Ökologische(re) Konzepte und daraus resultierende Schwankungen ggü. verbrennungsbasierten Kraftwerken mit 24/7 Betrieb fordern den Einkauf von elektrischer Energie aus dem EU-Ausland und sorgen für übermäßige Netzbelastung.
Guck Dir mal diese Grafik an (rosane Linie: Stromverbrauch, grau: "altmodische" Stromerzeugung, bunt:"ökologische" Stromerzeugung).
Die dargestellten 9 Tage sind ziemlich repräsentativ für normal sonnige Tage der letzten Jahre.
Die Solareinspeisung (gelb) deckt, wenn die Sone scheint, den Mittags-Verbrauchspeak genau ab, der *früher* für ungeheuerlich starke technische Probleme der Stromanbieter und Netzbetreiber führte. Diese technischen Probleme sind Dank der regenerativen Stromerzeugung *verringert* worden und bestehen nun nur noch an Tagen ohne Sonne, also deutlich *seltener*.
Das Gejammer der Netzanbieter und Stromerzeuger bezieht sich in Wirklichkeit darauf, daß denen das *Geschäftsmodell* weggebrochen ist, denn der Strommangel-Ferntransport sowie das Anschmeißen der Gasturbinen pünktlich zur Mittagszeit war ein *extrem* ertragreiches Geschäft an 365 Tagen im Jahr. Jetzt kann man mit diesen einstigen Geldverdienmaschinen nur noch an weniger als 100 Tagen im Jahr Reibach machen. Das ist betriebswirtschaftlich die reinste Katastrophe, volkswirtschaftlich aber ein Grund zum Jauchzen und Frohlocken.
Dadurch, daß Solarenergie auf Mittelspannungsebene eingespeist und dort zum Großteil auch gleich wieder verbraucht wird, fällt für die Übertragung kaum "Dienstleistung" bei den Netzbetreibern an, weshalb sie dafür auch nur wenig Geld kriegen. Nur ein kleiner Bruchteil muss über weite Strecken übertragen werden.
Wir *verkaufen* netto massiv Strom ins Ausland. Eine jederzeitige Bedarfsdeckung aus eigenen Kraftwerken wäre in einem Verbundnetz ziemlich plemmplemm. Der allergrößte Teil gekauften Stromes geht "hier rein und dort raus", d.h. wir versorgen zum Beispiel Österreich, Holland und Luxembourg zu einem gewissen Anteil mit, und damit wir das können, kaufen wir *manchmal* von anderen Ländern Strom dazu. Die Zeiten mit Netto-StromEINkauf sind gering, vor allem im Vergleich mit anderen Ländern des europäischen Stromverbunds. Die verfügbaren Diagramme stammen allesamt von den Übertragungsnetzbetreibern, deswegen sind diese reinen Durchleitungsgeschäfte dort mit drin. Mit gefährdeter Versorgungssicherheit oder gar einer kritischen Abhängigkeit von französischen AKWs hat das wenig zu tun.
Oft wird vergessen, daß *früher* die Verbraucher örtlich dem Strom gefolgt sind: energieintensive Industrie hat es in Bayern/BW zunächst kaum gegeben, weil dort außer ein paar Laufwasserkraftwerken keine Großerzeuger standen (Kohle/Strom-Ferntransport war zu teuer!). Erst die Nuklearkraftwerke haben richtig hungrige Industriebetriebe im süddeutschen Raum so ungefähr ab 1970 überhaupt erst möglich gemacht. Jetzt sind die meisten davon abgeschaltet, aber anstatt analog zur Südwanderung der Industrie in den 1970ern die Großverbraucher nun nach Brandenburg oder nach NRW (zurück)zu verlegen, will man den energiearmen Süden vor Industrieabwanderung schützen und fordert ungeheurliche Stromtrassen.
Man ist weder Kommunist noch Ökodiktator, wenn man Aluminiumhütten, Walzwerke und Großkühllager dort haben will, wo sie hingehören: in die örtliche Nähe von Erzeugern. Wenn sie aus historischen Gründen dort stehen, wo durch geänderte Erzeugerstrukturen nun kein ortsnaher Strom mehr ist, und dann pleite gehen, dann ist das kein grüner Kahlschlag, sondern so ziemlich genau das, was Erhard als "Wirkungskraft des Marktes" bezeichnet hat.
Also bitte genau hingucken *wer* jammert, wenn es um Geheule wegen örtlich oder zeitlich schwankender Einspeisung geht.