Immer diese Jugend! Schrecklich!

Ein Wort
über die sammelnde Jugend.

Von Illgner (422,)

In dem Referate aus dem »Entomologist« in No. 6
und der Uebersetzung in No. 7 der »Entomologischen
Zeitschrift« von Herrn Professor Pabst wird dem la-
sekten-, besonders Schmettelingssammeln von Knaben
das Wort geredet. Im Anschlüsse hieran sei es mir
gestattet, eine kleine Betrachtung über unsere sam-
melnde Jugend anzustellen und meine Ansicht über die
Sache hier offen auszusprechen.

Es ist nicht zu leugnen, dass grade das Sammeln
von Schmetterlingen für den Knaben grossen Reiz hat.
In ungebundener Lust durcheilt er Feld und Wiese,
Wald und Flur, um die farbenprächtigen Falter zu
haschen, ohne daran zu denken, wie oft er hierbei gegen
das Feld- und Forstpolizeigesetz verstösst und wie leicht
er mit demselben in nachhaltige Collision gerathen
kann. Nicht in Abrede zu stellen ist ferner, dass die-
jenige Wissenschaft, welche — sei es auch nur aus
Liebhaberei — schon in der Jugend gepflegt wird, im
Jünglings- und Mannesalter viel bessere Früchte zei-
tigt, als diejenige, der man sich erst in späteren Jahren
ergiebt. Was eben ein Haken werden will, krümmt
sich bei Zeiten. Nicht zu leugnen ist endlich die er-
ziehliche Seite, welche das Sammeln von Insekten u.
a. m. besitzt, und doch — doch muss ich mich als
Pädagoge dagegen aussprechen, dass man die hebe
Jugend grade beim Sammeln von Schmetterlingen so
ohne Weiteres gewähren und sie hierbei sich selbst
überlasse.

Sehen wir uns einmal so einen jungen Schmetter-
lingsjäger, wie er uns täglich bei unseren Spaziergängen
oder Ausflügen in der warmen Jahreszeit begegnet,
näher an! Mit Netz und Nadeln, im besten Falle auch
noch mit einem Aetherfläschchen bewaffnet, zieht er
aus. Alle Falter, die ihm zusagen, werden, nachdem
er ihnen die Brust eingedrückt oder nachdem er sie
mit Aether betäubt, gespiesst und — dies ist die Kehr-
seite — lange, lange windet sich das gequälte Thier,
das ja doch auch ein mit Gefühl im weiteren Sinne
begabtes Geschöpf Gottes ist, im Todesschmerz. Stolz
auf seinen Fang steckt der Knabe die armen Thiere
an seine Kopfbedeckung, ohne sich weiter um die
schmerzlichen Zuckungen und Windungen der gequälten
Geschöpfe zu kümmern. Zuhause angelangt, werden
die bedauernswerthen Thiere, besonders die dickleibigen
Falter, noch lebend aufgespannt. — Das ist gradezu
schrecklich. Vor Thierquälerei warnt die Schule, für
Thierquälerei setzt es Polizeistrafen und gerichtliche Be-
strafung — hierbei scheint man nur an die höher or-
ganisirten Thierklassen zu denken — die kleinen Schmet-
terlingsjäger aber lässt man nach Herzenslust gewähren,
trotzdem grade diese die Thierquälerei in grossem Mass-
stabe betreiben. — Es giebt wohl manchen Vater, der,
trotzdem er er der ärgste Gegner der Vivisektion, trotz-
dem er womöglich Mitglied eines Thierschutzvereines
ist, sich über den »wissenschaftlichen Trieb« oder das
unschuldige Vergnügen« seines Erstgeborenen herzlich
freut, den er, da er selbst von den Schmetterlingen
nichts »versteht,« ohne Weiteres gewähren lässt, ohne
zu bedenken, dass der gequälte Schmetterling den
Schmerz grade so empfindet, wie der Hund und die Katze.

Ich leide durchaus nicht an sentimentalem Welt-
schmerz, finde es aber gradezu unerklärlich, wie Eltern
nur zu oft solche Grausamkeiten dulden oder gar noch
gutheissen und unterstützen können, wo ungebrannte
Asche in gehöriger Portion am Orte wäre. Man wende
mir nicht ein, dass man ja dem Knaben ein Fläschchen
mit Cyankalium und eines mit Nikotin verschaffen könne.

Gift in den Händen der Jugend ist und bleibt ein ge-
fährliches Ding. Sonach müsste man ihr, von der ja
das Sammeln von Schmetterlingen meistens ohne alle
wissenschaftliche Basis und nur aus Zeitvertreib — zur
Erholung — eben nur um zu sammeln, betrieben wird,
dieses gradezu verbieten und das Zuwiderhandeln be-
strafen, ebenso wie man den Knaben für das Plündern
eines Vogelnestes bestraft. Nur bedingungsweise, das
ist meine heiligste Ueberzeugung, darf den Knaben das
Sammeln von Schmetterlingen gestattet werden, nämlich
nur unter Anleitung und Aufsicht eines Er-
wachsenen, der selbst wenigstens einige Sachkennt-
niss besitzt, und dessen Pflicht es dann sein wird, alle
und jede Thierquälerei zu verhüten. — Ist der Knabe
gegen die Todeszuckungen eines Falters erst gleich-
giltig geworden, so stumpft er in dieser Hinsicht schliess-
lich ganz ab, und in seinem gereiften Mannesalter wird
ihm der Schmerz der von ihm gequälten Thiere erst
recht gleichgültig sein.

Im verflossenen Sommer machte ich am Czorba-See
in der hohen Tatra die Bekanntschaft eines Schmetter-
lingssammlers, eines liebenswürdigen, freundlichen Alten.
Ich besah mit Lust und Freude in seiner Privatwohnung,
in die er mich führte, die von ihm gemachte reiche
Beute ; aber heiss durchzuckte es mich, als er mir seinen
letzten Fang zeigte, der sich — noch ungespannt —
in einer Kiste befand. Einige Falter waren nur be-
täubt gewesen und an den Nadeln wieder aufgelebt —
ohne dass sie der Herr mit etwas Nikotin von ihren
Todesqualen befreit hätte. Auf meine Bemerkung : » Herr
Professor, einige Thiere leben ja noch!« antwortete er
mit der grössten Seelenruhe: »Das schad't nix!« Ich
schwieg dem Greise gegenüber. 0, hätten die armen
Thiere Schmerzenslaute ausstossen können, der biedre
sonst wirklich liebenswürdige Alte, wäre gewiss anderer
Meinung geworden! — Soviel hinsichtlich der Schmetter-
linge.

Eher kann man schon meines Erachtens den Knaben
in ihren Freistunden das Sammeln von Käfern gestatten.
Ein Fläschchen mit Spiritus ist kein Gift, in ersterem
aber werden alle Käfer ohne Ausnahme sehr rasch vom
Leben zum Tode befördert, ohne dass hiermit eine
Thierquälerei verbunden wäre. Jedoch dürfte es auch
hier von nicht zu verkennendem Nutzen sein, wenn der
jugendliche Sammler von einem Erwachsenen, der von
der Sache etwas versteht; angeleitet würde, wie, wo
und wenn jener die beste Beute machen könnte, wie
man die Käfer tödtet, präparirt und aufbewahrt. Auch
ein Bischen Systematik wird eher in dem Gedächtniss
des Knaben haften, wenn er hierin die nöthige An-
leitung erhält, viel eher und leichter, als wenn er als
Autodidakt erst mühsam alle und jede Kenntniss und
Erkenntniss erringen muss.

Vor Allem aber ist hierzu nöthig, dass der Knabe
nebenbei auch in scientia amabile, der Botanik, An-
leitung erhalte. Die Elementarschule und selbst das
Gymnasium kann hierin bei der geringen Stundenzahl,
die hierfür angesetzt ist, verhältnissmässig nur wenig
leisten, und doch ist dem Sammler von Lepidopteren
und Coleopteren u. s. w., besonders dem ersteren, dieser
Wissenszweig gradezu unentbehrlich , wenn er nicht
blos sammelt, um eine farbenprächtige Sammlung zu-
sammenzubringen und daran seine Augenweide zu haben,
oder um »Geschäfte« zu machen, sondern wenn ihm
die Wissenschaft an und für sich — was ja doch ein
für allemal für den gebildeten Privatmann, abgesehen
von Fachgelehrten, der Fall sein sollte — der Zweck
des Sammelns ist. Bios zu sammeln, um eine schöne
farbenprächtige Sammlung zusammenzubringen, ist
meines Erachtens ein recht kleinlicher Zweck, ein Zweck,
wie ihn die Sammler von Spazierstöcken, Schnupf-
tabaksdosen, Cigarrenspitzen und Tabakspfeifen sich zum
Ziel setzen. Kann schliesslich ein solcher Sammler die
Befriedigung erlangen, die demjenigen zu Theil wird,
welcher sich die Wissenschaft selbst zum Zwecke setzt ?
Nein, und abermals nein ! Deshalb wiederhole ich noch-
mals die Forderung.

Man unterweise den jugendlichen Insektensammler
auch in der Botanik, die ja an und für sich schon
selten schöne Reize gewährt. Die Synopsis von Botanik
ubd Entomologie wird ihm im Mannesalter bei den
biologischen Studien eine grosse Stütze sein, wird ihn
überhaupt erst dazu befähigen, der Mutter Natur hinter
die Coulissen zu gucken und ihre Geheimnisse zu be-
lauschen.

Ich bin mir zwar bewusst, dass nicht jedermann
meine im Vorstehenden entwickelte Ansicht theilen,
dass vielleicht dieser oder jener sie belächeln oder gar
albern nennen wird, ich weiss auch, dass ich für manches
hartgesottene Herz die Stimme des Rufenden in der
Wüste bleiben werde ; doch soll es mir ein süsser Lohn
sein, wenn wenigstens einige verehrte Leser dieser
Zeilen, besonders diejenigen Mitglieder, welche Lehrer
und Erzieher sind, meine Winke, wenn sie es nicht
schon aus eigenem Antriebe gethan, befolgen wollten.
Eine wahre Freude war es mir neulich, als bei einer
Lehrerconferenz während der Debatte über Thierquälerei,
begangen durch die Schuljugend, das Sammeln von
Insekten seitens der Jugend ohne Aufsicht und Anlei-
tung einstimmig verurtheilt wurde. Noch grössere
Freude aber würde mir zu Theil, wenn ich die Ueber-
zeugung gewinnen dürfte, dass auch ausserhalb des
Lehrerstandes meine vorstehende Auseinandersetzung
ein kleines Samenkörnlein geworden ist, das auf guten
Boden fiel.

Aus der Entomologischen Zeitschrift, 1. Jahrgang 1888, No. 12, 1. März 1888, die mir gerade in die Hände fiel, gibt's auch online, paar Fehler ausgebügelt.
 
und Onkel Donald nicht am Ende noch die ganz große Keule aus dem Koffer geholt hat!
Hatte er doch nie die Absicht.
Er war alles nur kein Kriegstreiber.
Was Militärische Fehlentscheidungen im Sinne von Truppeneinsatz und vernichten von Menschenleben angeht, ist er vermutlich ganz vorne als USA Präsident.

Dennoch wünsche ich mir das Enkelkind eines unserer Landsmänner in solch mächtiger Position nicht zurück!
 
Das senkt die g/min, läßt aber die min/km ansteigen. Im Verbrauch ist zwar eine gewisse Nichtlinearität drin, aber Pi mal Daumen glaube ich, daß langsameres Fahren die g/km nicht signifikant ändert. Also jetzt nicht um den Faktor zwei oder so.
Die Energie, die man pro Strecke in den Luftwiderstand verbraucht, steigt dochcim Quadrat der Geschwindigkeit? Damit ist eine Verdopplung des Gesamtverbrauchs ziemlich erreichbar.
 
Jein. Wenn man sich in Geschwindigkeitsbereichen bewegt, in denen der Rollwiderstand dominiert, nicht. Zumindest nicht, wenn man in g/km mißt. Du mußt zusätzlich auch berücksichtigen, daß die min/km, die g/min ein wenig im Zaum halten. Nicht viel, weil sich die min/km bloß linear verhalten und die g/min ...nicht, aber dennoch. Und dann ist da noch der Grundumsatz zu berücksichtigen, dessen Anteil bei geringer Belastrung auch größer ist.

...Mike
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei genau xem Thema wurde ich kürzlich korrekt eingenordet. ;)

Ja und bei einem Milan SL bleibt man meist im Geschwindigkeitsbereich bir zur Parität von Rollwiderstand und Luftwiderstand. Da ist Verdopplung des Verbrauchs der Unterschied zwischen unmerklicher Geschwindigkeit (Rollwiderstand + ~ 0Luftwiderstand) bis volle Geschwindigkeit (beides gleich, also entsprechend dem Doppelten vom Rollwiderstand). Bei Mittleklasse-Velomobilen (Der Spruch von dem die Diskussion ausgeht war doch ein Mango, Hilgo oder Strada, oder?) Sollte man ja deutlich eher in den vom Luftwiderstand dominierten Bereich kommen. Ob ein 1:2-Verhältnis des Verbrauchs bei verschiedenen Fahrstilen da im Alltag schon gebräuchlich wäre, kann ich nicht einschätzen, aber erreichbar dürfte es sein, würde ich meinen.
 
Luftwiderstand = cw*A*rho/2*v².
Daraus entsteht eine Kraft die auf den Körper wirkt. Leistung P = F*v, somit muss diese Kraft nochmal mit der Geschwindigkeit potenziert werden, was einen ³ steigenden Leistungsbedarf zur Geschwindigkeit zur Folge hat.

Aber ja, Energie != Leistung, da war ich wohl noch nicht richtig wach nach dem Mittagsschlaf ;)
 
bin beim stöbern nach einer liege für mich über den folgenden bericht/typ gestolpert.
Liegerad Weltumrundung (facebookprofil)
resp. über den reisetext :
Liegerad Weltumrundung est à San Bernardino Pass.
"Es sind nur noch so 4 km bis zum Pass. Und wenn ich die alle durch den Schnee schieben muss, ich schaffe das." dachte ich mir, wuchtete mein mit Gepäck 35 kg schweres Liegerad auf die Schneedecke und schob los. Leider war der Schnee nicht sonderlich hart, sodass Füße und Räder in ihm versanken, was das Vorankommen extrem anstrengend machte. Alle paar Meter musste ich eine Minute verschnaufen.
Dann hatte ich eine Idee. Ich sah, dass aus dem Schnee größtenteils noch bis zu einem halben Meter die hölzernen Leitplanken der Passstrasse herausschauten. Ich hob das Liegerad auf die Leitplanke, balancierte und schob es auf dieser, während ich selbst daneben durch den Schnee ging.

ist der "wahnsinnstyp" hier im forum ?
via suche hab ich nichts "passendes"gefunden.
 
und schon rübergefädelt : )
Prima Anregung von ChristophS 16/56 schönes Hochrad-Konzept, hat ich auch schonmal überlegt, drehenderweise es aufs Liegeradkonzept zu übertragen... neben der positiven direkten Kraftübertragung ohne Kette wäre bei dieser Art von Tieflieger die Sicht nach vorne durch das 56er oder noch mehr Vorderrad stark eingeschränkt...
 
Warum fahren Sie nicht zur Hölle,
Diesen Ort gab und gibt es nicht, damit wollten die jeweiligen Religions Führer, im Mittelalter, damit meine ich auch die in einzelnen Gemeinden, das Volk nieder und dumm halten. Organisationen die eine solche Tradition haben sind verabschäuungswürdig.
 
Organisationen die eine solche Tradition haben ..
.. Manipulation? Ist überall vorhanden. Ü-ber-all. "Hölle" ist auch nicht drastischer ggü. "Fahrradhelmsicherheit", "Abbiegeunfälle", "Ist nur eine Grippe", "Die sieht man doch gar nicht", "Verbooooten!", Twittergeschnatter vieler Mitbürger, ein Großteil des "Influencertums", Extremausrichtungen allgemein..

Alles Manipulation zu verschiedensten Absichten. Alles ..
.. verabschäuungswürdig .. (sic)
Wird keiner ändern, muss einen allerdings auch nicht belasten. Im Endeffekt tut dies jeder - und gerade diejenigen, welche sich als Opposition dazu sehen, nutzen Manipulation dauernd und gerne, gestehen es sich selbst allerdings selten ein.

Das Konzept von "Himmel" und "Hölle" ist ohnehin interessant, denn in der Hölle ist es nach Überlieferungen deutlich kühler als im Himmel.. ;)

Meiner Meinung nach nicht verabscheuungswürdig, letztlich normaler Zustand in erster Linie - quasi hochoptimiert - des Menschen, wobei die Tierwelt ebenfalls ganz vorzüglich durch Manipulation ihr Überleben (und gewisse Eigennützigkeit) fundiert.
 
Openstreetmap kennt's, bei Gockelmaps finde ich das nicht. Aber das Bethesda-Krankenhaus in Wuppertal liegt unweit der Flur Hölle, Krankenhaus und Hölle passt irgendwie.
 
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