Ich bleibe dabei. Für mich ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft.
Da stimme ich dir voll zu: er wird immer der Energieträger der Zukunft bleiben, da zwischenzeitlich andere Technologien die Gegenwart verändern und wirklich was zur Klimawandel-Prävention beitragen, statt immer auf die mögliche Zukunft zu verweisen.
fehlt grundsätzlich das Wissen, Zukunftsperspektiven verschiedener Speicherverfahren zu beurteilen. Ich denke man muss viele Optionen erforschen, und eine wird es vielleicht schaffen.
Ganz so ahnungslos in der grundsätzlichen Potentialabschätzung verschiedener Prinzipien ist man heute nicht, dass man einem Andi Scheuer beipflichten müsste, Fördergelder "technologie-offen" zu verteilen, d.h. mindestens ebenbürtig Mittel in PtG/PtL und H2 zu pumpen, statt alles auf eine BEV-Infrastruktur auszurichten. Übersetzt: "lasst uns die öffentlichen Gelder in unsere eigenen Industrie-Clans pumpen, die Elon und den Chinesen sonst bei der eigentlich aussichtsreichsten Technik nur doof hinterherschauen können".
Wenn die Speicherung in Batterien (oder Pumpspeichern) bis 90% Wirkungsgrad hat, aber Wasserstoff selbst im stationären Optimalfall nicht über 45% hinaus kommt, und PtL nochmal weniger wiedergeben (damit weiter Premium-Verbrenner-Motoren rumheizen können), dann sind das keine Größen, an denen nur noch ein bissl geforscht werden muss, damit die ebenbürtig werden. Man kann heute schon mit annähernder Sicherheit sagen, dass ein Szenario der Netzstrom-Überschuss-Speicherung in Wasserstoff auch 2040 über die Hälfte seines Inputs einfach vernichtet, während andere schon bekannte Wege fast alles davon wirklich "speichern" können. Doppelte Wasserstoff-Umwandlung wird ganz grundlagenphysikalisch immer primär Vernichtungs- statt Speichertechnologie bleiben - soviel versteht man wissenschaftlich von der Materie, ohne das hinter den nächsten Ecke noch die große Überraschung droht.
Selbst wenn sich das Problem generell stellt "Wohin mit dem Windstrom-Überschuss?"... ist und bleibt Wasserstoff die dümmste aller möglichen Antworten... naja, OK, vielleicht die zweidümmste nach "synthetischen Kraftstoffen" (PtL). Und wenn das mit den Wirkungsgraden irgendwie böhmisch ist, hilft vielleicht ein Gleichnis: Du hast zu viel Geld und willst es bei der Bank einlegen: Bank-B nimmt dir 10% Kontoführungsgebühr ab, Bank-H = 55%... d.h. von deinen eingelegten 100€ kriegst du maximal 45€ zurück wenn du es brauchst... Bei dir muss schon echt der Luxus grassieren, in Bank-H ein denkwürdiges Geschäftsmodell zu sehen... vielleicht wenn es keine Alternativen gäbe... aber die gibt es.
Auch in ökonomischen Kenngrößen ist die Batterie-Technologie längst an den ewigen Heilsversprechen des Wasserstoffs vorbeigezogen... sie macht jedes Jahrzehnt deutlich größere Sprünge als mit Wasserstoff überhaupt prinzipiell drin wären. Bei KFZ wird die H2-Zukunft gerade einfach schonungslos überrollt, mit immer günstigeren Batterien und Schnell-Lade-Infrastruktur. Man kann in keinem noch so optimistischen Forschungsszenario darlegen, wie sich H2-Fahrzeuge und Infrastrukturen gegen die aktuellen BEV-Fortschritte irgendwann nochmal rechnen sollen. Und als stationärer Netzpuffer verliert H2 sogar noch seine letzten beiden theoretischen Trümpfe möglicher A) Gewichtsvorteile pro gespeicherter Energiemenge und B) Lade- bzw. Umwandlungs-Tempo.
Die Zukunft der Netzstabilität liegt weniger in der Speicher-Verschwendung als in einer smarten, rückkopplungsschnellen Angebot-Nachfrage-Regelung. Wenn E-Zapfsäulen direkt mit dem stündlichen Preis der Strom-Börse verknüpft sind, hast du eine enorme Steuerungswirkung in der Netz-Entladung durch den größten künftigen Verbraucherkreis; ähnlich als würde heute schon der Spritpreis tageszeit- und wetterabhängig zwischen 1 und 3€/L. schwanken. Diese direkte Kosten-Rückbindung geht bei anderen Industrie- und Haushalts-Großverbrauchern weiter und sorgt genau für die Verhaltensanreize, die wir im Sinne des Klimawandels benötigen: Energieintensive Tätigkeiten müssen sich (wieder) dem Rhythmus der Energie fügen - andersherum ist pure Dekadenz, ein strukturelles Fossil, das wir uns abgewöhnen müssen, statt es mit verschwenderischen H2-Orgien zu hofieren.