Die Alleinstellungmerkmale des Milan

Wenn ich zu flach gelegen habe, hatte ich am Gesäß keine gute Abstützung und durch den nach vorne geknickten Hals eine schlechte Sauerstoffzufuhr.
Gut dass du es ansprichst: es ist für das Wohlbefinden beim Fahren entscheidend, dass der Kopf noch flach auf der Kopfablage abgelegt werden kann.
Sonst knickt der vordere Halsbereich ab und der Kehlkopf wird komprimiert. So kann man nicht fahren. Wenn du flacher fahren willst ohne dieses Problem, dann musst du den Sitz nach vorne setzen (Sitzhalter vorne ein Loch nach vorn setzen). Das geht natürlich nur, wenn die Beine dann noch Platz haben. Es lohnt sich, an dieser Stelle zu experimentieren; der Fahrspaß ist wirklich davon abhängig, ob alles richtig eingestellt ist.
 
Zunächst: der Milan hat hinter dem hinteren Radhaus noch etwa 20 cm Karosserie, die einen Teil der Aufprallenergie abbaut. Ein starker Aufprall von hinten führt aber dazu, dass der hintere Teil des Fahrzeuges gegen die Rückseite des Fahrers verschoben wird.
Anfangs hatte ich mich ja etwas geärgert, das in meinen GT Mk2 kein 28" Hinterrad passte und dort hinten jede Menge Platz für einen größeren Radkasten "verschenkt" wurde. Jetzt, nach dem ich die 20cm "Knautschzone" und den steifen Sitz schon zwei mal "austesten" durfte, kann ich mich für deine vorausschauenden Konstruktion bei dir nur bedanken!
 
Letzte Besonderheit bei der Sicherheit ist die Seitenwind-Unempfindlichkeit des Milan. Bei hohen Geschwindigkeiten ist es überlebenswichtig, das seitliche Windböen oder starke Turbolenzen etwa von LKWs das Velomobil nicht unkontrollierbar machen.

Eggert Bülk hat das beim Design des Milan mit hoher Priorität berücksichtigt. Nicht nur das Verhältnis von Druckpunkt zu Schwerpunkt oder gewollte Strömungsabrisse an der Oberseite des Milan sondern auch noch einige weitere Besonderheiten in der Formgebung führen zu einer unglaublichen Stabilität bei Seitenwind. Dieses ist denke ich schon ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Milan.

Ich will damit nicht sagen, dass andere Velomobile nicht auch seitenwindstabil sind; gerade auch wenn sie durch spezielle Einstellungen am Fahrwerk oder durch das Weglassen der Drehlager in den vorderen Federbeinen eine Trägheit gegen Böen bzw. eine hohe Rückstellkraft in den Geradeauslauf erzeugen. Das kann man machen und das hilft auch, der Milan erreicht seine Stabilität gegen Seitenwind aber allein durch sein aerodynamisches Design.
 
Wirklich gut erklärt, ein paar Sachen wusste ich zwar ungefähr, aber so konkret erklärt ist viel wert.
Kurz zur Geschichte: wieviel war denn dein (@Jens Buckbesch) und wieviel Eggerts Beitrag? Ich verstand es so, dass die Form von Eggert kam (der ja mit 2-Rädern viel Vorarbeit geleistet hatte). Aber hier schreibst du, dass du z.B. die grosse Öffnung eingebracht hast. Könntest du (in wenigen Worten, um den Faden nicht zu sehr zu verändern) dazu was schreiben?
 
SCNR ist AFAIK* und **IIRC ;) die Abkürzung für "sorry, could not resist".

*AFAIK - as far as I know
** IIRC - if I recall correctly
Diese Acronyme sind halt nur praktisch wenn jeder Beteiligte weiß, was sie heißen. Sorry.
 
dem ein Audi Q7 mit vermutlich mehr als 70 kmh Geschwindigkeitsunterschied aufgefahren ist.
Vermutlich auf eingeschaltetes „Assistentsystem“ im Q7 verlassen, oder?
Beim letzten ADAC-Test dazu war das Erkennen von Radfahrern für alle untersuchten Hersteller ein Problem.
 
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Kurz zur Geschichte: wieviel war denn dein (@Jens Buckbesch) und wieviel Eggerts Beitrag?
Moin,
2005 haben Eggert und ich das Milanprojekt gestartet.
Das aerodynamische Design kommt von Eggert (2005), er hat das Urpositiv (später auch SL, RS und 4.2) erstellt. Parallel hatten wir intensiven Austausch auch über die konzeptionellen Besonderheiten und features , wobei ich z.B. auf einem übergroßen Einstieg insistierte. Ich habe die ersten Produktionsformen gebaut (2006) und mich dann auf die interne Technik konzentriert. Dann die Vorserienmodelle laminiert und aufgebaut. 2009 habe ich den Milan im Räderwerk als quasi meinen Arbeitsplatz eingebracht und dort bis Anfang 2020 die fortlaufende Entwicklung des Milan gemacht.
 

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Werden hier nur die positiven Merkmale benannt? Und welche Baureihe. MK5, MK6 oder MK7,
moin,
es fällt mir leichter, die positiven Merkmale zu nennen.
Aber mein Ziel in diesem Faden war, Unterscheidungsmerkmale herauszuarbeiten. Dass der Milan mit einem sehr großen Wendekreis und geringer Bodenfreiheit gehandicapt ist , schrieb ich ja schon. Und dass in der Produktion und auch Konstruktion Sachen schief gelaufen sind, insbesondere beim MK5.
Um solchen Problemen vorzubeugen, habe ich versucht, mit dem MK7 (siehe "Das Konzept des Milan MK7) die Produktion prozess-sicherer und einfacher zu machen.
Lustig wäre doch mal, einen Faden aufzumachen, wo die Hersteller nur schreiben, was sie scheiße an ihren Fahrzeugen finden
 
Lustig wäre doch mal, einen Faden aufzumachen, wo die Hersteller nur schreiben, was sie scheiße an ihren Fahrzeugen finden
:LOL:
Also lustig weiß ich nicht, unterhaltsam auf jeden Fall.
Aber einer findet rein gar keine Nachteile an seinen Fahrzeugen und darf hier auch nicht mehr schreiben. Ymte, Teo und Co. sind hier kaum vertreten, die Runde wird also nicht so spannend.
"Scheiße" im Sinne von konstruktiven und in der Produktion hervorgerufenen Mängeln sollte abgestellt werden. Die Alleinstellungsmerkmale sollten bitte so erhalten bleiben. Bei einem Milan weiß ich doch, dass er einen recht großen Wendekreis hat und tief liegt.
 
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