velocheck um für die Weiterfahrt bereit zu sein: 0.5 Bar im Hinterreifen ist zu wenig. Da ich gestern Abend auf 5 bar gepumpt habe, gehe ich von schleichendem Platten aus! Das Ventil ist fest eingeschraubt (naheliegendste Ursache...) und so fackle ich nicht lange und wechsle Pneu und Schlauch - daheim ist es zwar auch nicht wärmer, aber habe immerhin guten Windschutz. Mittlerweile ist es hell und ich fahre wieder zurück nach Koppigen.

Nun liege ich Stunden hinter der Maximalzeit zurück. Da keine grösseren langsammachenden Steigungen vor mir liegen und ich eh nicht vor habe, Pausen zu machen, bin ich guter Dinge, die Runde trotzdem rechtzeitig abzuschliessen. Und wenn ich länger brauche, ist es halt so aber deswegen mache ich mir keinen Druck.

Gestern war ich ja gepäckmässig eher im "Feierabendrunde"-Modus statt im Langdistanzmodus unterwegs und hatte nur das Nötigste dabei, was bei diesen Temperaturen schon nicht wenig ist, wenn man sich auch bei Defekt keine Erfrierungen/Erkältung holen möchte. Heute kommen zusätzlich Heissgetränke, Mampf für 300 Winterkilometer und aus der gestrigen Erfahrung am Körper zusätzlich auch Ärmlinge, Hanteli, ein Stirnband über Nase und Wangen und ein dicker Schal mit.


Kurz nach Wynigen beginnt es zu schneien. Auf der Fahrbahn bleibt das Weiss windbedingt nicht.

Kurz vor dem höchsten Punkt, 794m bei Schmidigen, lege ich fusswärmend ein paar Meter joggend zurück.

Trotz oder gerade wegen starkem Gegenwind und kalten Temperaturen fühlt sich die Fahrt bis Zell rasant an.


Auf der Veloroute wird der Schnee herumgeblasen.

Ein weiteres Stück fern jeglicher Hauptstrasse zwischen Willisau und Menznau ist teilweise schneebedeckt und trotzdem schön zu fahren. Oder bergauf zu joggen...

Auf den strassenbegleitenden Radwegen liegt gefrorener Pflotsch. Bis in zwei Wochen wird der weg sein.

Nach Malters muss ich feststellen, dass mein Routing so nicht funktioniert. Erstens kann ich nicht erkennen, ob unter der 10cm-Eisschicht Asphalt oder Naturbelag liegt und zweitens ist es ja gut möglich, dass das Eis bis in zwei Wochen nicht abgetaut ist. Ich weiche auf die Alternativroute aus.

Es hat zu schneien aufgehört.

Eingangs Luzern wäre ich besser von Anfang an der Velobeschilderung gefolgt. Das hätte mir eine Runde durchs Quartier erspart.

Mit dem Velomobil am Fasnachtssamstag quer durch Luzern. Dazu gehört eine grosse Portion Wahnsinn. Mit der Coronaverordnung ist es ganz angenehm. Wie viele haben sich wohl gedacht, ich mache das Gesicht bis auf den Mund verkleidet einen inoffiziellen Fasnachtsumzug mit dem komischen Gefährt?

Aufstieg nach Meggen: Wieder einmal zehenwärmebedingte Schiebepassage.

Den Abzweiger in Küssnacht habe ich zwar gesehen, angesichts meines Schwungs und der hohen Schneemade fahre ich weiter auf der Hauptstrasse. Im Nachhinein betrachtet eine dumme Idee. Gefühlt ziemlich weit muss ich fahren, um die Schneemade von der anderen Seite zu sehen - darunter 1x wenden und 3 Phasen einer Baustellenampel. Velomobil drüberschieben wäre schneller gegangen. In zwei Wochen ist der Schnee da weg.

Entlang vom Vierwaldstättersee ist es deutlich hügeliger, als ich es in Erinnerung habe.

1.4°C zeigt das Thermometer IM Velomobil an - Höchstwert bis jetzt und wahrscheinlich 4°C mehr als "draussen".


Selfie beim zweiten Checkpoint in Gersau.

In Brunnen stehe ich zum zweiten Mal vor einem Feldweg, welcher sich nicht als Brevetstrecke eignet. Umplanen. Kurz darauf stehe ich mitten im Industriequartier. Weiter ginge es über das geschlossene Tor oder über einen Fussweg. Umplanen.

Die Veloroute entlang vom Lauerzersee ist teilweise mit Eis überzogen. Laaaangsam rollen und wenn immer möglich mit dem Hinter- und einem Vorderrad auf Asphalt bleiben...

Entlang vom Zugersee fällt mir wieder einmal auf, wie schlecht die Pneus bei der Kälte rollen. In Zug erwische ich keine grüne Welle. Nach der dritten Ampel beschleunige ich nicht mehr wirklich, sondern rolle bei grün einfach eine Ampel weiter.

Zwischen Baar und Sihlbrugg bietet sich wieder eine Schiebepassage an. Mit einer Tee-Pause. Auf der ganzen Fahrt nur Warmes zu trinken, hat sich bewährt. Dafür sind die Biberli, Landjäger und Riegel gefroren oder fühlen sich so an.


Selfie beim dritten Checkpoint in Sihlbrugg.

Die Strasse durch das Sihltal ist vom Salz gleich weiss wie der Schnee auf den freien Flächen.

Sonne!

Dem Wetter entsprechend viele Fussgänger hat es entlang der Sihl durch Zürich. Die paar hundert Meter kann ich auch Schrittgeschwindigkeit fahren.

Durch das Limmattal fahre ich nicht "wie mit dem Velomobil üblich", sondern autogeroutet "wie Rennvelo-Randonneure" und lerne tatsächlich ein paar neue Strässchen kennen. Die Baustelle in Killwangen ist dennoch doof zu fahren.

In Baden folge ich dem Tipp von @flx und fahre durch die Altstadt. Bei schönem Wetter am Samstagnachmittag mit Schrittgeschwindigkeit. Ist aber ganz schön.


Selfie beim letzten Checkpoint ausgangs Baden. Ich habe gerade keinen Bedarf an Eiswürfeln ;)

Mit dem Abdrehen nach Westen beim Wasserschloss beginnt auch das Geblende der Sonne, resp des beleuchteten Strassendrecks auf dem Helmvisier. Ich hätte das Visier am Morgen doch putzen und zusätzlich ein Putztuch mitnehmen sollen.



Sonne hinter AKW-Wolke blendet nicht.

"Ja" bekam ich vor ein paar Tagen als Antwort auf die Frage, ob die Veloroute nördlich der Aare nach Biberstein mittlerweile asphaltiert sei.


Nein, asphaltiert ist sie nicht. Ein paar zehenwärmende Luftsprünge, die letzten Deziliter warmen Tee und die Fahrtrichtung des Velomobils um 180° ändern. Zurück geht's.


Ich freue mich immer wieder über die schöne Anfahrt nach Olten verkehrsfrei entlang der Aare. In Olten steige ich zum letzten mal aus, um bergauf ein paar Schritte zu gehen.

Die Sonne ist weg, das schmutzige Visier kann ich nun hochklappen.

Natürlich hat es unweit von meiner Haustür nochmals eine Baustelle auf der provisorischen Brevetstrecke, weshalb die finale an einem anderen Ort durchgehen wird.


Gut 23 Stunden nach dem Start: Selfie im Ziel eines coronakonform einsamen Brevets.

Zum Publikationszeitpunkt dieses Posts kann man sich noch während mindestens einer Woche fürs Brevet anmelden ;)
 
hm klingt so, als ob du auch bisschen Glück hattest. Nicht gerutscht, keinen Unfall... Den Titel des Verrückten hast du dir verdient. Ziemlich hart denke ich. Meine Hochachtung.
Bei meinem neuen A7 hätte ich zu viel Sorge es zu beschädigen.
Für mich zu weit weg. Sind schon zwei Brevets hin- und zurück zu fahren.
 
Ich habe dein Brevet gestern gelesen und mich noch gefragt wer um himmelswillen sich das im Winter durch die Nacht antun will - zumal die meissten nicht mit dem VM unterwegs sind:unsure:
Du bist echt verrückt :love:
@Spaceballs machem wir den Bodensee wenn aus der Speckweg nichts wird?
Gruss Michi
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht gerutscht, keinen Unfall...
Natürlich gerutscht (was denn sonst ohne Spikes auf Eis?), eben gefühlt kontrolliert...
Um das VM mache ich mir keine Sorgen - um meine Gesundheit jedoch schon ;)
Vielleicht habe ich es mit der Beschreibung auch übertrieben. Fahrbahnoberfläche: 50m blankes Eis (25m hin, 25m schiebend zurück), 2km teilweise eisüberzogen, 30km nass (gesalzen), 390km trocken. Radwege mit gefrorenem Schneematsch habe ich gesehen, nicht gefühlt :rolleyes:
[anmelden] bei audax-suisse.ch?
Ja. Die Chancen auf Verschieben* sind ja nicht gerade gering.
nicht mit dem VM unterwegs
Wenn du oder @Spaceballs mit dem Einspurer mitfahren, komme ich unverschalt mit, versprochen!

*Am letzten Freitag hätte das Brevet nicht stattgefunden. Die Bedingungen "trockenes Wetter und eisfreie Strassen" waren nicht gegeben.
 
Aber wenn die Coronazeiten besser werden, dann würde ich gerne mal zum Ursprung zurück kommen, wenn ich bei dir (@veloeler) übernachten kann. Dann fahre ich da auch mal mit.
 
fürs Brevet anmelden
Drei aus diesem Forum haben das getan. Hier ein paar Impressionen von zwei davon:

Winterfell+ von Audax Suisse

Auf die Minute genau zwei Wochen nach dem Rekoride-Start (siehe Eingangspost) starte ich zum eigentlichen Brevet. Das wäre der Plan gewesen.


Effektiv starten wir, @HolyCow und ich, ganze sieben Minuten zu spät – besser zu zweit als pünktlich ;) .
Der Modus ist coronabedingt einfach: An einem der ca. 10 Startorte entlang der 400km-Runde um 8 Uhr abends losfahren, maximale Gruppengrösse 5 Personen.

Bald zeigen sich die Sterne und der Vollmond neben den immer spärlicher werdenden Wolkenfetzen am Nachthimmel.


Aarberg: Hübsch beleuchtete Altstadt.

Ereignis- und vor allem verkehrsarm fahren wir mal hinter- und mal nebeneinander durchs abendlich-nächtliche Seeland.

Den Aufstieg zum Mt. Vully fahren wir heute auf der Veloroute durch die Rebberge. Zum Glück haben die Pflanzen noch keine Blätter, die uns die ganze Aussicht über den Murtensee versperren würden!

Die Temperatur ist 10°C höher als vor zwei Wochen, der Wind schwächer* und wir fühlen uns beide gut. Wir lassen den Umweg nach Hause weg und fahren "wie es sich gehört" durch.
*Bei den Rennradlern wird der Wind dieses Brevets in Erinnerung bleiben. 10-20km/h Ostwind ist insbesondere für die ganz im Osten (Zürich) gestarteten hart. Ursprünglich wollten wir ja von Dijon nach Schaffhausen fahren...

Am Bahnhof Utzenstorf feiert um Mitternacht eine Gruppe Randonneure den Geburtstags eines Teilnehmers mit Espresso und heisser Schokolade aus dem Automaten. Leider bemerken wir die illustre Gesellschaft nicht (sie uns auch nicht) und erfahren erst später von der Aktion. Alles Gute!

In der Hauptsteigung sehen wir irgendwo weit vorne ein blinkendes Rücklicht. In der folgenden velomobil-tauglichen "Abfahrt" holen wir den ersten Fahrer ein und wechseln ein paar Worte.

Es nieselt leicht, was die Sicht beeinträchtigt: Die Tropfen auf dem Visier sorgen für schlechtere Sicht und nass ist die Fahrbahn einfach nicht gleich gut sichtbar.


Auf dem kleinen Strässchen zwischen Willisau und Menznau machen wir einen unplanmässigen Stop. Vor zwei Wochen lag hier Schnee auf dem Asphalt...

Luzern ist gespenstig ruhig. Zwar leuchten die Strassenlaternen, nutzen tut das Licht aber ausser uns niemand. Wasser inmitten der Altstadt auffüllen, ohne angesprochen oder komische Blicke zu ernten fühlt sich ganz ungewohnt an.

An die Schneemade in Küssnacht, wegen der ich vor zwei Wochen einiges an Umweg gefahren bin, erinnert nichts mehr.

Das Auf- und Ab entlang des Vierwaldstättersees trifft mich heute nicht mehr unerwartet.


Gegen die aufkommende Müdigkeit muss ich beim Checkpoint in Gersau einen Powernap einlegen. @HolyCow lasse ich in der Zeit frieren, aber der Schlaf musste wirklich sein. Durch Kälte erwache ich wenige Sekunden vor dem Wecker und fühle mich wieder fit.

In Baar überfahren wir die Überreste einer Glasflasche und untersuchen die Pneus im Licht eines Schaufensters. Ein paar Minuten später wäre es auch sonst bereits hell genug geworden. 250km im Dunkeln gefahren, 150 liegen noch vor uns.

Danke @HolyCow für den Espresso am Tankstellen-Checkpoint vor Zürich! Gerade als wir losfahren möchten, kommt A angefahren. Wir werden ihn den Rest des Brevets immer wieder sehen :) .

Die Verkehrsführung durch die Baustelle in Killwangen hat sich in den letzten zwei Wochen geändert und in Baden ist heute oder um die Tageszeit durch die Altstadt Fahrverbot. Ansonsten funktioniert der Track ganz gut.


Zwischen Fahrbahn (oben) und Limmat (unten). Durchs Geländer rechts ist für die Velonauten das Wehr vom Stausee Wettingen zu sehen.

Ein paar Km vor Aarau begegnen wir P.(?). Auch ihn sehen wir noch ein paar Mal bis zum Ziel. Wie alle von uns Überholten ist er in Lyss gestartet und somit virtuell 30km hinter uns - also noch sehr gut in der Zeit.

Auf mir bestens bekannten Wegen fahren wir durch den Vormittag zum Ziel, wo wir mit einem Selfie das Brevet abschliessen und uns etwas Müdigkeit eingestehen.


Geschafft!

Wenige Km sind es noch bis nach Hause, wo wir bekocht werden und ich kurz darauf den Nachmittag traumlos verschlafe.

@HolyCow, es hat Spass gemacht, mit dir ein ganzes Brevet zu bestreiten!

Der Organisator meldet mir am Folgetag, alle seien wohlbehalten wieder zu Hause angekommen (teils DNF), was mich sehr freut.
 
Zuletzt bearbeitet:
@veloeler Eine tolle Strecke hast du hier ausgetüftelt. Vielen Dank!
Die 2-Radler mussten sich bei dem kalten strammen Gegenwind schon richtig abquälen...da hatten wir es in unseren geheizten Kisten richtig gut.
 
nach der ersten Brevet Tour gabs "Wasch-Straße" oder wie sieht da die VM-Pflege nach so einem Schnee, Streusalz usw. Fest aus?
 
So - viel gibt es ja dieses Jahr vermutlich auch nicht.
Aber ich habe heute morgen mein erstes 200er absolviert. ARA Niederrhein - relativ flach und erstmalig digital.

Und das kam so:
Nach der Anmeldung zum eigentlichen Termin (wäre nächste Woche Samstag gewesen) kam dann das digitale Format.
Man konnte aus 15 Terminen (Samstag bis 2 Wochen darauf Sonntag) auswählen und am Termin dann eine Startzeit zwischen 0 und 23 Uhr in 30 Minuten Slots. Es waren maximal 2 Teilnehmer pro Startzeit erlaubt. Ich wollte heute schon fahren.

Weil sich die Wetterprognose von anfangs mal trocken über 4 mm bis zu 9 mm Niederschlag am Tag entwickelte, hatte ich erst über Verschieben nachgedacht. Ständig Regen auf Visier oder Brille, nasse Straßen und Wege und überflutete Senken vor meinem geistigen Auge.
Beim näheren Betrachten der Prognose sollte die erste Tageshälfte bis Mittag noch fast trocken mit maximal Nieselregen sein und der große Niederschlag dann erst später kommen.

Also ganz keck auf 0:00 Uhr geklickt und gestern etwas ausgeruht, dann pünktlich vor Mitternacht am Bahnhof Geldern gestartet.
Es waren gut 90 km bis Castrop-Rauxel, dort eine Kontrolle und dann noch mal gut 110 km zurück nach Gelden.
An jedem Punkt (Start, Kontrolle, Ende) musste man auf dem System eingeloggt mit dem Handy die Position bestätigen und ein Foto hochladen. Das war einfach, ohne Schnickschnack oder Aussteigen, Warten und Stempeln leicht möglich. Sehr gut.

Eigentlich ist nicht viel zu erzählen. Ich fahre nicht gerne Nachts. Es war dunkel, aber dafür fast kein Verkehr. Auf dem Hinweg kurz vorm Ziel leichter Nieselregen, dann noch etwas auf dem Rückweg. Alles easy.

Die Highlights:
Nach schnellem Ritt mit 40 km/h über Rhein-Deichkrone vorbei an Schutzmauern plötzlich eine riesige Metal-Schlange quer im Weg. Was??? Ein VM-dickes Rohr vor mir. Kurz Lupine Kopflampe an - geleuchtet - ah! Links ne gerade Rollstuhl-breite Rampe drüber gebaut. Zurückgesetzt, mit leichtem Rrrrtsch an den Fußbeulen hoch - oben erstaunlicherweise nicht aufgesetzt, dann noch mal Rrrtsch beim Runterfahren, wobei es fast klang, als seien die Fußbeulen invertiert worden.

Wegen fast Neumond auch kaum was vom Umfeld zu sehen. Viele Kanalwege waren dabei. Leider auch etliche Kilometer geschotterter Leinpfad auf dem Rückweg. Irgendwann auf dem nassen Asphalt dann verdächtiges Pfft-pfttt-pfttt vorne rechts. Druckanzeige meldet Abfall von 8 auf 5 Bar, später dann nur noch 3,5 - da hat die Milch es wieder stabilisiert und ich habe es die letzten 90 km so gelassen.

Irgendwann knickte mein Kurs bei Hälfte Rückweg nach Norden ab und statt dem sonst dunkelgrauen Himmel hing da eine schwarze Wand. Das wird doch nicht? Kurz Radarbild gecheckt - OK. Regenfront etwas nördlich über dem Münsterland - zieht aber langsam nach Osten. Safe...

Die letzten Kilometer waren dann bei Morgendämmerung - leider wegen Bewölkung keine Sonne.
Das gab aber dennoch den kleinen Boost, den ich mir erhofft hatte.

Ich bin insgesamt zwei mal angehalten worden:
Beides mal von einem jungen "Pärchen".

Nummer eins auf dem besagten Leinpfad gegen 3 Uhr Nachts(!) - und da war 5 km weit nichts weit und breit.
Also ich rausche mit knapp 30 über den Schotter, da fuchtelt und winkt was im Lampenkegel links vor mir und ruft auch noch. Ich bremse (kann ja was passiert sein) und treffe besagtes junges Paar auf Wanderschaft.
Entweder waren die sehr lebhaft oder alkoholisiert oder beides, aber die Fragen kamen in so hoher Frequenz und immer abwechselnd, dass meine Antwort-Slots quasi direkt in die nächste Frage des anderen Partners übergingen:
"Hallo - was ist das?" - Fahrrad
"Wir dachten das sei ein Boot (kicher)" - nee - die schwimmen da links im Kanal
"Was machen Sie hier?" - ich fahre hier lang
"Um die Uhrzeit?" - ja, weniger los
"Wie schnell fährt das?" - kommt drauf an wie schnell ich trete
"Ist das legal?" - das war sie - und sie hatte so einen verschmitzten Gesichtsausdruck aufgesetzt, als hätte sie ein Kind beim Griff in die Keksdose erwischt. Antworten konnte ich hier nicht mehr, weil die Frageqfrequenz sich gerade drastisch erhöht hatte - den Rest spare ich mal, aber wir haben uns alle einen schönen Abend (Morgen) gewünscht und dann bin ich gefahren.

Das zweite Mal Anhalten war dann auf der Rückreise auf der Autobahn (ja, sorry - ich bin mit PKW angereist - sonst hätte ich fast ein 400er gefahren mit An- und Abreise und ich bin nicht Hajo...):
Ein schicker silber-blauer Kombi überholt, setzt sich vor mich und Aktiviert ein "bitte Folgen" Lichtband auf dem Dach. Na super. Ich hatte gerade 100 drauf wie die LKW vor mir. War wohl zu schnell. Dazu noch total verschwitzt und ziemlich müde...
Dann Frage nach Papieren (zum Glück alle dabei) und(!) dann kamen auch gleich Fachfragen zur Ladung:
"Was wiegt der Anhänger?" - etwa 100 kg
"Und das Fahrzeug darauf?" - etwa 26 kg
"Ist dann so ein Material... so ein Leichtbau?" - richtig. Habe ich eben noch selbst draufgehoben. Soll ich mal zeigen?
"Nee - schon gut. Ist der Anhänger leer?" - ja
"Wir schauen, weil Sie mit dem Smart ja nicht so viel ziehen dürfen und dass es auch gut gesichert ist" - sollen wir zusammen schauen?
"Nein - schon gut. Passt ja. Sie dürfen ja nur 160 kg ziehen, aber das reicht ja" (keine Ahnung, wo sie das gelesen haben, es sind eigentlich bis zu 330 kg, aber ist auch viel Zusatztext in dem blöden Fahrzeugschein)
"Danke und gute Fahrt noch." - Ebenso

Habe jetzt etwas Schlaf nachgeholt.
Mein schnellstes Brevet bisher - etwa 30er Schnitt trotz der vielen Schlenker, den Schotterwegen und den paar fiesen einstelligen Steigungsprozenten, die sich da in die sonst flache Landschaft geschummelt haben.
Ich bin zufrieden.
Die aktuelle Teilnehmerliste zeigt übrigens, dass von dem knappen Dutzend startern heute alle bis auf drei oder vier auf einen anderen Tag verschoben haben müssen...
 
Die aktuelle Teilnehmerliste zeigt übrigens, dass von dem knappen Dutzend startern heute alle bis auf drei oder vier auf einen anderen Tag verschoben haben müssen...
Ein Vorteil der digitalen Brevetkarte mit zweiwöchigem Startfenster(y)
Die Brevet-Puristen sehen das sicher anders: gefahren wird zum Termin, egal was für ein Wetter...
:oops:
Ich habe in Erinnerung, dass zwischen Datteln und Flaesheim zwar kein Asphalt, aber zumindest eine gut befahrbare wassergebundene Wegdecke am Kanal liegt.

Thomas, fährt in einer Woche
 
Ein Vorteil der digitalen Brevetkarte mit zweiwöchigem Startfenster(y)
Die Brevet-Puristen sehen das sicher anders: gefahren wird zum Termin, egal was für ein Wetter...
Ja - musste mir von @jostein auch schon so einen Spruch anhören... :LOL:

:oops:
Ich habe in Erinnerung, dass zwischen Datteln und Flaesheim zwar kein Asphalt, aber zumindest eine gut befahrbare wassergebundene Wegdecke am Kanal liegt.
Ja - Schotter ist wohl nicht die korrekte Bezeichnung. Halt so Zeugs mit kleinen Steinchen.
Hatte mich schon im Vorfeld gefragt, ob es ok wäre, solche nicht VM-gerechten Abschnitte durch Straßenumfahrung zu ersetzen, aber mich dann für den originalen Track entschieden..
Thomas, fährt in einer Woche
Ah - Cool! Viel Spaß.
Ich meine auch gerade @Sturmvogel in der Teilnehmerliste entdeckt zu haben...
 
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