Wie persönlich umgehen mit erfahrener Aggressivität im Straßenverkehr?

Beiträge
277
Wenn man in der Forumssuche nach "Aggressivität" sucht findet man Stand heute sieben Trefferseiten, die meisten Treffer betreffen den Straßenverkehr - ein leider häufig diskutiertes Thema.
Die meisten Threads befassen sich meinem Eindruck nach neben Schilderungen von Erlebnissen mit den Themen Radwegbenutzung, Strafanzeigen, eigener Fahrweise und Entwicklung der Aggressivität (Zunahme vs. Abnahme).

Ich möchte mit diesem Thread gerne ein anderes Thema in den Vordergrund stellen, nämlich wie man am Besten persönlich mit der massiven und häufigen Erfahrung von Aggressivität im Straßenverkehr umgehen kann, ohne selbst dabei allzu großen psychischen Schaden zu nehmen.

Natürlich liegt dem auch wieder ein konkreter Anlass zu Grunde. Ich bin heute eine eig. ganz nette 123km Velomobilrunde nördlich von Berlin gefahren und ca. 15km bevor ich wieder zu Hause war (nördlicher Stadtrand Berlins) wurde ich gleich 2x oder 3x angehupt, teils mehrfach, natürlich gepaart mit engem überholen. Zudem einmal aus einem Autofenster angepöbelt. Eig. Standart, aber bislang vor allem auf dem Weg Richtung Innenstadt, weniger auf dem Weg raus.
Von einem Auto habe ich mir das Nummernschild gemerkt. Werde mich hier vlt mal in Thema Anzeigen einlesen, aber eig. habe ich im Leben besseres zu tun als nach jeder Radtour zwei Anzeigen aufzugeben. Ich will doch einfach nur in Ruhe fahren bzw. von A nach B kommen.

Ich weiß nur bedingt, wie es in anderen Regionen in Europa aussieht, aber in Berlin passiert mir das oft, um nicht zu sagen andauernd.
Früher reagierte ich auch teilweise mit Stinkefinger und zurück rufen. Was ich heute noch krasser finde als damals schon war, dass damals jemand echt aus seinem Auto ausstieg und mir als kleinen Schüler breitbeinig vor Wut tobend die Straße versperrte. Aber auch mit Mitte 20 noch (d.h. vor wenigen Jahren) als ich nach solch einem Vorfall an der Ampel wartete (normales Fahrrad) schlug mir plötzlich jemand von hinten auf den Kopf. Nicht sonderlich stark und ich hatte ja einen Helm auf (soviel zu den Helmdiskussionen hier, glaube des Aspekt ist noch wenig beleuchtet), aber so deutlich diese Schwelle von psychischer zu körperlicher Gewalt zu durchbrechen fand ich schon krass. Wie weit ist es dann noch zum Messer oder mutwillig an- oder gar umfahren?
Denke dieses durchaus ja zur Eskalation beitragende eigene Verhalten habe ich mir ganz gut abgewöhnt und bei solch Vorfällen wie heute ist das Geschehen ja ohnehin rein unidirektional, ich bin daran eig. völlig unbeteiligt, abgesehen davon, dass es sich auf mich richtet.

Schlimmer als die wenigen besonders krassen Fälle die über Jahre in Erinnerung bleiben ist aber glaube ich die zermürbende Daueraggression.
Neben dem häufigen Hupen gibt es noch viel häufiger "das kleine Hupen", d.h. Motor beim Überholen laut aufhäulen lassen. Neulich habe ich das sogar innerorts erlebt als ein offensichtlich älterer Herr Richtung Supermarkt und Bushaltestelle wohl nicht schnell genug die Straße überquert hatte.

Leider muss ich zunehmend feststellen, dass ich an diesen massiven Erfahrungen von Aggressivität zunehmend leide. Ich pöbel doch auch nicht andauernd Leute an oder gefärde gar deren Leben!
Angst habe ich merkwürdigerweise gar keine, trotz durchaus realer Gefahren im Straßenverkehr. Stattdessen merke ich aber, wie ich zunehmend daran verbittere und wie es mich traurig stimmt, solch eine kranke Gesellschaft zu erleben. Es stellt sich auch nach all den unzähligen Malen und den vielen Jahren kein erkennbarer Gewohnheitseffekt ein. Ich will mich daran auch nicht gewöhnen, ich will, dass es aufhört. Das wird es aber leider nicht, nicht in den kommenden Jahrzehnten. Ich versuche mich durchaus in Gelassenheit, versuche mehr das Positive zu sehen,... Leider nicht mit ausreichendem Erfolg. Es verdirbt mir zunehmend die Freude am Velomobil- und Fahrradfahren. Ich meide zunehmend den Konflikt, fahre z.B. zur Arbeit pro Richtung extra 3km Umweg unter anderem um eine Stelle zu umfahren, an der ich gefühlt jedes zweite Mal angepöbelt werde (Straßenverjüngung, wo ich dann "im Weg" bin). Ich nutze teilweise sogar Radwege in abenteuerlichem Zustand, die ich vor wenigen Jahren noch auf jeden Fall vermieden hätte.

Ich weiß von einigen Leuten, dass sie das sozusagen als Sport auffassen ("heute wurde ich 5x angehupt") und sich vlt irgendwelche Handlungen dazu überlegen, wie z.B. Strafanzeigen zu stellen oder zurück zu pöbeln.
Sicherlich gibt es viele Leute, die versuchen, das irgendwie an sich abperlen zu lassen.
Und sicherlich gibt es auch Leute, die das auch wirklich trifft, nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Stein. Dazu gehöre wohl leider ich.


Was sind eure Herangehensweisen oder gar Strategien damit umzugehen?
- Nur noch ÖPNV fahren und bestenfalls mal ab und an eine gesellschaftlich akzeptierte Sonntagsradtour fernab der großen Straßen und mit max 15km/h machen?
- Sich der Realität verweigern und krampfhaften Optimismus erzwingen ("nach Corona wird nichts wieder wie vorher und fridays for future werden den Planten retten")?
- Irgendwo in eine Hütte mitten im Wald ziehen und die Menschheit meiden?
- ... ?


Ich würde mich über ein paar Hinweise freuen, wie ihr damit umgeht.

Friedvolle Grüße
Tobias
 
Manchmal fluche ich laut, baut etwas Aggression ab. Meist versuche ich aber ruhig zu bleiben und mir bewusst zumachen, das fast Alle sich ja ok verhalten. Und ich versuche Autoverkehr aus dem Weg zu gehen... also z. Bsp die Grenzstrasse zu meiden und lieber auf den Landwirtschaftlichen Wegen radeln . Oder ich radel in DK. (Geht aber gerade nicht)

Ich fahre Rad aber nur noch als Sport,
 
Ich glaube, es gibt dafür keine allgemeingültige Antwort.
Ich halte es dennoch für wichtig, sich nicht wegpöbeln zu lassen. Insofern ist es leider kontraproduktiv (wenngleich ich das nur allzu gut verstehen kann), wenn du "problematische" Stellen meidest, weil sich dann Autofahrer nie daran gewöhnen werden, daß sie nunmal nicht allein auf der Straße sind. Damit dieses Verhalten so oft vorkommt, muß es in irgendeiner Form gesellschaftlich akzeptiert sein, denn sonst würden die Leute nicht so bereitwillig hupen und aggressiv überholen. Je mehr Leute sich daran gewöhnen, die Straße auch mit anderen Fahrzeugen zu teilen, umso weniger wird derlei Verhalten in Zukunft gesellschaftlich akzeptiert und umso unproblematischer wird das auch alles. Das hilft natürlich kurzfristig nichts.
Wenn eine Stelle allerdings richtiggehend gefährlich ist, meide sie bitte weiterhin, es lohnt nicht, sich in Gefahr zu bringen, nur damit man nachher recht haben kann.
Bei pöbelnden Autofahrern ist natürlich die Frage, was man so macht. Nach Möglichkeit stelle ich diese zur Rede. Ganz wichtig ist jedoch, daß man sich natürlich möglichst an die Verkehrsregeln hält, denn sonst kann man schlecht von anderen fordern, sich auch daran zu halten. Regelungen, die dazu führen, daß man sich selbst absurd gefährdet, schließe ich davon mal explizit aus.
Wenn ein Autofahrer denkt, er müsse an Engstellen nicht anhalten, obwohl er wartepflichtig ist, fahre ich einfach auf ihn zu und verlangsame meine Geschwindigkeit bis zum Stillstand. Ich weiß, daß das ätzend ist, aber die sollen sich gefälligst auch an Regeln halten.
Hupende Autofahrer wollen entweder ihren Überholvorgang ankündigen (außerorts) oder mich auf eine Gefahr hinweisen. Bei Hinweis auf eine Gefahr bin ich dem freundlichen und rücksichtsvollen Autofahrer natürlich dankbar, verlangsame meine Geschwindigkeit und positioniere mich so, daß ich beliebigen Hindernissen problemlos ausweichen kann.
Bei Interaktionen mit Autofahrern grüße ich immer recht freundlich zurück, sofern die Verkehrslage das zuläßt.
Geht das Gepöbel von Fahrzeugen aus, die Unternehmen zuzuordnen sind, schreibe ich ab und an eine E-Mail mit der freundlichen Bitte, den Fahrer doch darauf hinzuweisen, daß er da echt blöd gefahren ist und um zukünftige Rücksichtnahme zu bitten.
Boden-Boden-Raketen wären natürlich auch eine Option, die sind aber (von den rechtlichen Problemen bei Erwerb und Nutzung mal abgesehen) schwer und versauen die Aerodynamik.

Anzeigen bringen leider erfahrungsgemäß nicht viel, da die Polizei i.d.R. nicht daran interessiert ist und sich Nötigungen etc. nur schwer so weit konkretisieren lassen, daß es Erfolg hat. Ab und an versuche ich es natürlich dennoch, meine bisherige Erfahrung war aber sehr ernüchternd.
 
Danke euch für die schnellen Antworten!

Oder ich radel in DK.
Vlt sind die Leute da auch etwas entspannter? Zumindest aus Schweden habe ich eher positives gehört.
Aus Polen eher negatives erlebt. Tschechien gefühlt deutlich besser. Aus dem Wendland (gerade mal 200km entfernt) selbst eher positives erlebt. Das ist natürlich alles nicht repräsentatiiv, aber meine Theorie ist schon, dass das Aggressionspotential in und um Berlin besonders ausgeprägt ist. Aus China kenne ich das zum Beispiel gar nicht. Da stimmt vieles im Straßenverkehr nicht, aber aggressiv sind die Leute schlichtweg nicht oder kaum.

Ich halte es dennoch für wichtig, sich nicht wegpöbeln zu lassen. Insofern ist es leider kontraproduktiv (wenngleich ich das nur allzu gut verstehen kann), wenn du "problematische" Stellen meidest, weil sich dann Autofahrer nie daran gewöhnen werden, daß sie nunmal nicht allein auf der Straße sind.
Ja, ich weiß. Habe hier auch ne zeitland intensiv Verkehrslokalpolitik gemacht und habe auch jahrelang an den besagten Routen festgehalten. Aber ich habe zunehmend das Gefühl diesen Stress nicht mehr dauerhaft auszuhalten oder aushalten zu wollen.

Je mehr Leute sich daran gewöhnen, die Straße auch mit anderen Fahrzeugen zu teilen, umso weniger wird derlei Verhalten in Zukunft gesellschaftlich akzeptiert und umso unproblematischer wird das auch alles.
Auf jeden Fall. Ich denke daher ist, was eig. paradox wirken mag, die Lage in berliner Innenstadtbereichen denke ich auch entspannter als in den Außenbereichen mit ihren mehr oder weniger großen Einfallstraßen. In der Innenstadt ist radfahren ja mittlerweile eher hipp, inkl. Lastenräder.
Dazu kommt nat. eine etwas fortschrittlichere Verkehrspolitik dort als hier draußen.

oder mich auf eine Gefahr hinweisen
Das mag sein, nur sehen sie wohl meine pure Existenz leider schon als Gefahr. Ich hatte heute wirklich schon Zweifel bekommen, ob meine Lichter am Velomobil wirklich an waren, waren sie aber, und das sind viele, super sichtbar!

Bin weitestgehend präsent ohne zu weichen.
Das mache ich ja durchaus auch, aber dieses ständige anpöbeln und anhupen bleibt eben trotzdem. :(
Zumal heute sogar wirklich genug Platz zum Überholen gewesen wäre, ggf. nach Abwarten bis der Gegenverkehr weg war.
Glaube es geht denen eher ums Prinzip dass Rad-/Velomobilfahrer da nicht fahren dürfen (ihrer Meinung nach) oder Dampf ablassen, aufgestaut durch irgendwelche anderen Probleme die sie so haben.
 
mir geht es sehr ähnlich wie kundu es geschildert hat,....
auch die erfahrung, dass das während der letzten jahre, vor allem die letzten 3 jahre,
nicht nur zugenommen sondern massiv zugenommen hat kann ich so teilen. (mehrheitlich stadt zürich unterwegs)

die begründung ist bahnal und einfach immer mehr verkehrsteilnehmer auch velos und anderes, die folgen,
mehr stress, für alle teilnehmenden.

stress abbauen geht bei mir via "auto jagen" und zahlenspielereien.
zahlenspielereien sind rein fiktiv, helfen aber um das ganze "nüchtern" zu betrachten.
z.b. wenn nur jeder hunderste 5 mal träumt und eine milion autos unterwegs sind,.... dann muss es dich ja treffen.
autojagen sind lokale kenntnisse gefragt wo die radarkisten stehen und immer wenn es die topologie beim radarkasten erlaubt,
fährt man so schnell das die überholenden fahrzeuge geblitzt werden.
ist der blitzkasten eingeschalltet klappt das zu nahezu 100 %, freudig wirds in der 30 siger zohne .

schlagfertigkeit,: mir macht es nicht aus dem vater oder der mutter des betreffenden fahrzeugs zu sagen :
ich wünsche ihnen nichts schlechtes, aber das selbe wie sie jetzt gemacht haben kann ihr kind das leben kosten......

an agressionen alles getoppt, hat allerdings der autofahrer ,der auf mich geschossen hat. (ja kaum zu glauben aber mitten in der stadt geschehen.)
 
Aggressive Autofahrer erlebe ich auch dann und wann in Berlin. Letztlich wurde ich sogar beim Überqueren der Fußgängerampel aus einem Auto wild beschimpft. :cry:
Wenn ich mit dem Fahrrad sehr knapp überholt werde, fahre ich vor dem nächsten Autofahrer immer häufiger direkt nach links, da ich festgestellt habe, dass es häufiger eine Kettenreaktion gibt. Diese zeigt auf jedenfalls dem nachfolgenden Autofahrer, dass ich dies nicht mit mir machen lasse. Dadurch kann ich auch ruhig bleiben und muss nicht damit rechnen, dass die nächsten Autofahrer auch knapp überholen. Wenn sich die Autofahrer brav verhalten, mache ich wieder mehr Platz.
Wenn Autofahrer anfangen zu hupen, kann ich das meist auch. Rhythmisch zu Hupen macht mir Spaß, als Jazzmusiker fallen mir dann einige schöne Rhythmen ein.
Es gibt aber auch Straßenabschnitte, die ich umfahre oder auf dem Radweg passiere. Die Anzahl der Straße versuche ich aber gering zu halten. Wenn ich in der einen Richtung schlechte Erfahrungen gemacht habe, dann fahre ich die Straße erst einmal nur in der anderen Richtung, bis ich mich wieder sicher fühle.
 
und immer wenn es die topologie beim radarkasten erlaubt,
fährt man so schnell das die überholenden fahrzeuge geblitzt werden.
Ok, vlt gar nicht so dumm! :D Lediglich, in der Ebene wird das nichts mit der Leiba und die Topologie hier in Brandenburg... Naja, das wird erst recht nichts! :ROFLMAO: Gibt hier aber ohnehin kaum Blitzer.

an agressionen alles getoppt, hat allerdings der autofahrer ,der auf mich geschossen hat. (ja kaum zu glauben aber mitten in der stadt geschehen.)
:eek:? Da ist ja wie bei mir auf den Kopf schlagen noch harmlos!

Aggressive Autofahrer erlebe ich auch dann und wann in Berlin.
Ja, du kennst das ja auch hier. Ob das nun gut ist sei dahin gestellt. ;)

Wenn Autofahrer anfangen zu hupen, kann ich das meist auch. Rhythmisch zu Hupen macht mir Spaß, als Jazzmusiker fallen mir dann einige schöne Rhythmen ein.
Achja, das würde mir auch liegen, bin ja Schlagzeuger. Aber meist hupen sie ja "nur" einmal und ne Hupe habe ich auch nicht. Aber vorallem, ist das nicht auch eher wieder ein Beitrag zur Eskalation?
 
und mir bewusst zumachen, das fast Alle sich ja ok verhalten.
Vlt sind das wirklich regionale Unterschiede, oder meine Wahrnehmung ist schon gestört. Natürlich ist es eine Minderheit die hupt und pöbelt, wäre ja noch schöner, aber knapp überholen, überholen noch beim linksabbiegen, das passiert schon echt oft.

Ich fahre deswegen mit dem VM auch fast immer schneller als ich eig. will um weniger ein Hindernis darzustellen. Eig. pervers, aber gut, dass kann ich noch als Sport auffassen.

Immerhin hatte ich heute zwei nette Begegnungen mit der "Rennleitung". Deutlich überdurchschnittlich oft für ne gute 100km Fahrt. Aber die wollten nur mal gucken und haben mir noch ne gute Fahrt gewünscht. Da war schon mal anders.
 
Aber meist hupen sie ja "nur" einmal und ne Hupe habe ich auch nicht. Aber vorallem, ist das nicht auch eher wieder ein Beitrag zur Eskalation?
Das finden die meist so doof, dann haben die meisten keine Lust darauf zu reagieren. Außerdem wollen die meisten Autofahrer schnell weiter fahren; wenn es zum Gespräch kommt, erinnere ich sie daran.
 
Da bin ich froh im ruhigen Nordwestmecklenburg unterwegs zu sein , obwohl ich hier manchmal die Berge mit 6 bis 10+- Kmh mit dem Alleweder hoch schleiche hat noch kein Autofahrer agressiv reagiert... die meisten reagieren neutral einige positiv . Hier ist ein Velomobil noch was besonderes.

Bin selbst eher defensiv unterwegs so unter dem Motto leben und leben lassen .
 
Ja, klingt plausibel. Die meisten sind ja quasi schon weg.
Aber bei dem der heute gleich mehrfach hupte und dann sogar in meine Richtung abbog fragte ich mich schon, ob der mir noch auflauert. Bin da vlt schon etwas gebrandmarkt.

im ruhigen Nordwestmecklenburg

Na das klingt doch fast nach ner Alternative zur einsamen Hütte im Wald! (y):D
 
Sicher gibt es regionale Besonderheiten. Habe in knapp 10 Jahren Radfahren in Berlin immer den Eindruck gehabt, dass die Aggressivität im Verkehr dort größer ist als an meinem Hauptwohnsitz, obwohl die Verkehrsdichte geringer war. Pöbeln und Ruppigkeit gehört zum Leben dieser Stadt.

Am Rhein ist das Leben relaxter, doch es gibt Ausnahmen. Aus vielen Jahren Fahrerfahrung weiss ich dass Koblenz übel ist, Neuss auch, beides Autostädte mit verständnislosen und rücksichtsschwachen Autofahrern (was vielleicht auch an den vielen Einpendlern vom Land liegt, für die Radfahren eine Freizeitbeschäftigung ist zu der man sein Rad mit dem Auto transportiert). Dazwischen lässt es sich aushalten.

Ich ärgere mich auch schon mal, meist siegt jedoch meine ausgesprochen gute Laune, die sich immer entwickelt wenn ich Zeit und Gelegenheit zum Radfahren finde. Die nicht wenigen aggressiven Radfahrer wundern mich auch — Flachland-MTBler oder Möchtegern-Rennradler, die alles wegnehmen was im Weg steht. Und die Sonntags-mit-Mutti-Radwegverstopfer, die natürlich nebeneinander fahren und keinen Platz machen weil sie jetzt Wochenende haben und das Rechtsfahrgebot nur im Auto gilt. Die Grundauffassung, Radfahrer gehören weg, wird nahtlos vom Auto übertragen.

Auf Autofahrer reagiere ich nicht, außer vielleicht mit freundlichen Winken, bei pöbelnden Radfahrern oder Fußgängern fange ich auch schon mal ein Gespräch an mit der Frage was sie mir eigentlich sagen wollten oder dabei gedacht hätten als sie mich als dies oder das bezeichneten. Die oftmals älteren Herren frage ich gern, warum sie sich in ihrem Alter wie Halbstarke aufführen, die sie begleitenden Ehefrauen hören schon mal meine Frage ob ihnen der Rüpel an ihrer Seite nicht peinlich sei.
Nützen tut das alles nichts, aber ich habe ein wenig Spaß dabei ...
 
sind das wirklich regionale Unterschiede
Deine Wahrnehmung ist nicht gestört.
Auch hier ist es nicht in jeder Stadt gleich, @Jupp bringt es auf den Punkt.
Deine Erfahrung musste ich auch machen, ich war 2018 und 2020 in der Gegend unterwegs, ist schon krass wie sich dort Autofahrer verhalten.
Aber auch die Eingeborenen Radfahrer verhalten sich eigenartig, so als seien sie verpflichtet in den Strassengraben auszuweichen oder sich in Luft aufzulösen wenn sich ein Auto nähert.
Wenn ich mit dem Fahrrad sehr knapp überholt werde, fahre ich vor dem nächsten Autofahrer immer häufiger direkt nach links, da ich festgestellt habe, dass es häufiger eine Kettenreaktion gibt.
So halte ich es auch
Ich nehme mir den Raum der mir zusteht, und versuche diesen in Anspruch zu nehmen
(y)(y)
 
Ich sage mal, sowohl wie man mit Aggression als auch im Nachhinein damit umgehen sollte / kann, hängt leider zu viel von einem selbst ab. Damit meine ich allerdings nicht den Wille oder die Einstellung, sondern die eigenen, körperlichen oder psychischen Grenzen.
Ich bin zB nicht derjenige, der besonders bedrohlich wirkt. Das Resultat hab ich schon zu oft erleben dürfen. Noch dazu kann ich Menschen unheimlich schlecht einschätzen. Sollte eine Anzeige in Betracht kommen, kommt eine Weitere neben den üblichen Schwierigkeiten dazu: ich kann mir fremde Gesichter nur äußerst schwer merken. Durch meine bisherigen Erlebnisse auch außerhalb des Straßenverkehrs habe ich bisweilen Angststörungen. Alles in Allem bin ich froh, in keiner Stadt zu wohnen. Trotzdem passiert mir auch hier sowas.

@windwärts Ja, dagegen komm ich auch nicht gegen an. Schon mal überlegt, ob es eine Schreckschusswaffe gewesen sein könnte? So etwas wäre für den Vandalen von Vorteil, weil er zwar massiv erschrecken, trotzdem aber in dem Moment nicht groß darauf achten muss, auch ja niemanden zu treffen, weil es dann natürlich erst richtig Konsequenzen bedeuten könnte.
 
Servus,
ich kenn das auch.. Und immer wenn ich längere Strecken fahre, merke ich wie ich in Gedanken wieder ins "Meckern" verfalle, ob der Idioten um einen herum. Interessanterweise habe ich bzgl. Aggressivität gegenüber Radfahrern hier in meiner Gegend in den letzten 5 Jahren deutliche Verbesserungen, nicht Verschlechterungen verspürt. Vorher gabs halt nahezu garkeine Radfahrer, daher wars "neu und fremd", jetzt gibts ein paar, ohne gleich so viele zu werden, dass es auch wieder stört.
Dennoch : Das mit Abstand wirkungsvollste Instrument gegen Kopfentkernte ist und bleibt die Kamera. Immer wenn ich eine sichtbar am VM angebracht hatte, gabs keinerlei Probleme. Velomobile übersieht man ganz schnell, eine 5x4m große Aktioncam hingegen scheint aus 500m gut sichtbar zu sein. Und wenn dann doch mal jemand seine primitiven Triebe nicht im Zaum halten kann... Anzeige. Man hat gutes Beweismaterial.

Die Ursache dafür, dass solche Aktionen wie hupen, schneiden und pöbeln immer häufiger passieren : Diejenigen kommen damit ohne jeglichen Nachteil davon. Als würde man in jedem Laden klauen dürfen. Da werdens dann auch von Tag zu Tag mehr Diebe... Also : Klare Kante, notfalls Anzeigen. Leider ist das hier in Deutschland verpöhnt, solange man nicht mit einem Messer, sondern "nur" mit einem 2000kg und 160000W angetriebenem Blechhaufen bedroht wurde. Das hat Industrie und Gesellschaft schon fein hinbekommen...
 
...
Ich würde mich über ein paar Hinweise freuen, wie ihr damit umgeht.
...
Ich verwende meine patentierte Papier-wegwerf-Geste um auszudrücken "Was-willst-Du-eigentlich?". Im Gegensatz zu Schimpfen oder aggressiven Gesten wo man direkt dagegen geht und selber aggressiv wird, drücke ich damit meine Distanz zu dem Kindergarten des anderen aus, dadurch kann ich mich auch innerlich recht gut von der Situation distanzieren.
 
Fahre in auch in Brandenburg rum. Anpöbeleien sind Standard hier. Bin auch schon mal mit aufgeklappteten Taschenmesser neben mir gefahren.
Wie damit umgehen?:
Einmal habe ich rechts am Straßenrand gehalten, um etwas zu trinken. Da hält jemand links neben mir, und ruft irgendwas im agressiven Ton ("Ey Alter" oder so, hatte Ohrenstöpsel drin.) Ich hab nicht nach links geschaut, sondern einfach in Ruhe weitergetrunken. Was passiert? Er fährt weiter.
Ich denke, ignorieren ist die richtige Reaktion. Hätte ich ihn beachtet und mit ihm diskutiert, hätte mich das so aufgeregt und ich hätte den Rest des Tages daran gedacht.
 
Erstens; so weit wie möglich keinen Anlass zur Agression/Pöbelein geben. Also korrektes Verhalten im Straßenverkehr, dann immer Helm, Wimpel, Licht auch am Tag, in der Stadt nie schneller als man bei einem Fahrrad erwarten würde (höchstens 25km/h). Liegeräder sind schlechter zu sehen, das ist leider so.
Zweitens: falls jemand pöbelt - ignorieren. Mental nicht immer leicht umzusetzen. Ich frage mich dann; Ist es mir wert, mich mit so einem Typen abzugeben? Liegt mir was daran? Kann ich die Welt verbessern? Die Antwort ist nein.

(Die Wirkung von Ignorieren habe ich vor 30 Jahren in Indien gelernt. In einem Fotoladen regte ich mich ziemlich auf, daß die Negative so schlecht entwickelt waren, mit viel Staub drauf und zerkratzt. Der Ladenbesitzer hat mich dann stehen lassen und andere Kunden bedient. Dar war ich erst mal baff. Dann erfuhr ich auch noch, daß seine Mutter am Vortag verstorben ist... Also ich hab mich dann nachher so was von blöd gefühlt. Bin dann noch mal hin, mich entschuldigt und so. Die Wirkung, einfach überhaupt nicht beachtet zu werden, ist nicht zu unterschätzen).

Grüße aus Mähren, Steffen
 
Zurück
Oben Unten